Internationale Politik Krieg in Israel
Heute (7.10.2024) blicken wir auf einen traurigen Gedenktag zurück.
Immer noch ist das Schicksal vieler Geiseln ungeklärt.
Aus der aktuellen deutschen Presseschau habe ich einen Kommentar kopiert, mit dem ich einig gehe:
"„Dass sich Israel verteidigen muss, steht außer Frage“, heißt es im TAGESSPIEGEL. „Das Recht darauf ist für den Fall eines bewaffneten Angriffs völkerrechtlich verbrieft. Die Selbstverteidigung muss jedoch im Verhältnis zur Angriffshandlung stehen. Es fällt schwer, das angesichts der vielen zivilen Opfer und Zerstörung noch zu bejahen. Hinzu kommt, dass das militärische Vorgehen des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu affektgesteuert wirkt. Es lässt weder eine strategische Ausrichtung noch ein klar definiertes, realistisches Ziel erkennen und erst recht keine Vision für die Zukunft. Der Frieden in Nahost wird sich nicht herbeikämpfen lassen. Der Nahostkonflikt kann nur über einen Friedensvertrag beendet werden, der die Zukunft der Palästinenser ein für alle Mal regelt. Die Ideologie der Hamas wird für viele erst dann an Anziehungskraft verlieren, wenn die Palästinenser eine verbindliche Perspektive für ihre Zukunft sehen“, vermutet der TAGESSPIEGEL."
Die Ideologie der Hamas wird für viele erst dann an Anziehungskraft verlieren, wenn die Palästinenser eine verbindliche Perspektive für ihre Zukunft sehen“, vermutet der TAGESSPIEGEL."Weil gewisse Kreise befürchteten die 'Anziehungskraft' zu verlieren wurde Rabin ermordet und am 07.10.2023 der Überfall ausgeführt. Für beides gibt es nirgends auf der Welt eine Rechtfertigung.
Aber trotzdem werden die 'Täter dieser Gewalttaten' auf beiden Seiten gehuldigt. Ist das auch klar..?
Zwischen Israel und den Palästinensern wird es ohne Ausgleich weder Sicherheit noch Stabilität geben.Es git einen neuen Artikel zu den "Rabbis for Human Rights" von Amnesty International:
Arik Aschermann ist gläubiger Jude und progressiver Rabbi. Er möchte verhindern, dass jüdische Siedler im Westjordanland Palästinenser vertreiben. Deswegen ist er fast täglich in dem Landstrich unterwegs.
Was hier passiert ist, falsch, sagt Arik Aschermann.
Avi Dabush: "Wir sind zerbrochen, aber trotzdem stark"
Zitat:
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Familie in den Kibbuz Nirim zurückkehrt, solange wenige Kilometer entfernt die Hamas regiert. Aber als Menschenrechtsaktivist weiß ich, dass der Krieg enden muss. Und ich bin überzeugt davon, dass wir eine diplomatische Lösung brauchen. In Gaza sollte die Palästinensische Autonomiebehörde Teil der Lösung sein. Außerdem brauchen wir eine Koalition moderater Staaten in der Region, um Gaza zu stabilisieren.
Dem zugrunde liegen muss natürlich der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen. Wir müssen die Besatzung beenden und einen Verhandlungsprozess starten. Ich bin Jude und Zionist und glaube fest daran, dass Israel ein Recht hat, an diesem Ort zu existieren. Meine Vorfahren kommen aus Libyen und Syrien, sie sind seit Jahrhunderten in der Region. Aber gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass die Palästinenser*innen einen Staat brauchen. Ich könnte mir zum Beispiel eine israelisch-palästinensische Konföderation mit offenen Grenzen vorstellen. Voraussetzung dafür ist, dass wir die Entmenschlichung, die wir gelernt haben, aus unserem System entfernen. Ich kann durch meine eigenen Erfahrung verstehen, dass Menschen wütend sind oder Rache wollen. Aber es ist möglich, sich für einen anderen Weg zu entscheiden."
Und hier die neuesten AI-Artikel zum 7. Oktober: Israel und besetztes Gebiet
Für mich gibt es heute nur einen einzigen Kommentar zum Thema:Ich schließe mich Dir an. An diesem Montag jährt sich das Massaker der Hamas in Israel zum ersten Mal. Bis heute fielen der darauf folgenden Spirale der Gewalt Zehntausende Menschen zum Opfer, mehr als 1700 Tote auf israelischer Seite, mehr als 41.000 Tote in Gaza, mehr als 1600 Tote im Libanon. Bei ihrem Überfall am 7. Oktober verschleppten die Terroristen 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen, 97 von ihnen befinden sich bis heute in ihrer Gewalt.
Ich denke an den Tag des Massenmordes vor einem Jahr und daran, welche Katastrophe dieses Massaker ausgelöst und nach sich gezogen hat.
1. Jahrestag des Hamasangriffs auf Israel mit über 1.700 Toten. 239 (251?) Geiseln wurden verschleppt.
105 Geiseln wurden im Austausch freigelassen. 108 (97?) Geiseln sind noch in der Hand der Hamas, wobei davon ausgegangen wird, das 1/3 davon nicht mehr am Leben sind.
Bisher sind fast 42.000 Menschen getötet worden, große Gebiete im Libanon und Gaza sind zerstört.
Kalkül von der Hamas war sicherlich einen Flächenbrand auszulösen. Sie mussten mit der Reaktion der Israelis rechnen und hofften auf die Solidarität anderer arabischen Staaten. Zudem hatten sie die Geiseln. Doch bisher brachte das nur im Austausch 550 freigelassene Palästinenser.
