Internationale Politik Quo vadis Mr Snowden?

olga64
olga64
Mitglied

Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von olga64
Jetzt hat der junge Whistleblower Hongkong via Moskau verlassen; von dort fliegt er anscheinend in das Wikileaks-Land Ecuador. Da sein Pass entwertet wurde, hat er nicht viele Alternativen, Grenzen zu überschreiten.
Was wird aus ihm? Lebenslang in Quito und virtuellen Austausch mit Julian Assange, der in der Botschaft dieses Landes wohl auch lebenslang einsitzt?
Hat sich das alles gelohnt? Und welche Vorteile gibt es für die geknechteten weltweiten Internet-User, die ihrerseits auch ohne Zwang sehr freigebig mit ihren Daten sind?
Immerhin sind ja nicht nur die USA die bad guys sondern vermutlich noch mehr England?
Die einzige Konsequenz wäre, dass jeder das Internet durch Abwesenheit boykottiert - wer da wohl mitmacht? Olga
Karl
Karl
Administrator

Quo vadis Überwachungsgesellschaft?
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 24.06.2013, 17:39:17
Nun, für Snowdon hat sich seine Tat sicherlich persönlich nicht "gelohnt".

Die wesentlich wichtigere Frage ist die, wohin unsere Gesellschaften driften, wenn - wie offensichtlich von Dir Olga - Schnüffeleien in der Privatsphäre quasi als Kavaliersdelikte abgetan werden?

Was bedeutet es, wenn jeder davon ausgehen muss, dass andere alles wissen können?

Auf der einen Seite wird es immer das Sicherheitsbedürfnis geben, mit dem argumentiert wird, die Schnüffelei sei nötig, auf der anderen Seite wird unser Bedürfnis nach Privatheit und Freiheit empfindlich eingeschränkt.

Der einzelne wird von der Allgemeinheit stärker in die Pflicht genommen werden. Die Gesellschaft wird stromlinienförmiger, Abweichungen von der Norm werden noch stärker sanktioniert werden.

Karl
nerida
nerida
Mitglied

Re: Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von nerida
als Antwort auf olga64 vom 24.06.2013, 17:39:17

Immerhin sind ja nicht nur die USA die bad guys sondern vermutlich noch mehr England?


China, Russland sollte man dabei nicht vergessen - aber die haben die ganze Chose wohl besser im Griff oder man regt sich eh nicht auf weil man es bei denen voraussetzt.
Nicht vergessen sollte man all die Terrororganisationen und kriminellen Organisationen, die inzwischenweltweit vernetzt sind und deren Zugriff auf unsere Daten unbekannte riesige Ausmaße haben dürfte.

Dieser Snowdon ist für mich ein Verräter, dem es nicht um die Sache geht sondern um schnöden Mammon - ich glaube es deshalb, weil er viel zu lange diesen lausigen Job ausübte.

Anzeige

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf nerida vom 24.06.2013, 19:15:58
[quote=olga64]

Dieser Snowdon ist für mich ein Verräter, dem es nicht um die Sache geht sondern um schnöden Mammon - ich glaube es deshalb, weil er viel zu lange diesen lausigen Job ausübte.


Daran zweifle ich nun doch etwas, denn immerhin hatte Snowdon auf Hawai ein schönes Haus, eine hübsche Lebensgefährtin und vor allem ein sehr gutes Gehalt, wie vor Tagen präsentiert wurde. Er hat also einiges aufgegeben, um nun rund um die Welt gejagt zu werden und seine Heimat wohl nie wieder sehen zu können. Er konnte ja die Folgen durch das, was mit Assange passierte, ausrechnen.

Wir können sicher nicht beurteilen, was ihn zu dem Verrat bewogen hat. Vielleicht ist er wirklich ein Held? Davon gibt es heute viel zu wenige. Aber vielleicht wollte er auch nur aus der Anonymität des Alltagsleben ins Blitzlicht?

Luchs
qilin
qilin
Mitglied

Re: Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von qilin
als Antwort auf luchs35 vom 24.06.2013, 20:44:19
Ich sehe eigentlich keinen vernünftigen Grund, an den Begründungen von Whistleblowern wie Manning und Snowden besonders zu zweifeln - natürlich kann man irgendwelche tiefenpsychologischen Ferndiagnosen stellen oder den Einfluss der ganz bösen kommunistischen Geheimdienste vermuten...

() qilin
qilin
qilin
Mitglied

Re: Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von qilin
als Antwort auf qilin vom 25.06.2013, 05:45:43
vgl. die Rede von Annegret Falter hier...

Anzeige

Re: Quo vadis Überwachungsgesellschaft?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 24.06.2013, 18:54:27
"Nun, für Snowdon hat sich seine Tat sicherlich persönlich nicht "gelohnt". "
geschrieben von karl


Da bin ich mir nicht sicher.
Ich glaube eher, dass Snowdon gut bezahlt wurde und wird.
Den selbstlosen Helden, der die einzigen Schurken auf dieser Erde ( USA, England)an den Pranger stellt, erkenne ich überhaupt nicht.
Schon die Flugroute zeigt, wer Interesse an den Enthüllungen v. Snowdon hatte und hat.
Es fehlen da eigentlich nur noch Nordkorea und der Iran.

