Internationale Politik Neuer Nahost-Krieg bereits im Herbst möglich - russische Experten
Re: Neuer Nahost-Krieg bereits im Herbst möglich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Die Frage ist tatsächlich nicht, OB Krieg gemacht wird gegen Iran, die Frage ist, WANN Krieg gemacht wird."
Aber - wolfgang - warum diese Zurückhaltung.
Du hast doch die Frage nach dem "WANN" schon vor Jahren beantwortet.
Ich habe mal 3 deiner früheren propagandistischen Ergüsse zum Kriegsbeginn mit dem Iran aus dem Polit-Forum hier im "st" kopiert.
Es sind natürlich viel mehr Kriegsbeginn-Termine( z.T. mit Monatsangabe) aus deiner "Feder".
08.08.05(10:21)
"Die BUSH-Krieger haben den Krieg gegen Iran beschlossen. Was gerade ablaeuft, ist die propagandistische Vorbereitung. Genau wie damals gegen Irak, wird jetzt gegen Iran polemisiert."
06.10.05 (11:34)
"Das wird ein paar Monate dauern. Danach, so meine Einschaetzung der Lage, wird der Iran angegriffen werden. Die iranischen Verantwortlichen sind gut beraten, wenn sie jetzt schon Vorsorge treffen zur militaerischen Verteidigung ihres Landes. Merke: Den Westlern ist nicht zu trauen..."
06.01.06 (13:52)
"Demnaechst wird es Krieg geben. Es geht ums iranische Oel. Der Krieg der Bushisten / Sharonisten ist beschlossene Sache."
Das ließe sich so weiterführen.
Manchmal habe auch ich den Eindruck, dass du sauer bist, dass die Amis - "trotz" deiner Warnungen, die z.T. sehr genau terminiert waren - nicht zugeschlagen haben.
Zumindest frage ich mich, welchen Sinn diese Kriegshysterie machen soll.
Immerhin hast du Arno in dein "Boot" geholt, was allerdings keine allzu große Leistung war.
Willst du ev. Hass schüren - Hass zwischen den Völkern - Hass auf Israel und die USA ?
Meinst du mit Hass einen Krieg verhindern zu können?
Dein Problem ist doch, dass du gegen DIE Gesellschaftsordnung bist, die in "deinem" Land existiert und die von der großen Mehrheit der Bevölkerung so gewollt ist.
Diese Mehrheit macht dir - so erkenne ich das aus deinen Hetzschriften ( ein anderes Wort fiel mir nicht ein)- so große Schwierigkeiten.
Schwierigkeiten, die sich bei dir zum Hass auf diese Mehrheit entwickelt haben, was aus den herabwürdigenden und beleidigenden Bezeichnungen dieser Mehrheit zu erkennen ist.
Oder glaubst du, dass ein Krieg, der vielleicht eskalieren könnte und Millionen Tote fordern könnte, DEIN PROBLEM löst?
Das glaube und hoffe ich nicht - zumal jetzt auch in den USA ein Umdenken - sowohl im Regierungsbereich- als auch bei der Bevölkerung - eingesetzt hat.
Du solltest also langsam die Voraussagen deiner Kriegsbeginn-Termine einstellen - es bringt doch nichts.
Die Gefolgschaft von Arno zu diesem Thema ist keine große Leistung.
Nach Arnos Einschätzung von Anfang 2009 wären wir nämlich gerade beim endgültigen Zusammenbruch der Finanzwirtschaft und Industrie in Deutschland.
Arnos Voraussagen haben eine ähnliche Qualität, wie deine.
UND - das ist gut so !
@ Klaus,
hier bist Du mir zuvor gekommen
Auch ich hatte diese Zitate von Wolfgang noch im Gedächtnis und wollte sie hier als Beleg für seine Hysterie einstellen.
Es gibt gute Gründe, warum ein Krieg gegen den Iran nicht begonnen wurde. Nicht alle sind moralischer Natur. Ein Grund liegt auch in der Unführbarkeit eines Bodenkrieges gegen den Iran und mit Luftschlägen allein kann so ein großes Land nicht bezwungen werden. Das Resultat wäre zudem eine endgültige Feindschaft mit anderen moslemischen Staaten und die weltpolitischen Folgen wären einfach unkalkulierbar. Solange ein Rest Rationalität die Politik bestimmt, glaube ich also nicht, dass der Iran angegriffen wird. Sollte das aber geschehen, würde ich absolut schwarz für die Zukunft sehen.
