Internationale Politik Stolz auf die DDR ?

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 13.10.2014, 20:44:47
"Am Freitag dem 30. September 1977 habe ich im Fach Englisch Hausaufgaben bekommen und am darauffolgenden Montag in der neuen Schule passend abgegeben."


Nun übertreib mal nicht. Das klingt ja fürchterlich, wenn man das als Verallgemeinerung eines Schulsystems sieht !

Wir hatten zwar in der DDR in allen Bezirken einheitliche Lehrpläne und Lehrbücher, was allerdings nicht bedeutete, dass in der gesamten DDR der behandelte Stoff oder gar die Hausaufgaben genau auf Tag und Woche "synchronisiert" waren.
Wäre schon aus organisatorischen Gründen ein Ding der Unmöglichkeit.
Das Beispiel mit deinen Hausaufgaben kann nur Zufall gewesen sein.

Die Möglichkeit auf Grundlage des einheitlichen Lehrplans zu variieren - bestimmte Inhalte zu dominieren..., waren schon möglich.
Der genaue Inhalt v. Hfg. waren nicht vorgeschrieben.
Da allerdings beonders "faule" Lehrer gern die Hausaufg. aus den ( wieder einheitlichen) sog. Unterrichtshilfen nahmen, konnten tatsächlich gelegentlich solche Dinge, wie du hier beschreibst, vorkommen.
Das allerdings war nicht die Regel und die Übernahme von Unterrichtsstunden-Verläufen und Hausaufgaben aus Unterrichtshilfen war verpönt, da der U-Stoff und bes. Hausaufgaben dem oftmals recht unterschiedlichen Leistungsvermögen angepasst werden musste.

Ansonsten war es schon von Vorteil einheitliche Lehrpläne zu haben.
Besonders die höheren Klassenstufen profitierten davon ( z.B. bei Ortswechsel, Übergang zum Studium ...)
Der Trend in der BRD geht auch in diese Richtung.
Aber das dauert---dauert...dauert...
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf hafel vom 14.10.2014, 10:21:04
... was mich am meißten störte war, dass, wenn man jemanden mal etwas "kritisches" sagen wollte, sich erst viermal umdrehen musste, dass niemand "spitzelhaft" zu hörte.


wie paranoid ist das denn ?

sitting bull
Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sittingbull vom 14.10.2014, 13:26:51
"wie paranoid ist das denn ?"


Genau - das war PARANOID!

Die bewusste Übertreibung v. hafel beschreibt leider das "Klima" bei politischen Diskussionen in der Öffentlichkeit richtig.
Kritik an der politischen Führung konnte böse Folgen haben, wenn einer der "staatlichen Zuhörer" anwesend war.

Und - du hast Recht - das war paranoid in der "stolzen DDR".

Anzeige

sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von sittingbull
Kritik an der politischen Führung konnte böse Folgen haben, wenn einer der "staatlichen Zuhörer" anwesend war.


was mich mal interessieren würde , was habt ihr denn alles so an konkreter unterdrückung erlebt ...

eure einlassungen klingen , als würdet ihr nur als angstbesetzte zombies
rumgelaufen sein ... auf der suche nach bananen .

sitting bull
circe
circe
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von circe
als Antwort auf sittingbull vom 14.10.2014, 14:07:09
ich, durfte nicht Tierarzt werden, weil mein ABI nicht so sehr schön war!
Aber Landwirtschaft durfte ich studieren! Und weil in der Landwirtschaft auch allerhand Tiere vorkommen habe ich es gemacht! Ich kenne aber Menschen, welche den Spieß nun herumdrehen, weil das so viel einfacher und schöner für sie ist!
Fakt ist, das ein 7 Tage Adventist mit besten Abitur nicht Medizien studieren konnte, weil er am Sonnabend nicht arbeitet! Das habe ich selbst erlebt und fand es auch gut so. Eine Freundin kommt aus einem Pfarrhaushalt und war Kinderärztin. Also hier oben im Norden war man wohl großzügig. Es galt aber der Spruch, für jeden eine Lehrstelle und das war nicht immer SEINE! Also, die Gewollte!
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf sittingbull vom 14.10.2014, 14:07:09
Aujaaaaa sittingbull ...ich wurde unterdrückt.

