Internationale Politik Stolz auf die DDR ?

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 22.10.2014, 19:13:19
"Ich hatte 300 Mark Stipendium + hundert Mark weil ich für eine gewisse Anzahl Fallschirmsprünge das Bestenabzeichen der NVA bekommen habe."


Kann ich auch bestätigen.
Zu meiner Studienzeit ( einige Jahre früher- als du) bekamen schon alle Stipendium. Allerdings gestaffelt nach sozialer Herkunft.
Grundstipendium 140 M ( bekam ich) - meine Frau( heutige) 180 Mark.
Wir hatte auch sog. B-Studenten. Die waren deutlich älter, jahrelang in Arbeit und hatten auf unterschiedlichen Wegen Abi nachgemacht. Die bekamen auch so um die 300 M.
Wegen der billigen Essenspreise ( Mensa...), nahezu kostenloser Unterkunft konnte man damit sogar fast auskommen.
Die Unterkunft war allerdings damals (Anfang 60-iger) kasernenmäßig ( 7 Personen - 1 Schlafraum + 1 Arbeitsraum). Das würde sich kein Student bieten lassen.
Lindensee
Lindensee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Lindensee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.10.2014, 19:13:52
"Ich hatte 300 Mark Stipendium + hundert Mark weil ich für eine gewisse Anzahl Fallschirmsprünge das Bestenabzeichen der NVA bekommen habe."


Kann ich auch bestätigen.
Zu meiner Studienzeit ( einige Jahre früher- als du) bekamen schon alle Stipendium.
...
Die Unterkunft war allerdings damals (Anfang 60-iger) kasernenmäßig ( 7 Personen - 1 Schlafraum + 1 Arbeitsraum). Das würde sich kein Student bieten lassen.

Ich nenne auch einmal von mir die Studien-Eckdaten:
- Studium Mitte/Ende der Achtziger in der DDR
- Grundstip 200 M
- Stip für 3 Jahre in NVA gedient weitere 100 M
- Leistungsstip (für ... wie der Name sagt) 60 / 100 / 150 M

Unterkunft 3 Personen auf einem Zimmer mit je 1 Bett, 1 Kleiderschrank, 1 Tisch (ca. 60x60 cm). Duschraum und Toilette übern Flur. 1 abschließbares Kühlschrankfach (für alle 3 je Zimmer). 1 Küche mit 2 Herden für ca. 10 Zimmer. Im Waschraum stand eine (sehr einfache) Waschmaschine zur Nutzung für alle (kostenfrei).

Gelegentlich mussten die Bereiche durch die Studenten der Zimmer gereinigt werden (keine Abnahme, Sorgfalt in eigenem Interesse).

- Preis für die Unterkunft 10,00 M pro Monat (kein Schreibfehler!)
- keine Strom-, Heiz- oder sonstigen Betriebs- bzw. Nebenskosten
2 Frühstücksvarianten jeden Morgen in der Mensa erhältlich
- Wurst/Käse-orientiert: 1,00 M
- Marmelade-orientiert: 0,50 M
(jedoch kein Getränk dabei)

Die Unterkünfte waren auf dem Schulgelände (Weg 5 min von Zimmertür zur Klassenraumtür).

Mittag (Preis vergessen, auf jeden Fall im unteren, einstelligen M-Bereich).
Abendessen: Selbstversorger.

Lieber Klaus, überlasse es bitte den Studierenden heute, ob
"sie sich das bieten lassen würden".
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Lindensee vom 23.10.2014, 20:37:44
Im großen Ganzen deckt sich dies mit meinen Erfahrungen Lindensee ...nur hatten wir mehr Herde in der Küche und waren zu zweit auf dem Zimmer.

p.s.:
Schmunzeln musste ich bei der "Abnahme". Dann hätte es wohl eine Studentenrevolte in Dresden gegeben.

:)

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adam
adam
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 24.10.2014, 09:45:02
Das sind nette, nostalgische Erinnerungen. Aber was hat das Ganze mit "Stolz auf die DDR" zu tun? Der Bewilligung der Stipendien entnehme ich, daß der Student sie sich durch jahrelanges Beweisen der Willfährigkeit am Arbeitsplatz oder der Nationalen Volksarmee (freiwillig oder durch geflissentliches Mundhalten) gegenüber der Partei, also deren Bonzen, verdienen mußte. Er wurde ausgelesen.

