Internationale Politik Liebe Griechen

pschroed
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Re: Liebe Griechen
geschrieben von pschroed
als Antwort auf olga64 vom 17.06.2015, 17:53:36
Liebe Olga.

Man kennt die Hintergründe nicht von dieser griechischen Regierung, ich kann mir faßt nicht vorstellen daß es sich um untere Amateure handelt, irgendwas fehlt in dem ganzen Puzzle, entweder sitzt Putin im Geldstartloch oder ....?
Denn so blöd kann ja nun wirklich kein Mensch sein

Phil.
olga64
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Re: Liebe Griechen
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 17.06.2015, 18:00:11
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Putin,der ja selbst massive ökonomische Probleme in seinem Riesenland hat, sich aufopfernd um das kleine Griechenland kümmert - genau so wenig wie die USA, die ihrerseits nur geostrategisch an Griechenland interessiert sind.
Bei der Regierung in Griechenland ist es wie in anderen LÄndern auch: die brauchen Mehrheiten im Parlament und bekommen diese nicht auf BAsis der Reformforderungen des IWF und der EU. Jetzt mahnt ja auch noch die griechische Zentralbank eine Einigung an - denen steht das Wasser bis zum Hals. Am Ende ist man immer klüger - aber wenn Herr Tsipras von Anfang an seinen Kettenhund Varoufakis besser an die Leine genommen hätte, damit der nicht so viel Porzellan zerschlägt, wäre es sicher einfacher gewesen. Olga
ingo
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Re: Liebe Griechen
geschrieben von ingo
als Antwort auf Karl vom 17.06.2015, 15:00:50
Ich habe an anderer Stelle schonmal gefragt, ob jemand Beispiele für (deutliche) Veränderungen kennt. Du scheinst welche zu kennen. Zähl' sie doch bitte mal für uns auf. Aber bitte Fakten und keine Tsipras-Märchen, wie die "Eindämmung des Zigarettenschmuggels", über den ich zwar anfangs mal gelesen habe; aber dann habe ich nie mehr was darüber gehört.
Die Renten-Nummer hält sich auch wacker. Mein Wissensstand ist, dass weitere Rentenkürzungen vom Tisch wären, wenn Griechenland seine Militärausgaben von 4 auf 2% kürzen würde. Ich glaube aber, dass der Haken daran ist, dass die Armee zuviele Soldaten bezahlen muss; womit wir wieder bei dem irrwitzigen Behördenapparat Griechenlands sind, der gerade erst wieder aufgestockt wurde (Stichwort: Wiedereinstellungen).

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Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 17.06.2015, 19:56:08
Ingo, wie kommst du eigentlich dazu, immer zu behaupten, es hätte von Seiten der griech. Regierung bisher keine Reformen und keine Anstrengungen gegeben? Woher beziehst du deine Informationen? Welche Zeitungen liest du? Oder schreibst du das einfach mal so, ohne dich zu infomieren?

Ist dir und allen Griechenland-Bashern eigentlich klar, wie weit die Renten bereits gekürzt wurden seit Beginn der Krise? Wisst ihr eigentlich, wie weit die Menschen da schon bluten mussten und wie verzweifelt sie sind, weil sie nicht noch mehr sparen können?
Du solltest, wenn du schon solche Behauptungen einfach mal so in den Raum stellst, zumindest vorher mal ein paar Recherchen anstellen, um sicher zu sein, dass sie stimmen.

Griechenland hat schon eine ganze Menge Reformen eingeleitet, nur nimmt sie keiner zur Kenntnis. Es geht doch in Wirklichkeit nur noch um die Banken und deren Rettung bei diesen ganzen Rettungsmaßnahmen, die Bevölkerung selber kriegt keinen Pfennig von den Hilfspaketen, sondern wird immer ärmer.

