Internationale Politik Krieg in Israel

olga64
olga64
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 01.12.2023, 13:19:29
Gestern erst hatte ich den Pass einer palästinensischen Asylbewerberin in der Hand, und vorn stand aufgeprägt:
"The Authority of Palestine" oder  "The palestinian Authority", genau weiß ich das nicht mehr, aber eben nicht "Palestine" oder The State of Palestine", und das hat mich eben gewundert, im Sinne von, dass sich Palästina selbst nicht als Staat definiert.
Es ist sehr kompliziert dieses Konstruk einer palästinensischen Staatsbürgerschaft: Um diese zu erwerben, muss der Betreffende in der Westbank ode Gaza registriert sein und eine israelische Identifikationskarate besitzen.

Als Staatsangehörige werden Palästinenser definiert, die bis 1947 regulär dort ansässig waren und es spielt keine Rolle, ob sie dann vertrieben wurden, geflüchtet sind oder geblieben sind. Allerdings wird es nicht mehr viele lebende Menschen geben,die diese Kriterien erfüllen.

Palästinensche Pässen werden von diversen Staaten nicht anerkannt; z.B. jene,die der Libanon ausstellt.
Auch bei uns leben staatenlose Palästinenser, teilweise schon seit mehreren Generationen,da sie in den 80er Jahren über die DDR aus dem Bürgerkrieg im Libanon geflohen sind und dann weiterzogen in die BRD.
Wenn es aber so sein sollte, dass sie nach einem gewissen Prozedere die palätinensische Staatsbürgerschaft erwerben könnten, müssten sie theoretisch in die Westbank oder Gaza reisen, was aber vermutlich für Staatenlose auch nicht funktionieren würde, weil niemand diesen Status auf der Reise anerkennen würde.
Dann bleiben sie also - wie schon seit Jahrzehnten - bei uns und machen sich auf diversen Gebieten immer lautstark bemerkbar, können aber auch an unseren grosszügigen Sozialleistungen partizipieren. Olga
olga64
olga64
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64

Das Bombardement in Gaza geht also wieder weiter. Grosse Befürchtung habe ich, wie sich das im Süden dieses sehr kleinen Landstrichs auswirken wird, wohin Hunderttausende von Bewohnern aus dem Norden geflüchtet sind und dort nun irgendwie Schutz vor den Bomben finden müssen.

Zugleich hat dieses sehr unwürdige Geschacher um Menschen bei der Geiselbefreiung nun ein vorläufiges Ende gefunden und die Hamas zeigt überdeutlich,dass sie hier die Fäden in der Hand hat. Wie man hört, soll es ein Angebot dieser Terrororganisation an Israel geben, dass eine Geiselbefreigung (es sollen noch ca 130 in der Hand der Hamas sein) weitergehen könnte, wenn Israel alle inhaftierten Palästinenser freilässt: also auch verurteilte Mörder, Terroristen usw.

Ob es israelischen Soldaten umgekehrt gelingen könnte, evtl. in den Tunnels festgesetzte Geiseln selbst befreien, scheint ziemlich aussichtlos. Man hat jetzt sicherlich einige Informationen von freigelassenen Geiseln - aber militärische Befreiungsaktionen dürften viele Soldatenleben kosten.

Olga

Edita
Edita
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Edita

Na wenn das so stimmt, dann wundert mich gar nichts mehr …….. 

„ Bis in höchste israelische Sicherheitskreise soll bereits vor einem Jahr bekannt gewesen sein, dass die islamistische Hamas einen großangelegten Terrorangriff auf Israel geplant hat. Das berichtete die New York Times. Demnach gab es in einem 40 Seiten langen Dokument mit dem Codenamen Jericho-Mauer einen umfassenden Austausch israelischer Behörden, in dem der Gefechtsplan der Hamas skizziert wurde. Dieser soll bis ins Detail dem Angriff der Hamas am 7. Oktober geähnelt haben.“

Israel soll schon vor einem Jahr von Hamas-Plänen gewusst haben 



Edita


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Bandagenanderl
Bandagenanderl
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Bandagenanderl

