Internationale Politik Krieg in Israel

aixois
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Michiko vom 28.11.2023, 21:08:00

Um auf die Gefahr hinzuweisen, die die Freilassung potenziell gewalttätiger Gefangener darstellt, wird immer wieder das Beispiel von Jahja Sinwar angeführt.

Das eine (2011) lässt sich mit heute nicht vergleichen. Unter den jetzt Freigelassenen (Frauen- Teenies) ist nicht ein Einziger, den man auch nur annähernd mit dem grausamen, psychisch erheblich gestörten "Schlächter von  Chan Junis" vergleichen könnte. Sinwar war wegen Mordes ( besonders an zwei israelischen Soldaten) verurteilt worden und schon 20 Jahre inhaftiert gewesen, als er ausgetauscht wurde. Netanjahu wusste sehr wohl , welch brutale  "Killermaschine"  er da freiliess.

Er wurde schon damals dafür heftig kritisiert.

Es wurde aber vermutet, dass dies Teil seiner  "teile und herrsche" Strategie damals war, d.h. in die Zeit fiel, in der er unbedingt die Hamas politisch aufwerten wollte, gegen die Fatah, Abbas schwächen wollte, und damit mögliche Chancen weiterer Friedensverhandlungen in Richtung der Zwei-Staaten-Lösung torpedieren wollte.  
Die Freude der Palästinenser war immens und führte zu einem  Aufschwung der Hamas, die vorher gar nicht so besonders beliebt war

Sinwar ist daher ein absolut untaugliches Beispiel , das von interessierten Kreisen benutzt wird, um den jetzigen Austausch zu diskreditieren. Aber wer ist in solchen Zeiten des Regnums der Propaganda schon daran interessiert, zu differenzieren ?
Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 29.11.2023, 00:38:45

Sinwar ist daher ein absolut untaugliches Beispiel , das von interessierten Kreisen benutzt wird, um den jetzigen Austausch zu diskreditieren. Aber wer ist in solchen Zeiten des Regnums der Propaganda schon daran interessiert, zu differenzieren ?


Propaganda differenziert nie, im Gegenteil, sie übertreibt und bedient sich der Falschmeldungen. Aber hier in diesem aktuellen Konflikt mit dem sukzessiven Austausch von Geiseln gegen Häftlinge habe ich noch nicht gelesen, dass irgend jemand dies diskreditiert. Die Freude über die frei gelassenen Menschen auf beiden Seiten ist immens und sehr emotional. Und die leise Hoffnung wird daran geknüpft, dass auf diese Weise auch alle Geiseln wieder zu ihren Familien zurückkehren können.

Yahya Sinwar sollte kein Vergleich mit den aktuell frei gelassenen Häftlingen sein, nur erklären, welche Befürchtung auf israelischer Seite mit der Freilassung von aggressiven Palästinensern verbunden ist.
Nordlicht 55
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf Michiko vom 28.11.2023, 17:59:19

Das Schlimme ist, die Bevölkerung in Gaza hat die Hamas gewählt, natürlich nicht die Kinder, sie wählen ja nicht, aber ihre Eltern und Angehörigen. Aus den palästinensischen Wahlen 2006 ging die Hamas als klarer Sieger hervor. Sie hatte 2006 mit 76 Sitzen deutlich die absolute Mehrheit gewonnen. Die Fatah-Bewegung mit Abbas an der Spitze erhielt nur 43 Sitze. Seit 2007 beherrscht das Terror-Regime Gaza - und die Zivilbevölkerung leidet und wird benutzt. Und ich bin fast sicher, sie würden sie wieder wählen. 
 

Und wieder wird eine Wahl, die vor 18!! Jahren statt gefunden hat, zur Begründung für was eigentlich(?) heran gezogen!!

@ Michiko,

Du bist ja nicht die Einzige, die das schreibt und ich frage mich wirklich: Was soll das eigentlich?!

Nein Michiko, auch die Eltern der heutigen Kinder durften noch niemals wählen! Die waren vor 18 Jahren in aller Regel ihrerseits noch Kinder!
Und selbst diejenigen, die "mal die Hamas gewählt" haben, hatten nie die Möglichkeit, sich evtl. anders zu entscheiden!
Kurz vor dem schrecklichen Überfall der Hamas wurde eine Studie zu diesem Thema veröffentlicht, die das Gegenteil erbracht hat - Gaza unterstützt die Hamas nicht!
Die Hamas hätte KEINE Mehrheit erhalten.
Auch die hatte ich hier bereits eingestellt!
Ob sich das nun nach diesem schrecklichen Krieg wieder ändert, steht in den Sternen, das weiß Keiner...

