Internationale Politik Krieg in Israel

olga64
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf MarkusXP vom 27.10.2023, 18:32:54

Da es keine militärische Lösung geben wird und kann, zögert Israel auch die lange angekündigte Bodenoffensive an, auch weil sich die USA hier noch durchsetzen können.
Und wichtig ist hier auch, dass m.E. eine unblutige Geiselbefreiung in dem Tunnel-System in Gaza ebenfalls nicht möglich sein wird.
Wie man erfährt, gibt es in Israel in der Bevölkerung ebenfalls unterschiedliche Sichtweisen:

Die einen wollen einen Verzicht der Bodenoffensive, um evtl. alle Geiseln zu retten - die anderen wollen ein hartes Vorgehen des israelischen Militärs ohne weitere Aufschiebung, um die Hamas endgültig zu vernichten. DArunter dürften viele Israelis sein, die direkt von diesen Morden betroffen waren und Rache wollen.
Aber eine solche Terrororganisation kann man mE. nie endgültig zerstören - sie lebt in indoktrinierten Menschen und dem Gedankengut weiter.
Olga

Rispe
Rispe
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Rispe

Auszug aus einem Artikel der SZ: Macron wirft Israel "undifferenziertes Bombardement" in Gaza vor

"Macron wirft Israel "undifferenziertes Bombardement" in Gaza vor

Der französische Präsident macht Israel schwere Vorwürfe. Angesichts der massiven israelischen Angriffe auf Ziele im Gazastreifen sprach er von einem "undifferenzierten Bombardement“. Nach dem Treffen mit den EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel sagte er, Frankreich erkenne den Willen und das Recht Israels vollständig an, gegen die Terroristen der Hamas zu kämpfen, und sei bereit, zu helfen. "Aber wir sind der Ansicht, dass die vollständige Blockade, das undifferenzierte Bombardement und erst recht die Aussicht auf eine massive Bodenoffensive nicht geeignet sind, die Zivilbevölkerung angemessen zu schützen." 

Israel, so Macrons Aufruf, solle sich Zeit nehmen, um weitere Schritte vorzubereiten. Er forderte einen humanitären Waffenstillstand und kündigte eine Koalition mit mehreren europäischen Ländern an, um unter anderem einen humanitären Korridor auf See einrichten zu können. Einen Waffenstillstand oder eine Feuerpause lehnt Israel derzeit ab."

Hier der vollständige Artikel: Macron wirft Israel "undifferenziertes Bombardement" in Gaza vor
Michiko
Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 27.10.2023, 18:00:49
wer Unrecht relativiert und da genügt schon über unparteiisch zu sein,
Das ist ja mal wider ein echter , hochkarätiger (?) "alkmar"!

Ich versuche, mir meine Meinung nicht innerhalb einer parteiischen Blase zu bilden, also "überparteilich" zu sein,aber den Schuh, damit Unrecht nicht mehr Unrecht zu nennen, sondern zu "relativieren" (auch so ein Modewort - will sagen,  zu 'verniedlichen'), den ziehe ich mir nicht an.

Aber wie gesagt, wäre es nicht ein echter 'Alkmar'; dann wäre es eine freche, verallgemeinernde  Unterstellung, aber so sage ich mir , dass nicht alles was glänzt,  muss auch hochkarätig und edel sein muss.

Also ich habe den "hochkarätigen Alkmar" anders verstanden. Seinen Satz, der ja noch weiter geht, verstehe ich im Sinne dieses Zitats von Edmund Burke: "Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen."  Unparteiisch zu sein bedeutet sich rauszuhalten und nichts zu machen. Eine Meinung zu haben ist das eine, sich aber auch zu ihr bekennen, sie zu vertreten oder sogar zu handeln ist das andere.
Das Wort "über" vor dem unparteiisch ist mE überflüssig.

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Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf Granka vom 27.10.2023, 10:49:11


Deutschland hat gegenüber den Juden eine Schuld, die nicht zu relativieren ist und wer nicht trennen kann zwischen persönlicher Schuld und der Schuld Deutschlands, will es offenbar nicht.

Ich stimme der Aussenministerin zu
"Wir sind alle Israelis".

