Internationale Politik Krieg in Israel
Interessanter Artikel von der Friedr.-Ebert-Stiftung: Gefährlicher Vertrauensverlust
Zitat:
Angesichts der Reaktionen auf den Gazakrieg verliert die feministische Außen- und Entwicklungspolitik der Bundesregierung massiv an Glaubwürdigkeit.
"Wer sich vor dem Hintergrund des Krieges zwischen Israel und der Hamas und im Angesicht der humanitären Katastrophe in Gaza zwischen unterschiedlichen Realitäten und ihren Diskursen bewegt, bleibt oft sprachlos zurück. In Deutschland rückten Politik und Medien die Sicherheit und das Selbstverteidigungsrecht Israels nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober ins Zentrum der Debatte. Gleichzeitig wächst in der arabischsprachigen Welt und darüber hinaus die Wut und die Trauer angesichts des schier unfassbaren Leids, das die israelische Armee derzeit in Gaza anrichtet.
Das Einzige, was diese beiden unterschiedlichen Positionen vereint, ist das Fehlen jeglicher Empathie für die jeweils andere Seite. Die Gleichzeitigkeit von unterschiedlichen Realitäten und Wahrnehmungen, der Israelis, wie auch der Palästinenser, muss erkannt und ausgehalten, und darf nicht a priori delegitimiert werden.
Dabei helfen könnten die von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbarte feministische Außenpolitik und die feministische Strategie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die nicht nur Handlungsanweisungen, sondern auch eine Sprache bereithalten, die unterschiedslos für alle außenpolitischen Krisen gelten sollte und der wir uns bedienen könnten, um auf den Krieg im Gazastreifen zu reagieren."
Am besten weiterlesen, die eigentlichen Argumente kommen noch: Gefährlicher Vertrauensverlust
Die Gedanken sind frei ... es durfte und darf jedoch nich alles vernehmbar gesagt oder geschrieben werden. 😉Wenn das so wäre, hättest Du diesen Satz nie schreiben dürfen!
Mareike
Edita
Da ich weiß, dass Artikel oft nicht gelesen werden, wenn sie nur verlinkt sind, füge ich noch den Schulssabsatz hinzu, den finde ich besonders wichtig:
„Feministische Entwicklungs- und Außenpolitik muss den Hamas-Terror verurteilen, darf aber nicht alle Palästinenserinnen und Palästinenser als vermeintliche Terroristen kollektiv bestrafen. Gleichzeitig muss Israel als sicherer Staat für Jüdinnen und Juden geschützt werden, und gerade deshalb muss erkannt werden, dass die derzeitige Reaktion des Flächenbombardements Gazas nicht zu dieser Sicherheit beiträgt, sondern viel wahrscheinlicher gleich die nächste Welle von Hass und Gewalt erzeugt.
Feministische Außen- und Entwicklungspolitik sollte progressive Stimmen auf beiden Seiten fördern und Räume für diese schaffen. Was klar ist: Weder Antisemitismus im Namen eines vermeintlich antikolonialen Widerstandes noch islamophober und antiarabischer Rassismus im Namen sogenannter unbedingter Israelsolidarität haben in diesen Räumen einen Platz. Aber feministische Außen- und Entwicklungspolitik darf nicht in die Falle tappen, das eine wichtiger als das andere zu nehmen. Beides gilt es gleichermaßen zu identifizieren und zu verbannen, während andere Stimmen nicht vorverurteilt und ausgeschlossen werden dürfen. Feministische Aufrufe zum Waffenstillstand skandalisieren sowohl antisemitische als auch antimuslimische Gewalt, die im Zuge des Krieges überall auf der Welt, und besonders im Westen, drastisch angestiegen sind.
Feministische Ansätze bieten die Sprache, die vielen derzeit fehlt, um angemessen auf die humanitäre Katastrophe in Gaza zu reagieren. Sie bieten auch Handlungsanweisungen für eine gerechte, für alle gleichermaßen geltende Politik. Derzeit scheint aber die deutsche politische Öffentlichkeit und die Bundesregierung an der Anwendung dieser im Fall des Krieges in Gaza zu scheitern.“
Gefährlicher Vertrauensverlust
Denk an unsere eigene GeschichteDiesen kleinen Satz sollte man mehrfach doppelt unterstreichen, er könnte gerade für uns Deutsche und das Verständnis unserer 'historischen Verantwortung' den Juden gegenüber, sehr hilfreich sein.