Als ich (Bundesrepublik) meine Mitteilung für den Beginn des Studiums bekam, war ich als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr. Also stellte ich einen Antrag auf vorzeitige Entlassung zwecks Studienbeginns, mit der Begründung, ich würde sonst ein volles Jahr verlieren. Nach einigem Hickhack wurde der Antrag dadurch genehmigt, daß ich 3 Monate unbezahlten Sonderurlaub bekam, allerdings müsse ich die letzten 2 Wochen des Wehrdienstes ableisten. Also verschwand ich zum Studium und kam nach drei Monaten zurück, wie "befohlen". Gleich am ersten Abend wollte mir ein Unteroffizier, dem mein Sonderurlaub gar nicht gepasst hatte, an die Karre fahren und befahl mir, um 22 Uhr ins Bett zu gehen. Nach einem kurzen Disput sagte ich ihm, er könne mich mal am Bürzel fünfern und zwar kreuzweise, weil er dann öfter durch die Mitte käme. Mit ein paar Kumpels verließ ich das Bundeswehrgelände und wir gingen Sahneschnitzel essen. Naja, Riesentheater am nächsten Tag. Befehlsverweigerung und Disziplinarstrafe durch meinen Kompaniechef, mit dem ich, durch Kompaniesport und Tätigkeit als Vertrauensmann der Mannschaften, eher freundschaftlich verbunden war und der deshalb in einer ziemlichen Bedroullie steckte. Es war aber nicht so schlimm, weil ich ihm sagen konnte, daß für mich als Vertrauensmann nicht er als Kompaniechef, sondern der Bataillionsführer als Disziplinarvorgesetzter zuständig sei. Das war ihm allerdings auch unangenehm. Wie er es gemacht hat, weiß ich nicht, jedenfalls bekam ich zwei Tage später in seinem Büro meine Entlassungspapiere, er machte ein Kreuz und schon war ich wieder auf dem Weg nach Hause. Von der Bundeswehr habe ich nie wieder was gehört.

Mein Studium hat mir also 3 Monate und 11 Tage Bundeswehr erspart, statt mich jahrelang zu behindern.

Meinen Lebensunterhalt als Student habe ich mir gerne selber verdient und es nie bereut. Niemand konnte auf meine Dankbarkeit pochen. Schon gar nicht eine Partei oder der Staat.

--

adam
Lindensee
Lindensee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Lindensee
als Antwort auf Lindensee vom 23.10.2014, 20:37:44

...
- Leistungsstip (für ... wie der Name sagt) 60 / 100 / 150 M

Eine kleine Ungenauigkeit möchte ich noch korrigieren:
Leistungsstip 0 / 60 / 100 / 150 M.

Dass keiner meint, 60 M wäre die unterste Stufe ;).

Es gibt noch weiteres aus dem Studium in der DDR zu berichten.
Im ersten Studienjahr konnte man von den schriftlichen Prüfungen befreit werden, wenn man im in Frage kommenden Fach stabil auf "1" stand.
Das wurde auch unkompliziert und schnell gehandhabt. Heute ernte ich für diese Tatsache gelegentlich Staunen. Habe es aber selbst in mehreren Fächern bekommen.

Ja adam, dankbar bin ich bis heute wirklich.

Es ist in diesem Thema "Stolz auf die DDR ?" angebracht, über das Studium dort zu berichten, denn das ist Bestandteil des Bildungssystems im Lande.
justus39
justus39
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von justus39
als Antwort auf Lindensee vom 23.10.2014, 20:37:44
Mir war ja das Glück vergönnt, dass ich noch bei meinen Eltern wohnte und dort Kost und Logis frei hatte.
Aber ich bekam oft Besuch zum Pauken und zum kollektiven Anfertigen von Belegarbeiten, zum Teil weil wir da ungestört waren und auch nicht zuletzt wegen des Abendessens.

Auch in den Privatunterkünften und Internatsräumen hatten wir viel Spaß für wenig Geld. Daran denke ich sehr gern zurück, und ein harter Kern trifft sich noch immer Anfang Oktober für ein gemeinsames Wochenende.

Wie wir das alles organisierten, wie wir zusammenhielten und mit einfachen Mitteln viel Spaß hatten, darauf erlaube ich mir auch heute noch ein klein wenig stolz zu sein.

justus

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pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von pschroed
Egal von wo man kommt man soll immer stolz sein. Es zählt für mich nur das Individuum, kein Ost kein West, nur der Mensch ist wichtig.

Phil.
adam
adam
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von adam
als Antwort auf Lindensee vom 24.10.2014, 11:46:50
Ja adam, dankbar bin ich bis heute wirklich.

Es ist in diesem Thema "Stolz auf die DDR ?" angebracht, über das Studium dort zu berichten, denn das ist Bestandteil des Bildungssystems im Lande.


Dann hat es Dich ja nicht gestört, daß nur studieren konnte, der das Auswahlsystem des Staates, im Sinn der SED und deren führende Mitglieder, bestanden hatte. Wo blieb dann die Gleichberechtigung und Gleichstellung aller, für die sogar viel Fortschritt geopfert wurde? Da denke ich z.B. an den Trabbi. Ich habe gelesen, daß die Autobauer der DDR durchaus Pläne für ein besseres Auto in der Schublade hatten, es aber von der SED nicht genehmigt wurde, für die Gleichstellung.

