Internationale Politik Krieg in Israel

Anna842
Anna842
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Michiko vom 04.08.2024, 11:57:11
Michiko, mir wird übel, wenn ich das lese, obwohl ich es aus
anderen Schriften bereits kenne.
Ich kenne kein Land, das dermaßen seit Jahrzehnten von sehr
unterschiedlicher Seite in seiner Existenz bedroht wird, wie
Israel.
Und wie schnell sich die Situation ändern kann, das habe ich
gesehen, als in Ägypten die ersten freien Wahlen statt gefunden
haben. Und wer kam da demokratisch gewählt an die Macht?
Die Muslimbruderschaft !!
Und ich dachte: Oh schei....
Das wäre es gewesen mit dem Friedensvertag zwischen Ägypten
und Israel.
Daran konnte ich sehen, wie brüchig das alles sein kann.
Zum ersten Mal war ich froh über einen Militärputsch.

Anna
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Michiko vom 04.08.2024, 11:57:11
Kleine Ergänzung: Vertreibung der jüdischen Bevölkerung
aus arabischen Staaten:
Jüdische Bevölkerung 1948 - ca. 850.000
Jüdische Bevölkerung 2022 - ca. 5.500.

Ein Großteil fand Zuflucht in Israel.

Anna
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Anna842 vom 04.08.2024, 12:34:27
Kleine Ergänzung: Vertreibung der jüdischen Bevölkerung
aus arabischen Staaten:
Jüdische Bevölkerung 1948 - ca. 850.000
Jüdische Bevölkerung 2022 - ca. 5.500.

Ein Großteil fand Zuflucht in Israel.

Anna

Das ist richtig, kaum einer spricht davon.
Die Zahlen zu Flucht und Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten sind erschütternd: Von den über 250.000 marokkanischen Juden sind nur etwa 2.000 im Land geblieben. In Tunesien lebten 100.000 Juden, heute sind es 1.000.

In Ägypten lebten 1948 75.000 und im Irak 135.000 Juden, heute sind es jeweils weniger als 20. Im Jemen waren es etwa 60.000, heute wird ihre Zahl auf 50 geschätzt. Die syrische jüdische Gemeinde wurde von 30.000 auf weniger als 15 dezimiert. In Algerien lebten 1948 noch 140.000 Juden, in Libyen 38.000. In beiden Ländern leben heute überhaupt keine Juden mehr.
In einigen Fällen hat Israel spektakuläre Luftbrücken eingerichtet. In der Operation Fliegender Teppich wurden 1949 Zehntausende Juden aus dem Jemen ausgeflogen. Bei allen Schwierigkeiten und trotz vieler Vorbehalte der aus Europa stammenden Juden gegenüber den Mizrahim aus den arabischen Ländern kam es unmittelbar nach der israelischen Staatsgründung zu einer enormen Integrationsleistung.

Wen dieses Thema interessiert hier ein link: 
Flucht und Vertreibung von Juden aus den arabischen Ländern

 

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Nordlicht 55
Nordlicht 55
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf olga64 vom 01.08.2024, 18:08:03
 
SChön bei den Fakten bleiben:vermutlich hat Herr Netanjahu nirgendwo selbst angegriffen, sondern die ihm unterstellte, israelische Armee. Und diese hat auch nicht "Beirut" und "Teheran" als Ganzes angegriffen, sondern gezielt Gebäude, wo sie Hamas- und Hisbollah-Terroristen vermutete und diese auch "neutralisiert".
Normalerweise halten sich diese Figuren ja im luxuriösen Doha (Katar) in ihren Villen am Meer auf und bewegen sich in Privat-Jets gut gesichert, wenn sie auf Reisen gehen.
Der inTeheran getötete Terrorist war zu Gast beim Ober-Religionsmann und das empfindet der Iran als doppelte Beleidigung, weil es in diesen Kreisen sehr wichtig ist, dem Gast absolute Sicherheit zu gewähren. Hat nicht so richtig geklappt.