Die Entrüstung in China und Russland halte ich für völlig daneben und gespielt.
In beiden Ländern werden mit staatlicher Unterstützung und durch die ansässigen Geheimdienste Internetschnüffeleien im größten Format ausgeführt. Dazu noch staatlich gestützte Industriespionage.

Dass nach dem Zusammenbruch des "Ostblocks" die Spionage aufhört, habe ich nie erwartet - dafür sind die Interessen der ehemaligen Blöcke immer noch ziemlich weit auseinander.
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 24.06.2013, 17:39:17
Es geht hier nicht um Lohn. Leider gibt es noch viele Menschen, für die Achtung und Ehre nur einen monitären Inhalt haben. Es geht darum das ein weiterer junger Amerikaner den Mut fand und uns sagte: "Eure persönliche Freiheit ist den Menschen, die auf die amerikanische Verfassung ihren Eid geschworen haben, ein feuchten Kehricht wert". Das Snowden in seinem Heimatland 30 Jahre Haft drohen war ihm schon bekannt, als er den Entschluss zur Veröffentlichung fasste.

Aus der Präampel dieser Verfassung:
[i]Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen, die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern, für die Landesverteidigung zu sorgen, das allgemeine Wohl zu fördern und das Glück der Freiheil uns selbst und unseren Nachkommen zu bewahren, setzen und begründen diese Verfassung für die Vereinigten Staaten von Amerika[/indent]
leiten sich die USA das Recht ab, die Völker und Menschen anderer Länder und Kontinente zu ihrem eigenen Nutzen auszuspionieren, überall in der Welt Kriege zu führen und jeden Menschen der es wagt zu zeigen, mit welchen Mitteln es die USA tun, des Geheimnisverrates zu beschuldigen. Die USA stört dabei weniger, das sie Jahrzehnte lang die Freiheit der Menschen dieser Welt, selbst die Freiheit ihrer Freunde mit Füßen getreten haben, sondern viel mehr das es bekannt wurde. Selbst unsere Kanzlerin bangt das ihre Mails und SMS an die Regierungschefs befreundeter Länder von den Geheimdiensten dokumentiert werden.

Daraus resultiert übrigens ihr Wort "Neuland". Sie hat noch nie verstanden, weshalb Obama, seine Familie und alle wichtigen politischen Partner ein abhörsicheres Telefon besitzen.

Unter dem Motto "Haltet den Dieb!" haben sie sogar die Daten aus Chinas Uni-Servern abgezogen. Mir ist übrigens kein seriöser Beweis dafür bekannt, das die USA in Chinas Servern amerikanische Daten fand. Wenn es so wäre, so hätten wir es schon unter lauten Geschrei und mit großen Drohungen erfahren.

Und jetzt? Jetzt schäumen die mächtige Regierung unter Obama und ihre noch mächtigeren Geheimdienste, weil er es getan hat und weil sie ratlos sind, ihn habhaft zu werden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, das USA-Diplomaten in allen Regierungen vorstellig werden, um ein Asyl zu verhindern und es klappt nicht mehr. Hong Kong hat Snowden mit unbekannten Ziel ausreisen lassen, denn er ist dort nicht sicher. Ich denke, das er nicht einmal in Sibirien sicher ist.

Heute gibt es übrigens eine EU-weite Petition, um Edward Snowden innerhalb der EU Asyl zu gewähren: https://www.openpetition.de/petition/argumente/asyl-in-allen-eu-staaten-fuer-edward-snowden
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.06.2013, 09:59:15
In diesem Zusammenhang ein Kommentar von Jens Berger: nachdenkseiten.de: Jagd auf Edward Snowden – Die Rückkehr des hässlichen Amerikaners

Mit Schaum vor den Lippen, das kleine Hong Kong hat es gewagt:
Für Hongkong fand Carney scharfe Worte. Er äußerte Zweifel an der Darstellung der dortigen Regierung, der zufolge es Formfehler beim Auslieferungsantrag der USA gab und Snowden deswegen die Ausreise erlaubt wurde. "Wir glauben einfach nicht, dass es eine technische Entscheidung eines Hongkonger Einwanderungs-Beamten war," so der Regierungssprecher, "Das war eine absichtliche Entscheidung der Regierung, einen Flüchtigen trotz eines gültigen Haftbefehls laufen zu lassen, und diese Entscheidung hat zweifellos einen negativen Einfluss auf die Beziehungen zwischen den USA und China."

Quelle http://www.gulli.com/news/21870-edward-snowden-us-regierung-erhoeht-den-rhetorischen-druck-2013-06-25

Was nun wenn sich keiner mehr beugt?
nostalgie
nostalgie
Mitglied

Re: Quo vadis Mr Snowden?
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.06.2013, 10:31:52
das hat mich das leben gelehrt:
jene, die am lautesten schreien und mit dem finger auf andere zeigen, haben selbst den größten misthaufen vor der Tür.

den usa ging es seit jeher nur um macht, möglichst weltweit.
hat jemand etwas anderes geglaubt?

sie unterscheiden sich in nichts von anderen regierungen. da werden schriftsteller mit der todesstrafe bedroht, weil sie in ihren büchern die wahrheit schreiben. und nun wird ein junger mann bedroht und gejagt, weil er die wahrheit sagte.

wo ist da der unterschied?

ich möchte echt nicht wissen, wer hier in der BRD sein ohr und auge in allen wohnzimmern hat. wir sind nämlich auch nicht besser als der rest der welt.

Anzeige