WARUM interessiert das hier eigentlich Niemanden ??
Weil es das gerade so schön leicht macht, das ganze kleine noch vorhandene Volk, welches NOCH nicht aus ihrem eigenen Gebiet vertrieben wurde, zu "Terroristen" zu erklären?? 
Fragt Euch lieber mal, warum die EU diese Zustände all die Jahre weiter finanziert hat! Denn der größte Teil der "EU-Hilfen" hat die Verwaltungskosten der Abbas Regierung unterstützt - also die Wahl-Verhinderer!
Kann es vielleicht daran liegen, dass auch der Herr Netanjahu keinerlei Interesse an einer Macht- und Politikänderung in Palästina hatte?

Dem gegenüber hatten die Israelis innerhalb von nur 3! Jahren 5x! die Möglichkeit immer wieder neu zu wählen! So lange bis sie endlich ihre rechtsradikale Regierung hatten!
Daraus könnte ich auch meine ganz eigenen Schlüsse ziehen! Mach ich aber nicht..

Katja

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Nordlicht 55
Nordlicht 55
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf Michiko vom 29.11.2023, 09:28:50

 

Yahya Sinwar sollte kein Vergleich mit den aktuell frei gelassenen Häftlingen sein, nur erklären, welche Befürchtung auf israelischer Seite mit der Freilassung von aggressiven Palästinensern verbunden ist.

@ Michiko,

gleich zu Beginn des Geisel- und Gefangenen-Austausches hieß es von der israelischen Regierung, dass unter den potentiell freizulassenden Gefangenen keine seien, die "jüdisches Blut an ihren Händen" hätten..


Wer sind diese Gefangenen? Die israelische Regierung hat inzwischen eine Liste mit 300 Namen veröffentlicht. Darunter sind 33 Frauen und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren. Der überwiegende Teil ist unter Militärrecht verhaftet worden und wurde bisher nicht verurteilt. Die Vorwürfe reichen von nicht spezifizierter "Aufwiegelung" oder "Gefährdung der nationalen Sicherheit" über "Steinewerfen" bis hin zu zwei Fällen versuchten Mordes durch Messerattacken in Ost-Jerusalem.

https://www.zeit.de/politik/2023-11/gefangenenaustausch-geiseln-hamas-israel-haeftlinge

Katja
Michiko
Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 29.11.2023, 11:06:38

Kann es vielleicht daran liegen, dass auch der Herr Netanjahu keinerlei Interesse an einer Macht- und Politikänderung in Palästina hatte?

Dem gegenüber hatten die Israelis innerhalb von nur 3! Jahren 5x! die Möglichkeit immer wieder neu zu wählen! So lange bis sie endlich ihre rechtsradikale Regierung hatten!
Daraus könnte ich auch meine ganz eigenen Schlüsse ziehen! Mach ich aber nicht..

Katja
@Nordlicht

Du meinst, Netanjahu wäre es sehr recht gewesen, dass die Wahlen im "Staat Palästina" 2021 nicht stattgefunden haben?j Und ja, es wären die ersten Wahlen seit 15 Jahren gewesen. Zuletzt haben die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen 2006 ihr Parlament gewählt. Abbas hatte seitdem oft Wahlen angekündigt und sie kurz danach wieder abgesagt. Aber die Bevölkerung hatte sehr großes Interesse an den Wahlen und die Vorbereitungen für die für den 22. Mai angesetzten Parlamentswahlen bereits im vollen Gange. 36 Listen hatten sich innerhalb kürzester Zeit zusammengefunden und Kan­di­da­t*in­nen aufgestellt.
Auch die Bevölkerung war nach der langen Zeit ohne Wahlen erstaunlich aktiv: 93 Prozent der 4,5 Millionen Wahlberechtigten hatten sich laut der zentralen Wahlkommission für den Urnengang registrieren lassen.

