Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?

Internationale Politik Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?

Karl
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Administrator

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 16.11.2015, 16:53:53
In Rakkah werden sicher auch Unschuldige getroffen und sicher auch viele jungen Deutsche, die dorthin in den heiligen Krieg zogen. Aber auch in Paris waren es nur Unschuldige, die ihr Leben verloren. Die waren zudem völlig überrumpelt, was von Rakkah und den dort Lebenden sicher nicht behauptet werden kann.
Ich kann die Relativierung so nicht nachvollziehen. Unschuldige auf beiden Seiten - nur gerecht? Karl
Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf freddy-2015 vom 16.11.2015, 16:58:33
Freddy, Frankreich ist natürlich austauschbar, es ist ja nur als Beispiel genannt. Nimm stattdessen ein Land das nicht mit uns an einem Strang ziehen würde. Die Frage ist ja rein rhetorisch.
Bruny
Edita
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Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.11.2015, 16:10:01

Gestern habe ich noch Maybritt Illner und ihrer Gesprächrunde zugehört, da war ein kluger Journalist von der Zeit, der genau diese Dinge ansprach.
Für uns ein Ansporn, die Integration der syrischen jungen Männer schnellstmöglich voranzutreiben.
Elbstromerin


Dein o.a. ist nur eine Facette in den Vorraussetzungen die Menschen zu einer Mördermaschine werden Lassen.....sprach eben dieser Zeit-Journalist, Yassin Musharbash ,

Zitat :

".........das heißt, was wir hier sehen ist eine totale Entkoppelung aus der Gesellschaft, in der man möglicherweise aufgewachsen ist, und das kann man nur durch Ideologie erklären. Das kann man nicht mit Religion allein erklären oder dadurch daß jemand ein Buch gelesen hat, sondern da bedarf es schon einer wirklichen Neuausrichtung im Kopf, also da wird etwas reingefüllt, was plötzlich Sinn verspricht, was plötzlich alle Probleme die man vorher hatte wegerklärt und eine Lösung vor Augen stellt, und dann ist das eben der nächste Schritt den man gehen muß, und wenn man das in einer kleinen Gruppe kondensiert, sich immer wieder gegenseitig versichert, dann entstehen solche Zellen, die dann in der Lage sind, für uns unvorstellbare Dinge zu tun.

Solch ein Anschlag wird nicht übers Wochenende geplant, das ist eine Operation die braucht Wochen, wenn nicht gar Monate der Vorbereitung, und es ist sehr wahrscheinlich, denn die kostet auch Geld, die braucht Training, daß es da verbindungen gegeben hat zu Leuten im Ausland, die bei sowas helfen. Entweder in Syrien, im Irak, es kommen auch andere Länder infrage.

Von den mindestens 800 deutschen Islamisten, oder aus Deutschland abgereisten Islamisten, die sich nach Syrien oder in den Irak aufgemacht haben, sind ungefähr 1/3 Konvertiten, von denen sehr viele aus einem ganz normalen Haushalt kommen, Elternhaus kommen, wo man nicht von einem Ghetto-Problem oder einem Banlieue-Problem reden kann, diese Ideologie - und das ist das Entscheidende - das sehen wir jeden Tag, das funktioniert in jeder denkbaren Konstellation - bei jeder denkbaren Person - das hat viel damit zu tun, daß man Bruch in der Biographie braucht - oft ist das das Einfallstor - und das kann jeden treffen, da halte ich so eine Verengung auf bestimmte Milieus im Moment für ganz schwierig.
Das Milieu um das wir uns zu kümmern haben, sind die, die mit dem Dschihadismus sympathisieren, egal wer sie sind und woher sie kommen "........


Das was hier Herr Musharbash anführt, habe ich so überhaupt noch nicht, von gar niemandem, auch nicht von einem Terrorismus-Experten, gehört, aber.........es ist so wichtig, denn es entlastet die moderaten Moslems ja ungemein und beweist, daß es mit Religion nun gar nichts zu tun hat, sondern ausschließlich mit Ideologie, ähnlich wie bei den Scientologen, wobei die dagegen Weisenknaben sein dürften, und wir empfinden die ja auch schon als sehr schlimm!

Ich habe am Sonntagmittag noch durch Zufall eine aufschlußreiche Doku auf ZDF-info erwischt, sie wurde ab dem Jahre 2009 von einem jungen Briten erstellt, dessen Bruder auch zum Dschihadisten wurde, und ich meine daß gerade diese Doku die Meinung des Herrn Musharbash sehr gut unterstreicht!
Ich stelle sie mal ein, wer Lust hat kann ........

