Internationale Politik Stolz auf die DDR ?

hafel
hafel
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von hafel
Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Gegenwart nicht verstehen

In der Zeit zwischen Herbst 1989 und Sommer 1990 hatte ich persönlich den Eindruck als könnte es den Ostdeutschen, mit der Wiedervereinigung, nicht schnell genug gehen . Von Stolz ein Bürger der DDR zu sein, keine Spur! So habe ich es jeden Falls wahrgenommen.

Bei den Montagsdemos hieß es doch: DEUTSCHLAND EINIG VATERLAND. Das Experiment DDR ist eben nicht gelungen. Stolz kann man nur auf vollendete Experimente sein!

Ich war selber bis zum 28 Januar 1956 DDR-Bürger und hat mich die ständige "Doppelzüngigkeit", das Täuschen und Verstellen als sei man "Linientreu", die ständige Gängelung in fast allen Lebensbereichen (ich war ja weder Junger Pionier, noch in der FDJ), Mangel wohin man schaute und dann die Gewissheit, erst als Rentner eventuell in die westliche Welt reisen zu können angewidert. Aus dieser, für mich als Knast empfunden DDR, musste ich raus.

Wenn ich so darüber nachdenke, haben es die Genossen der SED voll versaut eine echte Alternative zum kapitalistischen System auf zubauen. Blind, wie die SED nun mal war

Hafel
Gillian
Gillian
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Gillian
als Antwort auf hafel vom 13.10.2014, 16:16:50
Man es könnte es auch so sehen, dass es im Osten umweltfreundlicher zuging ...
Zugegeben, notwendigerweise, denn für Stromverschwendung reichte es nicht.
Im Osten wurde auch der Faltbeutel aus Stoff erfunden, der in jeder Handtasche zu finden war, denn es hätte ja irgendwo Bananen geben können .
Ich weiß noch, wie Ende 1989 die Leute strahlend aus Westberlin zurückkamen mit Einkäufen in ungelogen manchmal zehn und mehr Plastiktüten, und alle strahlten: "Für jeden Sch ... kriegste da
´nen Extrabeutel!"
Jaja, Sparsamkeit ist heute eine Tugend, und man ist dabei, sie neu zu erfinden .
Gi.
Wilwen
Wilwen
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Wilwen
als Antwort auf hafel vom 13.10.2014, 18:54:35
Warum nur ist es so schwer, ein paar Tatsachen einfach mal zu akzeptieren und sie im Zweifelsfall zu hinterfragen?
An solchen Zitaten aus der besagten Presse gibt es doch nun wahrlich nichts zu deuteln:

Zitat 1:
"Die Schulen wurden von Nazi-Lehrern befreit, unter gewaltigen Anstrengungen wurden neue Lehrer ausgebildet, und Kinder von Arbeitern und Bauern erhielten Zugang auch zu höherer Bildung: Bildung war kein Privileg mehr, sondern wurde zu einem Recht."

Mein damaliger Klassenlehrer war so einer - man nannte sie 'Junglehrer', ein verwundeter Frühheimkehrer, der uns Dorfbengels und -mädchen ins Leben führen und dazu das nötige Wissen beibrigen sollte. Wenn er das Studium mit samt der benötigten Literatur damals hätte selber berappen sollen - oh weh!

Zitat 2:
"Die Menschen in der DDR lebten nicht im Paradies, aber sie genossen ein kostenloses Bildungs- und Gesundheitswesen, für jeden erschwingliche Mieten und Kindergartenplätze. Bürger der DDR kannten Arbeitslosigkeit nur aus den Erzählungen der Alten, aus Geschichtsbüchern und aus Berichten aus den kapitalistischen Ländern."

Daß es bei uns in der damaligen DDR ein einheitliches Bildungssystem gab, setze ich jetzt mal als bekannt voraus. Heute ist das total zerkleckert, jedes Bundesland macht sein "eigenes Ding". Meine Tochter zog vor einiger Zeit um - die Folge, sie mußte für ihre 3 Kinder neue Schulbücher kaufen. Und das zu Preisen, die jenseit jeden Verstehens lagen.

Ganz zu schweigen von zwei eigenen Beispielen - als man mich Ausgang der 70er Jahre (im überreifen Alter also) an die Uni in Leipzig delegierte, kostete mich das noch nicht einmal das Fahrgeld - und als ich dann noch im Jahr der Wende, also 1989, meinen 3. Berufabschluß absolvieren durfte, war es das Gleiche. Kein Mensch hatte diese Bildungswege bei mir und vielen anderen von irgendwelchen politischen Zugehörigkeiten abhängig gemacht. Was zählte, war unser Wille zu lernen, um gestellte Aufgaben noch besser zu erfüllen.

