Internationale Politik Kann Lebensrettung falsch sein?
Ich finde es schon amüsant, wenn Leute die weder im Osten gelebt haben, noch geflüchtet sind, dann aber genau wissen wollen, was die Gründe dafür waren. Dann wird die damalige Auswanderung innerhalb Deutschlands, mal schnell mit der heutigen Fluchtbewegung aus Afrika in einen Topf geworfen u. in Verbindung gebracht, Da werden wir schnell mal zu Wirtschaftsflüchtlingen. Aber die Vergleiche sind einfach nicht haltbar.
geschrieben von Tina1
Da kann ich dir voll zustimmen. Dort wo ich in Bayern aufgewachsen bin, gab es sehr viele Menschen (hochqualifiziert) die aus der DDR geflohen waren. Ich habe mir damals wenig Gedanken darüber gemacht, heute glaube ich, dass das mit einem mittelständischen Betrieb zu tun hatte, der 1959 oder 1960 einen Neuaufbau in Bayern begann. Wegen der drohenden Sozialisierung der Privatbetriebe gab der Inhaber seine Werke in Frankenberg, Chemnitz und Leipzig mit mehr als 1.000 Mitarbeitern auf.
Ciao
Hobbyradler
Es gab und gibt viele Gründe für Flucht und Auswanderung.
Hier eine kleine Aufzählung für den Monat Juli 1961 in Bezug auf DDR :
http://www.chronik-der-mauer.de/material/178776/ausloesende-fluchtgruende-von-2-810-fluechtlingen-im-juli-1961-31-juli-1961
Das stimmt.Die hatten es nicht so romantisch, sie wurden auch nicht willkommen geheißen, da stand kein jubelndes Empfangskomitee an den Straßenrändern, die mußten knallharte Prozedere durchlaufen, um dem "geregelten Notaufnahmeverfahren" genüge zu leisten! NOTAUFNAHMEVERFAHREN
Edita
Mein Mann floh noch vor dem Mauerbau als Jugendlicher.
Zuerst kam er in ein Auffanglager. Von dort wurden die Flüchtlinge verteilt. Wer keine Verwandten hatte, wurde in irgend ein ein Lager verfrachtet, das gerade mal wieder ein paar Betten frei hatte.
Mein Mann lebte mehrere Jahre in so einem Lager, und das war keineswegs lustig oder gar romantisch, erzählte er mir.
Pippa
Korrektur des Beitrages :
Hier im ST ist das schon etwas anders. Das kann auch an der Anonymität des Internets liegen.
Tatsache ist, ich werde mal ganz offen, verschiedene Beiträge erinnern mich an die Art und Weise der Diskussion und der Ansichten der hartgesottenen, verbohrten und beinharten SED-Funktionäre nur mit umgekehrten Vorzeichen.
lupus
Zwinker Pippa - das waren doch nur Ausnahmen - mein Mann hat auch 1957 rüberjemacht, aber nicht freiwillig, seine Stiefmutter hatte ihm ein Oneway Flugticket von Ostberlin nach Bayreuth zum Geburtstag geschenkt, was er aber nicht geschnallt hatte, er dachte er darf wieder zurück, ja dürfen durfte er schon, aber wovon bezahlen! ?Die hatten es nicht so romantisch, sie wurden auch nicht willkommen geheißen, da stand kein jubelndes Empfangskomitee an den Straßenrändern, die mußten knallharte Prozedere durchlaufen, um dem "geregelten Notaufnahmeverfahren" genüge zu leisten! NOTAUFNAHMEVERFAHREN
Edita
Das stimmt.Mein Mann floh noch vor dem Mauerbau als Jugendlicher.Zuerst kam er in ein Auffanglager. Von dort wurden die Flüchtlinge verteilt. Wer keine Verwandten hatte, wurde in irgend ein ein Lager verfrachtet, das gerade mal wieder ein paar Betten frei hatte.Mein Mann lebte mehrere Jahre in so einem Lager, und das war keineswegs lustig oder gar romantisch, erzählte er mir.