Und dann? Dann sagt Abbas einfach die Wahlen ab. Er argumentierte damit, dass die Wahlen auf unbestimmte Zeit verschoben werden, damit die Bevölkerung von Jerusalem auch an den Wahlen teilnehmen kann. Khalil Shikaki, Professor für Politikwissenschaften und Direktor des Palästinensischen Zentrums für Politik und Umfragenforschung (PSR) sagte dazu: „Ich bezweifle, dass irgendjemand glaubt, dass Jerusalem der wirkliche Grund für die Absage ist“. In den zuvor stattgefundenen Umfragen lag Abbas weit hinter seinem Rivalen von der Fatah-Partei. Die Hamas nannten das Ganze einen Putsch.

Und dann schreibst Du:  Weil es das gerade so schön leicht macht, das ganze kleine noch vorhandene Volk, welches NOCH nicht aus ihrem eigenen Gebiet vertrieben wurde, zu "Terroristen" zu erklären?? 

Hier hat noch niemand die ganze Zivilbevölkerung in Gaza zu Terroristen erklärt, wie kannst Du so etwas schreiben. Ein tendenziöser Satz, der Dir natürlich angesichts des Pro und Contra hier Beifall beschert.


Michiko
Granka
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Granka
als Antwort auf Michiko vom 29.11.2023, 09:28:50

Ich habe eben in Netanjahus Interview gehört, dass Israel sein Ziel, die Hamas Terroristen und  deren Struktur zu zerstören und die  Entmilitarisierung und Entradikalisierung  weiter anstrebt. 

(Ob erst  nach Befreiung aller Geiseln, der Krieg weiter geht, ist mir nicht bekannt.)

​​​Die hälfte der palästinensischen Bevölkerung seien Kinder von 0-? Jahren, die müssten die Chance haben, ohne Hass aufzuwachsen. Desweiteren vergleicht er die Hamas mit dem Nationalsozialismus in Deutschland , da sei es auch gelungen diesen erfolgreich zu bekämpfen, auch wenn er nie ganz verschwunden ist, aber Deutschland wäre heute ein ganz anderes Land, so sei es auch mit der Hamas. Die Terrorororganisationen wie die Hamas bedrohen auch Deutschland.

(Was auch stimmt, die Bedrohungslage für terroristische Anschläge hat sich erhöht. Auch ohne Link, vermute, der kommt gleich).
 
Darüber kann man sich Gedanken machen, aber einen Frieden wird es m.M. mit der Hamas weder für Israel, noch für die palästinensische Bevölkerung geben.Auch nicht mit der 2 Staaten Lösung, falls es dazu kommt.
Granka


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Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 29.11.2023, 11:19:07
 
Yahya Sinwar sollte kein Vergleich mit den aktuell frei gelassenen Häftlingen sein, nur erklären, welche Befürchtung auf israelischer Seite mit der Freilassung von aggressiven Palästinensern verbunden ist.
@ Michiko,

gleich zu Beginn des Geisel- und Gefangenen-Austausches hieß es von der israelischen Regierung, dass unter den potentiell freizulassenden Gefangenen keine seien, die "jüdisches Blut an ihren Händen" hätten..

Wer sind diese Gefangenen? Die israelische Regierung hat inzwischen eine Liste mit 300 Namen veröffentlicht. Darunter sind 33 Frauen und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren. Der überwiegende Teil ist unter Militärrecht verhaftet worden und wurde bisher nicht verurteilt. Die Vorwürfe reichen von nicht spezifizierter "Aufwiegelung" oder "Gefährdung der nationalen Sicherheit" über "Steinewerfen" bis hin zu zwei Fällen versuchten Mordes durch Messerattacken in Ost-Jerusalem.

https://www.zeit.de/politik/2023-11/gefangenenaustausch-geiseln-hamas-israel-haeftlinge

Katja

Das hatte ich schon geschrieben, wer diese Gefangenen sind, auch aixois, auf den ich geantwortet habe, hatte darauf Bezug genommen.
In einem aktuellen Interview, das Joav Gallant, Kriegsminister des Staates Israel gab, wurden trotzdem diese Befürchtungen geäußert. Und die von Dir zitierte Äußerung lässt auch darauf schließen, das der Gedanke,  besonders bei den zwei Fällen wg. versuchten Mordes, nicht so abwegig ist.


Michiko
aixois
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Michiko vom 29.11.2023, 09:28:50

... welche Befürchtung auf israelischer Seite mit der Freilassung von aggressiven Palästinensern verbunden ist.


