Internationale Politik Leute, schaut andächtig in den Norden: Finnland schafft die Schulfächer ganz ab!

"Finland hat ja schon lange ein Schulsystem von dem unsere Kinder nur träumen können."

Vorsichtig mit solchen Bemerkungen.
Wie heißt es doch in den Märchenbüchern : "Es wa ein mal..."

Dass finnische Schulwunder mit Chancengleichheit für Kinder aus allen sozialen Schichten, wird selbst in Finnland inzwischen als Legende bezeichnet.

Selbst die finn. Bildungsministerin beklagt, dass in Gegenden mit viel Arbeitslosigkeit und hoher Migrantenzahl die Ergebnisse in den Keller gesunken sind. So viel zu Chancengleichheit!
Finnland ist in den letzten Jahren auf größere Schwierigkeiten gestoßen.
Besonders in Mathematik und Naturwissenschaften rutschte Finnland lt. PISA-Studie von Platz 2 auf Platz 12 ab.
Es gibt inzwischen Schulen, deren PISA-Ergebnisse unter dem OECD-Schnitt liegen.
Das war vor einiger Zeit noch undenkbar.
Heute steht Deutschland einen Platz vor dem "Schulwunder" Finnland.

Ob Finnland mit dem kompletten Umbau des Bildungssystems und der VOLLSTÄNDIGEN Abschaffung der traditionellen Fächer richtig liegt, wage ich zu bezweifeln.

Wegfall des Frontalunterrichts in höheren Klassenstufen - ja!
Wird übrigens auch in Deutschland seit längerer Zeit in der Oberstufe immer mehr zur Regel ( Kurse...)

Solche Kernsätze, wie "Statt Fakten und Daten zu pauken, sollen sich die Schüler das Wissen selbst aneignen" hören sich besonders für Laien immer wunderbar an.
Selbständige Wissensaneignung ohne Kenntnis von Fakten und Daten ist für die Masse der Schüler etwas schwierig.
Was meinst du, was da alles schon getestet wurde.

Schauen wir mal andächtig auf den Norden.
Vielleicht lassen sich ja einige Ergebnisse abkupfern.
Immerhin hat das große Finnland mit seinen wenigen Einwohnern gute Bedingungen für solche radikalen Schulreformen.

Und es werden immer mehr Inhalte in die Fächer reingestopft....aber wie?
Warum nicht entschlacken, warum nicht weg vom Frontalunterricht...
Und auch wenn du das im Moment nicht verstehst...warum nicht eine Aufgabenstellung in Englisch, wo man mit Berechnungen eine physikalisches Projekt aufbauen muss ?
Also ich kann aus eigenem Erleben sagen...es macht Jugendlichen Spass sowas zu machen....nur waren es bei mir Lehrlinge...was sie aus der Schule mit brachten war greulich....und ich hatte kluge Lehrlinge.

Lieber Dion.

Weg vom Frontalunterricht, das stimmt, das interaktive Lernen kann nur unter Aufsicht passieren, es hört sich manchmal mal an, als würden die Schüler je nach Laune ihr Lehrkonsum selbst bestimmen, das ist selbstverständlich Quatsch, schon alleine beim Erlernen der Digitaltechnik müssen qualifizierte Pädagogen den Schüler ohne diktatorischen Auftritt die jungen Schüler motivieren bzw. die Schüler lernen sich intelligent in der Gruppe durchzusetzen.

Früher waren die Ängste vor dem Lehrpersonal oft grösser als die vor der zu lernenden Materie.
(Erklärt auch vielleicht deine Erfahrung mit deinen Lehrlingen)

Du sprichst die Englische Sprache an, na klar das ist in der Industrie zur Zeit die wichtigste Kommunikationssprache. Je mehr Sprachen desto flexibler.
Globalisierung erfordert eine grosse Sprachfähigkeit.

Dion, frage mal in deinem Umfeld wer wie du in einem Forum schreibt, du wirst dich wundern wieviele nicht mal wissen, wie ein Laptop bzw. PC. eingeschaltet wird, es ist meines e.a. einer von den grössten Defizite welche viele Bürger haben. Die Bürger bekommen Angst, viele verstehen den digitalen Fortschritt nicht mehr, schau doch nur die neuen Autos von heute eine Person welche im analogen Zeitalter stehen geblieben ist, bekommt echt Probleme, ein Touchscreen ist für viele ein schwarzes Loch.

