Internationale Politik Liebe Griechen
Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das vermute ich nämlich auch, es wurde gebetsmühlenartig kolportiert, daß " die faulen Griechen " mit 56 Jahren und
mindestens 2000 Euronen in Rente gehen, und das war's, das bleibt dann natürlich in den Köpfen bis zum St. Nimmerleinstag hängen, und die nimmersatten Banken werden auf Kosten der schon am Boden liegenden Bevölkerung saniert!
Edita
Edita, gerade, was die Renten betrifft, so werden im Zuge des Griechenland-Bashings Geschichten in den Medien kolportiert, die verdreht und falsch sind. Ich wurde auf einen Artikel in BILDblog aufmerksam gemacht, der die Verzerrungen mal darstellt, und zwar ausgerechnet in der seriösen FAZ.
Du solltest ihn mal lesen, er klärt darüber auf, wie wenig an diesem angeblich niedrigen Einstiegsalter stimmt:
marina: Seit ich diesen Thread eröffnet habe, rede ich von der Regierung Tsipras. Und zuletzt habe ich gefragt, was sie getan hat. Insofern ist Deine Behauptung "Ingo, wie kommst du eigentlich dazu, immer zu behaupten, es hätte von Seiten der griech. Regierung bisher keine Reformen und keine Anstrengungen gegeben?" (leider wieder mal) reine Polemik.
Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Und seit wann ist die Regierung Tsipras im Amt? Das sind gerade mal ein paar Monate.
Und an welchen Stellen soll sie die Bevölkerung noch mehr ausbluten lassen zur Sanierung der Banken nach all dem, was bereits gekürzt wurde? Und wie schnell soll das alles gehen?
Mach doch mal Vorschläge zur Rettung der Staatfinanzen Griechenlands! Aber welche, die dann auch in einem halben Jahr greifen, dalli dalli! Man darf ihnen keine Zeit lassen, es muss holterdipolter gehen.
Ein Wunder ist gefragt!
Ich würde mich als Nicht-Ökonomin jedenfalls nicht an so etwas herantrauen, weil ich weiß, dass meine volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse nicht ausreichen, um die Sache angemessen beurteilen zu können.
Ich wundere mich deshalb immer sehr über die vielen Schlaumeier, die meinen, diese wirtschaftlichen Gegebenheiten oder Sanierungsvorschläge richtig bewerten zu können.
Aber vielleicht seid ihr einfach alle furchtbar viel schlauer als ich!
Und an welchen Stellen soll sie die Bevölkerung noch mehr ausbluten lassen zur Sanierung der Banken nach all dem, was bereits gekürzt wurde? Und wie schnell soll das alles gehen?
Mach doch mal Vorschläge zur Rettung der Staatfinanzen Griechenlands! Aber welche, die dann auch in einem halben Jahr greifen, dalli dalli! Man darf ihnen keine Zeit lassen, es muss holterdipolter gehen.
Ein Wunder ist gefragt!
Ich würde mich als Nicht-Ökonomin jedenfalls nicht an so etwas herantrauen, weil ich weiß, dass meine volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse nicht ausreichen, um die Sache angemessen beurteilen zu können.
Ich wundere mich deshalb immer sehr über die vielen Schlaumeier, die meinen, diese wirtschaftlichen Gegebenheiten oder Sanierungsvorschläge richtig bewerten zu können.
Aber vielleicht seid ihr einfach alle furchtbar viel schlauer als ich!
Dass die Griechen faul sind und 2000 € Rente bekommen, ist natürlich Unsinn. Es wird aber schon lange nicht mehr "kolportiert", Edita.
Zwei Dinge sind in dem Zusammenhang aber doch erwähnenswert: Derzeit werden täglich zwischen 100 und 200 Mio. Euro (vorgestern und gestern war gar von 400 und 500 Mio die Rede) ab. Diese Abhebungen stammen nciht nur von Reedern, sondern vermutlich vom Mittelstand. Mittelstand sind z,B. Gewerbetreibende (denen man nachsagt, dass sie eher keine Steuern bezahlen; und das glaube ich) und die Menschen, über die wir gehört haben, wieviel sie im Öffentlichen Dienst, einschl. Militär, bekommen und deren Kinder, die nach dem Tod dieser Staatsdiener weiterhin Pensionen erhalten.
