Internationale Politik Krieg in Israel

Der-Waldler
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Rispe vom 06.11.2023, 11:46:56
Ich war sehr erstaunt, dass mein Link zu den Plänen der ethnischen Säuberung weitgehend ignoriert wurde. Der beschreibt nämlich ganz deutlich, was wirklich geplant ist bzgl. Gaza.
Wenn man das liest, dann weiß man eigentlich, was die Stunde geschlagen hat.
Noch deutlicher geht es gar nicht. Hier nochmal der Link: Das Misgav-Institut entwirft einen Plan zur ethnischen Säuberung

geschrieben von Rispe
Liebe Rispe,

ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber glaube mir, dass ich viel mehr lese als die Anzahl meiner Reaktionen vermuten lässt. Und ich denke, anderen geht es ebenso. Nicht selten fehlen mir einfach die Worte und ich kann nur "liken".

LG

DW
Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Granka vom 06.11.2023, 12:01:42
Deborah Feldman ist eine ganz besondere Persönlichkeit. Es lohnt sich, ihre Rede bei Lanz anzuhören, diese Rede hat mich umgehauen. Und nicht nur mich, sondern auch alle Anwesenden der Sendung, als da wären Habeck und die Lorenzo und Gaub, man hat deutlich gemerkt, wie beeindruckt sie davon waren, hier der Link: https://www.youtube.com/watch?v=yblJzvEw2Go

Man muss wissen, dass sie sich aus den Klauen einer ultraorthodoxen Familie befreit hat, in dem Buch „Unorthodox“ beschreibt sie das, es ist ein ungemein interessantes Buch, weil man da viel erfährt über das Leben der Ultraorthodoxen.
Die Frau weiß, wovon sie spricht, man sollte sie anhören.
Sorry Rispe, dass alle anwesenden in der Sendung Lanz von Fr. Feldmann beeindruckt waren, sehe und sah ich nun ganz und gar nicht. Di Lorenzo beklagte "die Kälte von Teilen der Gesellschaft ion Deutschland für die Juden" und Habeck antwortete so, wie es ein Politiker tut und es besonders gut Habeck kann, "ich habe Achtung vor ihren pazifistischen Gedanken aber damit lässt sich der Konflikt nicht lösen", ich habe das Video nicht mehr extra angesehen, ich zitiere vermutlich nicht wortgleich, aber sinngemäss. Ich hatte auch das Gefühl, sie war sichtlich unzufrieden mit ihrem Auftritt, sie war nicht das erstemal bei Lanz und deshalb kannte ich sie und ihre Ansichten und ihre Kritik an Israel schon, was besonders ihr als Jüdin auch zusteht.
​​​​​Granka
​​​​​​

Vor einem oder zwei Tagen wurde hier noch  beklagt, dass so wenige Menschen auf die Straße gehen, um gegen Übergriffe auf Juden zu demonstrieren. Die 10.000 Leute auf der Solidaritätskundgebung am Brandenburger Tor waren einigen zu wenig. So weit so gut. Es scheint so, dass sich Sichtweisen durchaus ändern können.

Herr Habeck sagte übrigens in der Sendung zu Frau Feldman:  "Für einen deutschen Politiker geht es nicht, zu sagen: Das war schlimm, was die Hamas gemacht hat, aber Israel hat nicht das Recht, die Hamas zu zerstören. Sie als Schriftstellerin können das mit einer großen moralischen Klarheit und Härte einfordern, aber ich kann mir das nicht zu eigen machen. Als politische Haltung schließt sich das für mich aus".
aixois
aixois
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Der-Waldler vom 06.11.2023, 08:31:40

Lieber DW,

beim Lesen des FR-Interviews, fiel mir ein Satz besonders auf:

" Berlin ist mein Zuhause, ich habe hier eine Community von sehr diversen Menschen, die zueinander stehen. Ich glaube nicht, dass es einen anderen Ort auf der Welt gibt, an dem ich mich besser aufgehoben fühle. Aber die Art und Weise, wie Schriftsteller, Intellektuelle, Politiker über ihr Land reden, ist eher Wunschdenken. "

aus dem - für mich- deutlich wird,   dass die alte Frage  "bin ich ein "deutscher Jude" oder bin ich ein "Jude in Deutschland?" immer noch gilt als Gradmesser der Integration.