In der Zukunft wird polyvalanz immer wichtiger, starre Berufsstrukturen werden sich auflösen, ein Automechaniker muß in Zukunft auch ein Teil des elektrischen Antrieb von einem Auto intus haben. Ein Küchenbauer (Schreiner) muß in Zukunft auch die moderne Automatik einer Küche verstehen usw. usw.

Mein letztes Jahr in der chemischen Industrie war 2009, schon damals war der Allround-Operateur gefragt, nicht mehr der Arbeiter welche man vor jedem Arbeitsgang mit der Händchen nehmen muß oder sich nur an seinem Mechaniker oder Elektrikerberuf festhielt.
Selbstbewußte, intelligente, lernbereite, manierliche, zuverlässige Mitarbeiter waren in dieser Zeit schon ein Teil des Einstellungsprofil.

Darum finde ich es wichtig, daß das Schulsystem die Schüler oder Studenten nicht nur als Aufnahme-Behälter sehen die gefüllt werden müssen, nein sie müssen aktiv im Lernprozess der Schule mit integriert werden, wo die Ausbildung von modernen gut ausgebildeten flexibeln Pädagogen erfolgt, ich glaube das was man so liest ist Deutschland schon auf dem richtigen Weg.
Wir befinden uns alle in einem sehr grossen Wandel.

Belgien befindet sich noch zur Zeit im starren konventionellen 50ziger Jahren Zeitalter besonders die Primärschule.

Phil.

Es wäre immer gut, wenn sich Diskutanten auch informieren würden. Ich stimme Dir voll zu, dass Frontalunterricht "out" ist. Projektunterricht auch an deutschen Schulen wird immer wichtiger.

Karl

Danke Karl für die interessante Links.

Phil.

Guten Morgen,

ich persönlich bin mir nicht sicher, ob diese "Pisa"-Einstufungen wirklich das sind, was wir unseren Kindern wünschen und antun sollten. Aber ich bin nicht vom Fach. Wird dort soziale Kompetenz abgefragt? Gesellschaftliche Intelligenz? Die Fähigkeit glücklich und zufrieden zu sein?
Versteh mich nicht falsch, ich hab nichts gegen den Erwerb von fachlichen Fähigkeiten, aber sie sind lange nicht alles, das Kindern beigebracht werden muss.

Gute Pisa-Abschneider selber (wie zum Beispiel China und anscheinend auch Finland) sehen das in der Zwischenzeit wohl auch kritisch. Dieser Film, der hier schon etliche Male verlinkt wurde, der ist da sehr erhellend, finde ich, manchmal ist er auf youtube auch ganz zu sehen.



Einen "ganzheitlichen" Unterricht stelle ich mir übrigens nicht so vor, dass man dann Physikunterricht in englischer Sprache hält. Sondern, dass man zum Beispiel zusammen ein Boot baut und benutzt und dabei beispielsweise Mathe, Physik, Werkskunde, Sozialkunde, Astologie, Erdkunde und natürlich Sprache erwirbt, denn alles braucht man für so ein Projekt, und wenn man etwas erlernt, weil man es benötigt, dann "sitzt" das auch anschliessend. Anders, als wenn man etwas erlernt um es anschliessend auszukotzen.

Liebe Grüße
Andrea

In Firmen ist Projektarbeit, ich nehme an schon immer, die normale Form zum Erreichen eines Ziels. Da haben die Mitglieder einer Gruppe bereits eine Ausbildung hinter sich.

In der Schule müssen Voraussetzungen geschaffen werden um überhaupt Projektarbeit betreiben zu können.

Letztes Jahr habe ich an einem kostenlosen MOOC Kurs der Uni Hamburg, betreffend Videoerstellung, teilgenommen.

Auch da wurden die notwendigen Voraussetzungen für jede Lektion per Video übermittelt. Bequem zum heimatlichen Münchner PC. Direkt nach der jeweiligen Lektion (Video) wurde der Wissensstand abgefragt und man konnte nur bei korrekter Beantwortung zur nächsten Lektion übergehen. Diese nächste Lektion gab es dann eine Woche später.

Die Teilnehmer konnten sich zu beliebig besetzten (Projekt)Gruppen zusammen schließen, und über die mehrfach als Aufgabe gestellten Projekte über eine Art Forum austauschen.