Die wirklich armen Griechen gibt es auch reichlich. Wen man aber genauer hinsieht, dürfte sich bei so manchen unser Mitleid in Grenzen halten. Das griechische Kreditkarten-System ist nämlich ein "echtes". Man kann damit nämlich fast bis zum St. Nimmerleinstag einkaufen. Der Schuldenberg kann bis ins Unermessliche steigen. Ich habe vor einigen Monaten mal einen griechischen Rentner im Interview gesehen, der das erklärt hat und ganz klar sagte: Das werde ich nie zurückzahlen können.
Über sowas wird hier nicht geredet, obwohl wir, wenn wir einen so überschuldeten Nachbarn hätten, kein Mitleid mit seiner Lage hätten. Dafür hätten wird dann nur ein "Selber Schuld" übrig. Das mit den Kreditkarten habe ich hier übrigesn vor einigen Monaten schonmal beschrieben. Interessiert hat das niemanden, obwohl es für die Beurteilung "der Griechen" ebenso wichtig ist, wie die Tatsache der kriminellen "Steuervermeidung" der Reichen. Schau'n wir mal, ob ich meine Zeit mit Schreiben wieder vertan habe.
Zwei Dinge sind in dem Zusammenhang aber doch erwähnenswert: Derzeit werden täglich zwischen 100 und 200 Mio. Euro (vorgestern und gestern war gar von 400 und 500 Mio die Rede) ab. Diese Abhebungen stammen nciht nur von Reedern, sondern vermutlich vom Mittelstand. Mittelstand sind z,B. Gewerbetreibende (denen man nachsagt, dass sie eher keine Steuern bezahlen; und das glaube ich) und die Menschen, über die wir gehört haben, wieviel sie im Öffentlichen Dienst, einschl. Militär, bekommen und deren Kinder, die nach dem Tod dieser Staatsdiener weiterhin Pensionen erhalten.
Die wirklich armen Griechen gibt es auch reichlich. Wen man aber genauer hinsieht, dürfte sich bei so manchen unser Mitleid in Grenzen halten. Das griechische Kreditkarten-System ist nämlich ein "echtes". Man kann damit nämlich fast bis zum St. Nimmerleinstag einkaufen. Der Schuldenberg kann bis ins Unermessliche steigen. Ich habe vor einigen Monaten mal einen griechischen Rentner im Interview gesehen, der das erklärt hat und ganz klar sagte: Das werde ich nie zurückzahlen können.
Über sowas wird hier nicht geredet, obwohl wir, wenn wir einen so überschuldeten Nachbarn hätten, kein Mitleid mit seiner Lage hätten. Dafür hätten wird dann nur ein "Selber Schuld" übrig. Das mit den Kreditkarten habe ich hier übrigesn vor einigen Monaten schonmal beschrieben. Interessiert hat das niemanden, obwohl es für die Beurteilung "der Griechen" ebenso wichtig ist, wie die Tatsache der kriminellen "Steuervermeidung" der Reichen. Schau'n wir mal, ob ich meine Zeit mit Schreiben wieder vertan habe.
Was soll dieser Unsinn, marina? Ich habe diesen Thread am 26.1.15, mit Bezug auf das neue griechische Regierungsbündnis so eröffnet:
Könnt Ihr mir bitte erklären, warum bei Euch ein Linksbündnis mit Rechtspopulisten in Koalition geht? Wäre das nicht so, wie wenn bei uns die "Linke" mit der AfD koalieren würde. Oder bin ich gerade verwirrt? Aber vielleicht kann's mir ja jemand aus der ST-Runde verklickern.
Du machst mich hier nun für Dinge an, die ich nicht geschrieben habe. Genau das meinte ich übrigens neulich in einem anderen Thread mit "reflexartig". Schreib' bitte die an, die Du wirklich meinst, marina.
Könnt Ihr mir bitte erklären, warum bei Euch ein Linksbündnis mit Rechtspopulisten in Koalition geht? Wäre das nicht so, wie wenn bei uns die "Linke" mit der AfD koalieren würde. Oder bin ich gerade verwirrt? Aber vielleicht kann's mir ja jemand aus der ST-Runde verklickern.