Statt unterschwellig oder auch mehr oder weniger offen, den Palästinensern den erhobenen Zeigefinger zu präsentieren und den Vorwurf zu machen, sie hätten ja nichts gegen Hamas unternommen, sie hochkommen lassen und würden sie auch noch ständig unterstützen, und müssten folglich mit den Konsequenzen leben, könnten wir doch das an Erfahrung und Empfehlungen weitergeben - an beide Konfliktparteien - aus unserer eigenen Geschichte des Dritten Reichs, was sich aus der Aufarbeitung unseres eigenen Fehlverhaltens ergeben hat. Mit dem 'Nie wieder' ist es ja nicht getan. War denn unsere Totenkopf -Waffen - SS etwas soviel anderes in ihrem Handeln, als eine Terrororganisation in vielem der Hamas vergleichbar.
Machten junge deutsche Männer denn nicht auch begeistert mit, standen vor den Rekrutierungsbüros der SS voller Erwartung Schlange, wenn es um die Aufstellung von Elitekämpfern ging ? Trafen sich die alten Herren nicht lange Zeit noch, bis zu ihrem Ableben, zu vergnügten, in Nostalgie schwelgenden Kameradschaftsabenden ?
Wie sollen die Palästinenser , arbeitslos, hoffnungslos, meist ohne solide Ausbildung oder gar Kenntnisse geschichtlicher Zusammenhänge, es anstellen, das fertigzubringen, was zig-Millionen Deutsche, mit vergleichsweise sehr guter Schulbildung, nicht geschafft haben ?
In diesem Zusammenhang sei auch mal daran erinnert, was für eine eminente Bedeutung das Eingreifen Montgomerys und der Ausgang der Schlacht von El Alamein 1942, für das Überleben des Jischuw hatte. Ein 'Kollateral- Nutzen' sozusagen, denn die Briten kämpften nicht für die Juden, sondern für ihre Ölquellen und ganz allgemein die Region des Nahen Osten als Nachschubkorridor.
Mein ableitender Gedanke dahinter : ohne mächtige Freunde, ja ich würde behaupten , ganz allgemein ohne Freunde, wird es das kleine Israel auf Dauer nicht schaffen, ohne ständige Bedrohung zu leben, es sei denn, es würde - um seine Existenz zu sichern - alles einsetzen , was es an Waffen hat - dann stünde der Nahe Osten in Flammen.
Sich Freunde schaffen ohne Waffen - könnte das nicht auch einer gerade von unseren Ratschlägen sein, in Wahrnehmung unserer besonderen, wohlverstandenen Verantwortung heraus für ein "friedliches" Neben-oder gar Miteinanderleben der Streitparteien ? In den Geschichtsbüchern stehen Namen wie Camp David, Oslo, Madrid usw die Rede, werden Namen von amerikanischen Präsidenten genannt, warum findet sich da kein deutscher Ort, kein Kanzlername der Bundesrepublik ? Und wird sich, so ist anzunehmen, leider auch nicht in Zukunft finden. Warum eigentlich ? Wo sind die Vorstellungen von unserer, von deutscher Seite was die Zeit 'danach', die Zukunft der beiden Völker angeht ? Wollen wir weiterhin nur im Geleitzug der EU oder der USA (bequem) mitschwimmen ?
Wann spielen wir endlich mal die Karte unserer Erfahrungen aus, eine Karte, die sonst keiner hat ?
Deutschland könnte vielleicht Vorschläge machen oder mit Ideen und Denkanstößen rüberkommen, die man anderen so nicht abnehmen würde, die aber im Hinblick auf die Sonderstellung Deutschlands, von Juden und Arabern gleichermaßen, wenigstens angehört würden ?
Ob das 'trägt' kann man erst wissen , wenn man es probiert hat.
Bisher hat m.W. Deutschland keine 'Fehlschläge' zu verzeichnen. Man hat aber auch nichts "gewagt", was 'bemerkenswert' gewesen wäre. Höchstens , dass Walter- Borjans mal ein 'politisches Mitspracherecht' gefordert hatte, als es um deutsche Waffenlieferungen an Israel ging.
Etwas anderes als nur an Waffen zu denken und zu liefern, das wäre doch auch eine Möglichkeit, im Sinne der selbstauferlegten 'Staatsräson" zu handeln.
