Internationale Politik Krieg in Israel

Nordlicht 55
Nordlicht 55
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf Anna842 vom 22.10.2024, 12:21:42

Dieser thread hier heißt ja  "  Krieg in Israel  "  und so lasse ich mal Ferdinand von Schirach zu Wort kommen, der beschreibt, was längst in Vergessenheit geraten
ist, bei den Juden/Jüdinnen weltweit natürlich nicht.
 

Liebe Anna,

ich verstehe Deine Intention, diesen Beitrag Ferdinands von Schirach hier zu veröffentlichen, bzw. einzustellen. Und Du hast Recht: wo anders sollte er hin gehören, wenn nicht in diesen Thread!

Was aber auch ich nicht verstehe ( dieses Mal sind es Deine Worte) ist die Behauptung, dass dieser schreckliche Terrorüberfall "längst in Vergessenheit geraten" wäre? Wie kommst Du nur auf solche Aussage?
Der 07.10. 2023 in Israel hatte eine ähnliche Dimension wie der 11.September 2001 in den USA - und hat sich wie 9/11 schon längst im Gedächtnis sehr vieler Menschen fest gesetzt.
Nein, diese Grausamkeiten sind NICHT vergessen!

Ich finde aber auch nicht, dass Opfer zum Täter gemacht werden, wenn diese entsetzliche Kriegsführung der israelischen Regierung kritisiert wird - denn die ist nicht weniger grausam!
Du fragst nach der Verhältnismäßigkeit...
Wenn ich schon anerkennen soll, das die vollständige Zerstörung dieses Landstriches bis zur Unbewohnbarkeit angeblich "verhältnismäßig" sein soll, ist meine Meinung dazu:
Das MINDESTE an Verhältnismäßigkeit wäre, die Versorgung der Bevölkerung mit den lebensnotwendigen Gütern überhaupt zuzulassen! Nahrung, Wasser(!), Energie, mindestens für ärztliche Versorgung und ärztliche Versorgung überhaupt.
Und nicht auch noch die Helfer von Menschenrechtsorganisationen, die diese Güter zu den Menschen bringen wollen, dabei zu behindern, zu bombardieren und ihrerseits zu töten!
Das MINDESTE an Verhältnismäßigkeit wäre, selbst ausgewiesene humanitäre Zonen, in die die Menschen erst geschickt werden, dann nicht zu bombardieren!
Und vor allem: Das MINDESTE an Verhältnismäßigkeit wäre, alles daran zu setzen, die noch lebenden Geiseln nach Hause zu holen! Dafür jede Chance auf eine Waffenruhe zu nutzen, statt zu behindern!
Aber das interessiert einen Netanjahu nicht .

Katja

 
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Rispe vom 22.10.2024, 16:17:53
(...)
Klar ist, dass dieses Massaker brutal und schlimm genug war, diese grausamen Detailschilderungen hätte Herr von Schirach uns ersparen sollen.
 

Warum? Die Welt kann ruhig wissen, wie die Hamas tickt und auch wenn ich Netanjahu's Vorgehen in Gaza nicht gutheißen kann und vermute, dass er womöglich glaubt, dass die Angehörigen die verbliebenen Geiseln nicht lebendig wieder sehen werden, erklärt sich die Wut auf Hamas, Hisbollah und alle, die Israel auslöschen möchten und nach über einem Jahr noch immer Handel mit den Geiseln treiben.

Hamas-Chef Yahya Sinwar und seine Bewacher missbrauchten sechs israelische Geiseln als menschliche Schutzschilde. Wie der israelische Kanal Channel 12 berichtet, umgab Sinwar sich mit Ori Danino, Carmel Gat, Hersh Goldberg-Polin, Alexander Lobanov, Almog Sarusi und Eden Yerushalmi, sechs Israelis im Alter zwischen 23 und 40 Jahren.
Sie alle wurden am 1. September von Hamas-Terroristen in einem engen Tunnel erschossen – kurz bevor sie von den israelischen Streitkräften hätten befreit werden können. Laut Channel 12 wurden sie ermordet, da sie aufgrund von Unterernährung zu schwach waren, um mit Sinwar in andere Tunnel verlegt zu werden.
Die sechs Geiseln waren abgemagert, da sie elf Monate lang fast nur Energieriegel zu essen bekommen hatten. Eden Yerushalmi wog nur noch 36 Kilo, als sie ermordet wurde. Sie und die anderen Geiseln wiesen zudem Spuren von Folter auf.
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 22.10.2024, 23:57:27
Liebe Katja,
es ist extrem schwer, genaue Informationen zu erhalten.
Ich habe gute Kontakte zu hier lebenden Juden/Jüdinnen, die
Verwandte oder Freunde in Israel haben.
Sie haben völlig andere Informationen, als hier in den Medien.
Sie sagen, es sei in erster Linie die Hamas selbst, welche die
Versorgung der Zivilbevölkerung verhindert. Sie wollten damit
erreichen, dass der Gaza-Krieg als ein Völkermord-Krieg
dargestellt wird. Die Hamas will erreichen, dass somit die Wut
auf Israel wächst.
Es ist auch ein Krieg um Bilder, ein Krieg um Worte.
Sie sagen, dass viele Schwerverletzte aus Gaza in israelischen
Krankenhäusern behandelt werden und dass dies nie hier in der
Presse steht.
Sie sagen, dass die israelische Armee bei Durchsuchungen der
Hilfswagen, Waffen gefunden hat.
Sie sagen, dass medizinische Hilfsgüter zuallererst bei den 
verletzten Hamas Kämpfern landet.
Sie berichten vieles, welches hier nie in die Öffentlichkeit gelangt.
Die israelische Armee weiß in Gaza nicht, wer Freund oder 'Feind
ist. Sie kämpft nicht gegen eine reguläre Armee.
Die junge Zivilisten schmiss eine Handgranate, zwei israelische
Soldaten wurden dabei verletzt.....