Du machst mich hier nun für Dinge an, die ich nicht geschrieben habe. Genau das meinte ich übrigens neulich in einem anderen Thread mit "reflexartig". Schreib' bitte die an, die Du wirklich meinst, marina.
Aber Marina - werden Sie doch bitte nicht ungerecht. Weshalb sollte Ingo einen Vorschlag zur Rettung der griechischen Finanzen machen? Ist doch Unfug.
Die Jungs der Syriza (seit 1/2 Jahr im Amt) wollen ja den Gläubigern (also der EZB, dem IWF und den europäischen Steuerzahlern) diktieren, wie diese die Schulden von Griechenland - selbst verursacht - begleichen sollen. Als immerwährendes Argument kommt, dass die "neue Regierung" in Griechenland dies deren Wählern schuldig ist.
Die armen Griechen gibt es sicherlich - aber auch all die anderen, die täglich ihre Millionen Euro von den Banken abziehen und entweder auf deutschen oder französischen Banken deponieren oder im heimischen Schlafzimmer. Es wäre in den letzten Monaten viel Zeit und Raum gewesen, die Kapitalverkehrssteuer zu installieren; ein Sofort-Steuerprogramm (ohne gigantische Amnestie-Möglichkeiten) u.v.m. Die Jungs der Regierung konzentrierten sich aber mehr auf viele Reisen und unfruchtbare Diskussionen ohne jegliche Kompromissbereitschaft, aber gespickt mit vielen Reformversprechen, die ihr Papier nicht wert waren, worauf sie geschrieben sind.
Wenn Sie nun - wie viele andere - den Banken den Garaus machen wollen: das wird bald geschehen. Kommt Griechenland mit den Gläubigern zu keiner Einigung, stellt die EZB die Notfall-Zahlungen ein und die Banken gehen innerhalb weniger Tage Pleite. DAs bedeutet aber auch,dass in Griechenland dann keine Renten, keine Polizisten, keine Gesundheitskosten usw. mehr bezahlt werden können.
Wollen Sie das wirklich?
Auch hier gilt der alte Grundsatz: nichts im Leben ist schwarz oder weiss - es gibt viele Farbschattierungen,die berücksichtigt werden müssen. Olga
Die Jungs der Syriza (seit 1/2 Jahr im Amt) wollen ja den Gläubigern (also der EZB, dem IWF und den europäischen Steuerzahlern) diktieren, wie diese die Schulden von Griechenland - selbst verursacht - begleichen sollen. Als immerwährendes Argument kommt, dass die "neue Regierung" in Griechenland dies deren Wählern schuldig ist.
Die armen Griechen gibt es sicherlich - aber auch all die anderen, die täglich ihre Millionen Euro von den Banken abziehen und entweder auf deutschen oder französischen Banken deponieren oder im heimischen Schlafzimmer. Es wäre in den letzten Monaten viel Zeit und Raum gewesen, die Kapitalverkehrssteuer zu installieren; ein Sofort-Steuerprogramm (ohne gigantische Amnestie-Möglichkeiten) u.v.m. Die Jungs der Regierung konzentrierten sich aber mehr auf viele Reisen und unfruchtbare Diskussionen ohne jegliche Kompromissbereitschaft, aber gespickt mit vielen Reformversprechen, die ihr Papier nicht wert waren, worauf sie geschrieben sind.
Wenn Sie nun - wie viele andere - den Banken den Garaus machen wollen: das wird bald geschehen. Kommt Griechenland mit den Gläubigern zu keiner Einigung, stellt die EZB die Notfall-Zahlungen ein und die Banken gehen innerhalb weniger Tage Pleite. DAs bedeutet aber auch,dass in Griechenland dann keine Renten, keine Polizisten, keine Gesundheitskosten usw. mehr bezahlt werden können.
Wollen Sie das wirklich?