Nur auf das Recht der Selbstverteidigung hinzuweisen, ist das nicht auch ein bisschen bequemes "Drücken" vor dieser Verantwortung ?
Im Faden "Worüber habe ich mich gefreut ........usw) habe ich mich heute mit Sascha Lobo befasst und einen Beitrag von ihm zum Nahost-Konflikt gefunden, deshalb ein paar Auszüge, die doch länger geraten sind als beabsichtigt, aber es könnte sein, dass man beim Aufrufen des links vor der Bezahlschranke landet.
Seit rund 3000 Jahren leben Juden auf dem Gebiet, das heute Israel ist, später wurde das Christentum und noch später der Islam begründet, und alle drei Religionen haben heilige Stätten dort. Das wurde auch im Teilungsbeschluss der Uno 1947 berücksichtigt, mit dem der Landstrich in ein jüdisches Land, Israel, und ein arabisches Gebiet, Palästina, unterteilt wurde. Viele arabische Länder haben das nicht akzeptiert, sondern am ersten Tag der Existenz Israel angegriffen. Seitdem ist Israel samt seiner Bewohner*innen in jeder Minute in Lebens- und Überlebensgefahr. Es sollte nicht kompliziert sein, dann zu sagen: Das sind antisemitische Terroristen, sie gehören mit allen Mitteln bekämpft. Das ist auch ein weiterer Grund, warum es kein Einerseits-Andererseits geben darf.
Der Freiheitskampf der Palästinenser müsste zuallererst die ultrakorrupte, blutrünstige, aus dem Iran ferngesteuerte Hamas verjagen, denn diese Leute interessieren sich einfach null komma null für die Freiheit und das Wohlergehen der Palästinenser. Den Fall, dass du dich nicht äußerst, weil du heimlich selbst mit Leidenschaft antisemitisch oder – was dem strukturell gleichkommt – antizionistisch bist, möchte ich ausklammern. Denn dann würde in deinem Hasswahn kein Argument der Welt ausreichen, um dich zur Menschlichkeit zu verleiten. Darum geht es am Ende: dass du Menschlichkeit walten lässt, wo bei dir bisher leider eher Bigotterie zu erkennen ist, jedenfalls von außen.
Weil du zwar dankenswerterweise fast jede größere Menschenrechtsverletzung kritisierst und in solidarische Kampagnen einstimmst – aber ausgerechnet bei dem jüdischen Staat schweigst. Dass du ein paar Mal Stolpersteine poliert hast, kann ich leider nicht gelten lassen, weil genau jetzt nicht tote Juden Probleme mit Antisemitismus haben und bedroht sind, sondern lebende. Übrigens nicht nur in Israel.
Aber der Kern bleibt: Die eine Seite will existieren, die andere Seite will die erste vernichten. In den palästinensischen Gebieten wird Judenhass in vielen Schulen gelehrt, Schülerinnen und Schüler jahrelang indoktriniert und antisemitischer Terrorismus glorifiziert. In Gaza wurde zuletzt 2006 gewählt, die Hamas regiert diktatorisch und tötet regelmäßig missliebige Palästinenser, etwa angebliche Kollaborateure. Im dicht bevölkerten Gazastreifen sind fast die Hälfte der Menschen Kinder, die schon früh mit Militanz und Judenhass in Berührung kommen – von den judenhassenden Männern der Hamas, die oft in Qatar oder in Iran sitzen. Es gibt eine häufig erzählte, simple Wahrheit: Wenn die Hamas die Waffen niederlegt, herrscht Frieden. Wenn Israel die Waffen niederlegt, werden Juden ermordet und das Land existiert nicht mehr. (...)
DAS machen hier so gut wie alle.
" auf ihre Person hinweisen " und " von sich selbst ausgeht was
Empfindungen oder Sichtweisen auf die Dinge betrifft. "
Wenn die eingegebenen Beiträge genauer diesbezüglich gelesen
werden, dann ist es fast jeder Beitrag.
Selbst ein eingestellter link, hat einen persönlichen Bezugsrahmen.
Hier wird so gut wie nie " allgemeinpolitisch " diskutiert.
Die Beitrage sind durchzogen von persönlichen Empfindungen.
Ich finde das nicht schlimm.
Nur wenn es einigen wenigen als unangemessen zugeschrieben wird,
dann finde ich es übel.