Was Krieg ist, wird uns hier vorgeführt. Krieg an sich ist pervers. 
Wir wissen, dass der Krieg das letzte Mittel sein soll, wenn jegliche Diplomatie versagt oder man sich mit Aggressoren nicht anderweitig verständigen kann. Wenn dann schon Krieg sein muss, kann er nicht nach Regeln funktionieren, denn dann wird er zum Strategiespiel. 
Zuerst einmal der Terrorangriff der Hamas, der in Israel zahlreiche Opfer forderte und der verwerflichen Geiselnahme. 
Dann der Gegenschlag der Israelis mit einer unverhältnismäßigen Gangart. Nord- Gaza weitgehend zerbombt und die überlebende Bevölkerung animiert in den Süden zu flüchten. 
Dann kann man plötzlich von beiden Seiten den Krieg, der bislang unvermeidlich war, aussetzen. Plötzlich lässt sich eine Waffenruhe vereinbaren. Die hält dann auch einige Tage, jedoch nun beginnt plötzlich wieder dieser "unvermeidliche" Krieg. Den führt man weiter, bis die Einsicht reift: "Wir erschießen und zerbomben uns für die nächsten Tage wieder einmal nicht, weil da ja noch Geiseln gefangen gehalten werden." Der Krieg wird nun wir erst einmal fortgeführt, bis die Modalitäten des nächsten Austausches vereinbart sind. 
Warum in diesem Zeitraum die Waffen schweigen können, entzieht sich meiner Kenntnis. Das ist betrifft nun das direkte Kriegs Geschehen.
Nun durften wir erfahren, dass seit einem Jahr Geheimdienste der USA und Israels die Regierung Israels vor einem Angriff der Hamas gewarnt haben. "Nicht ernst genommen", mag ich nicht glauben. Es scheint, man habe bewusst auf eine Eskalation gewartet, um den Gaza Streifen "befrieden" und den Hamas- Terrorismus endgültig beseitigen zu können. 
Ich habe hier einmal geschrieben, dass mir das Palästinenser Problem bislang nicht so richtig bewusst war. Die Augen haben mir nicht die von Norbert Blüm oder Sigmar Gabriel geschilderten erschütternden Verhältnisse im Gaza Streifen, sondern einfach ein Blick auf Gaza bei Google Earth. Der Zaun den Israel errichtet hat, mit der Abhängigkeit des Gaza Streifens von Trinkwasser, Strom und Energie aus Israel. Man hat dort ein Pulverfass geschaffen.
Vielleicht gehörte das, was ich nun schreibe, in die Rubrik Innenpolitik. Unser bayerischer Innenminister sagt, dass sich Bewerber für eine doppelte Staatsbürgerschaft zu Israel bekennen müssten. Ich kann das akzeptieren, wenn es um das Bestandsrecht Israels und des israelischen Volkes und seines Staatsgebietes geht. Allerdings möchte ich die Siedlungspolitik und die unverhältnismäßigen Kriegshandlungen einer derzeitigen rechtsradikalen Regierung nicht mittragen. Aussagen von israelischen Ministern mit Atombomben auf Gaza oder "den Palästinensern endlich das Rückgrat zu brechen", würde vergleichsweise in Deutschland sofort den Staatsschutz auf den Plan rufen. 
Um die Demonstrationen in Deutschland nicht eskalieren zu lassen, wäre es endlich an der Zeit, den jüdischen Glauben zu schützen und ihn vom Gebaren des Staates Israels zu trennen. Leider fehlt uns der Mut dazu mit diese Meinung auch dem Zentralrat der Juden in Deutschland nahe zu bringen. Lieber versteckt sich die Politik hinter einer "Erbschuld", anstatt das unselige Erbe als Verantwortung für die Zukunft zu verstehen.     

Anderl        
 

Bruny_K
Bruny_K
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Bandagenanderl vom 01.12.2023, 22:02:19

Du sprichst aus, was ich bereits zu Beginn dieses Krieges geäußert habe. Israels Regierung wußte von dem bevorstehenden Anschlag der Hamas, Mir wurde das aus zuverlässiger Quelle zugetragen und das kann nur bedeuten, dass das Ignorieren nur ein einziges Ziel hatte, nämlich die komplette Zerstörung des Gasastreifens und die Vertreibung aller Palästinenser. 
Bruny

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Bruny_K vom 01.12.2023, 22:55:24
Du sprichst aus, was ich bereits zu Beginn dieses Krieges geäußert habe. Israels Regierung wußte von dem bevorstehenden Anschlag der Hamas, Mir wurde das aus zuverlässiger Quelle zugetragen und das kann nur bedeuten, dass das Ignorieren nur ein einziges Ziel hatte, nämlich die komplette Zerstörung des Gasastreifens und die Vertreibung aller Palästinenser. 
Bruny

Guten Morgen, Bruny,

ich kann mir bei aller Phantasie NICHT vorstellen, dass Israel bereit ist, hunderte , tausende,vielleicht zehntausende Israelis zu opfern (man wusste ja vorher nicht genau, wieviele Tote es geben würde; es hätten ja schlimmstenfalls auch noch viel mehr sein können), um einen Anlass/Grund zu haben, den Gaza zu vernichten. Ich glaube eher der Annahme, dass man die Warnungen nicht ernst genommen hat.