Gut, du wolltest Fakten, Fakten, Fakten. Hier ein Ausschnitt zu den Reformen, die seit Beginn der Krise eingeleitet wurden:
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"Maßnahmen der griechischen Regierung:
Erstes Sparpaket – März/April 2010

Am 3. März 2010 wurde die Mehrwertsteuer mit Wirkung vom 15. März 2010 von 19 Prozent auf 21 Prozent erhöht und eine Kürzung der Beamtengehälter beschlossen. Dadurch sollen jährlich 4,8 Milliarden Euro eingespart werden.[156] Darüber wird das Weihnachts- und Urlaubsgeld für alle Bediensteten im öffentlichen Dienst um 20% und alle Zulagen um 30% gekürzt.[157]

Am 28. April 2010 wurde vom Kabinett der Kallikratis-Plan beschlossen, wonach Verwaltungsausgaben von 1,8 Milliarden Euro jährlich eingespart werden sollen. Geplant ist, das 13. und 14. Monatsgehalt der Beamten permanent zu streichen.[158]
Zweites Sparpaket – Mai 2010

Am 2. Mai 2010 beschloss die griechische Regierung ein mit IWF und EU ausgehandeltes Maßnahmenpaket. Durch folgende Maßnahmen sollen bis 2013 etwa 30 Milliarden Euro eingespart werden:[159]

Einfrierung der Beamtengehälter über 2000 Euro
Reduzierung der Verwaltungsebenen von fünf auf drei
Reduzierung der Stadtverwaltungen von derzeit über 1000 auf 370
Streichung des 13. und 14. Monatsgehalts bzw. der Monatsbezüge im öffentlichen Dienst[160]
Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst: Nur jede fünfte Stelle, die im öffentlichen Dienst frei wird, soll neu besetzt werden. Im Herbst 2011 sollen weitere Stellen gestrichen werden.[161]
Anhebung des durchschnittlichen Rentenalters von 61,3 auf 63,4 Jahre[160]
Anhebung der Mehrwertsteuer von 21 Prozent auf 23 Prozent sowie Erhöhung der Steuern auf Tabak, Spirituosen und Kraftstoff[160]
Streichung der 13. und 14. Monatsbezüge für Rentner

Das griechische Parlament verabschiedete das Sparpaket am 6. Mai 2010.[162]
Drittes Sparpaket – Juni 2011

Das griechische Parlament stimmte dem dritten Kürzungspaket der Regierung am 29. Juni 2011 zu. 155 der insgesamt 300 Abgeordneten stimmten in der namentlichen Abstimmung dafür, 138 votierten dagegen, 5 enthielten sich und 2 nahmen an der Abstimmung nicht teil. Bis 2015 will die Regierung Papandreou damit rund 78 Milliarden Euro einsparen (rund 28 Milliarden Euro durch Leistungskürzungen und Steuererhöhungen, 50 Milliarden durch Privatisierungen und Verkauf staatlicher Immobilien).[163] Die Verabschiedung des Sparpakets war die entscheidende Voraussetzung für die Freigabe einer weiteren, fünften, Tranche aus dem 110 Milliarden Euro schweren ersten Rettungspaket durch EU und IWF. Ungeachtet der Entscheidungen im Parlament rechnen zahlreiche Wirtschaftsexperten mittelfristig mit einer Umschuldung Griechenlands.

Hauptpunkte des dritten Pakets:[164]

Steuern: Die Vermögensteuer wird angehoben ebenso wie die Mehrwertsteuer für verschiedene Bereiche. Zudem wird eine „Solidaritätssteuer“ eingeführt, Steuerbefreiungen sollen wegfallen.
Löhne: Bis 2015 soll die Zahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst um 150.000 reduziert werden, die verbleibenden Beamten müssen länger arbeiten.
Sozialleistungen: Die Vermögen von Leistungsbeziehern sollen überprüft und eine Reihe von Leistungen gekürzt werden.
Verteidigung: Im kommenden Jahr will das Land bei der Rüstung 200 Millionen Euro sparen, von 2013 bis 2015 sollen es dann jährlich 333 Millionen Euro sein.
Gesundheitssystem: 2011 sollen 310 Millionen Euro und weitere 1,43 Milliarden bis 2015 gekürzt werden – etwa durch eine Absenkung der staatlich festgesetzten Preise für Medikamente.
Investitionen: In diesem Jahr sollen 700 Millionen Euro weniger fließen, die Hälfte dieser Summe soll auf Dauer wegfallen.
Privatisierungen: Viele Staatsbetriebe sollen in private Hand wechseln. Zu diesem Zweck wurde am 1. Juli 2011 eine Privatisierungsgesellschaft mit dem Namen Hellenic Republic Asset Development Fund (HRADF) eingerichtet werden.[165] Unsicher ist, ob in der derzeitigen Lage angemessene Preise für die Unternehmen erzielt werden können.[166]