Also, hier in den Medien wird gesagt, dass der Staat Israel es 
verhindert, dass die Zivilbevölkerung mit Lebensmittel/'Wasser/
Medikamente versorgt wird, und dann bekomme ich Informationen,
dass es die Hamas ist, die es aktiv verhindert oder die sich selber
erstmal bedienen.....
Der Krieg um die Köpfe, Katja.
Was ist glaubhaft, was nicht ??

Anna

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ingo
ingo
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von ingo
als Antwort auf Anna842 vom 23.10.2024, 10:07:58
@Anna: Danke für diesen Beitrag. Er klingt glaubwürdig, und ich kann alles nachvollziehen.
Elbling
Elbling
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Elbling
als Antwort auf Anna842 vom 23.10.2024, 10:07:58
Sie haben völlig andere Informationen, als hier in den Medien.
Sie sagen, es sei in erster Linie die Hamas selbst, welche die
Versorgung der Zivilbevölkerung verhindert. Sie wollten damit
erreichen, dass der Gaza-Krieg als ein Völkermord-Krieg
dargestellt wird. Die Hamas will erreichen, dass somit die Wut
auf Israel wächst.

 
Sehe ich auch so und verstehe nicht warum auch hier im ST das nicht bedacht wird - es ist immer wieder nur von den 'Palästinensern in Not' die Rede, aber keiner sagt was dazu warum sie als Schutzschild mißbraucht werden. Was die Hamas da macht ist ein sehr schweres Kriegsverbrechen. Und so muß es auch bezeichnet werden, Anna.
thea136
thea136
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von thea136
als Antwort auf Elbling vom 23.10.2024, 11:02:05

ja, das sind die probleme unserer heutigen medienlandschaft....

gibt es eigenlich "die Hamas"?

ja o.k. es gibt wohl anführer....die ja jetzt auch nach und nach eliminiert werden,

aber hinter dem begriff "hamas" ist nicht EIN feind, sondern viele freinde....

und ich gehe davon aus, dass diese feinde israels keine homogene masse sind.

ich könnte mir vorstellen, da gibt es auch zivilisten, die aber unterstützen
oder jugendliche, u.a. die nicht offiziell zur hamas gehören, aber die israelis genauso
hassen und da und dort auch mal illegale handlungen ausführen....

wie also soll man zivilisten schützen, wenn man sie nicht von hamas angehörigen unterscheiden kann .

aber einfach sagen: na o.k. dann lassen wir es, das geht doch auch nicht!

und um auf die medien zu kommen.....
wie sollen wir heut noch unterscheiden, was wahrheit und was lüge ist...
nicht nur dass im krieg die wahrheit als erstes verloren geht, nein
durch menschen und jetzt auch noch durch menschen, die die KI missbrauchen,
können wir doch eigentlich überhaupt niemandem mehr glauben....

ich jedenfalls glaube nur noch, was ich verifizieren kann...


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Karl
Karl
Administrator

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Karl
als Antwort auf Elbling vom 23.10.2024, 11:02:05
Sie haben völlig andere Informationen, als hier in den Medien.
Sie sagen, es sei in erster Linie die Hamas selbst, welche die
Versorgung der Zivilbevölkerung verhindert. Sie wollten damit
erreichen, dass der Gaza-Krieg als ein Völkermord-Krieg
dargestellt wird. Die Hamas will erreichen, dass somit die Wut
auf Israel wächst.