Ich saß 2x vor der "Lampe", weil ich bei Konzerten "Schwerter zu Pflugscharen" festgenommen wurde. Ich wurde vom Wasserwerfer krankenhausreif gespritzt und durfte nicht als Gruppenbetreuer eines Studentenlagers mit englischen Gast-Studenten arbeiten, weil ich laut Stasi-Akte "politisch nicht gefestigt" war.

Ich hatte nuuuuuuuur zu leiden unter dem DDR-Regime.

:)



Selbst Hasenohren hat man mir hinterrücks gezeigt.
Der Typ war bestimmt ein IM!

Anzeige

justus39
justus39
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von justus39
als Antwort auf sittingbull vom 14.10.2014, 13:26:51
... was mich am meißten störte war, dass, wenn man jemanden mal etwas "kritisches" sagen wollte, sich erst viermal umdrehen musste, dass niemand "spitzelhaft" zu hörte.


wie paranoid ist das denn ?

sitting bull

Da hätte ich mir mein Honorar als Kreisel verdienen können.
justus
hafel
hafel
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von hafel
als Antwort auf dutchweepee vom 14.10.2014, 14:34:56
@ Dutch: Aujaaaaa sittingbull ...ich wurde unterdrückt.

Nein Du doch nicht. Bei Deiner vorstellbaren Vita im FDJ-Hemd wurdest Du ganz bestimmt nicht unterdrückt. Du warst auf der anderen Seite der Unterdrückten. Hast dann ja auch die DDR als NVA-Offizier repräsentiert.

Hafel
puckin
puckin
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von puckin
als Antwort auf dutchweepee vom 14.10.2014, 14:34:56
Dutch schön für dich, daß deine "aufmüpfigkeit" immer so lustig war und deine "kontakte" mit der stasi immer so kurz und friedlich ausgingen.
Ich kenne das aus meinem bekanntenkreis und den studienkollegen etwas anders.
Mein Seminarkumpel und sportskamerad ging 2 jahre in die braunkohle, weil er zur messe in einer kneipe mit einem engländer in dessen sprache parlierte.
Daraus wurde dann eine geheime kontaktaufnahme zur begehung staats feindlicher aktionen gemacht.
Ich flog auch fast, weil ich der "kumpel" war und deshalb auch verdächtig.
gerettet hat mich nur, weil ich damals noch freiwillig bei der armee war, weil man mir von dort eine delegation zum studium meiner wahl versprochen hatte.
Mein wunschstudium wurde abgelehnt weil mein vater kurz zuvor vom maurer zum angestellten befördert wurde, meine mutter war sekretärin, ich also weder arbeiter noch bauernkind und fürs studium des außenhandels von der "abstammung" her nicht mehr geeignet.
Vom versprechen einer delegation zum wunschstudium wußte keiner mehr.
Nun hab ich von der mauer noch gar nicht gesprochen, die dafür sorgte, daß ich meine großeltern nicht mehr sehen und nicht beerdigen durfte.
Ihre letzte "wohnung" im altersheim und ihre grabstätte hab ich dann anfang 1990 besucht.
Aber die DDR war ja ein absoluter rechtsstaat und ich bin fürchterlich stolz auf sie.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf puckin vom 14.10.2014, 15:53:13
@puckin

Den Begriff "Kumpel" kenne ich nur aus dem Bergbau. Meinst Du die "Blueser" und "Kunden"? Da war ich auch unterwegs ...Ruhland, Schwarza, Reitwein...

Ich frage ganz ehrlich ...was meinst Du?

Anzeige