Ohne vorhandenes Grundwissen halte ich Projektarbeit kaum für möglich.

Ciao
Hobbyradler

Es geht nicht um Projektarbeit...es geht in Finnland um neue Lernformen.Daran ist in Deutschland nicht zu denken...das hängt mit dem föderalen System zusammen.
Geht doch mal in normale Schulen...da wird mit Ausnahme der Kreidetafel unterrichtet wie zu eurer Zeit.Auch der Stoff ist oft völlig veraltet( denn das haben wir schon immer so gemacht).
Ja Finnland hat es einfacher, weil sie weniger Menschen sind....und weil sie gezwungen sind etwas zu machen als Flächenland.
In Deutschland ist es nicht mal möglich einheitliche Lehrpläne, einheitliche Abis oder einheitliche Schulformen zu ermöglichen.
Und alle die hier so schlau daher reden dürfen mir gern mal erklären, worin der Sin bestehen soll, daß in einer Klasse (von mir aus die 5.Klasse) in einem Land 8 Wochenstunden in Mathe gemacht werden in nem andern Bundesland nur 5 !
Und wenn Schüler die 10.Klasse verlassen, aber nicht lehrfähig sind, dann sagt das auch genug aus.

Es geht nicht um Projektarbeit...es geht in Finnland um neue Lernformen.Daran ist in Deutschland nicht zu denken...das hängt mit dem föderalen System zusammen.
Geht doch mal in normale Schulen...da wird mit Ausnahme der Kreidetafel unterrichtet wie zu eurer Zeit.Auch der Stoff ist oft völlig veraltet( denn das haben wir schon immer so gemacht).

@ dion,

darf ich fragen, was die Basis Deiner Erfahrungen ist?

Wir sind sicher einig darin, dass es im Schulsystem bei uns viel zu verbessern gibt, aber dass neue Lernformen bei uns keine Chance hätten, dass in Deutschland daran nicht gedacht würde, ist einfach nicht richtig.

Das ist die Erfahrungsbasis für meine Aussage:



Margit und ich haben uns schon seit über 20 Jahren um die Nutzung der digitalen Medien in den Schulen bemüht und haben viel freiwilliges Engagement erlebt und Unterstützung durch andere Lehrer erfahren. ZUM e.V. ist heute ein gemeinnütziger Verein.

Karl

Karl ich hatte hier bissel weiter oben über eine Möglichkeit im Saarland einen Link eingestellt....auch in Bayern gibt es Modellversuche für eine digitale Schule und die Bundesregierung hat doch tatsächlich 20 Jahre zu spät endlich Mittel dafür bereit gestellt.
Es sind einzelne postive "Leuchttürme" die ebenso wie dein Beispiel lobenswert sind.
Aber auch dir ist bekannt, daß die flächendeckende Umsetzung nicht nur durch das föderale Prinzip praktisch unmöglich ist.Die Lehrerausbildung hinkt da ebenso hinterher wie der Mangel an jungen Lehrern die auch bereit sind neue Dinge durchzusetzen.Ich habe für meinem alten Physiklehrer Vorträge über elektronische Bauelemente in der 10 Klasse gehalten..da war ich in der 7.
Mit knapp 60 Jahre konnte oder wollte er diese Technik nicht mehr vermitteln.Und ebenso geht es den älteren Lehrern heut auch.
Wenn Schüler mehr Praxis mit Smartphone und Tablet haben als Lehrer wird man da wenig zu erwarten haben.
Bisher fehlt es an Technik(für die nun endlich Geld bereit gestellt wir), an ausgebildeten Lehrern(das dauert sicher noch) und an Soft- und Hardwarebetreuung durch Fachleute.
Das alles betrifft aber nur die Digitale Ausbildung....nicht neue Unterrichtsmethoden.Das Frontalunterricht falsch ist hat man mir schon 1990 erklärt....bisher tat sich da leider wenig.....sowas wie in Finnland ist praktisch nicht möglich.Lehrer in Deutschland haben eine spezifische Ausbildung (Sport/Englisch oder Biologie/ Deutsch) plus Pädagogik...damit ist fachübergreifender Unterricht schlecht zu machen.

Fächerübergreifender oder fächerverbindender Unterricht ist immer die Kooperation mehrerer Lehrer. Es ist schon notwendig, dass die einzelnen Lehrer für ihr Fach Fachleute sind, besonders in der Oberstufe.

Karl