Internationale Politik KZ-Sekretärin

skys
skys
Mitglied

RE: KZ-Sekretärin
geschrieben von skys

Tja, das dauerte lange, stimmt.
Da muss ich aber auch an so viele im fortgeschrittenen Alter (hier ?) denken (evtl inkl. jene, die selbst noch aktiv waren ?), denn nach dem Krieg war bei vielen anscheinend erst mal ein Vergessen-Wollen angesagt:
 
Warum gab es direkt nach dem Krieg kaum solche Verfahren? 
 
In den Jahren nach 1945 herrschte in der Bundesrepublik eine Art "Schlussstrich-Mentalität", eine Tendenz, eher vergessen als aufarbeiten zu wollen. Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Aufarbeitung waren die Auschwitz-Prozesse am Landgericht Frankfurt ab 1963 - initiiert vom Hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Ein generelles Umdenken war damit aber nicht verbunden. 
Später in den 1960er-Jahren entschied der Bundesgerichtshof in Bezug auf Auschwitz: Um das Lagerpersonal von damals wegen Beihilfe zu bestrafen, müsse man den Männern und Frauen konkret nachweisen, welche Morde sie gefördert hätten. Im Kontext der Massenmorde in den Konzentrationslagern eine quasi unlösbare Aufgabe. Deshalb wurden in den folgenden Jahrzehnten viele Verfahren gegen die "kleineren Rädchen" in der Nazi-Tötungsmaschinerie von den Staatsanwaltschaften eingestellt.
 
Warum sind heute diese Verfahren und Urteile möglich?
 
Quelle
olga64
olga64
Mitglied

RE: KZ-Sekretärin
geschrieben von olga64

Es dürfte einer der letzten Prozesse dieser Art in der Aufarbeitung der Naziverbrechen gewesen sein, die eben nicht nur die längst verstorbenen und abgeurteilten grossen Verbrecher dieses Regimes betrafen.
Es ist ein faires Urteil und die alte Dame, die sich anfangs durch "Flucht" diesem Gerichtsprozess entziehen wollte, wird es hinnehmen müssen.
Die Verhandlung dauerte auch deshalb so lange, weil in einem humanen Rechtsstaat, wie Gesamtdeutschland nun seit vielen Jahren ist, nicht durchgängig verhandelt werden konnte, weil man auf den Gesundheitszustand dieser alten Dame Rücksicht nehmen musste.
Ausserdem sind überlebende ZeugInnen ebenfalls in einem sehr fortgeschrittenen Alter und wohnen teilweise weit entfernt und man konnte nur einigen die Strapazen solcherReisen zumuten.
Es zeigt auch sehr gut,dass unser Rechtsstaat nicht auf Rache aufgebaut ist, sondern auf Resozialisierung - sogar noch in diesem hohen Alter der Angeklagten. Olga


Anzeige