Was muss also geschehen, um die Gefahr, die andererseits von dem Iran ausgehen könnte, einzudämmen? M. E. sind Sanktionen das falsche Mittel. Der Beginn des Zusammenbruchs des Ostblocks lag in der Ostpolitik Willy Brandts. Man muss auf potentielle Gegner zugehen, sich nicht feindlich vor ihnen aufbauen.
Der Iran sollte aus seiner Ecke, in die er gestellt wurde und sich teilweise selbst gestellt hat, herausgeholt werden. Ein Staat, der enge Wirtschaftsbeziehungen mit seinen Nachbarn hat, wird keinen Krieg mit diesen beginnen. Insofern halte ich die Politik der Türkei und auch diejenige Russlands dem Iran gegenüber für richtig und diejenige der USA, der EU und Israels für falsch und gefährlich.
Karl
hier bist Du mir zuvor gekommen
Auch ich hatte diese Zitate von Wolfgang noch im Gedächtnis und wollte sie hier als Beleg für seine Hysterie einstellen.
Es gibt gute Gründe, warum ein Krieg gegen den Iran nicht begonnen wurde. Nicht alle sind moralischer Natur. Ein Grund liegt auch in der Unführbarkeit eines Bodenkrieges gegen den Iran und mit Luftschlägen allein kann so ein großes Land nicht bezwungen werden. Das Resultat wäre zudem eine endgültige Feindschaft mit anderen moslemischen Staaten und die weltpolitischen Folgen wären einfach unkalkulierbar. Solange ein Rest Rationalität die Politik bestimmt, glaube ich also nicht, dass der Iran angegriffen wird. Sollte das aber geschehen, würde ich absolut schwarz für die Zukunft sehen.
Was muss also geschehen, um die Gefahr, die andererseits von dem Iran ausgehen könnte, einzudämmen? M. E. sind Sanktionen das falsche Mittel. Der Beginn des Zusammenbruchs des Ostblocks lag in der Ostpolitik Willy Brandts. Man muss auf potentielle Gegner zugehen, sich nicht feindlich vor ihnen aufbauen.
Der Iran sollte aus seiner Ecke, in die er gestellt wurde und sich teilweise selbst gestellt hat, herausgeholt werden. Ein Staat, der enge Wirtschaftsbeziehungen mit seinen Nachbarn hat, wird keinen Krieg mit diesen beginnen. Insofern halte ich die Politik der Türkei und auch diejenige Russlands dem Iran gegenüber für richtig und diejenige der USA, der EU und Israels für falsch und gefährlich.
Karl
Hallo Karl,
der Brennpunkt der Betrachtung liegt zu sehr auf einer möglichen Anwendung von Atomwaffen durch den Iran gegenüber Israel. Kernwaffen sind seit 1945 jedoch nicht mehr angewendet worden, selbst nicht zwischen zwei verfeindeten Staaten wie Indien und Pakistan. Die Zahl der Atommächte hat sich erhöht auf derzeit 11 oder 12. Südafrika hat auf seine Atomwaffen aufgegeben, weil deren Unterhalt und vor allem die Trägersysteme zu teuer sind. Das Vorhandensein der Kernwaffen hat insgesamt zu einer nüchternen Betrachtung der Machtverhältnisse geführt, aber nicht in der politschen Rhetorik. Krieg führt man aber letzten Endes nicht, um selbst vernichtet zu werden, sondern um durch einen Sieg einen Nutzen zu haben. Wer aber als erster mit Kernwaffen schießt, stirbt als zweiter. Das galt im Kalten Krieg und gilt auch heute für den Nahen Osten. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Todesbereitschaft iranischer Mullahs sehr groß ist. Was das Psychogramm des iranischen Präsidenten angeht, so muss hier jedoch einiges offen bleiben.