LG

DW

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Bruny_K
Bruny_K
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf Der-Waldler vom 02.12.2023, 07:09:51

Guten Morgen DW, es gibt wahrscheinlich vieles was wir uns nicht vorstellen können. Doch ich vertraue da eher den Menschen vor Ort, die über Insider Wissen verfügen. Es ist ja auch nicht Israel, das bereit ist, es ist diese Netanjahu Regierung, die bereit war, den Warnungen kein Gehör zu geben. Vielleicht auch weil man wusste, dass das eigene Militär fast unschlagbar ist, also die Opfer auf der anderen Seite weitaus größer sein werden.
Nur jeder Soldat der kämpfen muss ist mit der eigenen Regierung nicht unbedingt einverstanden.

Gruß
Bruny

Edita
Edita
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Edita
als Antwort auf Der-Waldler vom 02.12.2023, 07:09:51

Guten Morgen, Bruny,

ich kann mir bei aller Phantasie NICHT vorstellen, dass Israel bereit ist, hunderte , tausende,vielleicht zehntausende Israelis zu opfern (man wusste ja vorher nicht genau, wieviele Tote es geben würde; es hätten ja schlimmstenfalls auch noch viel mehr sein können), um einen Anlass/Grund zu haben, den Gaza zu vernichten. Ich glaube eher der Annahme, dass man die Warnungen nicht ernst genommen hat.

LG

DW
Ein ehemaliger Elitesoldat der israelischen Luftwaffe sagte der Jüdischen Allgemeinen auf die Frage

" Der Hamas ist es gelungen, die elektronischen Sicherungen und Videoüberwachungen am Grenzzaun auszuschalten. Warum hat niemand von den Geheimdiensten oder den Sicherheitskräften in der Armee das geahnt?

Es war wie beim Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren. Es gab ein Konzept. Einen Plan. Das Konzept ging damals von der Annahme aus, dass die Araber Israel nicht angreifen würden. Dann haben Syrien und Ägypten angegriffen; ein Totalversagen der Geheimdienste, obwohl es so viele Warnungen gab. Die Dienste hatten ihr Konzept, das besagte: kein Angriff. Und die Überraschung war komplett. 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg genau das Gleiche:
Die Hamas wird nicht angreifen. Die Hamas möchte das Leben der Bevölkerung in Gaza verbessern. Wir haben gesicherte Grenzen, durch die niemand durchkommt, es wird sporadisch ein paar Angriffe geben, aber damit können wir leben. Und nun ist alles zusammengebrochen. Armee und Geheimdienste haben es mit einer völlig neuen Kraft zu tun. Einer Art Islamischem Staat. Sie hatten ihren Plan, dem sie folgten. Sie wollten die Warnzeichen nicht sehen.
Zudem war Israel in den letzten neun Monaten völlig beschäftigt mit dieser Justizreform, die Netanjahu durchziehen will. Das hat Israel gespalten. Die Kraft Israels jedoch entsteht aus der Einheit der Menschen. Netanjahu hat Israel auseinandergerissen, um sich selbst zu retten."

Quelle



Edita
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Der-Waldler

Danke, Bruny und Edita.

***

Hier ein Artikel, den ich heute morgen in der FR-Online las, in welchem die in Berlin lehrende amerikanische Philosophin, einiges Kluges zum Thema "Solidarität" und "deutsche Nahostpolitik" schreibt. Die jüdische Intellektuelle vermag Solidarität und Menschenrechte nicht in solche mit/für Israel und solche mit/für Palästinenser zu trennen. Sie gipfelt in der Forderung:

"Es ist wichtig, dass aus der deutschen Geschichte eine Verantwortung für Israels Sicherheit abgeleitet wird – wie auch immer man ‚Staatsräson‘ verstehen will. Aber die blinde Unterstützung dieser Regierung wird noch weniger zu Israels Sicherheit beitragen als die Unterstützung von Bushs Kriegen zum Weltfrieden beigetragen hätte. Jede wirksame Unterstützung Israels muss an die universellen Werte von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gekoppelt sein. Daher müssen diese Werte auch für Palästinenser gelten."

Quelle: FR-Online

DW

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Granka vom 01.12.2023, 15:51:06

Danke, dieses Binsenwissen hatte ich nicht.


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