Internationale Politik Krieg in Israel

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Juro vom 02.11.2023, 18:39:23
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Was ist berechtigte Kritik an Israels Regierung und was ist Antisemitismus?
Es gibt eine einfache Methode, dies zu definieren. Sie nennt sich die 3-D-Methode und wurde entwickelt von Natan Scharanski, einem jüdischen Politiker und Autor, der sogar einer Likhud-Koalition angehörte. Diese Klassifizierung von Antisemitismus ist von der Bundesregierung anerkannt und wird in der deutschen aber auch internationalen Politik verwendet.
Die 3 D bedeuten:
Dämonisierung - des Staates Israel. Juden sind die Gottesmörder, geldgierig und hinterhältig, sie treiben Palästinenser in Flüchtlingslager, ähnlich wie die Nazis in Deutschland, Vergleich mit Nazideutschland, Gaza-Streifen wie Warschauer Ghetto, Israel ist ein Terrorregime und Israel ist der Satan (Iran u.a.)
Doppelstandards - Israel wird für Dinge kritisiert, die bei anderen Ländern nicht erwähnt werden (Menschenrechtsverletzungen z.B.), arabischer Terror wird verschwiegen israelische Terrorabwehr wird kritisiert, 
Delegitimierung - Israel wird in diesem Zusammenhang das Existenzrecht abgesprochen, es sei illegitim gegründet worden, setze Kolonialismus und Apartheid fort, Juden hätten kein Recht, in einem eigenen Staat geschützt zu leben. Hier tauchen dann auch Verschwörungstheorien auf und das Selbstverteidigungsrecht der Juden / Israels wird negiert.

Diese 3-D-Klassifizierung ist nicht unumstritten, sie ist aber nun mal der Konsens, den Deutschland mitträgt.

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Man muss schon mit gerechten Absichten an die Diskussion gehen, wenn man nicht in tatsächlichen Antisemitismus abrutschen will. Und einer gehörigen Portion Selbstdisziplin.

Juro
geschrieben von Juro
Hallo Juro

Aus meiner Sicht stellst Du die richtigen Fragen.

Vorhin versuchte ich nachzuvollziehen, aus welchem Grund Habecks Rede so hoch gelobt wird?
Was ist daran neu?

Es ist das, was Du auch ansprichst: DER KONSENS.

Es war allerhöchste Zeit dass mal ganz klar ausgesprochen wurde, was in Deutschland KONSENS ist.

Zitate Habeck:
"Es braucht jetzt Klarheit und kein Verwischen."
" Wer hier lebt, lebt hier nach den Regeln dieses Landes. Und wer hierherkommt, muss wissen, dass das so ist und so auch durchgesetzt werden wird."

Zu lange haben sich unsere politische Vertreter und auch unsere Medien beeinflussen lassen von irgendwelchen Verbänden, Vereinigungen, Ideologen etc. Das Argument "Fremdenfeindlichkeit" erstickte jede notwendige Positionierung. Ich denke z B an Silvester in Köln 2015.

Deutschlands Hauptproblem ist aus meiner Sicht nicht an erster Stelle der "Antisemitismus" sondern wir haben eher ein Identitätsproblem.

Für Menschen ist ein ungewollter Identitätsverlust psychisch ein großes Problem, wenn wichtige Gruppenzugehörigkeiten (z. B. Familie, Volk bzw. Nation, Region, Religion, Freunde, Informelle Gruppe) verloren gehen.

Ein guter Anfang wäre dieses: "Wer hier lebt, lebt hier nach den Regeln dieses Landes."

Toleranz lässt sich nicht verordnen.

Wären die Pro-Palestina-Demos nicht so entartet, wären wir wohl weiter im "Ungefähren".

Mareike
 
Nordlicht 55
Nordlicht 55
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf aixois vom 02.11.2023, 17:28:47

Ja und ich versuche, das alles auf eine Reihe zu bekommen. Die angebliche Unteilbarkeit des humanen Kriegsrechts, die Gleichbehandlung von Zivilisten im Kriege, die Zögerlichkeiten Deutschlands bei der UN Resolution und bei der EU AA Stellungnahme.
 

Das geht mir ganz genauso wie Dir, aixios! 

Und nein, ich schaffe das gerade überhaupt nicht! Ich kriege das nicht auf die Reihe!

Manchmal denke ich: wenn humanes Völkerrecht, Kriegsrecht, westliche Werte nur solange gelten, solange sie einigermaßen bequem sind und im unbequemen Fall darüber möglichst geschwiegen wird - dann gibt es das alles gar nicht wirklich?? 

Was diese Versorgungsschiffe angeht: Nun hat Israel ja offiziell darum gebeten und heißt es nicht, dass wir alles liefern müssen, worum Israel uns bittet?
Ich hoffe deshalb, dass es nicht so lange dauern wird. Bis auch eines unserer Schiffe auf den Weg geschickt wird..
Aber vielleicht findet man ja noch eine "bessere" Möglichkeit der Hilfe und unterstützt wie so oft "finanziell"..