Pippa
geschrieben von pippa
Was für die Männer auch schlimm gewesen sein muß, das war die Verhörung durch die Geheimdienste:
" Die Rolle der Geheimdienste
Die zweite Station lässt das Notaufnahmeverfahren manchen heute suspekt erscheinen. Denn bevor irgendwelche weiteren Maßnahmen stattfanden, mussten sich alle Antragsteller von den „Alliierten Sichtungsstellen“ befragen lassen – nacheinander von Amerikanern, Briten und Franzosen Die meisten Unterlagen dieser Geheimdienstfilialen sind entweder zerstört oder liegen bis heute unter Verschluss. Aus Berichten von Zeitzeugen allerdings, die das Verfahren durchliefen, kann man gut rekonstruieren, worum es hier ging.
Wenn die Antworten darauf hindeuteten, dass eine ausführliche Vernehmung sinnvoll sein könnte, wurden die Neuankömmlinge in eines der drei westalliierten Hauptquartiere in Zehlendorf, Charlottenburg oder Reinickendorf verlegt. Zwar hing die Anerkennung als politischer Flüchtling nicht ab von der Zustimmung der westlichen Sichtungsstellen – wer aber negativ auffiel, dessen Chancen sanken. "
Edita
Vorurteile? Dann überzeuge mich doch mit positiven Aussagen von Linken und Grünen betreffs Vaterland und deutsches Volk, egal ob auf Kalenderblättern oder in Tageszeitungen veröffentlicht, vom Gegenteil Sie vermeiden diese Begriffe ideologisch gezielt.
Du solltest nicht versuchen die Beweislast umzukehren, darauf falle ich bestimmt nicht rein. Du hast eine Behauptung ohne einen Beweis in die Landschaft gestellt und es ist an dir, deine Behauptung zu belegen. Bis zum Beweis bleibt es ein Ausdruck deiner Vorurteile.
det
Ja, genauso hat mir das mein Mann geschildert und ich konnte mich gar nicht genug darüber wundern, wie er das so einfach weggesteckt hat.So wurden männliche Neuankömmlinge regelmäßig nach Erfahrungen bei ostdeutschen Sicherheitsorganen befragt, der Volks- und Transportpolizei, der paramilitärischen Kasernierten Volkspolizei und ab 1956 der Nationalen Volksarmee. Wer in der Nähe von sowjetischen Stützpunkten gewohnt hatte, sollte über Beobachtungen Auskunft geben. Die Geheimdienstler wollten auch wissen, wer familiäre oder freundschaftliche Kontakte zu SED-Funktionären und Stasi-Kadern hatte. Ganz wichtig waren Erfahrungen aus der DDR-Wirtschaft, besonders gern von geflüchteten Sekretärinnen.
von Edita
Willkommen hat er sich damals wohl nie gefühlt, was sich erst geändert hat, nach dem er den Dunstkreis des letzten Lagers entkommen war.
Um so wunderbarer ist es allerdings seit dem Mauerfall.
Seit dem erwandern wir nämlich seine Heimat, die ihm vorher völlig unbekannt war, denn die liegt praktisch vor unserer Haustür.
Pippa
Nein, du mußt keine Gegenbeweise liefern, du würdest sowieso erfolgkos danach suchen.
Das kann ich so gar nicht bestätigen. Als ich 1975 nach Stuttgart kam, wurde ich lediglich darauf hingewiesen, daß, falls ich ein Mitarbeiter der Staasi wäre, jetzt die beste Möglichkeit bestände, das zu offenbaren. Das war schon alles, obwohl ich einer der ersten oder sogar der Erste war (noch vor Biermann) , der die DDR als politischer Gegner offiziell verlassen durfte. Starkes Mißtrauen mir gegenüber hätte ich deswegen den Sicherheitsorganen absolut nicht übel nehmen können. Halt, fast vergessen, einen Frageboge mußte ich noch ausfüllen und darauf schildern, wie alles ablief....Ja, genauso hat mir das mein Mann geschildert und ich konnte mich gar nicht genug darüber wundern, wie er das so einfach weggesteckt hat.
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Ein Bekannter von mir, über Ungarn geflüchtet, stand schon 1/4 Jahr nach seiner Ankunft in München als Mitarbeiter einer Fremdfirma auf einem Leopard-Panzer in der Panzerschmiede Krauss-Maffei. Seinem Kollegen aus Jugoslawien dagegen, der schon jahrelang in München wohnte und für diese Firma arbeitete, wurde der Zutritt von Krauss-Maffei verwehrt.