Internationale Politik Krieg in Israel

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Tina1
als Antwort auf MarkusXP vom 22.11.2023, 13:09:37
Wenn man sich einmal in die Schuhe des anderen begibt ...

Mir leuchten die Beweggründe der Hamas nicht unmittelbar ein. Israel hat doch als Kriegsziel die Vernichtung der Hamas ausgegeben. Dies ist ja verständlich und auch nachvollziehbar. Wird nun dieses Ziel nach einem mehrtägigen Waffenstillstand aufgegeben oder modifiziert? Das vermute ich nicht!

Wenn Geiseln gerettet werden, ist dies natürlich eine in jeder Hinsicht eine gute Nachricht. Das Schicksal der Hamas und ihrer Aktivisten wird sich dadurch jedoch kaum ändern ... oder es gibt eben noch weitere Absprachen / Vereinbarungen, die uns nicht zugänglich sind.
MarkusXP
In dem Video wird einiges beantwortet.
Bruny_K
Bruny_K
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Elbling vom 22.11.2023, 10:06:26

Ich habe heute eine interessante Aussage eines Palästinensers gehört. Er sagte, niemand kann sich vorstellen wie minderwertig wir uns fühlen, wir sind ein Niemand, wir sind staatenlos.

Und da habe ich mich an meine Kindheit erinnert. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft war eine Polensiedlung. Die Menschen haben sich ausgegrenzt und minderwertig gefühlt, weil sie staatenlos waren.

Ich glaube nicht, dass einer von uns weiß wie man damit umgehen kann. Schnell habe ich das Internet dazu befragt und folgendes Statement gefunden: „Einige Menschen aus den palästinensischen Gebieten haben keine geklärte Staatsbürgerschaft und gelten deshalb als staatenlos, andere werden unter "Sonstiges Asien" gezählt. Die Vereinten Nationen erkennen Palästina als Staat nicht an.“

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Tina1 vom 22.11.2023, 13:40:56

Wenn Geiseln gerettet werden, ist dies natürlich eine in jeder Hinsicht eine gute Nachricht. Das Schicksal der Hamas und ihrer Aktivisten wird sich dadurch jedoch kaum ändern ... oder es gibt eben noch weitere Absprachen / Vereinbarungen, die uns nicht zugänglich sind.
MarkusXP
In dem Video wird einiges beantwortet.

Ich vermute ganz stark, dass die Hamas so viel als möglich in Israel inhaftierte Palästinenser frei bekommen wollen. Deshalb die gruppenweise Freigabe der Geiseln. Dieses Pfand werden sie nicht so leicht aus der Hand geben.
Bekannt sind bisher nur die Namen der 150 palästinensischen Gefangenen, die Israel im Tausch gegen die Geiseln freilässt. Am Mittwochmorgen veröffentlichte das Justizministerium eine entsprechende Liste. Dazu ist die Regierung verpflichtet, da Israels Öffentlichkeit binnen 24 Stunden vor dem Obersten Gericht Einspruch gegen das Abkommen erheben kann. Aus der Erfahrung mit früheren Geisel-Deals, vor allem der Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Shalit 2011, lässt sich annehmen, dass weitere Details über den konkreten Ablauf des Austausches erst nach Fristablauf verkündet werden.

Im Moment handelt sich bei dem Deal um ein Abkommen, auf das sich beide Seiten geeinigt haben, das aber noch nicht umgesetzt wurde. Dieser Unterschied ist wichtig zu betonen, schließlich handelt es sich hier um Absprachen zwischen einer Kriegspartei und einer Terrorgruppe. Die hatte in den vergangenen Wochen mehrmals mit dem Schicksal der Verschleppten gespielt, etwa Videos von Vermissten veröffentlicht, oder, wie die Angehörigen berichteten, drohende Nachrichten über die Telefone der Verschleppten verschickt. Mit entsprechender Vorsicht müssen die Informationen behandelt werden. So heißt es etwa, die Hamas sei bereit, bis zu 50 weitere Geiseln freizulassen − zehn für jeden weiteren Tag einer Feuerpause.

Geisel-Abkommen: Ein kleines Stück Hoffnung
 

Anzeige

Edita
Edita
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Edita
als Antwort auf Bruny_K vom 22.11.2023, 14:59:22

Nicht allein das „staatenlos“ macht das Entwürdigende aus, es sind die zusätzlichen Begleiterscheinungen in einem Staat, wenn sie den staatenlosen Menschen auch noch zu einem rechtlosen Menschen stempeln, wie  Beschlagnahmungen von palästinensischem Land und Eigentum, die rechtswidrigen Tötungen, Zwangsumsiedlungen, drastischen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, rechtlos vor der Justiz etc!
Das was mit staatenlosen Palästinensern in Israel geschieht, ist in Deutschland unmöglich es auch so zu handhaben! 
Ich hatte ab 1960 eine beste Schulfreundin, sie war staatenlos, ihre Eltern und sie waren gebürtige Jugoslawen aus Serbien, ihr Vater war bei der Armee, und auch noch ein Königstreuer, ihre Mutter war Gymnasiallehrerin, als Tito an die Macht kam mußten sie aus Serbien flüchten, sie stammten aus Belgrad!
Sie haben hier mit ihren Kindern, eins wurde hier geboren, Deutsch gelernt und dann 1958 einen kleinen Lebensmittelladen von SPAR hier aufgemacht, sie hatten alle Rechte wie  alle anderen Bürger auch, die Kinder durften Volksschule, Gymnasium, Universität besuchen, was sie nicht problemlos konnten, war ins Ausland zu reisen, aber meine Freundin hat 1967, als sie 21 war, die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und ist nach USA ausgewandert, ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester ging es ein Leben lang gut, ihre Eltern waren allerdings hier nicht so glücklich, sie waren in ihren Herzen königstreue Serben geblieben, aber sie haben ihren Kindern das Deutschsein ermöglicht, was will man mehr? 