Und auf Vernunft beim  Iran zu hoffen - das dürfte dann doch illusorisch sein. Ein Land und Volk,das seit Jahrzehnten jeden Freitag für den Niedergang Israels betet und an Atombomben bastelt - das wird sicher böse enden und vermutlich müssen sich die USA zum Schutze Israels direkt einschalten. Denn das dürfte die einzige Strategie sein,die sowohl vomIran als auch anderen Anrainerstaaten um Israel herum sehr gefürchtet wird. Olga
@ Olga,

zu Ihrem ersten Satz gab es ja bereits Reaktionen.
Ich möchte dazu nur noch schreiben: Mir ist Keiner der zahlreichen Kriegsverbrecher auf dieser Welt bekannt, der eigenhändig seine Befehle in die Tat umsetzt bzw. umgesetzt hat..
Dennoch sind sie allesamt für all das verantwortlich, was unter ihrer Führung und mit ihrer Zustimmung passiert. 
So auch Netanjahu.

Bzgl. Vernunft im Iran mögen Sie Recht haben und die derzeitigen Drohungen zeigen das ja auch. Was davon umgesetzt wird, wird sich zeigen.
Wichtiger ist mir aber die Frage nach "Vernunft" in der israelischen Regierung und insbesondere von Netanjahu!
Nicht, dass mir diese getöteten "Terror-Fürsten" in irgendeiner Weise am Herzen lägen...

Aber wenn es stimmt, dass diese Bombe, die den Hanija getötet hat, bereits seit langem in diesem Raum deponiert war, stellt sich mir die Frage, weshalb sie genau zu dem Zeitpunkt aktiviert wurde, an dem das seit "Ewigkeiten" blockierte Geiselabkommen vor einem Abschluss stand ?!
In einem der Live-Ticker hatte ich gelesen, dass sich die Verhandler nach dem Anschlag gegenseitig schwere Vorwürfe gemacht haben:
Ägypten hat kritisiert, dass die USA stets fordern,  die Hamas zu Zugeständnissen zu bewegen, aber selbst nicht in der Lage seien, solche Eskalationen von Seiten Israels zu verhindern.
Und der katarische Vertreter hat gefragt:
"Wie soll ein Abkommen gelingen, wenn die eine Seite den Verhandlungsführer der anderen Seite ermordet?".

Und genau an dieser Stelle finde ich die Antwort:
Er will es nicht! Netanjahu will dieses Abkommen nicht! Die Befreiung der eigenen, israelischen Geiseln ist für ihn nebensächlich! Das beweist ja auch die gesamte Kriegsführung...
Es geht um seinen "totalen Krieg" bis zum "totalen Sieg", den auch Netanjahu auf seine Weise nicht erreichen wird!
Dafür eskaliert er lieber bis hin zu einem größeren Krieg, der möglicherweise die ganze Region in Brand steckt!

Katja


 
aixois
aixois
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Anna842 vom 04.08.2024, 10:48:05
Im Übrigen haben durchgehend Juden auf besagten Gebiet
gelebt. Sie waren keine militärische Invasion von außen.
Selbst in den 400 Jahren, als das Gebiet Seitens der
osmanischen Invasoren besetzt war, lebten dort, unter anderem,
Juden.

In der Tat komplex, besonders, wenn man auf der Grundlage westlichen (Rechts-/Einfluss-) Verständnisses die Siedlungsproblematik betrachtet.
Für den 'Westen'  war Palästina, die Levante generell,  eine von Eigentumsrechten weitgehend für Siedler, Missionare, Handelstreibende  'freies' Land (" A land without a people for a people without a land" ).

Auf der Grundlage dieser Einschätzung, die die Existenz hunderttausender indigener Ansässiger einfach ignorierte; 1918:  66.000 Juden = 10 % der Bevölkerung gegenüber  380 000 'Araber' darunter ca 60 000 Christen) entstand die Forderung nach einem 'homeland' für die Juden, die gerade im 19 Jhdt. wieder einer , besonders in Osteuropa heftigen Antisemitismuswelle mit Vertreibungen und Verfolgungen in Europa ausgesetzt waren.

