Internationale Politik Krieg in Israel

Tina1
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Tina1
https://www.n-tv.de/politik/Bitte-ueberpruefen-Sie-Ihre-Meinung-ueber-den-Nahostkonflikt-article24489269.html

Beispielloser Terror in Israel "Bitte überprüfen Sie Ihre Meinung über den Nahostkonflikt"
Ein Gastbeitrag von Ron Leshem


"Als linksliberaler, homosexueller Friedensaktivist bitte ich Sie, der Wahrheit ins Auge zu sehen: Was in Israel geschah, ist nicht nur eine weitere Episode des Nahostkonflikts. Meine Tante und mein Onkel wurden lebendig verbrannt, aber in den Videos der Hamas sieht man noch Schlimmeres. Ich bitte Sie alle, Ihre Meinung zu überprüfen.

Ich höre bereits europäische Stimmen, die Zweifel anmelden: "Wie kann das wahr sein? Ihr müsst übertreiben." Die Welt ist in einem Zeitalter, in der sich jeder aussucht, was er glauben will, und dazu neigt, nur das zu glauben, was ihm nützt. Als linksliberaler, homosexueller Friedensaktivist bitte ich Sie, der Wahrheit ins Auge zu sehen.

Unsere Nachbarn haben gerade gefesselte Babys bei lebendigem Leib verbrannt und Frauen zu Tode vergewaltigt und feierten dies öffentlich - kein Terroranschlag ist je so weit gegangen und es zeigt leider, warum wir all diese Jahre kämpfen. Sie können es mit eigenen Augen sehen, gefilmt von den Go-Pro-Kameras der Hamas oder im Livestream, als die Terroristen sich in die Social-Media-Konten der Opfer einloggten, um die Hinrichtungen an deren Angehörige zu übermitteln. Vielleicht haben Sie die Stimme des begeisterten Terroristen gehört, der seinen Vater anrief, um zu feiern, und dessen stolze, glückliche Eltern sagten: "Kill, kill, kill! Tötet sie!".

Meine Familie stammt aus Be'eri, dem kleinen Kibbuz, in dem der Angriff am 7. Oktober ebenfalls stattfand. Be'eri ist ein linker, pro-palästinensischer, liberaler, sozialistischer Kibbuz, wie die meisten der Gemeinden, die an diesem Tag ausgelöscht wurden. Es ist keine Siedlung, sondern liegt auf der israelischen Seite der Grenze. Als das Massaker begann, versteckte sich meine gutherzige Tante in ihrem Zimmer. Sie war ihr ganzes Leben lang eine Friedensaktivistin. Sie schrieb uns eine SMS: "Bitte betet für uns. Wir bleiben still in der Dunkelheit. Wir hören Schüsse um uns herum. So seltsam." Nach ein paar Minuten: "Es ist so beängstigend", "Explosionen und Schüsse um uns herum. Nah, sehr nah", "Wir hören Schreie, ich glaube, sie sind im Nachbarhaus. Wir versuchen, in der Dunkelheit auf den Matratzen im Schutzraum ruhig zu bleiben". "Hilfe, jemand ist im Haus", schrieb sie, "es sind viele", "ich habe Angst", "Hilfe". Das war das Ende.

Wir brachen unter der Hilflosigkeit zusammen. In jedem Haus, in das die Terroristen eindrangen, töteten sie mindestens ein Familienmitglied, um die anderen zu schocken und zur Kooperation zu bewegen. In einigen Häusern töteten sie alle Kinder. Dann brachten sie die anderen nach Gaza. Dreijährige, die sahen, wie ihre Eltern ermordet wurden, wurden allein nach Gaza gebracht. Meine Tante und mein Onkel wurden bei lebendigem Leib verbrannt, aber auf den Aufnahmen der Hamas sieht man noch Schlimmeres.