Edita

 

aixois
aixois
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Michiko vom 22.11.2023, 12:10:53

Ich habe nur auf den - von Dir ins Spiel gebrachten  - Begriff des "Durchbruchs" der von der Außenministerin aufgebracht wurde in Bezug auf die Geiselbefreiung Bezug genommen. Zu  beiden Erfolgen, der Freilassung von Geiseln und der tagelangen Öffnung der Grenzen, um lebensrettende Hilfe nach Gaza rein  zu lassen habe ich ja nichts "Negatives" geäußert.

Auch liegt es mir fern Frau Baerbock "mies" zu machen, das macht sie schon selbst durch ihre uneindeutige Haltung und die ans Oberlehrerhafte grenzende, zumindest aber - nach meinem Empfinden - arrogante  Forderung an die verhandelnden Parteien und Vermittler, doch gefälligst auch die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen nicht zu vergessen.
Ein Satz so überflüssig wie ein Kropf, war doch genau dies - die Organisation und Lieferung von dringend benötigten Hilfsgütern - das vorrangige Hauptziel einer über mehrere Tage laufenden Waffenruhe.

Dass Baerbock an diesem Durchbruch nach ihrem Zerwürfnis mit dem Katar- Emir (ZDF "Terrorfinanzierer") großen Anteil gehabt hätte, bezweifle ich sehr. Das und den Durchbruch  haben die Kataris, Ägypter und Amerikaner als Verhandler schon so ziemlich allein 'gewuppt'.

Nicht die Person, sondern dieses Verhalten halte ich für kritikwürdig.
Wenn DE wenigstens nicht wochenlang dagegen (gegen mehr Zeit als nur stundenweise Kampfunterbrechungen) Widerstand geleistet hätte.

Diesen m.E. gravierenden Fehler muss sich die Außenministerin schon zurechnen lassen und kann sich nicht mit dem Verweis auf die angebliche  Staatsräson Deutschlands herausreden.
Oberste "Staatsräson" sollte und ist nach meinem Verständnis Menschlichkeit, gegenüber allen Opfern des Terroranschlags , nicht aber die kollektive Bestrafung der Palästinenser mitsamt ihren Hamas Terroristen.

Ich denke, das sollte doch allgemein klar sein.

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Rispe
als Antwort auf aixois vom 22.11.2023, 16:46:20
Oberste "Staatsräson" sollte und ist nach meinem Verständnis Menschlichkeit, gegenüber allen Opfern des Terroranschlags , nicht aber die kollektive Bestrafung der Palästinenser mitsamt ihren Hamas Terroristen.

Ich denke, das sollte doch allgemein klar sein.
Das sehe ich ganz genauso.
Was diese „Staatsräson“ betrifft, da habe ich vor einiger Zeit mal einen sehr interessanten Artikel in der SZ gelesen, der ganz deutlich darauf hinwies, dass diese nicht verbindlich, nicht bindend sei und niemand sie sich zu eigen machen muss. Mein Eindruck war der, dass der Autor diese von Merkel geäußerte Formulierung als unglücklich empfand und auch nicht dahinter steht.
Ich glaube, das war der Artikel von Ronen Steinke, das ist sowieso ein besonders guter Journalist, den ich sehr schätze, hier der Link: Was heißt hier Staatsräson?

Kann man nur leider nicht so ohne weiteres ohnline lesen, ich hatte es in der Papierzeitung.

Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Bruny_K vom 22.11.2023, 14:59:22
Ich habe heute eine interessante Aussage eines Palästinensers gehört. Er sagte, niemand kann sich vorstellen wie minderwertig wir uns fühlen, wir sind ein Niemand, wir sind staatenlos.
 
Ich weiss nicht, wo Siediese Aussage hörten - ob es in Deutschland, Spanien oder anderswo war?