Herzls ursprüngliche Zionismus /Siedlungsidee sah im Grunde ein gütliches , einvernehmliches Zusammenleben zwischen Einheimischen und Einwanderern, keine Landnahme zur Gründung eines eigenen Staates.


Es steht außer Frage, dass es seit jeher auch eine jüdische Bevölkerung in "Cis-Jordanien" gab. Sie stellte (s.o.) aber in keiner Hinsicht eine "Mehrheit", sondern war einfach Teil der 'Siedler' von denen die wenigsten 'Eigentümer' des Landes waren auf dem die 'Fellachen' ihr abgabepflichtiges Dasein (mit pacht-ähnlichen Nutzungsrechten) fristeten.

Ihnen wurde durch Landkauf ('Aufkauffonds' Rothschilds) und den Teilungsplan der UN (der ein für die 'arabische' Seite inakzeptables Landaufteilungsverhältnis 54 : 46 vorsah, wobei die 46 % für die 'Palästinenser' überwiegend wenig fruchtbares, wenig zugängliches Land darstellte) das Land unter dem Pflug bzw. Olivenbäumen weggezogen. Sie mussten weichen, taten sie das nicht, wurden sie vertrieben. Notfalls mit Gewalt
Die 54 % von 1947 erhöhten sich nach dem ersten Krieg arabisch-israelischen auf rund 78 % in 1949) .

Dass die Briten ihre den Arabern 1916 gegebenen Versprechen, d.h. die Bildung einer arabischen Nation auf dem Gebiet der Levante falls sie sich an der Vertreibung der Osmanen beteiligen würden, schamlos brachen, sie die Araber nach Strich und Faden reinlegten, ist m.E. ein sehr wichtiges Element zum Verständnis der heutigen Beziehungen und Rivalitäten.

Die einst gutgläubigen 'arabischen Stämme', obschon untereinander durchaus nicht immer einig , haben diesen demütigenden 'Verrat' bis heute nicht nicht vergessen.

Inwieweit der Landerwerb der einwandernden  Siedler "rechtmäßig" war, ist durchaus diskussionswürdig.
Aus der Sicht der Araber  (und auch dem weithin 'ungeschriebenen Gesetz' ihrer Landnutzung) war er 'widerrechtlich'.

Und das sowohl zu Zeiten der türkischen/Osmanen Besatzung als auch unter der Mandatsherrschaft der Briten, die übrigens (aus politischen, nicht rechtlichen Gründen) mit Waffengewalt den Zustrom jüdischer  Siedler auch noch während des WK II verhindern/begrenzen  wollten.
Die jüdischen Einwanderer  lehnen sich dagegen  u.a. mit ihrer 'Untergrundarmee' mit tödlichen Terroranschlägen  - auf.

Das mit der 'militärischen Enthaltsamkeit ' haut also nicht so recht hin.
Alle drei (Briten- Siedler- Araber) bekämpften sich mit dem tödlichen Einsatz von Waffen.

Wie Du schreibst : " Es ist schon etwas vielschichtiger "




 

aixois
aixois
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 04.08.2024, 12:54:53

Wichtiger ist mir aber die Frage nach "Vernunft" in der israelischen Regierung und insbesondere von Netanjahu!
Nicht, dass mir diese getöteten "Terror-Fürsten" in irgendeiner Weise am Herzen lägen...

Eine sehr gute Frage ! Sollte sich eine Front im Nahen Osten aufbauen - gegen Israel im alle einer weiteren Eskalation, dann sehe ich mit Sorge auf die Tatsache, dass Israel im Besitz von A-Waffen ist unter einem sich nicht gerade durch Mäßigkeit auszeichnenden Oberbefehlshaber.

Es fehlt nämlich an einem "Gleichgewicht des Schreckens" .  Das alte  Bedrohungs-Prinzip  zwischen  NATO-Russland, Gleiches mit Gleichem zu vergelten greift nicht, es sei denn, Iran verfügte auch über A-Waffen oder hätte Freunde, die welche haben.
Dafür gibt es aber keine Anzeichen.