Von Gabriel Riesser, bedeutender Jurist,  einem frühen Kämpfer gegen den Antisemitismus und maßgeblicher Mitverfasser der Paulskirchenverfasssung , stammt der Satz, wonach "ein Jude in Deutschland entweder  ein deutscher Jude oder heimatlos".
Ein für mich sehr tiefgründiger Satz , der vieles erklären kann, auch den Antisemitismus heute. Von 1871 - 1918 verstanden sich die Juden zunehmend als Deutsche, haben sie doch als deutsche Soldaten mitgekämpft in Sedan (Ergebnis :Deutsche Reichsgründung)  und sind den Heldentod für Deutschland als Deutsche auf den Feldern von Verdun gestorben.

Ansonsten waren die Juden über die Geschichte hinweg einfach nur Juden, Juden, die in Deutschland lebten, Juden,  deren Wunsch, als Deutsche betrachtet zu werden, ein einseitiger war, von der Mehrheitsbevölkerung aber nicht geteilt wurde.

Als 'Heimatlose',  als die sich Feldman versteht, fühlt sie sich in Berlin wohl. ("
Berlin ist der Ort in der Welt, an dem alle Heimatlosen zu Hause sind") .

Aber als "Jüdin in Deutschland" ist es wieder,  oder immer noch ,nicht 'gewöhnlich', offen zu sagen: "ich bin Jüdin".

"Die Erfahrungen sind wie bei jedem Juden in Deutschland sehr unterschiedlich. Es reicht von antisemitischen Bemerkungen von Deutschen oder Arabern über Philosemitismus bis hin zu völliger Unkenntnis von Menschen, dass es auch heute noch Juden gibt. Nur eines ist es nie, wenn man sich in Deutschland als Jüdin zu erkennen gibt: gewöhnlich." Quelle

Im aktuellen Historikerstreit (Relativierung des Holocaust im Vergleich zu Verbrechen der Kolonialisisten) spielt dieses "Einmaligkeitskriterium" eine wichtige Rolle, das von den meist linken Antikolonialisten-Demonstranten unserer Tage nicht begriffen wird : das Tätervolk bringt gezielt einen Teil seiner eigenen Landsleute, seiner Nachbarn, um.

Nach einer Studie der Europ.Agentur für Grundrechte, waren 2014/15 80 % der Befragten der Meinung, dass die Juden nicht die gleichen Interessen hätten,  wie die Bevölkerung in der sie leben...

An "10/7"  liegt das nun wirklich nicht.





 

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olga64
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Granka vom 06.11.2023, 12:01:42

 

Sorry Rispe, dass alle anwesenden in der Sendung Lanz von Fr. Feldmann beeindruckt waren, sehe und sah ich nun ganz und gar nicht. Di Lorenzo beklagte "die Kälte von Teilen der Gesellschaft ion Deutschland für die Juden" und Habeck antwortete so, wie es ein Politiker tut und es besonders gut Habeck kann, "ich habe Achtung vor ihren pazifistischen Gedanken aber damit lässt sich der Konflikt nicht lösen", ich habe das Video nicht mehr extra angesehen, ich zitiere vermutlich nicht wortgleich, aber sinngemäss. Ich hatte auch das Gefühl, sie war sichtlich unzufrieden mit ihrem Auftritt, sie war nicht das erstemal bei Lanz und deshalb kannte ich sie und ihre Ansichten und ihre Kritik an Israel schon, was besonders ihr als Jüdin auch zusteht.
​​​​​Granka
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Es ist gut ,dass Markus Lanz Frau Feldmann diese längere Redezeit einräumte und sie auch von niemandem unterbrochen wurde. Es ist aber auch gut,dass dann andere Gäste und auch Herr Habeck zu Wort kamen und ihre Sicht der Dinge schilderten - ein ganz normaler demokratischer Prozess.

Frau Feldmann wollte später anscheinend noch weitere Redezeiten, aber dafür war vermutlich im  Ablauf der Sendung nicht mehr viel Zeit. Aber sie ist öfters bei Lanz, weil sie dort auch die von ihr geschriebenen Bücher vorstellt.