Anfang 2012 wurde bekannt, dass die Privatisierung kaum nennenswerte Fortschritte macht und die von Griechenland für 2012 versprochenen Erlöse von 11 Milliarden Euro unrealistisch erscheinen.[167]"


Quelle: Wikipedia. Fakten, Fakten, Fakten.
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Ich habe es extra bis zu diesem Punkt kopiert, weil die Links sowieso nie gelesen werden. Die Liste geht aber noch ein ganzes Stück weiter, aber den Rest kannst du/könnt ihr dann doch im Link lesen, sonst wird es zu lang.

Damit dürfte jedenfalls die Behauptung widerlegt sein, dass die griechische Regierung nichts getan hat. Und was die neue Regierung betrfft, so ist es ein Unding, von ihr in ein paar Monaten zu verlangen, dass sie das Land von jetzt auf gleich wieder auf die Beine stellt, indem sie noch weitere Kürzungen einführt als die bereits erfolgten. Noch mehr kann den Leuten einfach nicht mehr zugemutet werden.

Im Übrigen ist es immer so besonders erfreulich, wenn ein Rentner oder Pensionär in Deutschland, dem es mehr als gut geht, solche Sprüche kloppt. Ich möchte dich und die andern Rentner hier mal sehen, wenn ihre Renten so gekürzt werden würden wie in Griechenland. Da wäre aber ein Aufstand fällig, und zwar vom Feinsten, da bin ich mir sicher. Ihr regt euch doch schon auf, wenn es mal keine Erhöhung gibt.

Die Rentenkürzungen sind vor allem in den Abschnitten darunter aufgeführt, ihr solltet doch ausnahmsweise mal den Link anklicken, auch wenn es euch sicher eine große Überwindung kostet. Ich kann hier nicht alles kopieren.
Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.06.2015, 23:39:10
Ich möchte noch auf einen interessanten Artikel in der Zeit aufmerksam machen. Auch hier lohnt es sich, ihn mal zu lesen. Auszüge:
Europa erlebt einen Konflikt, der bislang unter Kreditblasen verborgen und von Wachstumsschüben abgefedert war – den Konflikt zwischen nationaler Demokratie und Brüsseler Durchsetzungsmacht. Die in großer Eile durchgesetzte Euro-Rettungspolitik schneidet nämlich tief ins Fleisch der nationalen Souveränität, vor allem ihr Dreigestirn, die berüchtigte Troika aus Internationalem Währungsfonds, der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank. Was sie an Reformen durchsetzt, besitzt die Wirkung von Gesetzen, und deshalb war die Troika verhasst: Sie erschien als Souverän über dem Souverän, gleichsam als Brüsseler Implantat im nationalen Parlament. Gerade nationalstolze Konservative empfanden die Interessenvertreter der Geldgeber als demütigend. Die Troika, so der ehemalige Vizepräsident der EU-Kommission Günter Verheugen, "hat Athen wie eine Außenstelle Brüssels" behandelt. "Cash gegen Reformen" – dieses erpresserische Programm sei "gescheitert".

Die Troika verlangte noch andere Opfer. Sie nötigte den Schuldnerländern ein "alternativloses" Sparprogramm auf, das nicht nur wegen seiner Erfolgsaussichten, sondern auch wegen seiner dramatischen sozialen Folgen unter Ökonomen von Anfang an umstritten war. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman bestreitet ganze Abende damit, sich über Wolfgang Schäubles ökonomischen Heilsplan lustig zu machen: Sparen in der Rezession? "Niemand glaubt diesen Unsinn in den internationalen Organisationen." Auch nach Ansicht von Joseph Stiglitz, ebenfalls Wirtschaftsnobelpreisträger, hat die Austeritätsmedizin den griechischen Patienten beinahe umgebracht. Inzwischen räumt sogar der IWF ein, er habe "Fehler gemacht".
geschrieben von Die Zeit
Lilac
Lilac
Mitglied

Re: Liebe Griechen
geschrieben von Lilac
Der Schuldenschnitt kommt auf jeden Fall