 
Sehe ich auch so und verstehe nicht warum auch hier im ST das nicht bedacht wird - es ist immer wieder nur von den 'Palästinensern in Not' die Rede, aber keiner sagt was dazu warum sie als Schutzschild mißbraucht werden. Was die Hamas da macht ist ein sehr schweres Kriegsverbrechen. Und so muß es auch bezeichnet werden, Anna.
Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, wie man angesichts des umgepflügten Gazas das Vorgehen der israelischen Regierung noch rechtfertigen kann. Der Terror der israelischen Armee ist selbst nach dem furchtbaren Massaker durch die Hamas nicht mehr verhältnismäßig. Sie tun es, weil sie es können, aber es gibt keine moralische Rechtfertigung für dieses Übermaß.

Man beklagt, dass die Hamas Zivilisten als Schutzschilde missbrauche, nimmt aber keinen Deut Rücksicht auf Zivilisten, widerlegt also die Tragfähigkeit seiner Argumentation selbst. Zivilisten taugen gegen Israels Militär nicht als Schutzschilde.

Wir sollten nicht in die Falle tappen, den Terror Putins gegen die Ukraine zu verurteilen, aber die Übergriffe Israels auf seine Nachbarn gut zu heißen. Wie viele Israelis verurteile ich das Handeln Netanjahus auf das Schärfste.

Karl

P.S.: ich möchte hier noch die mahnenden Worte des israelischen Historikers Tom Segev einstellen:
 
Bruny_K
Bruny_K
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Karl vom 23.10.2024, 13:30:22

Danke, eine klare Aussage die auch längst fällig ist 👍👍👍

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Bruny_K vom 23.10.2024, 13:35:50
Beide teilen gleichermaßen die Verantwortung für die vielen
zivilen Toten in Gaza.
Hier, in Deutschland, halten einige Schilder hoch " Israel='Genozid ".
Einige Juden sind daraufhin unterwegs und halten Schilder
" Hamas=Genozid " hoch.
Beide Aussagen sind für mich nicht richtig.
Ein Genozid ist eindeutig definiert.

Vorhin kam im Radio nochmals ein Bericht über den Terror-Anschlag
in Solingen und welche Maßnahmen daraufhin ergriffen worden sind.
Es wurden 28 Männer aus NRW nach Afghanistan abgeschoben.
Ein Grauen für mich.
Wegen einem einzigen Terroranschlag, ein Maßnahmekatalog bei
dem mir der Atem stockt.

Die Hamas ist schon lange bekannt.
Ab Ende der 1980er Jahre, die ganzen 1990 Jahre hat sie Israel
mit Selbstmordattentaten überhäuft.
Alles zivile Objekte: Cafees, Busse, Supermärkte.
Alles flog in die Luft. Egal, wer da gerade war.
Der 16jährigen Britin riss es beide Beine weg...usw
Wie kann man so leben??

Dann wurde Gaza geräumt.
Es wurde den Palästinensern übergeben.
Und??
Was sagen viele Israelis: Wir haben Land gegeben und Raketen
bekommen !
Milliarden hat die Hamas erhalten.
Was habe sie damit gemacht. ?
Etwa ein Singapur 2.0 ?


In Israel protestieren etliche, weil sie denken, Netanjahu hat nicht
genug für die Befreiung der Geiseln getan.
Ich kann das nicht beurteilen.
Inwieweit ist es überhaupt möglich, mit der Hamas zu verhandeln?

Wenn ich einige sogenannte propalästinensische Demos sehe
und vor allem höre, dann denke ich oft, den Männern der Waffen-SS,
denen hätte das gefallen.
Die hätten gesagt, wir haben es immer gewusst, wir haben das
richtige getan.
Der IDF hat im Gaza-Streifen Unmengen von Hitlers " Mein Kampf "
auf arabisch gefunden.
( Verifizieren lässt sich das nicht. Verifizieren, so wie ich es mal gelernt/
studiert habe, das gibt es so nicht mehr. )

Anna
Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Karl vom 23.10.2024, 13:30:22

Danke, es ist zu offensichtlich, dass nicht nur die Hamas, sondern auch Israel Kriegsverbrechen begeht, daran gibt es keine Zweifel: UN-Bericht: Israel und Hamas begehen Kriegsverbrechen
Wie Israels Soldaten mit Bildern schockieren
Und was die immer wieder erwähnten,Schutzschilde der Hamas betrifft, so haben die Soldaten der israel. Armee genau dasselbe getan: Palästinenser als Schutzschilde eingesetzt: Israels Armee wegen Vorgehen in Gaza in der Kritik

Die Weigerung, das alles zur Kenntnis zu nehmen, erkläre ich mir psychologisch. Man glaubt, man dürfe Israel nicht kritisieren wegen unserer deutschen Schuld, die man meint, weiter abtragen zu müssen.
Ob das dann der richtige Umgang mit unserer Schuld ist, wieder die Augen zu verschließen, wie es unsere Mütter und Väter getan haben, nur nur an einer anderen Stelle, das muss jede/r für sich selbst entscheiden.


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