Internationale Politik Kann Lebensrettung falsch sein?
Ich weiß: Schimpfen und Diffamieren ist einfacher als Begründen.
Im Übrigen habe ich immer betont, dass Seenotrettung sein muss, ohne wenn und aber. Dennoch sind die privaten Retter an Vorschriften gebunden, die sie nicht eigenmächtig außer Kraft setzen können.
Abwägen und letztlich Entscheiden ist Regierungssache und liegt nicht mehr in der Verantwortung des Einzelnen. Klar kann man Petitionen unterschreiben. Da kann der Einzelne seine Stimme einbringen und seine Meinung einbringen, die allerdings möglichst gut begründet sein sollte.
Ach ja, und was deine dauernden Verweise auf Nida-Rümelin betrifft, so wundert mich gar nicht, dass auch er jetzt beginnt, das Geschäft der Rechten zu betreiben, da ist er in guter Gesellschaft mit vielen anderen Intellektuellen neuerdings.
Die sind schon immer mit dem Zeitgeist gegangen, auch in der NS-Zeit waren es bekanntlich vor allem die Intellektuellen, die das Regime befördert haben.
Jetzt ist Flüchtling-Bashing angesagt, auch da finden sich wieder viele von unserer geistigen Elite, z. B. die Philosophen Peter Sloterdijk, Rüdiger Safranski, die Schriftsteller Botho Strauß , Monika Maron, etliche Journalisten wie Christoph Schwennicke von „Cicero“, Tichy, Matussek und viele andere.
Link: Immer mehr Intellektuelle bauen Berührungsängste zur Neuen Rechten ab
Hier noch einer: "Intellektueller Sprengstoff": Wie die AfD vom Rechtsruck unter deutschen Denkern profitiert
Ach ja, und was deine dauernden Verweise auf Nida-Rümelin betrifft, so wundert mich gar nicht, dass auch er jetzt beginnt, das Geschäft der Rechten zu betreiben, da ist er in guter Gesellschaft mit vielen anderen Intellektuellen neuerdings.Hat er? Kannst Du mir einen Nachweis bringen?
Ich weiß, dass er für geschlossene Grenzen plädiert, was er allerdings gut begründet UND zur Diskussion stellt.
Das ist doch so schön einfach, das man jeden, der die gesamte Einwanderungssache anfängt zu überdenken und realistisch zu bewerten, als Neuen Rechten oder der NEUEN Rechten zugewandt verunglimpfen kann.
Um etwas „bewerten“ zu können, muss man Werte haben. In den Werten scheinen sich die Menschen zu unterscheiden. Die einen nehmen sich als Maß aller Dinge, andere denken darüber hinaus.
Karl
Woher diese Selbsterkenntnis?
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adam
Meinst Du Werte nach Til Schweiger, der die Abschaffung aller Grenzen fordert, aber wenn Jan ULRICH sein Grundstück betritt, die Polizei holt.
Werte haben und fordern ist ja i.O., aber wenn die Allgemeinheit ungefragt dann die Konsequenzen tragen muss, sollte man schon anfangen zu bewerten.
Um etwas „bewerten“ zu können, muss man Werte haben. In den Werten scheinen sich die Menschen zu unterscheiden. Die einen nehmen sich als Maß aller Dinge, andere denken darüber hinaus.Danke für diesen Satz!