Auch hier gilt der alte Grundsatz: nichts im Leben ist schwarz oder weiss - es gibt viele Farbschattierungen,die berücksichtigt werden müssen. Olga
Interessant dazu ist vielleicht auch dieser Artikel im Tagesspiegel: In seinem Gastbeitrag geht Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras scharf mit seinen Kritikern ins Gericht: "Wer behauptet, deutsche Steuerzahler kämen für die Löhne, Renten und Pensionen der Griechen auf, lügt."
Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Danke, das ist ein wichtiger Beitrag. Denn die Geschichten, die über Griechenland kursieren, sind zu einem großen Teil sehr tendenziös.
Einen anderen Beitrag über "die Mär vom griechischen Luxsusrentner" gibt es jetzt bei Spiegel-TV.
Ich hatte ja schon darauf hingewiesen, welche Falschdarstellungen darüber kursieren.
Einen anderen Beitrag über "die Mär vom griechischen Luxsusrentner" gibt es jetzt bei Spiegel-TV.
Ich hatte ja schon darauf hingewiesen, welche Falschdarstellungen darüber kursieren.
Da ist leider nicht viel Neues zu lesen - wie immer versucht Herr T. die grossen Probleme der Griechen so zu erklären,dass andere Schuld haben. Aber es stimmt ja - da die Rückzahlung der Kredite erst ab 2022 erfolgen, aber vermutlich nie durchgeführt werden, ist auch der deutsche Steuerzahler noch davon verschont. Aber schon in wenigen Jahren werden alle in unserem Land, die Steuern bezahlen, davon stark betroffen sein.
Was Herr T. auch nie sagt (und Herr V. sowieso nicht) - das Verhalten der griechischen Regierung ist nicht unbedingt motivierend für Investoren, die z.B. bereit wären, sich derzeit in Griechenland so zu engagieren,dass dort wieder Arbeitsplätze entstehen. Kann ich sehr gut verstehen - wer will auf diesem morschen Gelände diese Risiken eingehen?
Da müssen dann die Griechen doch noch länger Tomaten importieren, obwohl sie sie im eigenen Land anbauen könnten und viele Unverständlichkeiten mehr - aber wie gesagt - Schuld haben nur die anderen. Olga
Was Herr T. auch nie sagt (und Herr V. sowieso nicht) - das Verhalten der griechischen Regierung ist nicht unbedingt motivierend für Investoren, die z.B. bereit wären, sich derzeit in Griechenland so zu engagieren,dass dort wieder Arbeitsplätze entstehen. Kann ich sehr gut verstehen - wer will auf diesem morschen Gelände diese Risiken eingehen?
Da müssen dann die Griechen doch noch länger Tomaten importieren, obwohl sie sie im eigenen Land anbauen könnten und viele Unverständlichkeiten mehr - aber wie gesagt - Schuld haben nur die anderen. Olga
Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Eine sehr wichtige Passage aus dem Spiegel-Artikel möchte ich jetzt aber doch kopieren, denn ich wundere mich sehr darüber, dass derlei Informationen im Zusammenhang mit Griechenlands Weigerung, Reformen durchzuführen, sonst nie gebracht werden. Ich wusste das nicht in dieser Schärfe und kann die griechische Regierung immer besser verstehen.
Doch in diesem speziellen Fall, in dieser speziellen Situation, tut man der Regierung Tsipras Unrecht, wenn man ihre Weigerung, die Renten noch weiter zu kürzen als angeboten, als bloße Dreistigkeit abtut.
Denn Griechenland kennt keine Sozialhilfe, kein Hartz IV. Für EU-Normalbürger unvorstellbar: Nicht einmal das Existenzminimum ist abgesichert. Arbeitslosengeld gibt es nur für ein Jahr. Mehr als 90 Prozent der Arbeitslosen bekommen derzeit: keinen Cent.
In einer Gesellschaft, in der seit Jahren mehr als jeder vierte Erwerbsfähige ohne Job ist, bedeutet das: Viele Familien rücken noch enger zusammen, teilen alles. Jeder gekürzte Renteneuro fehlt dann nicht nur dem Rentner, sondern auch seinen Kindern und Enkeln. Nicht für Kino oder Café, sondern für Essen, Kleidung, Medikamente. Und bereits jetzt bekommt fast die Hälfte der Rentner weniger als 665 Euro im Monat. Sie fallen damit unter die Armutsdefinition der EU.