Mein Bruder der Islamist

Edita

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Karl
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Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Edita vom 17.11.2015, 08:56:52
Von den mindestens 800 deutschen Islamisten, oder aus Deutschland abgereisten Islamisten, die sich nach Syrien oder in den Irak aufgemacht haben, sind ungefähr 1/3 Konvertiten, von denen sehr viele aus einem ganz normalen Haushalt kommen, Elternhaus kommen, wo man nicht von einem Ghetto-Problem oder einem Banlieue-Problem reden kann
geschrieben von Yassin Musharbash
Danke, Edita, für dieses Zitat. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an das Interview, das Jürgen Todenhöfer bei seinem IS-Besuch mit dem deutschen Konvertiten Christian Emde geführt hat.

Karl
Edita
Edita
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Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Edita
als Antwort auf Karl vom 17.11.2015, 09:26:24
Karl - mich hat dieses Zitat " diese Ideologie - und das ist das Entscheidende - das sehen wir jeden Tag, das funktioniert in jeder denkbaren Konstellation - bei jeder denkbaren Person - das hat viel damit zu tun, daß man Bruch in der Biographie braucht - oft ist das das Einfallstor - und das kann jeden treffen, " förmlich erschüttert, denn es besagt ja, daß es wirklich jede Familie treffen könnte, und daß es mit Religion wirklich nichts zu tun hat!

Edita
chris52
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Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von chris52
als Antwort auf ingo vom 16.11.2015, 16:22:31
hallo Ingo, das gefällt mir auch. So wie ich gelesen habe, benutzt der Isis Playstationspiele um Nachrichten weiterzugeben und zu organisieren. Weiterhin werden Profile im Social-Network alle 20 Minuten geändert. Das ist eine Riesenaufgabe für Anonymous.

Chris52

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chris52
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Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von chris52
als Antwort auf Karl vom 16.11.2015, 11:53:59
Hallo Karl, ich sehe das genauso. Die "kleinen Macciavellis" haben schon vorher das Feld geräumt. Gelitten hat nur wieder die Bevölkerung.
chris52
Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Was macht man eigentlich, wenn man sagt: Wir sind im Krieg?
Laut Völkerrecht gibt es Krieg nur gegen Armeen, nicht gegen Einzelpersonen. Mit dieser Rhetorik wertet man die IS-Terroristen als Staat auf, als den sie sich selber bezeichnen, man tut ihnen also noch die Ehre an, sie als solchen anzuerkennen. Der Islamische Staat, so bezeichnen sie sich, und wir übernehmen das auch noch, als stimme das. Man sollte sie nicht einmal als IS bezeichnen, sondern nur noch als IS-Terroristen, ich tue das immer, für mich sind sie kein Staat.
Um gegen solche Terroranschläge vorzugehen, ist keine Armee, sondern immer noch die Polizei zuständig. Es handelt sich nämlich dabei um Einzelpersonen, die zwar jeder für sich grausam sind und sich einer Mörderbande angeschlossen haben, die aber trotzdem alle zusammen keinen Staat bilden. Hier erst recht nicht, denn es handelt sich um Personen aus Frankreich oder Belgien, die aus den nicht integrierten Gettos kommen.
Die Lehre, die man daraus ziehen kann, ist doch vor allem die, dass es sehr wichtig ist, Migranten jeder Art in die Gesellschaft zu integrieren und sie nicht außen vor zu lassen als Stigmatisierte. Denn das bringt sie bekanntlich dazu, sich zu radikalisieren.
Aber das ist schon eine Binsenweisheit und tausendmal gesagt worden, trotzdem wird immer weiter aufgerüstet und verbal um sich geschlagen. Das alles beweist einzig und allein die Hilflosigkeit der Politiker. Diese Hilflosigkeit ist allerdings nicht von heute auf morgen mit starken Worten aus der Welt zu schaffen.
Noch mehr Krieg zu führen, wird noch mehr Gegengewalt hervorrufen, auch wenn man mit den IS-Terroristen nicht verhandeln kann. Ich weiß auch keine Lösung für jetzt und sofort, und ich bin froh, dass ich nicht dafür zuständig bin.
Für die Zukunft hilft nur Prävention, und die kann nur in mehr Friedenserziehung statt Kriegserziehung bestehen.
Edita
Edita
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.11.2015, 11:06:24