Der Iran hat selbstverständlich das unbestrittene Recht auf friedliche Nutzung der Kernenergie. Allerdings unterwirft sich jedes Land, das den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hat, strengen Kontrollen. Glaubwürdigkeit erlangt ein Staat nicht nur durch Unterzeichnung eines Vertrages, der dann nicht eingehalten wird.
Konflikte werden im Falle des Vorhandenseins einer iranischen Kernwaffenpotenzials weiterhin ausgetragen werden, allerdings unterhalb der atomaren Schwelle. Stellvertreterkriege (Hisbollah im Libanon, Hamas in Gaza) würden geführt werden können und den Konflikt am Köcheln halten. Ein Iran als Atommacht würde in den Klub der Atommächte aufsteigen und mehr politisches Gewicht gewinnen. Darin liegt wohl eher das Ziel der iranischen Politik, wenn ich Rationalität in den Zielen unterstelle. Der Iran würde sein wachsendes Gewicht einsetzen für die Reduzierung des US-Einflusses im Nahen Osten, ein legitimes Ziel übrigens. Das würde zu Spannungen zwischen dem Iran und gemäßigten arabischen Staaten führen (Sunniten gegen Schiiten, diesen Konflikt gibt es auch noch). Nicht Israel allein ist also das Hauptziel der atomaren Rüstung des Iran, sondern die Veränderung der Sicherheitsarchitektur im Nahen Osten insgesamt. Die Atombombe unterfüttert nur den Aufstieg des Iran zu einer regionalen Macht (ein Krieg wäre schon wegen Afghanistan völlig unsinnig; die USA müssten vielmehr alles daran setzen den Iran als Partner in Afghanistan zu gewinnen). Die Atompolitik des Iran kann zu einem sehr teuren Wettrüsten führen. Auch die Türkei, Saudi-Arabien würden auf Kernwaffen bestehen. Mehr Instabilität wäre die Folge. Die USA würden als Gegengewicht zu den Atomwaffen des Iran ihre Präsenz im Nahen Osten festigen müssen, um eine Neutralisierung der atomaren Bedrohung zu unterstreichen.
Ein Krieg mit dem Iran ist das allerletzte, was getan werden könnte, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Die Die Weltwirtschaft würde einen großen Schaden erleiden. Atomwaffen stellen in erster Linie ein politisches Drohpotenzial dar. Mit ihnen lässt sich politischer Druck erzeugen, weil sie Ängste verursachen. Wie Klaus gezeigt hat, hat wolfgang schon vor Jahren einen Krieg mit dem Iran vorhergesagt. Mir sind diese Kriegsprophezeiungen schon lange vor 2005 bekannt.
c.
der Brennpunkt der Betrachtung liegt zu sehr auf einer möglichen Anwendung von Atomwaffen durch den Iran gegenüber Israel. Kernwaffen sind seit 1945 jedoch nicht mehr angewendet worden, selbst nicht zwischen zwei verfeindeten Staaten wie Indien und Pakistan. Die Zahl der Atommächte hat sich erhöht auf derzeit 11 oder 12. Südafrika hat auf seine Atomwaffen aufgegeben, weil deren Unterhalt und vor allem die Trägersysteme zu teuer sind. Das Vorhandensein der Kernwaffen hat insgesamt zu einer nüchternen Betrachtung der Machtverhältnisse geführt, aber nicht in der politschen Rhetorik. Krieg führt man aber letzten Endes nicht, um selbst vernichtet zu werden, sondern um durch einen Sieg einen Nutzen zu haben. Wer aber als erster mit Kernwaffen schießt, stirbt als zweiter. Das galt im Kalten Krieg und gilt auch heute für den Nahen Osten. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Todesbereitschaft iranischer Mullahs sehr groß ist. Was das Psychogramm des iranischen Präsidenten angeht, so muss hier jedoch einiges offen bleiben.
Der Iran hat selbstverständlich das unbestrittene Recht auf friedliche Nutzung der Kernenergie. Allerdings unterwirft sich jedes Land, das den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet hat, strengen Kontrollen. Glaubwürdigkeit erlangt ein Staat nicht nur durch Unterzeichnung eines Vertrages, der dann nicht eingehalten wird.