Granka
 
Diese Trennung aber ist selbstverständlich normal und notwendig, denn es gibt nunmal keinen vernünftigen Grund, von Angehörigen der schuldlosen Nachfolgegenerationen zu erwarten oder gar zu verlangen, dass sie ihr Leben lang in Sack und Asche zu gehen haben. Und einen bedingungslosen, in unverbrüchlicher Solidarität per Staatsräson verordneten Schulterschluss mit einem Staat, der von einer von Nazis dominierten Regierung geführt wird, schon mal gar nicht. Wollte man dem importierten Antisemitismus in Deutschland ernsthaft die Stirn bieten, würde man sich dem Vorwurf der Migrantenfeindlichkeit aussetzen müssen. "Was tun?" sprach Lenin. Als Menschenfreund hat's man nicht wirklich einfach.
olga64
olga64
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 27.10.2023, 18:54:50

Die Situation von Macron und Frankreich ist auch besonders kompliziert.
In Frankreich lebt eine grosse Community von Menschen jüdischen Glaubens und ebenfalls viele Muslime, teilweise aus der früheren Kolonialzeit der Grande Nation.
Erinnern wir uns an die katastrophalen Terrorattentate in den letzten Jahren in Frankreich.

Aber wohin die Zivilbevölkerung im Gaza soll, weiss auch er nicht. Diese werden natürlich missbraucht, aber in erster Linie von der Terrororganisation Hamas, denen die eigenen Leute völlig egal sind, solange sie dazu dienen, dem selbsterklärten Image als Befreiungsorganisation zu helfen.

Ein "humanitärer Korridor'" auf See muss ja auch irgendwohin führen. 2 Mio Menschen können dort mE. nicht auf 'Schiffen für unbestimmte Zeit untergebracht werden.

Ich hörte soeben, dass das Tunnel-System in Gaza (ca 500 km lang und 80 Meter unter der Erde) nicht nur Läger für militärisches Material umfasst, sondern auch Schulen, Krankenhäuser und völlig ausgestattet ist mit Wasser, Strom und Unterkunft vermutlich am Schwierigsten zu überwältigen ist. Das sind Selbstmord-Kommandos für die israelische Armee, wenn diese dort einrücken sollte. Olga

Rispe
Rispe
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 27.10.2023, 18:59:06
Und einen bedingungslosen, in unverbrüchlicher Solidarität per Staatsräson verordneten Schulterschluss mit einem Staat, der von einer von Nazis dominierten Regierung geführt wird, schon mal gar nicht.
Auch ich werde mir den in unverbrüchlicher Solidarität per Staatsräson verordneten Schulterschluss nicht vorschreiben lassen, erst recht nicht mit einer Regierung, die laut Omri Boehm rechter ist als bei uns die AFD und eher mit der NPD zu vergleichen ist.
Niemand muss sich etwas vorschreiben lassen, wir leben immer noch in einer Demokratie.

Ich zitiere aus einem Artikel: Wie Israels rechts-religiöse Politiker verstehen?
"Seit den letzten Parlamentswahlen im November 2022 ist die israelische Regierung die am weitesten rechts stehende in der Geschichte des Landes. Premierminister Benjamin Netanjahu, der dem Likud, der größten konservativen Partei des Landes, angehört, konnte durch eine Koalition mit rechte Parteien wieder an die Macht kommen. Netanjahu, der in verschiedene Korruptionsaffären verstrickt ist, verdankt sein politisches Überleben in gewisser Weise diesen Parteien, mit denen er sich zur Regierung bereit erklärt hat. Unter ihnen erhielten zwei besonders zweifelhafte Figuren Schlüsselressorts: Bezalel Smotrich wurde Finanzminister und Itamar Ben-Gvir Minister für Nationale Sicherheit.
Bezalel Smotrich, Vorsitzender der Partei HaTzionut HaDatit („der Religiöse Zionismus“), hatte kurz vor dem Terroranschlag vom 7. Oktober, in der Annahme, dass eine Stärkung der radikal-islamistischen Einheit jeden Friedensprozess untergraben und somit die Verständigung und Organisation der Palästinenser im Hinblick auf die Bildung eines eigenen Staates verhindern würde, geäußert: „Die Hamas ist unsere Chance.“ Itamar Ben-Gvir ist seinerseits die paradigmatische Figur dessen, was die französisch-israelische Philosophin und Soziologin Eva Illouz einen „jüdischen Faschismus“ nennt.

