Internationale Politik Kann Lebensrettung falsch sein?
Nein, es wird nicht gebrüllt, dazu ist man zu vornehm, man möchte ja auch seinen guten Ruf wahren. Aber die Ablehnung von z. B. privater Seenotrettung impliziert nichts anderes als die Bereitschaft, sie absaufen zu lassen. Mehr als 1500 Menschen ertrunken
Jeder weiß, dass die Libysche Küstenwache nur einen Bruchteil rettet und sie dann in ihre Lager nach Libyen zurückbringt, wo sie zu einem großen Teil versklavt, gefoltert und Frauen vergewaltigt werden. Vor diesen inhumanen Praktiken verschließen alle (auch die EU mit ihren Deals) die Augen, die die Seenotrettung von NGO‘s verhindern wollen und das Stilllegen der Schiffe richtig finden.
Mit diesen Deals wollen EU-Staaten Migranten fernhalten
Nein - aber ganz viele andere, genauso schlimme Sachen!
Trotzdem, zum letzten Mal:
Ich habe hier im ST noch niemanden ausgemacht, der "Absaufen" brüllt.
Dies könnten wir in der Diskussion doch mal außen vor lassen, oder muss ich jeden Beitrag damit anfangen, wie schockiert ich über diese Proleten bin?
Ich könnte grundsätzlich an allen Beiträgen meine Empörung über radikales rechtes Gedankengut anhängen, dann wäre das zumindest schon mal geklärt.
Und ...... es ist unübersehbar, wie Dich das nervt, das Bemühen um die Unterschiede deutlich zu machen ......
Edita
Vielleicht hast du ja Glück und kannst vermitteln, daß hier niemand gegen Lebensrettung ist.
Mir ist das bisher nicht gelungen. Das zu akzeptieren erschwert natürlich die Argumentation oder macht sie gänzlich unmöglich, wenn, nach der Lebensrettung, auch noch schnöde Vernunft ins Spiel kommt. Eines habe ich inzwischen gelernt: Wenn mir Faschismus, Rassismus, Gesetzesbruch und gar Mord vorgeworfen wird, habe ich empfindlich getroffen und fast sicher recht.
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adam
"......daß den Leuten, die eeeendlich von diesen auf dem Wasser treibenden Schrottbooten gerettet werden, schietegal ist, wohin sie gebracht werden,......"
Dabei gewesen , vermutet oder zur Untermauerung der eigenen Ansichten eingefügt?
lupus
"......daß den Leuten, die eeeendlich von diesen auf dem Wasser treibenden Schrottbooten gerettet werden, schietegal ist, wohin sie gebracht werden,......"Wenn Du nicht fortlaufend mitliest, warum stellst Du dann solch provozieren sollende Fragen?
Dabei gewesen , vermutet oder zur Untermauerung der eigenen Ansichten eingefügt?
lupus
Den Link dazu hatte ich bereits gestern eingestellt!
Für Dich extra noch einmal: " Eleham macht eine wegwerfende Handbewegung. "Ehrlich gesagt war es mir egal, wohin sie mich bringen würden. Von Portugal hatte ich nie zuvor gehört. Ich hätte jedes Land, das mich aufnehmen wollte, mit Dankbarkeit akzeptiert." Die junge Frau reibt sich die Augen, sie ist erschöpft. "
Ohne die Lifeline wären wir jetzt tot!
Edita
Die schnöde Vernunft und die Moral:
Zitat aus: https://www.zeit.de/2018/29/seenotrettung-fluechtlinge-privat-mittelmeer-pro-contra/komplettansicht
"Retter vergrößern das Problem
Menschen ertrinken auf der Suche nach einem besseren Leben zu Tausenden im Mittelmeer – also muss man sie retten. Das ist, in einer Nussschale, die Legitimation der privaten Helfer, die an den Küsten Nordafrikas unterwegs sind. Not kennt kein Gebot – so einfach ist das für sie.
Aber so einfach ist es nicht. Das Ertrinken im Mittelmeer ist ein Problem aus der Hölle, ein politisches Problem, zu dessen Lösung die private Seenotrettung null und nichts beizutragen hat. Denn Politik besteht eben nicht darin, das vermeintlich Gute einfach mal zu machen, sondern darin, die Dinge im Zusammenhang zu betrachten und auch die Nebenwirkungen gut gemeinten Handelns.
Und der Zusammenhang ist leider so: Die Retter sind längst Teil des Geschäftsmodells der Schlepper. Die New York Times veröffentlichte 2016 eine Grafik, in der man einen Zusammenhang zwischen der Nähe der Rettungsschiffe zur libyschen Küste und der Zahl und Qualität der Flüchtlingsboote sehen kann. Was die italienische Küstenwache vermag, das können die Schlepper auch: einen Radar lesen. Schlepper kennen die Namen und Kapazitäten der NGOs; sie brauchen gar keinen direkten Kontakt, um ihre Planung auf sie auszurichten. Je mehr gerettet wird, desto mehr Boote kommen – so einfach ist das, und so fatal.