Katja
olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 03.11.2023, 10:57:15

DankeNordlicht.

Die Situation einiger arabischer Staaten um Israel war jedoch vor dem von der Hamas initiierten Massaker auf einem guten Wege. Sowohl Bahrain als andere Staaten der UAW und auch Saudi-Arabien näherten sich Israel an, was aber vermutlich dem Iran nicht passte und auch den Terrororganisationen, die vom Iran leben und gesteuert werden.
Rein theoretisch wäre so ein Ausbau von Kooperationen zwischen Israel und arabischen Staaten ein Segen für die dortige Situation, auch im Gaza, gewesen. Es hätte eine Enklave werden können, mit etwas Optimismus vergleichbar z.B. mit Singapur.
Ich hoffe sehr, dass diese Projekte nur aufgeschoben sind und es weitergeht, wenn dieser unsägliche Krieg hoffentlich bald vorbei ist.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber auch, wer dann "die Schlüssel" zum Gaza erhält: es muss ein Konglomerat zuverlässiger arabischer Staaten sein - aber m.E. nicht mehr Israel u.ä. Olga


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Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 03.11.2023, 10:57:15
Auch ich leide mit der israelischen Bevölkerung! Nicht vordergründig, weil ich eine "deutsche Bürgerin" bin, sondern weil ich ein Mensch bin!
Ich kenne auch persönlich keinen einzigen Menschen, der diesbezüglich anders fühlt!
Gleichzeitig leide ich aus dem selben Grund mit der palästinensischen Bevölkerung in Gaza und zunehmend auch im Westjordanland! Die gerade zu Tausenden sterben - an der unverhältnismäßigen Vergeltung einer rechtsextremen Regierung.
Das hat nichts mit Ihren obigen Worten zu tun!

Für mich persönlich sind sowohl die Einen, als auch die Anderen Opfer der Hamas, die dieses Sterben auf beiden Seiten in Gang gesetzt hat! Und sie alle haben mein Mitgefühl verdient!!

Katja
Liebe Katja,
du trifftst hier den Kern. Ganz genauso geht es mir. Danke!
olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Mareike vom 03.11.2023, 11:15:47


Vorhin versuchte ich nachzuvollziehen, aus welchem Grund Habecks Rede so hoch gelobt wird?
Was ist daran neu?


Deutschlands Hauptproblem ist aus meiner Sicht nicht an erster Stelle der "Antisemitismus" sondern wir haben eher ein Identitätsproblem.



Mareike
 
Wollten wir wichtige Reden nur nach dem Kriterium beurteilen, dass die darin enthaltenen Passagen "neu" sind, wäre wohl keine Rede wichtig. Denn die meisten "beredeten" Punkte bauen sich auf anderen auf und werden auch situationsbedingt dann aktualisiert.

Wir haben in Deutschland einen mehrfachen Antisemitismus:zuerst der "heimische", den wir in Deutschland seit der Nazizeit (und vorher) kennen und der sich fortpflanzt in den Generationen und auch in entsrpechenden Parteien zum Ausdruck kommt.

Dazu gekommen ist der importierte Antisemitismus. Durch die Migration leben bei uns Menschen, die schon im Kindesalter in den Familien mit Antisemitismus indoktriniert wurden und bei denen "nieder mit Israel" zum vermutlich allgemeinen Umgangston in diesen Kreisen gehört.

Darunter sind dann auch vorwiegend junge Menschen, die zwar migrantische Wurzeln haben, aber in Deutschland geboren und sozialisiert wurden - diese sind letztendlich auch unser eigenes, deutsches Problem.

ABer es dürfte jetzt auch eingefleischte, deutsche Antisemiten geben, die aufatmend alles dem migrantischen Antisemitismus zuweisen, der laut und weltweit verbunden unseren "eigenen" übertönt. Dadurch entsteht wohl die Hoffnung, dass wir Deutsche uns von unserem "Schuldkult" endlich befreien können und werden, was insbesondere in den deutschen, antisemitischen Kreisen sehr oft gefordert wird "weil ja alles einmal vorbei sein muss".
Dort wird aber weniger darauf gepocht, dass die historisch falsche Sicht, Israel hätte sich in Palästina Land angeeignet endlich revidiert wird und auch hier die Schuldigen benannt werden: nämlich wir Deutsche,die durch den Nazi-Vernichtungswahn einen eigenen Schutzstaat für Menschen jüdischen Glaubens nötigi machten.