Es mag paradox klingen, aber ich hoffe, dass wenigstens die Mullahs, so weise und klug sind, dies zu erkennen, und darauf verzichten "Gleiches mit Gleichem" zu vergelten, d.h. Israel als schwach darzustellen und somit Israel keinen Anlass geben, seine geplanten Vernichtungsaktion mit weiteren Steigerung fortzusetzen. Das käme am Ende einem Amoklauf gleich -

Wenn es nicht gelingt, die Lunte schnellstens auszulöschen (welches sind die deutschen Bemühungen dazu ?) , um eine weitere Eskalation zu stoppen, werden wir Deutschen aktiv Partei im Konflikt werden, was unserer Sicherheit alles andere als dienlich ist (Terroranschläge ?) .

 

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Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Michiko vom 04.08.2024, 12:53:36
Vielen herzlichen Dank für deine grundlegenden Ergänzungen.
Es stimmt, diese Vertreibungen sind gänzlich in Vergessenheit geraten.
Dabei sind sie zum Teil mit einer unfassbaren Härte durchgeführt
worden.

Anna

 
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Anna842

San Remo: „Bestes Gründungsdokument des Staates Israel“
Terschüren engagiert sich seit acht Jahren als politischer Verbindungsmann verschiedener Organisationen in der Politik, seit 2015 bei der „Initiative 27. Januar“, die das Gedenken an den Holocaust lebendig halten will. Gleichzeitig tritt sie gegen Antisemitismus und für gute Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ein. Deshalb ist es ihm wichtig, über historische Fakten im Bezug auf die Vorgeschichte der israelischen Staatsgründung aufzuklären, damit ein fairer Umgang mit Israel möglich wird. Ein wichtiger Grundstein ist dabei seiner Meinung nach die Konferenz der Entente-Mächte in San Remo, deren Beschlüsse ernst zu nehmen seien.
In der nordwestitalienischen Stadt trafen sich am 25. April 1920 Vertreter der Länder Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan. Die USA waren als Beobachter ebenfalls repräsentiert. Die Abschlusserklärung ist bislang nicht offiziell ins Deutsche übersetzt, was Terschüren bezeichnend findet. In San Remo wurde beschlossen, dass die Balfour-Erklärung umgesetzt werden und Großbritannien das entsprechende Mandat dafür erhalten sollte. Das Mandatsgebiet Palästina, in dem die jüdische Heimstätte entstehen sollte, umfasste damals das heutige Israel inklusive Jerusalem, die palästinensischen Autonomiegebiete und Jordanien. Die im Abschluss-Memorandum der Resolution von San Remo wortwörtlich zitierte Balfour-Erklärung habe sich durch die Annahme der Siegernationen des Ersten Weltkrieges auf der Konferenz von einer unilateralen Absichtserklärung Großbritanniens zu bindendem internationalem Recht gewandelt.
Um dieses Gebiet ging es 1920 in San RemoFoto: Public Domain
Um dieses Gebiet ging es 1920 in San Remo
Der Experte für internationales Recht Howard Grief betrachtet die Resolution von San Remo als „das hervorragendste Gründungsdokument des Staates Israel und die krönende Errungenschaft des prä-staatlichen Zionismus“. Sie sei „der beste Beweis dafür, dass das ganze Land Palästina und das Land Israel anhand von internationalem Recht exklusiv dem jüdischen Volk gehören“.