Konflikte werden im Falle des Vorhandenseins einer iranischen Kernwaffenpotenzials weiterhin ausgetragen werden, allerdings unterhalb der atomaren Schwelle. Stellvertreterkriege (Hisbollah im Libanon, Hamas in Gaza) würden geführt werden können und den Konflikt am Köcheln halten. Ein Iran als Atommacht würde in den Klub der Atommächte aufsteigen und mehr politisches Gewicht gewinnen. Darin liegt wohl eher das Ziel der iranischen Politik, wenn ich Rationalität in den Zielen unterstelle. Der Iran würde sein wachsendes Gewicht einsetzen für die Reduzierung des US-Einflusses im Nahen Osten, ein legitimes Ziel übrigens. Das würde zu Spannungen zwischen dem Iran und gemäßigten arabischen Staaten führen (Sunniten gegen Schiiten, diesen Konflikt gibt es auch noch). Nicht Israel allein ist also das Hauptziel der atomaren Rüstung des Iran, sondern die Veränderung der Sicherheitsarchitektur im Nahen Osten insgesamt. Die Atombombe unterfüttert nur den Aufstieg des Iran zu einer regionalen Macht (ein Krieg wäre schon wegen Afghanistan völlig unsinnig; die USA müssten vielmehr alles daran setzen den Iran als Partner in Afghanistan zu gewinnen). Die Atompolitik des Iran kann zu einem sehr teuren Wettrüsten führen. Auch die Türkei, Saudi-Arabien würden auf Kernwaffen bestehen. Mehr Instabilität wäre die Folge. Die USA würden als Gegengewicht zu den Atomwaffen des Iran ihre Präsenz im Nahen Osten festigen müssen, um eine Neutralisierung der atomaren Bedrohung zu unterstreichen.
Ein Krieg mit dem Iran ist das allerletzte, was getan werden könnte, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Die Die Weltwirtschaft würde einen großen Schaden erleiden. Atomwaffen stellen in erster Linie ein politisches Drohpotenzial dar. Mit ihnen lässt sich politischer Druck erzeugen, weil sie Ängste verursachen. Wie Klaus gezeigt hat, hat wolfgang schon vor Jahren einen Krieg mit dem Iran vorhergesagt. Mir sind diese Kriegsprophezeiungen schon lange vor 2005 bekannt.
c.
@carlos,
meiner Meinung nach verfolgt der Iran auch islamistische Ziele. Wir dürfen unser nüchternes, europäisches Denken nicht 1:1 übertragen. Deshalb kann man sich die Lage durchaus auch ohne Israel vorstellen. Israel ist der ideale Vorwand für Provokationen, aber ersetzbar, z.B nur durch den Erzfeind USA.
--
adam
meiner Meinung nach verfolgt der Iran auch islamistische Ziele. Wir dürfen unser nüchternes, europäisches Denken nicht 1:1 übertragen. Deshalb kann man sich die Lage durchaus auch ohne Israel vorstellen. Israel ist der ideale Vorwand für Provokationen, aber ersetzbar, z.B nur durch den Erzfeind USA.
--
adam
Re: Neuer Nahost-Krieg bereits im Herbst möglich
@ Adam Ich kann Deine und Carlos Argumente gut nachvollziehen.
Es bleibt nur für mich das bittere Geschmäckle, dass der iranische Präsident sich sehr wenig an den Atomsperrvertrag hält und keine Gelegenheit auslässt, Israel von der Landkarte ausradieren zu wollen. Da muss man (ich) eben misstrauischer sein.
Natürlich hat Carlos Recht, dass ein Atomkrieg eher unwahrscheinlicher ist. Nicht aber atomare terroristische Anschläge. Da sind wir heute gefährdeter denn je.
Hafel
Es bleibt nur für mich das bittere Geschmäckle, dass der iranische Präsident sich sehr wenig an den Atomsperrvertrag hält und keine Gelegenheit auslässt, Israel von der Landkarte ausradieren zu wollen. Da muss man (ich) eben misstrauischer sein.
Natürlich hat Carlos Recht, dass ein Atomkrieg eher unwahrscheinlicher ist. Nicht aber atomare terroristische Anschläge. Da sind wir heute gefährdeter denn je.