Warum sollte man darauf nicht stolz sein dürfen?
Ich bin es!
Auch wenn die Idee an den vielen Fehlern und einer zunehmenden Korruption scheiterte - vieles aus der damaligen Zeit vermisse ich heute sehr. Und damit bin ich keineswegs alleine auf weiter Flur.
In meinem Alter hat wohl jeder so gewisse Zipperlein - nicht wenige sind ersthaft krank. Was die vielen Diabetiker Deutschlands für die Behandlung ihrer Stoffwechselstörung heutzutage aufbringen müssen, um möglichst von der grausigen Folgeerkrankungen verschont zu bleiben, ist haarsträubend.
An einen Kündigungsschutz bei Krankheit ist doch heute überhaupt nicht mehr zu denken . . . !

All das sind meiner Meinung nach Punkte, über die man ruhig nachsinnen sollte, ehe man alles pauschal verteufelt und absichtlich kleinzureden versucht.

Puuh, wollte gar nicht so weit ausholen . . . .
Willi aus KW

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Lindensee
Lindensee
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Lindensee
als Antwort auf hafel vom 13.10.2014, 18:54:35
...
Bei den Montagsdemos hieß es doch: DEUTSCHLAND EINIG VATERLAND. ...
Hafel

So, hieß es das? Von Anfang an und überwiegend?

Nein. Alle wissen, es hieß: "Wir sind das Volk!"

Mir scheint beinahe, als demonstriert hier jemand heute
"Linientreu"-e

Anfügung in fett von mir.
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf dutchweepee vom 13.10.2014, 16:43:46
dutch also bei dem Lied "Uns're Heimat"
bekomm ich immer noch Gänsehaut, weil es
einfach schön ist.
Dieses Lied erinnert mich an meine Chorzeit
in der Schule, denn dort haben wir es auch
gesungen. Es gab noch viele andere schöne
Lieder. Ich erinner mich gern an meine
Schulzeit.
LG Tina
Lindensee
Lindensee
Mitglied

Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Lindensee
als Antwort auf Tina1 vom 13.10.2014, 19:46:25
Es ist auch gar nicht so leicht zu singen.
Alle Achtung, Tina1, dass Du es konntest.

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hafel
hafel
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von hafel
als Antwort auf Gillian vom 13.10.2014, 19:33:02
Umweltfreundlicher??????

Ich lache mich "kringlich". Dann warst Du nie südlich von Leipzig in Borna/Espenhain. Da wurde es vor lauter Dreck nie hell.

Oh Himmel was für eine Fehleinschätzung.

Hafel
Gillian
Gillian
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von Gillian
als Antwort auf olga64 vom 13.10.2014, 18:03:37
Es war die Achtung vor den arbeitenden Menschen, die Lindensee gemeint hat, und zwar vor allen, nicht nur den Studierten.
Wenn Ihnen dabei nur die Rentenbeiträge einfallen, haben Sie den Sinn nicht verstanden .
Gi.
justus39
justus39
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von justus39
als Antwort auf olga64 vom 13.10.2014, 17:15:45
Obwohl ich hier schon immer den Verdacht habe, besondern schön fanden dieses System die Leute, die später den Anschluss an die BRD nicht so richtig schafften und vermutlich auch jene,die bei Stasi oder sonstigen diktatorischen Institutionen waren (es müssen ja eine Menge gewesen sein, die natürlich hinterher nie dabei waren!), also irgendw Macht hatten und später keine mehr. Olga

Gut, dass ich das weiß.
Meine Zahnärztin stammt aus dem Erzgebirge, und die lobte kürzlich die Wurst von einem Fleischer aus Marienberg, und sagte auch, dass ihr die Brötchen von dem Bäcker aus Wolkenstein besser geschmeckt haben, als die, welche die Bäcker hier anbieten.

Da muss ich mich wohl vor ihr hüten, die war ganz bestimmt bei der Stasi, hat Macht ausgeübt und eine Mauer im Kopf und kommt bestimmt hier mit den Westgebissen nicht zurecht.

justus
hafel
hafel
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Re: Stolz auf die DDR ?
geschrieben von hafel
als Antwort auf Wilwen vom 13.10.2014, 19:39:27
Nur leider konnte sich Deine Wunschrepublik nicht halten. Sie brach aus Mangel an allem zusammen. Die Menschen auf der Straße haben es jedenfalls ganz anders empfunden als Du! Aber es gibt immer ein paar Menschen, die Dingen nachweinen, die Auslaufmodelle sind.

Hafel

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