Die Lehre, die man daraus ziehen kann, ist doch vor allem die, dass es sehr wichtig ist, Migranten jeder Art in die Gesellschaft zu integrieren und sie nicht außen vor zu lassen als Stigmatisierte. Denn das bringt sie bekanntlich dazu, sich zu radikalisieren.
Aber das ist schon eine Binsenweisheit und tausendmal gesagt worden, trotzdem wird immer weiter aufgerüstet und verbal um sich geschlagen. Das alles beweist einzig und allein die Hilflosigkeit der Politiker. Diese Hilflosigkeit ist allerdings nicht von heute auf morgen mit starken Worten aus der Welt zu schaffen.
Noch mehr Krieg zu führen, wird noch mehr Gegengewalt hervorrufen, auch wenn man mit den IS-Terroristen nicht verhandeln kann. Ich weiß auch keine Lösung für jetzt und sofort, und ich bin froh, dass ich nicht dafür zuständig bin.
Für die Zukunft hilft nur Prävention, und die kann nur in mehr Friedenserziehung statt Kriegserziehung bestehen.


Es betrifft ja nicht nur Migranten, ca. 1/3 der Islamisten in Deutschland stammen aus einheimischen Familien, und da nicht auch zwangsläufig aus " minder sozialisierten " Familien.
Ich glaube daß die Politiker und wir auch anfangen müssen umzudenken, für mich sieht es so aus, als ob diese Mördermaschinen und Monster ihre " fühlbare " Wertigkeit als Mensch abhanden gekommen ist, durch was auch immer! Damit sollten sich schleunigst Fachleute beschäftigen, ich glaube nicht, zumindest nicht in Europa, daß das mit Krieg gleichzusetzen ist, diese Leute benehmen sich zwar so, als ob sie sich im Krieg befänden, aber das hat man ihnen "eingepflanzt", das ist nicht auf ihrem Mist gewachsen, man hat Ihnen eingepflanzt, daß wir, die freiheitliebenden Menschen, sie nur daran hindern ihren Weg ins ganz persönliche Glück beschreiten zu können, oder zu finden, als werden wir beiseite geschafft, koste es was es wolle!

Und für den IS sind diese " Verunglückten " nicht mehr als willkommenes Kanonenfutter, um sich schneller Respekt, vielleicht sogar Terrain verschaffen zu können, dahinter stecken Leute, die mit Religion gar nichts am Hut haben, sondern ausschließlich die Gier sich immer und überall, egal auch von wem, sich alles beschaffen zu können, wonach einem der Sinn steht, und um das zu erreichen braucht man Macht und eine Totalbeherrschung von Staatsgebilden und Menschen, eine total perverse Institution!

Edita
olga64
olga64
Mitglied

Re: Kriegsrhetorik ist gefährlich. Was ist die richtige Reaktion auf den Terror?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.11.2015, 11:06:24
Wir noch nicht direkt vom Blutbad betroffenen Länder und Völker berufen uns ja in diesen Tagen sehr schnell - zu schnell - auf unsere WErtegesellschaft. Was verstehen wir eigentlich darunter?
Dass wir es seit einigen Jahren geschafft haben, mit Homosexuellen entspannter umzugehen, dass Frauen teilweise gleichberechtigt sind, dass jeder auch fast nackt auf unseren Strassen rumlaufen darf?
Auch hier war zu lesen, "dass der Islam eigentlich keine Religion sei" - und dies bei der zweitgrössten Weltreligion, die mehr als 30% der Weltbevölkerung praktizieren. Damit wird der Grundstein gelegt für weitere Terroristen, die sich benachteiligt sehen und deren Wut sich auch aus Minderwertigkeitskomplexen entwickelt.
Auch die islamischen Flüchtlinge, die jetzt bei uns sind, bzw. noch kommen werden, sind insofern eine Gefahr für "unser Wertesystem", dass sie erleben, wie sie angegriffen werden (ob physisch oder verbal),dass die Unterkünfte, wo sie viele Monate wohnen sollen, zerstört werden, wöchentlich Tausende von Deutschen gegen sie auf die Strasse gehen.
Es sind junge Männer, deren Zorn sich auch gegen diese Gesellschaft entwickeln wird, wenn dies so weitergeht. Sie sind leicht manipulierbar von den Schlächtern des IS, die ihnen Geld, Karriere und - wenn das nicht klappen sollte- das Paradies versprechen.
Es liegt an uns, dies zu ändern. Integration können wir nicht nur von den anderen verlangen - wir müssen auch dazu beitragen. Es ist selbstverständlich, dass sich Menschen,d ie zu uns kommen, an unsere Gesetze halten müssen - aber ihrer Religion und den damit verbundenen Riten müssen sie nicht abschwören. Dies wäre illegal von uns - das Grundgesetz bildet den Rahmen. Olga

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