Im Nachbarhaus wurde eine sechsköpfige deutsche Familie, darunter die dreijährige Yuli und der achtjährige Nave, entführt. Die Männer der Familie wurden abgeschlachtet, nur die Kinder und Frauen wurden lebend gefangen genommen. Wenige Minuten entfernt wurde mein Journalistenfreund zusammen mit seiner Frau getötet, während ihr vierjähriges Mädchen entführt wurde, das Blut ihrer Mutter bedeckte ihre gesamte Kleidung.

Ich höre junge liberale, westliche Aktivisten, die "Free Palestine, from the river to the sea" rufen, ohne zu wissen, dass dieser Slogan für die vollständige Auslöschung der Existenz Israels steht. Wissen sie aber, dass sie auch Menschen unterstützen, die Frauen wegen Ehebruchs, Homosexuelle, Säkulare und Minderheiten hinrichten und foltern?

Ich weiß, dass Sie vielleicht auch zu mir sagen wollen: "Hör zu, ihr seid seit Jahrzehnten Besatzer und Unterdrücker. Deshalb gab es einen tragischen Terroranschlag, aber ein Terroranschlag ist kein Grund, in einen Krieg zu ziehen und die Armee gegen Zivilisten einzusetzen". Vielleicht möchten Sie darauf hinweisen, dass die Bilder israelischer Kinder mich verfolgen, dass ich aber die jahrelang getöteten palästinensischen Kinder nicht erwähne.

Sie sollen wissen, dass ich über jedes palästinensische Zivilopfer in Gaza weine. Mein Herz ist bei meinen geliebten palästinensischen Freunden, ich unterstütze die palästinensische Unabhängigkeit, aber sie kann nicht kommen, solange Hamas, Dschihad, Iran und ISIS die Kontrolle haben. Im Moment sind meine 80-jährigen Eltern in Tel Aviv ständigem Raketenbeschuss aus Gaza ausgesetzt, und auch sie unterstützen die palästinensische Unabhängigkeit.

Und Sie sollen auch dies wissen: Israel hat sich vor 18 Jahren aus dem Gazastreifen zurückgezogen und die dortigen Siedlungen aufgelöst. Die Hamas hat die Macht übernommen und eine religiös-fundamentalistische Diktatur errichtet. Die vielen Milliarden Dollar, die aus Gaza ein neues Singapur machen sollten, wurden allesamt in den Aufbau einer Dschihad-Kriegsmaschinerie und eines endlosen Arsenals von Raketen investiert, die seit Jahren auf israelische Städte abgefeuert werden. Von Krankenhäusern und Schulen aus abgefeuert werden, um Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu benutzen.

Die Hamas behauptet, sie habe 500 Kilometer an unterirdischen, bombensicheren Tunneln gebaut, aber Zivilisten dürfen sich dort nicht schützen. Es gibt eine Grenze zu Ägypten, doch die europäische Linke würde Ihnen sagen, dass Gaza ein Freiluftgefängnis ist, weil Israel iranische Schiffe daran hindert, unaufhörlich Waffenlieferungen hinzubringen. Menschen aus Gaza dürfen die Grenze überqueren, um in Israel zu arbeiten.

Die Friedensgespräche sind immer daran gescheitert, dass die palästinensische Seite gegen jede Art von Waffenkontrolle war. So wie der Iran, der Atomwaffen besitzt. Wenn man einem Dschihadistenregime, das Frauen und Schwule hinrichtet, die Freiheit gibt, Menschen zu töten, ist man der Nächste. Wenn man ihnen in ihrer eigenen Sprache zuhört, sagen sie ausdrücklich, dass sie Juden abschlachten werden, bis der Islam das ganze Land kontrolliert. Christen und Homosexuelle werden die Nächsten sein. Die Hamas ist nicht an einer echten Befreiung beteiligt.

Zurechnungsfähige, vernünftige Kräfte in der arabischen Welt müssen sich für die Befreiung des palästinensischen Volkes von der Tyrannei einer fundamentalistischen, ISIS-ähnlichen Diktatur in Gaza einsetzen. Die Israelis, die in dieser Woche einen brutalen Völkermord erlebt und jegliches Gefühl der Sicherheit verloren haben, müssen wissen, dass die Welt Verständnis und Einfühlungsvermögen zeigt und bereit ist, ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Die Welt darf angesichts einer solchen Grausamkeit nicht schweigen. Es ist der einzige Weg, der zu palästinensischer Unabhängigkeit, Wohlstand, Sicherheit und einem Leben nebeneinander führt."