Zwei Jahre später bestätigte der Völkerbund die in San Remo ausgehandelte Entscheidung und kreierte das britische Mandat für Palästina. Die Präambel des Mandatstextes spricht von der „historischen Verbindung des jüdischen Volkes mit Palästina“ und nutzt explizit den Terminus der „Wiederherstellung ihrer Nationalen Heimstätte“, merkt der Referent an. Damit habe der Völkerbund ein bestehendes Anrecht des jüdischen Volkes am Land Palästina und damit implizit auch an Jerusalem aufgrund historischer Tatsachen anerkannt. Artikel 11 des Mandats wiederum ermutige expressis verbis zur Errichtung jüdischer Siedlungen. Die USA, die damals nicht Teil des Völkerbundes waren, übernahmen das Mandat 1924 in der Anglo-Amerikanischen Konvention in amerikanisches Recht.
Großbritannien nutzt Paragraphen über Ostgrenze für Teilung
Doch anstatt einen jüdischen Staat zu errichten, teilte Großbritannien das Mandatsgebiet und übergab zwei Drittel davon an die Araber – Transjordanien entstand, das später zum Königreich Jordanien wurde. Dafür hätten sich die Briten auf Artikel 25 gestützt, erklärt Terschüren bei dem Seminar, das auf Einladung von „Christen an der Seite Israels“ in der Methodistengemeinde in Berlin-Lankwitz stattfand. Darin heißt es: „In den zwischen dem Jordan und der endgültig festgelegten Ostgrenze Palästinas gelegenen Landstrichen soll der Mandatar mit Genehmigung des Völkerbundsrates berechtigt sein, die Durchführung von Mandatsbestimmungen, die ihm mit den bestehenden lokalen Verhältnissen unvereinbar erscheinen, aufzuschieben oder zurückzuhalten und solche Verfügungen für die Verwaltung dieser Länder zu treffen, die er für diese Verhältnisse für geeignet hält.“
Nun besteht der Völkerbund seit April 1946 nicht mehr. Doch die Nachfolgeorganisation, also die Vereinten Nationen, habe in Artikel 80 ihrer Charta alle Resolutionen des Völkerbundes übernommen, betont Terschüren. Deshalb seien die erwähnten Bestimmungen bis heute gültig, auch wenn sie in relevanten EU- und UN-Resolutionen grundsätzlich beiseitegelassen werden. Vor diesem Hintergrund könne nach internationalem Recht von „illegalen Siedlungen“ keine Rede sein. Auch den Rechtsanspruch Israels auf den Golan, sieht der Referent als begründet an: Das Gebiet hat es 1967 in einem Verteidigungskrieg von Syrien erobert, nachdem es von dort beschossen worden war. Es stehe also einer Lösung gemäß der Resolution 242 des UN-Sicherheitsrats nicht entgegen, wie jüngst auch die US-Regierung in ihrer Anerkennung israelischer Souveränität über die Golanhöhen argumentiert habe.
Wer israelische Siedlungen im Westjordanland als „völkerrechtswidrig“ bezeichnet, müsste dieselbe Formulierung auch mit Bezug auf den Irak und Syrien anwenden. Denn es gab gleichzeitig drei Mandate, bei denen europäische Länder als „Geburtshelfer“ für orientalische Staaten dienen sollten: Frankreich für Syrien und den Libanon sowie Großbritannien für den Irak in Mesopotamien und für den jüdischen Staat in Palästina. Syrien, der Libanon und der Irak sind heute weltweit anerkannt. Israels Existenzrecht und Anrecht an dem ihm zugesprochenen Land hingegen würden regelmäßig infrage gestellt und das obwohl die Juden bereits auf zwei Drittel des ihnen nach internationalem Recht damals zugesprochenen Gebietes verzichtet hätten.