Nur ein Beispiel von vielen:
"Ich hoffe sehr, dass du die Meinungsfreiheit nicht in Abrede stellen willst,
auch wenn du mit anderen als deiner Meinung nicht umgehen kannst. "
Bei Teil zwei dieses Satzes wird es besonders übel.!
Manchmal gewinne ich auch den Eindruck, dass es nicht darauf ankommt, was
geschrieben wird, sondern wer etwas schreibt.
Im übrigen wird letztendlich bei jedem Kommentar, die eigene Person, die
eigene Biographie und die eigenen Empfindungen zum festen Bestandteil
eines Beitrages., das ist unabdingbar, es wird schließlich ausschließlich mit
seinem eigenen Gehirn und dem, was es enthält, geschrieben.
Also unterm Strich, Michiko: Alle machen es. !
Anna
Du fragst „Wann spielen wir endlich mal die Karte unserer Erfahrungen aus, eine Karte, die sonst keiner hat?“
Vielleicht weil niemand eine Idee hat, wie eine Lösung aussehen könnte? Neben- oder miteinander werden Juden und Palästinenser nicht (mehr) leben können. Zuviel Ist in diesem erneuten Konflikt passiert. Sie werden sich aber auch nicht räumlich trennen lassen, denn für beide ist es ihre Heimat die sie aufgeben müssten. Also bliebe doch nur die zwei Staaten Lösung, nur wie schafft man es, die heiligen Orte der Palästinenser in ein „neues“ Palästina zu schaffen? Wie kann Israel bewegt werden die vereinnahmten Flächen zurückzugeben. Wie schafft man es ein Niemandsland zwischen Israel und Palästina zu schaffen, in dem beide nichts zu suchen haben und das vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen überwacht wird?
Wäre das ein gangbarer Weg?
Lieber aixois,Die Palästinenser dadurch für ihre Verluste zu entschädigen, dass man aus Gaza, aus der Westbank, eine Art 'off shore Staat', einen Staat sui generis, neu erfunden und komponiert, bildet, der zu dem wird, was einst z.B. der , Beirut/Libanon war, ein kulturell und wissenschaftlich hochstehende, attraktive Stadt mit Umland, mit einem Flair des Bohemiens, wie es einst Beirut war, ein Landstrich, eine Stadt,, eine Region der Kultur, der Innovation mit viel Charme und Liebe, mit viel lukrativen Bildungs- und Jobangeboten für die Jugend, Perspektiven für ihr Leben, Familiengründungen usw., so dass sie nicht mehr den Fidelklängen der Hamas und Konsorten hinterher rennen müssen, wenn sie was erleben, wenn sie was aus ihren Leben machen wollen.
vielen vielen Dank für Deine Antwort!!
Insbesondere Deine "rein theoretischen" Gedanken haben mich sehr beeindruckt! Ich habe das gestern mehrmals gelesen und heute wieder...
Wenigstens die Chance für eine Entwicklung zu einem menschenwürdigen Leben wünschte ich so sehr dieser extrem jungen palästinensischen Bevölkerung. Denen z.B., die noch Kinder sind und bereits jetzt zu "Terroristen" degradiert werden...
Nun hast Du schon fast ein Paradies beschrieben! 😃 Das klingt einfach zu schön!!
Zu wissen, dass das wirklich nur blanke Theorie ist und diese Menschen wahrscheinlich nicht einmal in Ansätzen die Möglichkeit zu einer besseren Zukunft bekommen werden, macht mein Herz gerade noch schwerer.
LG Katja
Ich hoffe sehr, dass du die Meinungsfreiheit nicht in Abrede stellen willst,
auch wenn du mit anderen als deiner Meinung nicht umgehen kannst.
Stimmt alles, was Du schriebst Anna, doch bei diesem Satz an Dich gerichtet, müsste man daran erinnern: "Bei persönlicher Diskriminierung hört die Meinungsfreiheit auf".
Und ja, wie oft wurde schon gesagt, es käme nicht auf das Geschriebene an, sondern auf den Einsteller, besonders in politischen threads zu beoachten, das ist eine Art Hofierung, die mir nicht liegt.
Michiko
Danke, Michiko, da ist keine Bezahlschranke.
Ein kluger Text, eindeutig, nachdenklich machend, ich muss das erst einmal sich setzen lassen. Auf jeden Fall sehr sehr lesenswert.
DW