 
Michiko
Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 26.10.2023, 18:53:01

Ob nun die Palästinenser ursprünglich Fellachen als Urahnen hatten oder der Islam Trost spendet aber im Umkehrschluss auch Ansporn für alles Geschehene ist oder der "alte Spinoza" (habt ihr gestern noch Kaffee zusammen getrunken?), der angeblich  persönlichen Hass- und Gewalterfahrungen mit Liebe und Freude zu begegnen lehrte, das alles erklärt keine Blutbäder, Massaker und Lust, jüdisches Leben auszulöschen.

Abbas sollte sich an seinen Vorgänger erinnern, Jassir Arafat, der gemeinsam mit Schimon Perez und Jitzhak Rabin den Friedensnobelpreis verliehen bekam für ihre Anstrengungen bei der Lösung des Nahostkonfliktes. Wo ist denn jetzt in der Stunde der Not seine Anstrengung?

Und wenn Du von "büßendem Auftrag unseres Staatsverständnisses" schreibst, hört sich das für mich bedrückend an. So habe ich es nie empfunden.


Michiko

olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Bandagenanderl vom 26.10.2023, 18:23:52
Sehr geehrte Frau Olga!

Leider weiß ich nicht, ob sie den Beitrag schon kennen. Hier werden auch die geschichtlichen Hintergründe aufgezeigt und auch die Gefahren, die durch unbedachte Äußerungen deutscher Politiker heraufbeschworen werden. Sind wir noch alle Israelis, wie unsere Außenministerin meint. Stehen wir geschlossen hinter Israel wenn man dort den Rücktritt des UN Generalsekretärs fordert? Und das wäre noch die geringste Gefahr die uns bevorsteht, wenn wir nicht der Diplomatie endlich eine Chance einräumen.
Im Übrigen halte ich es so, dass ich mich nach allen Seiten hin informiere und dann meine Meinung bilde. Gleich mal von vorne her alles ablehnen ist nicht mein Ding.

Anderl 
 
Ihre Fragen verstehe ich genau so wenig wie Ihre indirekten negativen Äusserungen zu unserer Aussenministerin.
Faktum ist ja, dass wir als Deutschland bereits erklärt haben, dass wir eine Rücktrittsforderung gegen Herrn Guterres nicht unterstützen und in unserem Land das Existenzrecht für Israel Staatsräson ist - also eine verbindliche und nicht auflösbare Solidarität für Israel. Diese wird mit Inhalt befüllt werden, wenn wir wissen und erfahren, welche Forderungen Israel an uns als 'Deutschland stellen wird und je weiter sich dieser Krieg ausbreiten wird, könnten diese natürllich beachtlich werden.
Weshalb Sie dann noch "der Diplomatie (wer immer das sein mag" endlich Chancen einräumen wollen, verstehe ich das nicht, weil die Gründzüge bereits vorhanden und nicht verhandelbar für uns als Deutschland sind.
Erinnern kann man aber an die geschichtlichen Zusammenhänge:
Kurz vor Staatsgründung Israels verabscchiedete die UN-Generalversammlunng einen Plan zur Teilung Palästinas, um einen jüdischen und einen arabischen STaat zu ermöglichen.
Die Araber lehnten dies ab und als David Ben Gurion am 14.5.1948 den Staat Israel ausrief, folgte ein Angriff der arabischen Nachbarstaaten. Aus diesem Krieg ging Israel siegreich hervor und erlangte weitere Teile des Territoriums, das nach dem UN-Teilungsplan für die  arabische Bevölkerung vorgesehen war.
Ein Grossteil der dort lebenden palästinensischen Bevölkreung wurde vertrieben oder trat die Flucht an.