Stolz auf den Staat hat für mich jede Menge mit Nationalismus zu tun und in meinen Augen war die DDR ein durch und durch nationalistischer Staat, propagiert von SED und Staat.

--

adam
lupus
lupus
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von lupus
als Antwort auf adam vom 24.10.2014, 10:37:35
Das sind nette, nostalgische Erinnerungen. Aber was hat das Ganze mit "Stolz auf die DDR" zu tun? Der Bewilligung der Stipendien entnehme ich, daß der Student sie sich durch jahrelanges Beweisen der Willfährigkeit am Arbeitsplatz oder der Nationalen Volksarmee (freiwillig oder durch geflissentliches Mundhalten) gegenüber der Partei, also deren Bonzen, verdienen mußte. Er wurde ausgelesen.

adam
geschrieben von adam


Das ist nichts anderes als gehässiger Unsinn

lupus
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
Reisen ins sozialistische Ausland

"Zur " guten alten Zeit " war es gar nicht so einfach das " sozialistische Bruderland " zu besuchen. Zur Reise benötigte man ein Ausreisevisum aus der DDR - alleine das war dekadent seine Bürger nur mit einem Visum ausreisen zu lassen. Was wohl sollte man nicht sehen was es dann dort zu sehen gab...?
Also wurde so ein Visum monatelang vorher beantragt. Natürlich bekam man das Visum auch nur gegen ordentliche Gebühren ( hier 60 .- Mark ).

Ohne die Erteilung dieses Visum bekam man keine ausländische Währung bei der Staatsbank getauscht.
Nach Erteilung eines Visum zur Ausreise ging es also zur Staatsbank und es gab die nächste Überraschung. Pro Person gab es für eine 14-tägige Reise nach Ungarn ganze 2650.- Forint zum Kurs von 1 Mark zu 6,10 Forint. Also etwa 30.- Mark pro Tag und Person bei Preisen die mehr als doppelt so hoch wie die uns gewohnten lagen.
"Zu wenig zum Leben. Zu viel, um zu sterben" kann man da nur sagen! "

(CSSR)
"Der Umtauschsatz pro Tag und Person war bis zuletzt 20 Mark in 60 Kronen. Das lief folgendermaße ab:
Man ging auf die sg. Notenbank der DDR, sagte dort zB. "1 Tag CSSR bitte", legte 20 Mark auf den Tisch und bekam 60 Kronen und einen Umtauschstempel in den Ausweis. An der Grenze bekam man dann einen Ausreisestempel in den Personalausweis gedrückt, der belegte, wann man die DDR verlassen hatte und der bei der Wiedereinreise kontrolliert wurde wie lange man denn weg war. Zu Jedem Geldumtausch mit Stempel gehörte dann auch der Ausreisestempel. So konnte auch kontrolliert werden, dass man vorher beim Umtausch nicht geschummelt hatte und für Beispielsweise 5 Tage Geld umgetauscht hatte, obwohl man nur einen Tag reiste.
Sinn des Ganzen war: Es war genau festgelegt wieviel Geld Du im Ausland in wieviel Tagen auszugeben hast. Es wurde bei der Wiedereinreise durchaus kontrolliert was man an Bargeld mit sich führte, so sollten Tricks unterbunden werden "Kronen zu sammeln", d.h. Umgetauschtes Geld im Ausland nicht auszugeben, mehrmals 1-Tages Sätze umzutauschen, nur wegen des Ausreisestempels kurz über die Grenze zu fahren und wieder umzukehren, um beim 10. Mal genug Geld für eine größere Anschaffung (beliebt waren Kaffeemaschine, Ölradiator, verchromte Wasserhähne usw)zu haben.
Man hatte als Reisender also immer nur ein ganz klar definiertes (knappes) Budget zur Verfügung. So reiste man bereits staatlich verordnet als Bettler zu den sozialistischen Brüdern. Man sollte ja nicht ausufernd leben und mit den sogenannten " Reisezahlungsmitteln " um sich werfen."

..und genau das alles haben wir bei unseren Urlauben ins sozialistische Ausland erlebt. Wenn man den Kindern einen Wunsch in Ungarn erfüllen wollte, wie zb. eine Jeans oder Jeansjacke zu kaufen, man sich in Polen einen Ölradiator u. anderes kaufen wollte, weil es das alles in der DDR nicht gab, dann hatte man kaum noch Geld zum Leben!
Man musste die "Benzingutscheine" in Polen für Geld verkaufen um dort leben zu können, damit war der Benzin natürlich knapp für Unternehmungen an der Ostseeküste. Wir waren öfter in Polen an der Ostsee!
Wir wohnten an der Grenze zur CSSR, waren also öfter auch dort.
Tina

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