In Deutschland gibt es palästinensische Gross-Clans, die zum Teil aus Tausenden von Mitgliedern bestehen. Diese sind grossenteils auch hoch kriminell, stehen insbesondere in Berlin wegen spektakulärer Verbrechen laufend vor Gericht.
Ihr Ursprung kommt aus den 80er Jahren, wo diese Familien vor dem Bürgerkrieg im Libanon geflohen sind und zwar über die frühere DDR und von dort weiterzogen in die BRD.
Sie sind staatenlos - ihr Status ist bei den älteren Generationen nach wie vor ungeklärt; bei den jüngeren änderte sich das schon vor längerem, weil sie auch deutsche Schulen besuchten und in Deutschland sozialisiert wurden.
Das hinderte aber viele nicht daran, eine hochkriminelle Laufbahn einzuschlagen. Wenn sie dann noch staatenlos sind, ist es unmöglich sie irgendwohin abzuschieben - denn welcher Staat (auch kein arabischer) wäre an so einer Aufnahme interessiert?
Es kommt auch bei den grossen, medial viel beachteten Gerichtsprozessen immer ans Tageslicht, dass für die grossen Raubzüge und Verbrechen dann Mitglieder aus den Clans genommen werden, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Es ist noch nicht lange her,dass mit einem dieser Verbrechr-Clans ein Deal nach einem Einbruch in Dresden geschlossen wurde, damit sie nicht allzu lange in den Knast müssen.

Kann natürlich sein, dass solche Betroffene hinterher auf die Tränendrüsen drücken, obwohl sie selbst vermutlich noch nie in Israel/Palästina waren und eine solche gefühlte Minderwertigkeit könnte ja erfolgreich bearbeitet werden, wenn diese Menschen ihre Lebensmodelle ändern.
Oft hört man auch von den Geschichten, wo solche Leute protzig mit ihren grossen Autos angeben und der Tatsache,dass sie zusätzlich noch Bürgergeld beziehen - so ein Niemand macht sich dann gerne lustig über unsere liberale, grosszügige Gesellschaft. Olga
olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Michiko vom 22.11.2023, 15:34:47

Ich denke,da zeichnet sich im Zusammenhang mit dieser evtl. Geiselfreilassung schon das nächste, sehr grosse Drama an: heute hörte ich ,dass die Hamas ca 30 Kinder (!) und 20 Erwachsene freilassen würde. Was ist das für ein Verhältnis - waren diese Kinder jetzt wochenlang allein oder sind ihre Eltern und Begleitpersonen bereits verstorben?
Und dann wird immer die dreifache Menge von der Hamas gefordert, die aus israelischen Gefängnissen entlassen werden soll. Anfangs war hier noch von Frauen und Minderjährigen die Rede; das höre ich aber auch nicht mehr.
Der Austausch soll jeweils gruppenweise erfolgen und so lange der Waffenstillstand gelten.
Aber was ist, wenn dieses Zeitfenster nicht klappt,bzw. sich die Übergabe nach Rafah an das Rote Kreuz usw. verzögert?
Und was geschieht hinterher? Die Angehörigen, deren Geiseln jetzt nicht auf irgendwelchen Listen stehen, verzweifeln doch. Sie wissen nicht, ob diese noch leben oder ob und wann es eine weitere Austauschaktion geben wird. Denn leicht machen wird es die Terrororganisation Hamas niemanden - es ist deren FAustpfand, worauf sie sicher nicht so schnell verzichten werden. Olga

olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 22.11.2023, 17:00:50

Rispe - ich habe den Artikel von Ronen Steinke in der SZ auch gelesen. Auch ich schätze diesen Journalisten sehr, zumal er auch Jurist ist und oft Details besser einordnen kann als andere ohne juristische Erfahrung.
Aber letztendlich ist es mir als Bürgerin dieses Landes ziemlich egal, ob ein Journalist hinter einer Zusage einer früheren Kanzlerin steht oder nicht ,die übrigens mittlerweile auch vom aktuellen Kanzler Scholz wiederholt und bestätigt wurde.
Es ist auch nicht unbedingt die Aufgabe Journalisten, der neutral agieren sollte, uns seine persönliche Sicht der Dinge vorzustellen.
Ich denke, wir als Deutschland werden erfahren, was unter dieser Staatsräson de facto zu verstehen ist, wenn Israel entsprechende Forderungen an uns stellt. Wann und wie das sein wird, werden wir sehen. Tatsache ist dann aber auch, dass solche wichtigen Entscheidungen bei uns im Parlament auf Mehrheitsbasis entschieden werden, z.B., ob man auf Wunsch Israels deutsche SoldatInnen zur Unterstützung dorthin entsenden soll oder nicht.
Olga

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Rispe
als Antwort auf olga64 vom 22.11.2023, 17:23:17

Diesen Wunsch Israels wird es nicht geben, überdies hat der Jurist Steinke eine solche Verpflichtung deutlich verneint.
Im Übrigen hat Israel eine der am besten aufgestellten Armeen der Welt und (ich zitiere) „ist Israel (9,4 Millionen Einwohner) weltweit auf der Liste der Waffenexporteure die Nummer acht.
Wo Israel jedoch traditionell an der Spitze liegt: Pro Kopf gerechnet hat man die größten Verteidigungsausgaben der Welt, über 4,5 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes (BIP) werden in den Bereich Rüstung investiert.“ Hier der Link: Israel: Militär im Nahost-Konflikt - so mächtig ist die Rüstungsindustrie

Die brauchen nun wirklich nicht uns, um sich zu wehren.


Anzeige