Im 6-Tages-Krieg von 1967 eroberte Israel das Westjordanland und den Gaza-Streifen und kontrolliertee das Land zwischen Mittelmeer und Jordan.
Das Ziel der Zweistaatenlösung ist trotz weiterer UN-Resolutionen nie verwirklicht worden.

Diese Fakten, die mir lange bekannt sind, sind übrigens meine Basis, um mir eine Meinung zu bilden - ich halte es also wie Sie und informiere mich umfassend, was man auch wirklich tun sollte. Olga

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olga64
olga64
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von olga64
als Antwort auf Michiko vom 26.10.2023, 19:16:13
 

Abbas sollte sich an seinen Vorgänger erinnern, Jassir Arafat, der gemeinsam mit Schimon Perez und Jitzhak Rabin den Friedensnobelpreis verliehen bekam für ihre Anstrengungen bei der Lösung des Nahostkonfliktes. Wo ist denn jetzt in der Stunde der Not seine Anstrengung?


Michiko
Michiko - auch der spätere Friedensnobelpreis-Träger Arafat war nicht immer so harmlos und friedensstiftend wie am Ende. Er war Führer der PLO, also der Befreiungsorganisation für die Palästinenser und lange von dem Wunsch beseelt, das jüdische Israel zu zerstören.
Viele, viele Attentate in diversen Regionen dieser Welt gingen auf das Konto dieser PLO, u.a. Flugzeugentführungen, Attentat auf die Olympischen Spiele in München usw.

Er hat auch bezüglich seines Geburtsortes vermutlich nie die Wahrheit gesagt: er selbst nannte ihn mit Palästina, tatsächlich war es vermutlich Kairo.

'Er bemühte sich dann mit Perez und Rabin um eine Lösung im Nahostkonflikt - aber gelungen ist sie auch diesen Herren leider nie. Olga
aixois
aixois
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von aixois
als Antwort auf Michiko vom 26.10.2023, 19:16:13

Mir scheint, der Begriff "Ressentiment" mit allen seinen soziologischen, politischen psychoanalytischen und philosophischen Dimensionen tut sich im Verständnis hier etwas schwer, auch wenn er weitgehend erklären könnte, weshalb es "Blutbäder, Massaker und Lust", jüdisches [und palästinensisches ! ] Leben auszulöschen, gibt.

Ein Arzt  von Ärzte ohne Grenzen schreibt vorgestern:

" Wir haben angefangen auf dem Boden zu operieren. Auf dem Gang. Wir amputieren den Fuß eines 9-jährigen Jungen, fast ohne Betäubung. Der Anästhesist hält seinen Mund offen, damit er nicht erstickt."

Mir tut der 9-jährige, mir tun auch die Ärzte, leid - dabei ist mir aber sowas von  egal, welchen Glaubens sie sind.

Und weil es vom offenbar allseits geschätzten kaffeetrinkenden "alten Spinoza"* ( für ganz Neugierige: gestern haben ich mit ihm nicht Kaffee getrunken !) stammt und m.E. trotzdem nicht veraltet ist, hier sein 'moralpädagogischer Imperativ':

"Friede ist nicht die Abwesenheit von Krieg: Friede ist eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit“.

und weil die Sicherung und die Entwicklung  Förderung von Frieden und Freiheit nicht von allein kommen , sondern ein schwieriges Unterfangen sind, bedarf es einer moralischen Grundüberzeugung aller Beteiligten.

* Spinoza war ursprünglich übrigens ein recht orthodox gläubiger Jude. Je mehr er philosophierte und angeblich so komische Sachen sagte, die von der Lehre abwichen,  ist er aus seiner jüdischen Gemeinde rausgeflogen und wurde aus Amsterdam vertrieben.
So was soll es geben bis in die Gegenwart ... 