Biblischer Hintergrund
Bereits zum Auftakt des Seminars am 15. Juni wird deutlich, dass selbst zu biblischen Zeiten das Land von Anfang an umkämpft war. Und das, obwohl Gott seine diesbezüglichen Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob laut der Hebräischen Bibel mehrmals wiederholte. Hingegen habe sich Israel schon in alter Zeit „humanistischer als Gott“ verhalten, indem es götzendienerische Völker nicht austilgte. „Kein Volk führt so humanistisch Krieg – zu seinem Nachteil“, nimmt der Referent Bezug auf die heutige Zeit. Das lasse sich an dem im weltweiten Vergleich geringen Verhältnis von zivilen Opfern zu getöteten Kämpfern feststellen.
Besonders umstritten war Jerusalem, auch in der Antike. Die besiegten Jebusiter kamen immer wieder zurück, um es erneut einzunehmen. Als David den Tempelberg erwerben wollte, war das Gelände in der Hand eines Jebusiters. Dieser wollte es dem König kostenfrei überlassen. Doch David bestand auf einem rechtlich abgesicherten Verkauf, ähnlich wie Abraham, als er die Höhle Machpela in Hebron erwarb. Bis heute verzichte Israel auf die Souveränität auf dem Tempelberg, obwohl er zu seinem Staatsgebiet gehöre. Die muslimische Aufsichtsbehörde Waqf habe dort das Sagen, führt Terschüren aus. Nach dem Sechs-Tage-Krieg habe Israel dies entschieden, um einen dritten Weltkrieg zu verhindern. Glaubensfreiheit herrsche dort im Gegensatz zu den israelisch kontrollierten Gebieten nur für Muslime.
Während des Osmanischen Reiches sei Jerusalem eine unbedeutende Provinzhauptstadt gewesen. Juden in aller Welt hätten bei Hochzeiten und am Pessachfest ihre Sehnsucht nach der Stadt ausgedrückt. 1863 sei mehr als die Hälfte der Bevölkerung, 8.000 von etwa 15.000 Einwohnern Jerusalems, jüdisch gewesen. Das muslimische Interesse sei hingegen erst erwacht, nachdem Israel 1967 im Sechs-Tage-Krieg den Ostteil der Stadt von Jordanien erobert hatte.
Schon damals: Israels Gegner verdrehten Tatsachen
Das internationale Recht beginnt für Terschüren ab der babylonischen Gefangenschaft Israels eine Rolle zu spielen, der jüdische Prophet Daniel sagt das Edikt des persischen Königs Kyros voraus, der den Juden Jahrzehnte später erlaubt, nach Jerusalem zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. Doch die Kontrahenten verunglimpfen die Bauleute und sprechen ihnen das Recht auf das Land ab (Esra 4,4–5,17). Bis heute nutzten Israels Gegner genau zu diesem Zweck ähnliche Strategien und verdrehten Tatsachen. Esra hingegen habe sich in Kapitel 5,17 auf internationales Recht berufen – nämlich auf besagtes Kyros-Edikt.
Die Landesverheißungen Gottes an die Patriarchen waren schon in biblischer Zeit von einer übereinstimmenden Legitimität im internationalen Recht begleitet, führt Terschüren aus. Das Prinzip „Land für Frieden“ hält er nicht nur für die Aufforderung der Weltgemeinschaft an Israel, göttliche Verheißung aufzugeben, sondern auch seine international verbrieften Rechte. Eigentlich sollte alles ganz klar sein, ist der Referent überzeugt.
Von: Elisabeth Hausen
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Ich hoffe, jetzt wird es klarer.