Das ist ja genau der Punkt :die Gleichsetzung aller Palästinnser mit Hamas sowie der Generalverdacht aller freigelassenen Gefangenen (von denen alle wegen minder schwerer Taten inhaftiert waren) als "aggressive Palästinensern", sprich potentielle Nachfolger von Sinwar.

In Israel (und den rechts-orthodoxen Juden weltweit) selbst stößt die Freilassung beim rechten Flügel der Regierungskoalition auf heftige Kritik, auch haben ihre Minister gegen dagegen gestimmt.

Da, wie gesagt,  keiner der Freigelassenen aus Gaza stammt , interpretieren manche die 'Geste' der Hamas als Versuch  mehr Unterstützung bei den Palästinensern Ost-Jerusalems bzw. der Westbank zu erlangen.

Es bleibt abzuwarten, wie lange Netanjahu sich noch halten kann.

:
aixois
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 29.11.2023, 11:19:07

@Katja,

besten Dank für die Verlinkung dieses zusammenfassenden DIE ZEIT-Artikles, der auch die - nach westlichen Wertestandards - Verletzung elementarer Rechtsstaatsprinzipen (willkürliche "Vorbeugehaft" ) durch Israel mit einbezieht wie auch die - wie ich schon gerüchteweise gehört habe - die Festnahme von Jugendlichen in diesen Tagen, nur mit der Absicht , sie auf die Liste der Austauschgefangenen zu bringen. Ich kann es immer noch nicht glauben.

Dass damit die (zunächst) politische Anhängerschaft (aus der sich die Militanz dann folgerichtig ergibt , nach der Logik, 'um Recht zu bekommen , hilft bei den Israelis - wie ja jetzt sieht - nur der Einsatz von Gewalt (=Geiselnahme)), gestärkt wird, sollte auch Netanjahu erkennen können.

Er kann versuchen, die Hamas militärisch (vorübergehend) auszuknipsen, schafft sich aber durch die Fortsetzung seiner Politik nur neuen Nachwuchs. Aber damit müssen sich dann seine Nachfolger befassen.

Und so geht das immer weiter ...

Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 29.11.2023, 11:54:53
... welche Befürchtung auf israelischer Seite mit der Freilassung von aggressiven Palästinensern verbunden ist.

Das ist ja genau der Punkt :die Gleichsetzung aller Palästinnser mit Hamas sowie der Generalverdacht aller freigelassenen Gefangenen (von denen alle wegen minder schwerer Taten inhaftiert waren) als "aggressive Palästinensern", sprich potentielle Nachfolger von Sinwar.

 
Einspruch Euer Ehren! Es ist weder eine Gleichsetzung aller Palästinenser noch eine Generalverdacht gegen alle Freigelassenen. Es ist eine durchaus verständliche Befürchtung auf der Basis von Erfahrungen. Dieses akribische Suchen nach Argumenten, die gegen Israel sprechen, empfinde ich als befremdlich.
 
Wer freigelassen werden darf, kann auf der Internetseite der israelischen Regierung* sehr genau nachgelesen werden. Dort ist eine Liste mit 300 Namen veröffentlicht, die zur Freilassung in Frage kommen. Auf der Liste stehen hauptsächlich männliche Jugendliche unter 18, die Jüngsten sind 14 Jahre alt. Außerdem sind auch 33 Frauen auf der Liste, sie sind teilweise auch älter, die Älteste ist 59 Jahre alt.
Die meisten der Inhaftierten wurden bisher nur verhaftet, aber noch nicht verurteilt. Der Vorwurf lautet in vielen Fällen recht vage "Beeinträchtigung der Sicherheit des Gebiets". Einigen wird das Werfen von Steinen zur Last gelegt.
Es gibt aber auch drastischere Vorwürfe: Schwere Körperverletzung, die Herstellung von Sprengsätzen oder Brandstiftung. In zwei Fällen geht es aber auch um versuchte Morde durch Messerattacken. Oder die 37-jährige Israa Jaabis, die verurteilt wurde, weil sie an einem Kontrollpunkt im Westjordanland eine Gasflasche in ihrem Auto zur Explosion gebracht und dabei einen Polizeibeamten verletzt haben soll.

*Link in hebräischer Sprache

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