Ben-Gvir, der vom Wehrdienst ausgeschlossen wurde, weil er als zu radikal galt, gehörte der Kach-Bewegung an, benannt nach der von dem ultra-nationalistischen amerikanischen Rabbiner Meir Kahane gegründeten Partei, die 1994 verboten wurde. Einer der Helden des Ministers für Innere Sicherheit heißt Baruch Goldstein: Der jüdische Arzt und Siedler Baruch Goldstein erschoss im Jahr 1994 29 Muslime in einer Moschee in Hebron. Itamar Ben-Gvir bewunderte auch Jigal Amir, einen radikalen Zionisten, der am 04. November 1994 den damaligen Premierminister Yitzhak Rabin ermordete, der 1993 am Osloer Abkommen mitgewirkt hatte, das einen Friedensprozess mit den Palästinensern in Gang setzen sollte."

Das sind die Leute, die jetzt in Israels rechtsextremer Regierung sitzen. Und zu diesem Staat soll ich mich in unverbrüchlicher Solidarität per Staatsräson bekennen?

Natürlich nicht!

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olga64
olga64
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 27.10.2023, 19:19:00

Dann erhebt sich natürlich schon die Frage, was Du, liebe Rispe und auch der Leutnant dagegen machen wollen,wenn unser Parlament mehrheitlich dafür stimmt, dem Land und Volk Israel in Solidarität an der Seite zu stehen, auch wenn es ein Problem ist, dass es die gegenwärtige Regierung dort gibt.
 
Diese von Dir zitierten Fakten sind seit 10 Monaten bekannt und das israelische Volk marschierte in grossen Zahlen laufend auf der Strasse dagegen an.
Jetzt ist das naturgemäss in Israel ausgesetzt, weil sich das Land im Krieg befindet und Tausende Menschen davon mittelbar oder unmittelbar betroffen sind.
Soll also ein Volk dafür bestraft werden, weil es so wählte, wie es wählte?

Soll jetzt das Opfervolk der Juden letztendlich selbst verantwortlich sein für die bestialischen Übergriffe dieser Terroristen?
Olga

Rispe
Rispe
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Rispe
als Antwort auf olga64 vom 27.10.2023, 19:27:09
Soll jetzt das Opfervolk der Juden letztendlich selbst verantwortlich sein für die bestialischen Übergriffe dieser Terroristen?
Olga
Das ist eine Interpretation, die nichts mit dem, was ich geschrieben habe, zu tun hat.
Natürlich nicht. Es gibt keine Rechtfertigung für das, was die Hamas getan hat.
Aber ich kann diesen bestialischen Terroranschlag und die Hamas verurteilen und als Mörderbande einstufen und trotzdem gleichzeitig die israelische Regierung kritisieren.
So etwas ist möglich!

Aber ich werde mich hier wieder zurückziehen. Das ist sicher besser so.
Edita
Edita
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 27.10.2023, 19:27:09

Nein Olga, so ist das nicht und das bedeutet es auch nicht!
Auch die Außenministerin hat nicht uneingeschränkt von der Solidarität Deutschlands gegenüber Israel  gesprochen, warum das allgemein gerne beim Zitieren ihrer Aussage unterschlagen wird, ist seltsam!

“ Für Deutschland ist die Sicherheit Israels nicht verhandelbar.
Wie jeder Staat der Welt hat Israel das Recht, sich selbst im Rahmen des Völkerrechts gegen Terrorismus zu verteidigen.“ 
„Im Rahmen des Völkerrechts“ das mißachten die Regierenden Israels nicht erst jetzt, sondern seit Jahrzehnten, aber jetzt erst recht mit dem rechtsextremen Polizeipräsidenten Gvir! 


Edita

 

CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf aixois vom 27.10.2023, 16:50:16

Ich stimme Dir voll zu, lieber @aixois, und ich möchte eine Frage nach dem "Danach" aufwerfen :
Obwohl noch kaum daran zu glauben ist, wäre ein Palästinenser-Staat in der Zukunft denn
eine "stabilisierende  Friedens-Kraft" in nahen Osten ?

Kann sich jemand von uns vorstellen, daß es in den nächsten 100 Jahren einen DEMOKRATISCHEN
Palästinenser-Staat  geben könnte ?

Oder würde so ein Staat nicht seine zweifelhaften Vorbilder im Iran und anderen Nachbarn der
Region sehen ?

Insofern werden die Stimmen international lauter, die unter dem Staatsgebilde von Isreal eine
Art Konföderation mit eigenen Palästinenser-Verwaltungsbezirken favorisieren. Nur so könnten
friedenswillige Palästinenser demokratische Strukturen aufbauen  und sich mit ihren jüdischen
Mitbürgern aussöhnen.

Aber vielleicht ist auch das illusorisch........

C.S.

 


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