Wer in Not ist, muss gerettet werden, das schreibt das Recht vor und die Humanität. Beide schreiben allerdings nicht vor, dass Private übernehmen, was die Aufgabe von Staaten sein sollte. Wie problematisch das ist, wird schnell deutlich, wenn man das Prinzip einmal auf ein anderes Feld überträgt: Es gibt immer mehr Wohnungseinbrüche und Überfälle, die Polizei ist zu schlecht besetzt – warum nicht private Ordnungskräfte sich selbst einsetzen lassen?
Vor solchen Zusammenhängen verschließen viele Retter allerdings die Augen, denn sie wähnen sich moralisch auf der unangreifbaren Seite. An dem Problem, das sie beklagen, wirken sie damit allerdings mit. Ihr Verständnis von Menschenrechten ist absolut kompromisslos.
Viele Retter begründen ihr Handeln unter anderem damit, dass jeder Mensch das Recht habe zu fliehen, wohin er will. Weil es so ein Recht juristisch nicht gibt, begründen sie es moralisch. "
Nein, es wird nicht gebrüllt, dazu ist man zu vornehm, man möchte ja auch seinen guten Ruf wahren. Aber die Ablehnung von z. B. privater Seenotrettung impliziert nichts anderes als die Bereitschaft, sie absaufen zu lassen. Mehr als 1500 Menschen ertrunkenLeider gibt es in Afrika Konfliktherde ohne Ende, es ist doch wirklich kein Wunder wenn
Jeder weiß, dass die Libysche Küstenwache nur einen Bruchteil rettet und sie dann in ihre Lager nach Libyen zurückbringt, wo sie zu einem großen Teil versklavt, gefoltert und Frauen vergewaltigt werden. Vor diesen inhumanen Praktiken verschließen alle (auch die EU mit ihren Deals) die Augen, die die Seenotrettung von NGO‘s verhindern wollen und das Stilllegen der Schiffe richtig finden.
Mit diesen Deals wollen EU-Staaten Migranten fernhalten
Menschen aus Somalia, Nigeria, Niger usw. die Flucht ergreifen. Was in Europa leider nur
wenig beachtet wird, die Fluchtrouten sind oftmals tausende Kilometer lang und führen meist
auch noch durch die Wüste. Hier wurde ja schon mehrmals gefordert, klar man rettet die
vorm ertrinken im Mittelmeer, aber man schickt sie dann in ihre Heimatländer zurück. Mit
anderen Worten, schickt sie zurück in die Wüste.
Es gibt natürlich keine genauen Zahlen wieviel Menschen den Fluchtweg bis zur libyschen
Küste gar nicht überleben. Nach vorsichtigen Schätzungen sind es mindestens genau so viel
wie die ertrunkenen im Mittelmeer. Nur die in der Wüste sind meist verdurstet.
In der Süddeutschen gab es vor ca. 2 Jahren mal ein Bericht, den Link finde ich momentan
gerade nicht, aber ein sehr zynisches Zitat hatte ich mir kopiert:
Der Weg sei lang, aber man könne ihn kaum verfehlen, sagte einmal ein zynischer Milizionär in
Libyen - man müsse die Toten am Wegesrand einfach als Streckenmarkierung verstehen.
Mareike ich habe den ersten Teil deines Beitrages hierhin kopiert, er ist nützlich und wichtig in Bezug der richtigen Einordnung deines Beitrages Bolting von mir Zitat die ZEIT LINK Mareike
Phil.
Retter helfen, wo Politiker versagen
Der zentrale Vorwurf, der gegen die privaten Seenotretter erhoben wird, ist so alt wie die Organisationen selbst: Weil die Retter verdächtig nah an den libyschen Hoheitsgewässern patrouillieren und weil sie angeblich Lichtsignale und Funksprüche an die Schlepper senden, sei das, was sie tun, kein humanitärer Akt, sondern Teil eines schmutzigen Geschäfts. Eine Art illegaler Shuttle-Service, der Flüchtlingen und Migranten eine sichere Überfahrt bietet und den Schleppern satte Gewinne. Gäbe es diesen Service nicht, so der Vorwurf, würden sich die meisten Menschen gar nicht erst aufs Meer trauen – und die Schlepper ihre Geschäftsgrundlage verlieren.
An dieser Erzählung ist etwas dran, zumindest auf den ersten Blick. Wer im Mittelmeer rettet, wird von den Schleppern einkalkuliert, er ist zwangsläufig Teil des Geschäfts. Dank moderner Satellitenortungssysteme wissen die Schlepper genau, wo ein Rettungsschiff patrouilliert. Und sie verwandeln dieses Wissen in Geld: Sie transportieren mehr Menschen, und sie laden nur so viel Sprit an Bord, wie nötig ist, um internationale Gewässer zu erreichen.
Der Vorwurf, dass die Retter mit den Schleppern paktierten und die Menschen überhaupt erst aufs Meer trieben, hat es mittlerweile in die Mitte der bürgerlichen Gesellschaft geschafft. Und an die Spitze der europäischen Politik. Der deutsche Innenminister Horst Seehofer sagt, zwischen Libyen und Europa dürfe es keinen "Shuttle" geben. Italiens einstiger Innenminister Marco Minniti drohte schon im Jahr 2017 damit, die Häfen für private Retter zu sperren – weil sie der verlängerte Arm der Schlepper seien. Und Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz fordert: "Der NGO-Wahnsinn muss beendet werden." Die Rettungsaktionen der Nichtregierungsorganisationen führen seiner Meinung nach dazu, dass noch mehr Menschen ertrinken.