Kritik an der Regierung in Israel kann jeder üben - auch Nicht-Juden. Aber letztere machten es gerade in den Monaten vor dem Hamas-Überfall und dem dann folgenden Krieg im Gaza bewunderungswürdig, in dem sie wöchentlich in grosser Anzahl zum Erhalt ihrer Demokratie auf die Strasse gingen.

Aber in diesem Zusammen mit jüdischen Frauen möchte ich auf einen TV-Film morgen Abend im ZDF verweisen,der das Leben der wunderbaren, mittlerweile 102-jährigen Margot Friedländer schildert, die als einzige ihrer Berliner Familie den Holocaust überlebte. Nach jahrzehntelangem Leben zusammen mit ihrem Mann in den USA kam sie 2010 zurück nach Deutschland, wo sie seitdem an Schulen, in Büchern, Filmen, Talkshows usw. über den Antisemitismus und den Holocaust berichtet.
Kürzlich erschiend ein berührender Artikel in der SZ über diese alte Dame - wir sollten auf sie hören, weil sie nicht mehr lange unter uns sein werden. Olga
Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2023, 12:07:52


Auch die vermeintliche Kälte, die immer wieder thematisiert wird, ist eher ein Abschotten: Man möchte sich nicht angreifbar machen. Man hütet sich Partei zu ergreifen.

Mareike

 

Liebe Mareike,

das denke ich auch. 1930ff haben sich auch viele gehütet, "Partei zu ergreifen". Wohin das führte, wissen wir. Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass man hin und hergerissen ist, ich habe auch kein "eindeutiges" moralisches Urteil. Aber zu schweigen oder zu schwurbeln, um sich nicht angreifbar zu machen, empfinde ich als peinlich bis widerlich. Besonders wenn dies Politiker tun.

LG

DW
olga64
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Michiko vom 06.11.2023, 12:16:17

 Die 10.000 Leute auf der Solidaritätskundgebung am Brandenburger Tor waren einigen zu wenig.
Ich finde diese Teilnehmerzahl bei einer 3.5 Mio Stadt immer noch viel zu wenig, zumal, wenn ich sie nun in den aktuellen Zusammenhang setze mit den Teilnehmern einer Pro-Palästinenser-Demo in Berlin, die bei geschätzt ca 9.000 gelegen haben soll.
Auch in München war die Teilnehmerzahl für Pro-Israel vor der geschichtsträchtigten Feldherrnhall mit ca 1000 Teilnehmern sehr beschämend.
Alles wirft aber m.E. schon auch Bild auf die innere Verfasstheit unserer Gesellschaft. Olga

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Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Michiko vom 06.11.2023, 12:16:17
Vor einem oder zwei Tagen wurde hier noch  beklagt, dass so wenige Menschen auf die Straße gehen, um gegen Übergriffe auf Juden zu demonstrieren. Die 10.000 Leute auf der Solidaritätskundgebung am Brandenburger Tor waren einigen zu wenig. So weit so gut. Es scheint so, dass sich Sichtweisen durchaus ändern können.

 

Liebe Michiko,

kannst Du Dir nicht vorstellen, dass man extreme Probleme damit haben kann, eine eindeutige Sichtweise zu finden? Dass man täglich darum ringt. Ich gehöre zu diesen Menschen. Von meiner Herkunft, meiner Familie, meiner Überzeugung und von meinem Herzen her, stehe ich jüdischen Menschen sehr nahe. Aber gerade DESWEGEN versuche ich, auch die andere Seite zu sehen. Du unterstellst mit obiger Aussage unter anderem auch mir (denn ich habe mich über die mangelnde Demonstrationsbereitschaft zugunsten Israels und der Juden "beklagt") eine opportunistische Haltung. Und das finde ich befremdlich.

LG

DW
Mareike
Mareike
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Anna842 vom 06.11.2023, 12:11:03


"  Gojnormativität  " .



Anna
" Gojnormativität" - für mich ein Fremdwort.
Habe gegoogelt und eine Rezension gelesen.
Es ist die Rede von der Unsichtbarmachung von jüdischem Leben.
Mir wird bewusst, dass mir im täglichen Leben kaum jüdisches Leben begegnet.
Wohl lese ich fast täglich von Antisemitismus. Eigentlich befremdlich.