 
Michiko
Michiko
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 26.10.2023, 20:12:03

...........und weil die Sicherung und die Entwicklung  Förderung von Frieden und Freiheit nicht von allein kommen sondern ein schwieriges Unterfangen sind, bedarf es einer moralischen Grundüberzeugung aller Beteiligten.
geschrieben von aixois vor 9 Minuten

Wer würde das nicht befürworten, aber dass das passieren wird, daran glaube ich erst, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen.

Michiko

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MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf aixois vom 26.10.2023, 20:12:03

...
Ein Arzt  von Ärzte ohne Grenzen schreibt vorgestern:

" Wir haben angefangen auf dem Boden zu operieren. Auf dem Gang. Wir amputieren den Fuß eines 9-jährigen Jungen, fast ohne Betäubung. Der Anästhesist hält seinen Mund offen, damit er nicht erstickt."

Mir tut der 9-jährige, mir tun auch die Ärzte, leid - dabei ist mir aber sowas von  egal, welchen Glaubens sie sind.
 
Diese Informationen haben doch nicht nur wir, die halbe Welt hat sie und selbstverständlich auch Israel.

Allein gestern sollen es 250 Luftangriffe in den Gaza-Streifen gewesen sein, hinzu kamen noch kurzzeitige Angriffe mit Panzern in das Gebiert. Wie groß dieser Gaza-Landstrich ist, Vergleiche mit Deutschen Großstädten gibt es genügend, das Gebiet ist sehr dicht besiedelt.

Ich glaube auch den Bildern die uns gezeigt werden, die Trümmer sind echt, die angesprochenen, verzweifelten Menschen sind keine Schauspieler. Wenn das so weiter geht, dann braucht es keine Bodenoffensive mehr, dann wird das ganze Land mit Luftangriffen unbewohnbar gemacht.

Die Frage ist nur: wo sollen dann die Menschen bleiben?

Ich habe einen Aufsatz in der SZ gelesen, ich glaube es war gestern oder Vorgestern: Wenn Ägypten die Palästinenser nicht will, dann müsste Israel sie in einem definierten Gebiet aufnehmen ... und dann eben seine Bodenoffensive machen, hinterher die Leute wieder zurück führen.

Das ist natürlich Utopie, aber derzeit wird der ganze Gaza-Streifen mit "Mann und Maus" rücksichtslos zertrümmert. Geht das so weiter, sind wir kurz vor einem Flächenbrand, wie es der Nahen Osten noch nicht erlebt hat ... und vielleicht sogar die Welt.
MarkusXP 
Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Krieg in Israel
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Tina1 vom 26.10.2023, 19:14:04
https://www.n-tv.de/politik/Bitte-ueberpruefen-Sie-Ihre-Meinung-ueber-den-Nahostkonflikt-article24489269.html

Beispielloser Terror in Israel "Bitte überprüfen Sie Ihre Meinung über den Nahostkonflikt"
Ein Gastbeitrag von Ron Leshem



...

 

Liebe Tina,

ein herzzerreißender Beitrag, den ich mit Erschütterung gelesen habe.

Aber warum stellst Du diesen mahnenden Beitrag hier ein?

Hast Du das Gefühl, es gäbe hier Hamasunterstützer, Hamasversteher, Verharmloser des grauenvollen Angriffs der Hamas, Ignoranten gegenüber dem Leid Israels, oder jemanden, der behauptet oder nur andeutet, Israel könne "übertreiben"?

Ich sehe hier im Forum niemanden, an den diese Mahnung, seine Meinung zu überdenken, gerichtet sein könnte. Zumindest nicht unter denen, die sich hier aktiv beteiligen. Ich und andere hier vermuten sogar, dass das Leid Israels noch viel schlimmer ist als wir wissen oder uns vorstellen können.

Ich sehe hier  Forum Menschen, die darum ringen, das Leid BEIDER Seiten zu sehen, ich sehe hier Menschen, die versuchen, historische Hintergründe zu verstehen, nicht um irgendwas zu rechtfertigen oder zu verharmlosen, sondern um in diesem ganzen brutalsten Wahnsinn irgendetwas zu begreifen!