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Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Lilac vom 18.06.2015, 07:23:26
Tja, als ich unlängst genau so argumentierte wurde ich als irrationales Dummchen hingestellt. Obwohl ich Frau Merkel als Kanzlerin schätz(te), sie ist nun mal keine Ökonomin und hat sich in Sachen Griechenland (aber nicht nur) unwahrscheinlich verrannt. Niemand hat von Griechenland ernsthaft Struktur Reformen verlangt oder geholfen, diese zu implementieren. Ein Land welches unter unsäglicher, unsinniger Bürokratie schier erdrückt wird, kann nicht gedeihen.
Bruny
Edita
Edita
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Re: Liebe Griechen
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.06.2015, 23:39:10
Griechenland hat schon eine ganze Menge Reformen eingeleitet, nur nimmt sie keiner zur Kenntnis. Es geht doch in Wirklichkeit nur noch um die Banken und deren Rettung bei diesen ganzen Rettungsmaßnahmen, die Bevölkerung selber kriegt keinen Pfennig von den Hilfspaketen, sondern wird immer ärmer.


Das vermute ich nämlich auch, es wurde gebetsmühlenartig kolportiert, daß " die faulen Griechen " mit 56 Jahren und
mindestens 2000 Euronen in Rente gehen, und das war's, das bleibt dann natürlich in den Köpfen bis zum St. Nimmerleinstag hängen, und die nimmersatten Banken werden auf Kosten der schon am Boden liegenden Bevölkerung saniert!

Edita
Lilac
Lilac
Mitglied

Re: Liebe Griechen
geschrieben von Lilac
als Antwort auf Edita vom 18.06.2015, 07:45:15
Entschuldigung, ich weiß, dass es hier um Griechenland geht. Trotzdem sei mir ein kleiner Vergleich gestattet.
In Spanien habe ich die Crisis noch hautnah mit erlebt. Auch dort gingen die Gelder ausschließlich in die Banken etc.. Der kleine Bürger litt (und leidet immer noch) Not. Viele Spanier haben die bereits angezahlte Wohnung verloren und nahmen unter Brücken Quartier. Die Arbeitslosigkeit stieg ins Unendliche.
Natürlich litten alle unter den Streichungen im Schul- und Gesundheitswesen und tun es noch heute. Doch zumindest ist ein Silberstreif am Horizont sichtbar. Spanien wird es wohl tatsächlich schaffen, mit Hilfe der EU die Wirtschaftskrise langsam zu besiegen und viele Fälle von Korrustion (die Spitze es Eisberges natürlich nur) wurden zur Anzeige gebracht.

Es geht also, auch wenn die Bürger mal wieder die Leidtragenden sind. Sollte Wirtschaft und Politik aus dieser Krise gelernt haben, war das Lehrgeld wenigstens gut angelegt.

Wenn ich die Entwicklung in Griechenland verfolge, drängt sich mir der Verdacht auf, dass es für die jetzige Regierung unmöglich ist, ihre damaligen Versprechungen an das Volk zurück zu nehmen. Neuwahlen wären sicher der beste Weg.

Lilac
Re: Liebe Griechen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Lilac vom 18.06.2015, 07:58:31
Ja Lilac, wenn man in einem Krisenland lebt, oder gelebt hat dann ist die Sicht auf das Desaster ausgeprägter. Egal wie man zu Rajoy steht, er hat Struktur Reformen durchgeführt und darum ist wenigstens die Chance gegeben, dass Saatkörnchen aufgehen.
In Griechenland hingegen wurde das Saatkorn durch die neue Regierung im Keim erstickt und darunter leidet das Volk. Griechenlands Wirtschaft besteht überwiegend aus Dienstleistung, sie haben sehr viele Selbständige, kleine Gewerbetreibende und denen wurde buchstäblich der Boden unter den Füßen weg gezogen. Neue Gewerbe wurden nicht genehmigt oder eine Gewerbeanmeldung so lange verweigert, bis der junge willige und kompetente Gewerbeanmelder einknicken musste.
Projekte wurden von Beamten solange in der Schublade verstaut, bis das Abgabedatum verstrichen war.
Das alles ist natürlich nicht bei Wiki dokumentiert.

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