Hafel
Re: Neuer Nahost-Krieg bereits im Herbst möglich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das Imperium americanum ist unter Druck. Es knirscht hörbar im Gebälk. Die Imperialen wollen nicht weichen. Krieg ist für sie prima ratio. Vietnam, Afghanistan, Irak, demnächst Iran. Für die Kolonisatoren ist Krieg die Grundlage ihres Geschäftes. Für die Kolonisierten ist es Horror.
Ich zitiere aus einem Artikel (besser: aus einem Auszug daraus) aus »Quo vadis, Amerika? Die Welt nach Bush«. Das Buch mit Beiträgen von u.a. Norman Birnbaum, Saskia Sassen und Immanuel Wallerstein ist im Verlag der »Blätter für deutsche und internationale Politik« erschienen. - Nachdruck aus... jW, 28. und 30. Juni 2008
--
Wolfgang
Die Welt als Schachbrett
Der neue Kalte Krieg des Obama-Beraters Zbigniew Brzezinski
Von Hauke Ritz
[...]
Die »Zweite Chance«
Das 1997 veröffentlichte Buch »The Grand Chessboard« (Das große Schachbrett), Brzezinskis Hauptwerk, gewährt einen tiefen Einblick in die langfristigen Interessen US-amerikanischer Machtpolitik. Es enthält einen analytischen Abriß der geopolitischen Zielsetzungen der Vereinigten Staaten für einen Zeitraum von 30 Jahren.
In der deutschen Übersetzung heißt das Buch »Die einzige Weltmacht«.[1] Dieser Titel bezeichnet den ersten Grundsatz, nämlich den erklärten Willen, die »einzige« und – wie Brzezinski es nennt – sogar »letzte« Weltmacht zu sein. Noch entscheidender ist jedoch die zweite Prämisse. Derzufolge ist Eurasien »das Schachbrett, auf dem der Kampf um globale Vorherrschaft auch in Zukunft ausgetragen wird«. (S. 57)
Diesem zweiten Grundsatz liegt die Einschätzung zugrunde, daß eine Macht, die in Eurasien die Vorherrschaft gewinnt, damit auch die Vorherrschaft über die gesamte übrige Welt gewonnen hätte. »Dieses riesige, merkwürdig geformte eurasische Schachbrett – das sich von Lissabon bis Wladiwostok erstreckt – ist der Schauplatz des global play« (S. 54), wobei »eine Dominanz auf dem gesamten eurasischen Kontinent noch heute die Voraussetzung für globale Vormachtstellung ist«. (S. 64) Und zwar einfach deshalb, weil Eurasien der mit Abstand größte Kontinent ist, auf dem 75 Prozent der Weltbevölkerung leben und der drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen beherbergt. [...]
Brzezinski kommt [...] zu dem Schluß, daß das erste Ziel amerikanischer Außenpolitik darin bestehen muß, »daß kein Staat oder keine Gruppe von Staaten die Fähigkeit erlangt, die Vereinigten Staaten aus Eurasien zu vertreiben oder auch nur deren Schiedsrichterrolle entscheidend zu beeinträchtigen.« (S. 283) Es gelte, »die Gefahr eines plötzlichen Aufstiegs einer neuen Macht erfolgreich« hinauszuschieben. (S. 304) Die USA verfolgen das Ziel, »die beherrschende Stellung Amerikas für noch mindestens eine Generation und vorzugsweise länger zu bewahren«. Sie müssen »das Emporkommen eines Rivalen um die Macht (...) vereiteln«. (S. 306)
[...]
Ich zitiere aus einem Artikel (besser: aus einem Auszug daraus) aus »Quo vadis, Amerika? Die Welt nach Bush«. Das Buch mit Beiträgen von u.a. Norman Birnbaum, Saskia Sassen und Immanuel Wallerstein ist im Verlag der »Blätter für deutsche und internationale Politik« erschienen. - Nachdruck aus... jW, 28. und 30. Juni 2008
--
Wolfgang
Die Welt als Schachbrett
Der neue Kalte Krieg des Obama-Beraters Zbigniew Brzezinski
Von Hauke Ritz
[...]