Aber warum müssen wir hier im Forum unsere eigene Fassungs- und Ratlosigkeit so oft in direkte oder indirekte Unterstellungen packen, aus denen sehr leicht der Vorwurf kommen könnte, der andere sei moralisch nicht integer? Selbst der Autor Rom Leshem sieht das Leid der palästinensischen Bevölkerung; warum wird hier im Forum jeder Hinweis auf dieses Leid abgeschmettert oder gar als Indiz der Verharmlosung gewertet?

LG

DW
reader
reader
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von reader
als Antwort auf Bandagenanderl vom 26.10.2023, 17:53:00
Ich kenne den Beitrag von Herrn Lüders und schätze schon immer seine faktenbasierten Veröffentlichungen.
Der deutschen Politik kann ich nicht voll zustimmend folgen. Woran stoße ich mich?

Da ist Frau Baerbocks Aussage, wir seien dieser Tage alle Israelis. Wir? Nur die Deutschen oder alle in Deutschland Lebenden? Wie auch immer. Jeder hat das Recht, selbst zu entscheiden, wer er ist, welcher Religion er angehört oder auch nicht. Solche Äußerungen sind unüberlegt gesagt und können provozieren. Außerdem distanziere ich mich von den ultrarechten Israelis und schon diesbezüglich ist für mich klar, wie unsinnig so eine Aussage ist.

Dann, Herr Scholz,  die Staatsräson, die für alle in Deutschland Lebenden gelte. Nun kann aber keiner so genau sagen, was darunter exakt zu verstehen ist. Bedingungslos auf Israels Seite zu stehen? Das kann ich auch nicht, denn auch wenn Israel auf Grund des Angriffs der Hamas das Recht auf Verteidigung hat, muss es verhältnismäßig sein. Das ist es aber nicht und das rechtfertigt auch Kritik, die der deutsche Staat scheinbar nicht möchte bzw. öffentlich vermeiden will.

Es war Herr Steinmeier, der von einer Bürgerpflicht (nur der Deutschen?) zwecks Verteidigung von Israel sprach. Wie möchte er das verstanden wissen? Alles Worte, ohne konkreten Inhalt.

Zum Schluss die Idee, für die Einbürgerung ein Bekenntnis zu Israel abzulegen. Was will man damit erreichen? Geht es um die, besondere Verantwortung/Schuld der Deutschen gegenüber Israel?

Was die Schuldfrage angeht, so finde ich, sollte das neu durchdacht werden. Wie kann eine Schuld dauerhaft vererbt werden? Alles zu tun, dass sich Taten der Vergangenheit nicht wiederholen, ist die eine Sache, aber eine Schuld dauerhaft weiterzugeben – was ich nicht nachvollziehen kann - eine andere.
Es gibt Deutsche, die nur einen deutschen Elternteil haben, der andere vielleicht sogar jüdisch ist. dann gibt es Deutsche, deren Eltern eingebürgert wurden, aber die Eltern von Geburt an keine deutsche Vergangenheit haben. Wie sieht dann die Schuldfrage aus? Solche vielfältigen Konstellationen, die Familiengründungen mit sich bringen tragen meiner Meinung dazu bei, solche Aussagen wie die Schuldfrage neu zu durchdenken.

Mein Mitgefühl in diesem Konflikt gilt den unschuldigen Opfern auf israelischer und palästinensischer Seite. Ich verurteile das Vorgehen der Hamas, aber auch das Verhalten Israels, sobald es gegen Völkerrecht und Menschenrechte verstößt. Und diese Kritik muss erlaubt sein, auch in Deutschland.
 
MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Krieg in Israel
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf reader vom 27.10.2023, 09:34:48

Sehr guter Beitrag Reader!

Es haben auch schon andere User gesagt, ich zitiere:

"Meine bedingungslose Solidarität hat Israel nicht!"

Anderl hat auch schon auf den Unterschied zwischen "Schuld" und "historischer Verantwortung" hingewiesen.

Ich will nun nicht alles wiederholen ... ich stimme dir inhaltlich voll zu!
MarkusXP


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