Die Solidarität ist bisher auch nicht berauschend. Zwar hat die Hisbollah eine zweite Front mit dem Libanon eröffnet, der Iran hat auf Israel über 300 Raketen und Drohnen abgeworfen, wobei er vor den ersten 100 gewarnt hat. Der Südjemen hat 3 Solidaritätsdrohnen nach Israel geschickt. Aber die Luftabwehr der Israelis hat mindestens ¾ von allen Flugkörpern abgefangen und etliche sind auf unbewohntes Land gestürzt und haben vielleicht einen Krater hinterlassen.
Gaza scheint für die islamische Welt nicht den Stellenwert zu besitzen, den sie sich erhofft hat.
Doch eins haben die Palästinenser erreicht. Sie haben die Israelfeindlichkeit auf der Welt gestärkt.
Wolfram8
GErade als deutsche Frau im fortgeschrittenen Alter belastet mich dieser eskalierende Nahost-Krieg sehr und auch meine persönliche Ambivalenz zur inneren Eindordnung der dortigen Geschehnisse.
Deshalb hat mir heute ein Artikel von Ronen Steinke in der SZ etwas geholfen (nachstehend einige Zitate), auch was die Rolle von uns Deutschen anbelangt,d ie wir in diesen nahöstlichen Regionen wenig Einfluss haben oder nehmen können.
DAs deutsche Image in der Welt ist davon geprägt, dass unter unserer adretten Bach- und Beethoven-Fassade im 20. Jahrhundert die Bereitschaft von Millionen Büergern schlummerte, ihre Nachbarn industriell ermorden zu lassen.
Zugleich bildet diese deutsche Historie den Hintergrund dafür,d ass immer mehr deutsche Landsleute ihre Kritik am Staat der Juden besodners lustvoll zelebrieren "Die da unten in ihrem Judenstaat sind auch nicht besser als unsere Vorfahren, also können die ruhig mal aufhören, uns hier mit ihrer vermeintlichen, moralischen Überlgenheit zu nerven". Und es geht weiter in solchen Ausführungen: "was der Staat Israelheute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, ws die Nazis im 3.Reichmit den Juden gemacht haben".
Diesen dummen, falschen Aussagen stimmen in Deutschland 43% der Befragten zu, wie eine Befragung der Bertelsmann-Stiftung ergab.
Jüdische Deutsche sind auch keine Regierungsvertreter Israels und haften auch nicht für Israels Politik. Aber sie werden hier in Deutschland mehr und mehr in Haftung genommen.
Aber auf der anderen Seite werden auch arabischstämmige Menschen oft mit pauschalen Vorurteilen konfrontiert gesehen - als ob diese alle Hamas oder Hisbollah-Sympathisanten seien.
Wer jedoch versucht, zu differenzieren - wie z..B. unsere Aussenministerin Baerbock wird umgehend aus der sog. israelsolidarischen Ecke beschimpft und man wirft ihr vor, sie lasse Israel im Stich.
Aus der sog. propalästinensischen Ecke wird sie gleichzeitig für das Gegenteil beschimpft; sie würde nach Israels Pfeife tanzen und solle mit Israel brechen.
Es ist schwieriger denn je - insbesondere für aktive PolitikerInnen - beide Seiten zu betrachten. Aber richtig bleibt so ein Verhalten trotzdem. Olga
Es gibt einen Leserkommentar (L. Schmidt) zum Ronen Steinke Artikel: "Es ist einsam geworden für diejenigen, die es sich beim Gaza-Krieg nicht leicht machen", der mir aus dem Herzen spricht. Den kompletten Steinke-Artikel kann ich nicht lesen wg. Bezahlschranke.
Zitat:
"Die Ohnmacht derjenigen, die eine Befreiung der Geiseln wünschen, derjenigen die ein Ende von Zerstörung und Bombardement wünschen, die eine Zukunftsperspektive wünschen, die einfach nur Frieden in Freiheit und Autonomie über die Gestaltung der eigenen Zukunft wünschen, macht jeden mitfühlenden Charakter betroffen, ein Stück weit sprachlos, wütend und frustriert.
Es gibt sie auf beiden Seiten, diejenigen die von der Aufrechterhaltung des Konflikts profitieren und alles dafür tun, dass das Feuer am lodern bleibt. Und spreche ich das aus, ernte ich Missbilligung von beiden Seiten. Nicht in erster Linie von den Profiteuren des Konflikts, sondern von denjenigen, die direkt betroffen sind und das Leid, das dieser Konflikt in so großem Umfang mit sich bringt, fühlen. Ihr Leid verstellt ihnen den Blick auf das Leid der anderen. Doch Frieden und Freiheit sind ohne die Wahrnehmung des Leids der anderen nicht zu erreichen.
Dieser Konflikt wir niemals eine gewaltsame Lösung finden, dafür sind zu viele betroffen und zu viele Interessen im Spiel. Aber letzteres macht die Lösungsfindung auch nicht einfacher.
Was bleibt uns übrig?
Hoffen, den Platz zwischen den Stühlen halten, den Friedenswilligen den Rücken stärken und die oben beschriebene Gefühlslage aushalten."
Danke Michiko. Aber ist dieser Leserkommentar wirklich schon zum heute erscheinenden Ronen Steinke Artikel in der SZ? Herr Steinke schreibt viel und sehr gut und ist ausserdem selbst jüdischen Glaubens - also persönlich auch hoch betroffen von dieser Nahost-Situation.
Olga
Nicht "die Palästinenser" haben das erreicht, sondern die Hamas, zu deren Kalkül auch die Toten in der palästinensischen Bevölkerung gehören. Genau die sollen die Israelfeindlichkeit antreiben.