Die »Zweite Chance«
Das 1997 veröffentlichte Buch »The Grand Chessboard« (Das große Schachbrett), Brzezinskis Hauptwerk, gewährt einen tiefen Einblick in die langfristigen Interessen US-amerikanischer Machtpolitik. Es enthält einen analytischen Abriß der geopolitischen Zielsetzungen der Vereinigten Staaten für einen Zeitraum von 30 Jahren.
In der deutschen Übersetzung heißt das Buch »Die einzige Weltmacht«.[1] Dieser Titel bezeichnet den ersten Grundsatz, nämlich den erklärten Willen, die »einzige« und – wie Brzezinski es nennt – sogar »letzte« Weltmacht zu sein. Noch entscheidender ist jedoch die zweite Prämisse. Derzufolge ist Eurasien »das Schachbrett, auf dem der Kampf um globale Vorherrschaft auch in Zukunft ausgetragen wird«. (S. 57)
Diesem zweiten Grundsatz liegt die Einschätzung zugrunde, daß eine Macht, die in Eurasien die Vorherrschaft gewinnt, damit auch die Vorherrschaft über die gesamte übrige Welt gewonnen hätte. »Dieses riesige, merkwürdig geformte eurasische Schachbrett – das sich von Lissabon bis Wladiwostok erstreckt – ist der Schauplatz des global play« (S. 54), wobei »eine Dominanz auf dem gesamten eurasischen Kontinent noch heute die Voraussetzung für globale Vormachtstellung ist«. (S. 64) Und zwar einfach deshalb, weil Eurasien der mit Abstand größte Kontinent ist, auf dem 75 Prozent der Weltbevölkerung leben und der drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen beherbergt. [...]
Brzezinski kommt [...] zu dem Schluß, daß das erste Ziel amerikanischer Außenpolitik darin bestehen muß, »daß kein Staat oder keine Gruppe von Staaten die Fähigkeit erlangt, die Vereinigten Staaten aus Eurasien zu vertreiben oder auch nur deren Schiedsrichterrolle entscheidend zu beeinträchtigen.« (S. 283) Es gelte, »die Gefahr eines plötzlichen Aufstiegs einer neuen Macht erfolgreich« hinauszuschieben. (S. 304) Die USA verfolgen das Ziel, »die beherrschende Stellung Amerikas für noch mindestens eine Generation und vorzugsweise länger zu bewahren«. Sie müssen »das Emporkommen eines Rivalen um die Macht (...) vereiteln«. (S. 306)
[...]
Hallo, wolfgang,
meine Einstellung zur Entwicklung der Nah-Ostkrise basiert seit Jahren auf den viele von allen einsehbaren Zeitungsartikeln, Fernsehberichten und weniger auf Bücher.
Dein genanntes Buch: The Grand Chessboard werde ich mir
besorgen und auch lesen!
Vielen Dank und viele Grüße
arno
meine Einstellung zur Entwicklung der Nah-Ostkrise basiert seit Jahren auf den viele von allen einsehbaren Zeitungsartikeln, Fernsehberichten und weniger auf Bücher.
Dein genanntes Buch: The Grand Chessboard werde ich mir
besorgen und auch lesen!
Vielen Dank und viele Grüße
arno
So einfach ist aber auch Brzeziński nicht einzuordnen. Interessant diese Zeilen aus Wikipedia:
Karl
P.S.: Es ist m. E. doch beruhigend, wenn Brzeziński jetzt als Berater von Obama agiert, da er ja bereits 2007 davor gewarnt hat, dass die USA einen Vorwand für einen Krieg mit dem Iran suchen würden. Er ist also offensichtlich nicht für diesen Krieg. In seinem Schachspiel wäre es wohl ein schlechter Zug, den man vermeiden muss.
In seinem Buch Die einzige Weltmacht skizziert er eine globale unilaterale Dominanz der USA, die an eine Durchdringung amerikanischer Interessen im zentralasiatischen Raum gekoppelt ist. Damit verbunden fordert er für die US-Außenpolitik, die Entwicklung der hier mit den USA konkurrierenden Großmächte China und Russland zu begrenzen, etwa indem man separatistische Bewegungen in den Grenzgebieten unterstützt.