Karl
Das Nachdenken darüber und das Nachfragen im Netz führte mich zu einigen interessanten Artikel, einen verlinke ich hier:
Dieser Artikel würde in jeden ST-Thread zur Politik und Gesellschaft passen, auch darin zeigt sich, dass der ST im Grunde nur ein kleines Spiegelbildchen ist einer Gesellschaft, die mit den selbst-geschaffenen Extremen nicht mehr klar kommt:
"Erst neuerdings spürt man so richtig, dass die mediengestützte Magie der Mitte auf einem unhinterfragten Dogma beruht: dass nämlich die gelebte Normalität dieser Gesellschaft vor Extremen schützt und nicht selbst extrem sein kann. Dies erweist sich im doppelten Epochenbruch immer öfter als falsch: Diese Gesellschaft produziert extremen Reichtum; sie erzeugt massive Nebenwirkungen im Rest der Welt; sie verbraucht sechzig Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr (Vegetarier, Veganer und Säuglinge mit eingerechnet) und opfert dabei die uns bekannte Heimat; sie hinterlässt jährlich 40 Milliarden Plastikhalme; sie steigert immer wieder die Pkw-Dichte; sie lässt diejenigen mit der härtesten Arbeit mit den geringsten Löhnen zurück; sie verbraucht immer mehr Flächen; sie rottet immer mehr Vogelarten aus. Und so weiter.
Es gibt offenbar einen Extremismus der Normalität."
"All das könnte schon allein dadurch gelindert werden, dass die Radikalität der Lösungen zur Radikalität der Probleme in ein sinnvolles Verhältnis gebracht wird. Diese Lösungen müssen gar nicht sofort richtig sein, symmetrisch genügt erst mal, damit der Laden hier nicht durchdreht."
@Mareike,
danke auch für diesen Text. Ich stelle mir nun gerade die Reaktion derjenigen im ST darauf vor, die uns von jedweder „Schuld“ und Verantwortung an den internationalen Entwicklungen frei sprechen wollen.
Dein „grüner“ Text zeigt, wie notwendig es ist, über seinen eigenen kleinen Horizont hinauszudenken.
Karl
P. S. : Ich habe soeben den von Dir verlinkten Zeitartikel ganz gelesen. Er ist sehr gut und regt zum Nachdenken an.
Bernd Ulrich in der ZEIT:P.P.S.: Es lohnt sich den langen Artikel ganz zu lesen. Ich habe ihn mir abgespeichert: Wie radikal ist realistisch?
Mit einem Mal ist klar: Den Kolonialismus für beendet zu erklären ist selbst ein kolonialer Akt. Diejenigen, die dessen Folgen bis heute zu tragen haben, stimmen darin nicht überein, sie fangen mit der Diskussion um Schuld und Verantwortung gerade erst an.
@Mareike,Du verweist auf Verantwortung und begründest dies mit der Schuld - dies ruft Widerspruch hervor, moralische Apelle werden in der politischen Debatte von vielen abgelehnt.
... Ich stelle mir nun gerade die Reaktion derjenigen im ST darauf vor, die uns von jedweder „Schuld“ und Verantwortung an den internationalen Entwicklungen frei sprechen wollen. .........
Verantwortung kann auch mittels praktischer Vernunft erkannt werden. Dann wird schnell klar, dass es auch im EIGENEN Interesse ist, verantwortlich zu entscheiden und zu handeln.
Ich versuche es nochmal mit einem Vergleich (auf den Threadtitel bezogen):
Wir denken über die Frage nach, wie wir es schaffen können, die Zahl der Verkehrsopfer zu reduzieren.
Welche Lösungen fallen uns ein und WIE BEGRÜNDEN wir unsere Lösungsvorschläge.
Als einzigen Vorschlag als Lösung mehr private Rettungsdienste zu fordern mit der Begründung, wenn der Staat versagt, müssen die Privaten ran, denn Retten ist das oberste Gebot, scheint mir nun nicht gerade sehr clever. Da würdest Du doch auch mit dem Kopf schütteln.
Wenn da nun jemand kommt und sagt, als erstes muss daran gearbeitet werden, dass die Städten menschen-gerechter werden, weniger Autos, mehr Fuß- und Fahrradwege, dann mag das auch Unmut hervorrufen, aber dann diskutieren wir auf der praktischen Ebene. Erst dann ist ein Abwägen möglich.
Und wer käme da auf die Idee zu schreien, dass dieser Vorschlag menschenverachtend ist?