U.a. fand ich deshalb die Rede des Vizekanzlers, Robert Habeck, sehr gut, weil sie - aus meiner Sicht - all das enthielt, worüber ich mir schon lange Gedanken machte und es auch ausgesprochen hat. Also die Richtung Opfer-Täter wieder korrigiert hat - was in der öffentlichen Wahrnehmung derzeit zu kurz kommt.
Olga
Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf pschroed vom 03.11.2023, 10:55:36

Wenn man dann noch die AFD und Wagenknecht nimmt wo sich hinter die Regime stellen, kann man nur noch den Kopf schütteln über soviel Dummheit wo unter Umständen gefährlich für unsere Demokratie werden kann.  Phil.


 
Du solltest in Deine Überlegungen aber auch mit einbeziehen, dass es weder eine AfD noch eine "Wagenknecht-Bewegung/Partei" geben würde, hätten die Regierungen der vergangen 2 Jahrzehnte ihre Aufgaben erfüllt, und ihre Politik zum Wohl der Bürger ausgerichtet. Statt dessen betonierten sie eine Parteiendemokratie, die zu Stillstand und Rückgang in einer Reihe von Bereichen führte. Das sture Festhalten an dieser Demokratievariante wird die Lösung nicht sein, und wie formulierte Gorbatschow dereinst so treffend: "Gefahren warten nur auf die, die nicht auf das Leben reagieren". Für China hat sich ganz offensichtlich ihr restriktives System als recht erfolgreich erwiesen, für Deutschland wäre dies nicht anwendbar, allerdings sollten wir andere Länder nicht drängen, unsere Demokratie zu übernehmen, derlei Missionsversuche führen in die Ihre und stehen uns im übrigen auch gar nicht zu.

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pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 03.11.2023, 12:47:12

Leutnant, ich gehe immer davon aus daß der Bürger intelligent genug ist, um zu verstehen was rundum ihn politisch läuft.

Wenn meine liberale Art zu leben in Gefahr gerät, stelle ich mir schon Fragen , darum mein Ausdruck

AFD , Wagenknecht - Dummheit. 

Das schließt auch eine Fehleinschätzung meinerseits nicht aus, das nenne  ich dann für mich, ich lerne.

Wo ich aber bei solchen rechts/links populistischen Parteien nicht sehen kann.

Leider würde dieser negative Wandel wieder zu Lasten der Ärmsten gehen, das ist dann eben so. Phil.

Elbling
Elbling
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Elbling
als Antwort auf olga64 vom 03.11.2023, 11:49:44
 Sowohl Bahrain als andere Staaten der UAW und auch Saudi-Arabien näherten sich Israel an, was aber vermutlich dem Iran nicht passte und auch den Terrororganisationen, die vom Iran leben und gesteuert werden.

Da fällt einem doch glatt das alte Sprichwort ein:
"Selbst der Frömmste kann nicht in Frieden leben, wenn genau das dem Nachbarn stört..".

Da ist was drann, denn die Hamas kann bestenfalls das 'Kanonenfutter' zur Verfügung stellen, finanzieren müssen andere...!
Edita
Edita
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Edita
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 03.11.2023, 12:47:12

Es hilft schon viel wenn „andere Länder“ sich an den Menschenrechten und an Rechtsstaatlichkeit orientieren, wenn es dann mal so weit ist, dann ist es bis zur Demokratie nicht mehr weit, und ganz ohne „ unser Zutun“!  😉


Edita

Elbling
Elbling
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Elbling
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 03.11.2023, 12:47:12
Du solltest in Deine Überlegungen aber auch mit einbeziehen, dass es weder eine AfD noch eine "Wagenknecht-Bewegung/Partei" geben würde, hätten die Regierungen der vergangen 2 Jahrzehnte ihre Aufgaben erfüllt, und ihre Politik zum Wohl der Bürger ausgerichtet.

Dabei sollte aber schon bekannt sein das die Politik sich eigentlich im 'Tagesgeschäft' an dem ausrichtet was anliegt. Und da ist es unsachlich und flasch alles pauschal zu verteufeln. Macht die Regierung etwas jammert die Oposition sowieso, ganz gleich um was es geht - nur sie kann es auf alle Fälle richtig. Dabei spielt es garkeine Rolle wer die Regierung stellt..!
Unsere jetzige Regierung ist nicht die "beliebsteste alles bisherigen" Regierungen. Soviel sei klar..!!! Der Vize-Kanzler hält ein politisches Statement das ich vom Kanzler erwartet hätte. Hat er sich nicht getraut - weil er fürchtete das sein Gedächtnis ihn wieder mal das falsche sagen läßt..? Oder schlicht nur feige..?
2015 Hat Frau Merkel den Schneid gehabt sich der Situation zu stellen.

Unsere jetzige Regierung verbreitet alles andere wie Zuversicht:
- Ständig öffentliche Diskussionen über Entscheidungsentwürfe,
- der Kanzler ist nicht 'der Chef der Regierung' - sondern nur Teilnehmer,
- die Politik hat keine eigene Führungsrichtung - Umfragewerte ersetzen diese.

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