Die Rettung selbst sei der wesentliche Anreiz für den Aufbruch der Flüchtlinge und Migranten. Was diese Politiker über die Retter erzählen, kommt bei vielen Wählern gut an. Es stimmt nur nicht. Warum jemand die riskante Fahrt wagt, lässt sich nicht auf einen einzigen Grund herunterbrechen. Man kann die Sogwirkung, die die Präsenz der privaten Rettungsboote entfaltet, schwer berechnen. Aber man kann versuchen, sie realistisch einzuschätzen. Dann zeigt sich, dass die Rettungsschiffe der NGOs zu den unwichtigeren Anreizen gehören. Man muss dafür nicht einmal die Studien von Experten lesen, von Wissenschaftlern der Universität Oxford etwa, die darauf hinweisen, dass es zwischen der Zahl der privaten Rettungsschiffe und der Zahl der Überfahrten keinen signifikanten Zusammenhang gibt. Es reicht, sich jene Jahre anzuschauen, in denen es im Mittelmeer kaum private Retter gab. Das Jahr 2014 zum Beispiel.
Gut 200.000 Menschen kamen 2014 über das Meer, die meisten legten in Libyen und Ägypten ab. Viele wurden von Rettungsschiffen der italienischen Küstenwache aus dem Wasser geholt. Viele andere – mehr als 40.000 – wurden von Handelsschiffen geborgen, von Gas- und Öltankern, von Containerschiffen und Schüttgutfrachtern. Das Seegebiet nördlich von Libyen ist eine der meistbefahrenen Meeresstraßen der Welt. Alle Seefahrenden sind gesetzlich dazu verpflichtet, zu retten.
Dieser Artikel stammt aus der ZEIT Nr. 29/2018. Hier können Sie die gesamte Ausgabe lesen.
Der Verband der deutschen Reeder veröffentlichte 2015 einen Hilferuf. "Für so etwas sind die Seeleute nicht trainiert", schrieben die Reeder. Sie forderten von der EU mehr Rettungsschiffe. Doch Europas Staaten fuhren die Seenotrettung zurück, statt sie auszubauen. Zugleich stieg auf dem Mittelmeer die Zahl der Flüchtlinge rasant. Genau wie die Zahl der Toten.
OK Pschroed
ich gehe immer davon aus, dass Interessierte den Link anklicken.
Wir bewegen uns in dem Spannungsfeld Moral und Vernunft.
Hierzu verlinke ich zu einem Interview mit Armin Nassehi, zuerst daraus ein Zitat:
"Sie sagen, ein Grund für das Erstarken der Rechtspopulisten in Deutschland sei das Fehlen einer angemessenen Debatte über negative Migrationsfolgen. Wie kommen Sie darauf?
"Die Thematisierung negativer oder problematischer Migrationsfolgen haben wir viel zu lange den Skeptikern und Rechten überlassen. So entstand ein Schwarz-Weiß-Denken. Wir wurden von den Ereignissen getrieben, statt selbst Treiber der Ereignisse zu sein. Vor dem Anschlag am Breitscheidplatz beispielsweise hatten manche Regierungspolitiker eine ganz andere Haltung in sicherheitspolitischen Fragen und solchen zur Personenüberwachung eingenommen als danach. Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Ich stehe Migration sehr positiv gegenüber. Migration ist ebenso unvermeidlich wie für uns notwendig – schon aus demografischen Gründen.
Schwarz-Weiß-Denken auf die Diskussion übertragen bedeutet, wer sich kritisch zur Migration äußert, ist böse?
Denken Sie an die Willkommenskultur des Sommers 2015. Schon damals habe ich gesagt: Denkt mal darüber nach, was passiert, wenn dieses Charisma weg ist. Es gibt Gruppen in der Gesellschaft, die wenig geübt sind im Umgang mit kultureller oder sonstiger Form von Abweichung. Denkt darüber nach, dass die Aufnahme dieser Menschen nicht nur eine moralische, sondern auch eine operative Frage ist. Für solche Positionen gab es kaum einen Raum, in dem man hätte weiterführend diskutieren können."
https://www.tagesspiegel.de/politik/soziologe-armin-nassehi-die-extreme-willkommenskultur-hatte-nicht-nur-die-fluechtlinge-im-blick/19437274.html
Wir bewegen uns in dem Spannungsfeld Moral und Vernunft.
Genau so sehe ich das auch.
Moralisches Handeln im Sinn von "menschlichen Werten" sollte in jeder Gemeinschaft vorhanden sein.
Doch so manche, die glauben die Moral für sich gepachtet zu haben und unentwegt andere Meinungen als unmoralisch hinstellen, zeigen keine verständlichen Wege auf. Sie verfahren nach dem Motto Augen zu und durch – wir schaffen das.
Ciao
Hobbyradler