Ist im Grunde genommen ziemlich simpel.
Oder doch nicht !?
Ich kann nur warnen: Studiert ja nicht Pol. Wissenschaft.
Es treibt Leute in den Wahnsinn.....

Anna
olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 04.08.2024, 12:54:53
So auch Netanjahu.



Aber wenn es stimmt, dass diese Bombe, die den Hanija getötet hat,


Und genau an dieser Stelle finde ich die Antwort:
Er will es nicht! Netanjahu will dieses Abkommen nicht! Die Befreiung der eigenen, israelischen Geiseln ist für ihn nebensächlich! Das beweist ja auch die gesamte Kriegsführung...
Es geht um seinen "totalen Krieg" bis zum "totalen Sieg", den auch Netanjahu auf seine Weise nicht erreichen wird!
Dafür eskaliert er lieber bis hin zu einem größeren Krieg, der möglicherweise die ganze Region in Brand steckt!

Katja


 
Sie übersehen,dass Netanjahu ein demokratisches Land regiert - im Gegensatz zum Iran oder auch Putin. Diese Kriegsentscheidungen werden im israelischen Kabinett gefällt und nach wie vor wird der Krieg gegen die Terroristen mehrheitlich vom israelischen Volk befürwortet. Es sind also nicht Einzel-Entscheidungen eines grössenwahnsinnigen Diktators.
Komplizierter ist mittlerweile das Verhältnis Netanjahu (bzw. Israels) zum grossen Verbündeten der USA,die auch den härteren Strategien dieser Kriegsführung praktisch ausgeliefert sind, weil sie als Schutzmacht Israels gelten. Ähnlichauch zu den anderen Verbündeten, wozu auch wir als Deutschland zählen.
Sie unterstützen das Land nicht nur mit Soldaten, Kampfschiffen usw. in voller Präsenz vor Ort, sondern auch mit viel Geld, auch wenn das mehr und mehr die Biden-Regierung nicht mehr möchte (sollte Trump die nächsten Wahlen gewinnen, wird der Beistand für Israel noch grösser und härter werden).

Was Sie anscheinend übersehen haben: der Mord an diesem Terroristen,der zu Gast in Teheran war, scheint von Iranern ausgeführt worden zu sein,die vom Mossad (israelischer Geheimdienst) angeheuert wurden. Es wurden auch im Iran bereits einige Iraner verhaftet, die man in diesem Zusammenhang sieht.
Logisch wäre das schon, weil auch in diesem Terror-Religions-Regime sicher nicht die Mehrheit des Volkes mit den Grausamkeiten der dort Regierenden einverstanden sind.

Wer dann letztendlich den "totalen Krieg/Sieg" erreichen wird, wird man sehen. Kriege und Siege gibt in es in dieser Region seit fast 80 Jahren und so wie es scheint, ist auch kein Ende dafür in Sicht. Olga
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 04.08.2024, 12:58:10
Herzls ursprüngliche Zionismus /Siedlungsidee sah im Grunde ein gütliches , einvernehmliches Zusammenleben zwischen Einheimischen und Einwanderern, keine Landnahme zur Gründung eines eigenen Staates.
geschrieben von aixois
Das ist nur die halbe Wahrheit, denn in seinem Buch / Manifest beschreibt Theodor Herzl auch, wo er sich geografisch den neuen Staat der Juden vorstellt. Er sprach von „einer jüdischen Heimstatt im Land der Bibel“. Und mit dieser Vorstellung machte er sich auf den Weg durch die europäischen Königshäuser, konsultierte den Papst im Vatikan und natürlich den Sultan im Osmanischen Reich. Irgendwann spielte auch einmal ein dünn besiedelter Landstrich in Argentinien eine Rolle, wurde aber wieder ad acta gelegt.
 
Dass die Briten ihre den Arabern 1916 gegebenen Versprechen, d.h. die Bildung einer arabischen Nation auf dem Gebiet der Levante falls sie sich an der Vertreibung der Osmanen beteiligen würden, schamlos brachen, sie die Araber nach Strich und Faden reinlegten, ist m.E. ein sehr wichtiges Element zum Verständnis der heutigen Beziehungen und Rivalitäten.
geschrieben von aixois

In erster Linie vertraten die Briten ihre ganz eigenen Interessen. Während des 1. Weltkriegs hatte Großbritannien öfter widersprüchliche Versprechungen gegeben, die kaum miteinander zu vereinbaren waren. Dazu gehörten die Husain-McMahon Korrespondenz von 1915/1916, die arabische Unabhängigkeit versprach, dem Sykes-Picot Abkommen von 1916, das die Aufteilung des Gebiets zwischen Frankreich und Großbritannien festlegte sowie die Balfour-Erklärung von 1917, die den Juden die Schaffung einer "nationalen Heimstätte" in Aussicht stellte. Und die Balfour-Erklärung übernahmen die Briten in die Präambel ihres Mandatsvertrages. Die Balfour-Deklaration, die am 2. November 1917 durch den britischen Außenminister Lord Arthur James Balfour im Namen des British Empire in einem Brief an den prominenten Zionisten Lord Walter Rothschild verfasst wurde, ist ohne Zweifel eines der profundesten und geschichtlich bedeutsamsten politischen Dokumente des vergangenen Jahrhunderts. „Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina.“

(Nachzulesen im link "Entdeckung einer Erklärung" in Anna842's Beitrag #11862341 )
 

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