Seit 2006 tritt Brzeziński als Kritiker der US-Politik gegenüber dem Atomprogramm des Iran und im Irakkrieg hervor. Brzeziński ist der Meinung, dass die Strategie der USA gescheitert ist. Anfang 2007 warnte er davor, die USA würden einen Vorwand suchen, um gegen den Iran einen Krieg zu initiieren.
Von ihm soll auch der Begriff des „Tittytainment“ stammen, welcher besagt, dass in Zukunft 80 Prozent der - dann arbeitslosen - Weltbevölkerung durch eine moderne Form von Brot und Spielen bei Laune gehalten werden müssen.
Karl
P.S.: Es ist m. E. doch beruhigend, wenn Brzeziński jetzt als Berater von Obama agiert, da er ja bereits 2007 davor gewarnt hat, dass die USA einen Vorwand für einen Krieg mit dem Iran suchen würden. Er ist also offensichtlich nicht für diesen Krieg. In seinem Schachspiel wäre es wohl ein schlechter Zug, den man vermeiden muss.
„…meiner Meinung nach verfolgt der Iran auch islamistische Ziele. Wir dürfen unser nüchternes, europäisches Denken nicht 1:1 übertragen.“ Adam
Hallo adam und hafel.
das ist richtig. Ich ging jedoch in meinem Beitrag von einem rationalen, berechenbaren Verhalten der Politik aus. Paranoia bei führenden Politikern ist möglich, ebenso die Möglichkeit terroristischer Anschläge mit schmutzigen Atombomben, die leicht herzustellen sind. Eine Atommacht, die gewaltige Mittel aufgewandt hat zur Herstellung einer Kernwaffe, wird diese m. E.jedoch nicht ohne weiteres aus der Hand geben.
Ich weiß, dass dies alles nicht sehr beruhigend wirkt, zu übertriebenem Optimismus besteht kein Anlass.
Viele Grüße
c.
"Es gelte, »die Gefahr eines plötzlichen Aufstiegs einer neuen Macht erfolgreich« hinauszuschieben. (S. 304) Die USA verfolgen das Ziel, »die beherrschende Stellung Amerikas für noch mindestens eine Generation und vorzugsweise länger zu bewahren«. Sie müssen »das Emporkommen eines Rivalen um die Macht (...) vereiteln«. (S. 306)" Brzezinski, Die einzige Weltmacht.
Das Buch erschien in deutscher Sprache 1997, wurde aber schon zu Beginn der 90er Jahre verfasst. Es spiegelt somit die politische Lage der 90er Jahre wieder. In den Schlussfolgerungen weist Brzezinski ausdrücklich auf den unvermeidlichen Aufstieg von Regionalmächten hin und die Vorläufigkeit der Hegemonie. er rechnet mit einer Generation. Damit stünden wir bereits im Endstadium der von ihm vorgezeichneten Epoche weitgehender amerikanischer Dominanz. Brezinski geht im übrigen davon aus, dass Ziel und Zweck amerikanischer Hegemonie die Verhinderung internationaler Anarchie sein muss. Ausdrücklich spricht er davon, dass Amerika die letzte Supermacht der Weltgeschichte sein werde.
Außenpolitische Analysen sind Blaupausen für die Planung außenpolitischer Beziehungen. Sie sind jedoch nicht Gesetzmäßigkeiten, die eine Umsetzung im Verhältnis 1:1 zulassen. Die Analyse Brzezinskis geht von einem zukünftigen relativen Machtverlust der USA infolge des Aufstiegs von Regionalmächten aus. Ausdrücklich erwähnt er die Ausweitung des Einflussbereiches von Ländern mit demokratischen Regierungen und Verfassungen.
Die gründliche Lektüre solcher Bücher könnte helfen in außenpolitischen Dingen sehend zu werden. Es genügt nicht eine Rezension zu lesen. Ich habe vor längerer Zeit bereits auf Brzesinski und dessen Buch hingewiesen, um eine sachliche Ausgangslage für die Diskussion zu haben.