Mareike

 
Nordlicht 55
Nordlicht 55
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf Joggerin vom 05.11.2023, 16:50:15
Wenn die Hamas ohne reguläre Uniformen kämpfen , sind sie nicht von der Genfer Konvention geschützt ( was ohnehin nie umgesetzt wird ) . Sie können standrechtlich erschossen werden .
Man ruft zur Relation der Rache auf .
Aber was gibt es gegen vielfachen grausamen Mord für eine Relation ? Keine !
Die Verbrecher sind aufzuspüren und für immer unschädlich zu machen .
Joggerin
@ Joggerin,

ich kann jetzt leider nicht heraus finden, auf welchen meiner Beiträge Du diesbezüglich geantwortet hast.. Ich relativiere die Ungeheuerlichkeit und die Grausamkeit des Hamas Überfalls in keiner Weise und habe das auch an keiner Stelle getan. Ganz im Gegenteil!

Die Hamas ist keine Armee, sie vertritt keinen offiziellen Staat und sie ist auch keine "Befreiungsbewegung"!
Sie ist eine Terrororganisation, deren Entmachtung hier wohl Jede(r) zustimmen wird!!
Auf jeden Fall aber gelten die Genfer Konventionen für die Zivilbevölkerung des Gazastreifens!
Ich erwarte von einer demokratischen Regierung und deren Armee, dass sie diese "Werte" wenigstens in Ansätzen beachten.
Interessanter Weise schreibst Du genau davon, worum es bei den Handlungen im Gazastreifen eben auch geht: um die von Netanjahu angekündigte Vergeltung Israels für die grausamen Morde der Hamas...

Wenn für beide Ziele nun inzwischen um die 10000 Menschen einer Zivilbevölkerung gestorben sind und noch viele Tausende folgen werden, mag das für Dich in Ordnung sein - für mich nicht!

Ich hatte es gerade erst geschrieben: für mich persönlich sind die Opfer auf beiden Seiten gleichwertig!
Letztlich sind sie ALLE Opfer der Hamas, die diesen Krieg verursacht hat!

Nur: Mit dem derzeitigen Vorgehen der israelischen Armee wird diese Hamas sicher militärisch geschwächt, aber nicht beseitigt werden. Das Gegenteil wird der Fall sein..
Denn der Hass steigt nicht allein auf diesen "beiden Seiten". Sondern wie wir alle beobachten können, weltweit auf "allen Seiten"!
Das trägt meiner Meinung nach nicht für die zukünftige Sicherheit Israels bei und ich habe durchaus Angst vor dem, was u.U. noch passieren kann.

Katja
Michiko
Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf olga64 vom 06.11.2023, 12:20:18

Kritik an der Regierung in Israel kann jeder üben - auch Nicht-Juden. Aber letztere machten es gerade in den Monaten vor dem Hamas-Überfall und dem dann folgenden Krieg im Gaza bewunderungswürdig, in dem sie wöchentlich in grosser Anzahl zum Erhalt ihrer Demokratie auf die Strasse gingen.

Aber in diesem Zusammen mit jüdischen Frauen möchte ich auf einen TV-Film morgen Abend im ZDF verweisen,der das Leben der wunderbaren, mittlerweile 102-jährigen Margot Friedländer schildert, die als einzige ihrer Berliner Familie den Holocaust überlebte. Nach jahrzehntelangem Leben zusammen mit ihrem Mann in den USA kam sie 2010 zurück nach Deutschland, wo sie seitdem an Schulen, in Büchern, Filmen, Talkshows usw. über den Antisemitismus und den Holocaust berichtet.
Kürzlich erschiend ein berührender Artikel in der SZ über diese alte Dame - wir sollten auf sie hören, weil sie nicht mehr lange unter uns sein werden. Olga

Danke Olga - für den Hinweis auf die Sendung mit Margot Friedländer, sie konnte gestern, am 5. November ihren Geburtstag begehen. Vor einer Stunde setzte ich in einem meiner Beiträge diesen link ein, hier ist er noch einmal. Margot Friedländer feiert 102 Jahre Leben

Michiko

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