Internationale Politik Kann Lebensrettung falsch sein?
Was für eine (menschenverachtende) Frage? Natürlich kann Lebensrettung nicht "falsch" sein.Das schreibe ich auch des öfteren.
Eine andere Frage, die ich schon mehrfach gestellt habe, wurde aber noch nie beantwortet: Wieviele afrikanische Flüchtlinge (nicht Bürgerkriegsflüchtlinge!) hält Europa aus? 10 Mio.? 20 Mio.? 60 Mio.? Ich schreibe in diesem Zusammenhang auch stets, dass wir gerade den Beginn einer Völkerwanderung erleben. Aber auch vor dieser These schreckt man zurück und sagt lieber nichts dazu.
Der Spiegel ging seinerzeit (vor 25-30 Jahren) von 200 Millionen Menschen aus die zu uns kommen.
Ich gehe bei der aktuellen Schätzung zum Bevölkerungswachtum auf 3Milliarden, von ca. 500 Millionen maximal aus.
Es wird darauf nicht geantwortet werden (sachlich) wenn dann mit der alten Keule.
Wenn wir alles vor uns her schieben, dann hinterlassen wir unseren Urenkeln einen Scherbenhaufen.
Leben retten langfristig und für alle Afrikaner, nicht nur für die die Schlepper bezahlen können und Glück haben wenn zufällig ein Rettungsschiff kommt.
Eine Seenotrettung ist was für die Medien, alle Menschen retten kostet Kraft, Mühe und viel Zeit und Geld.
Es ist Medienwirksam sich dem Rettungsstop entgegen zu stellen,Nöö - es gibt ein paar Leute, die die Zahlen kennen und auch veröffentlichen, so sie denn die Möglichkeit haben:
aber die Nichtgeretteten Toten werden verschwiegen.geschrieben von freddy-2015
Wir konnten nur die auf dem Wasser treibenden Leichen zählen und haben es dann Rom so weitergegeben.
Das waren immer so, je nach dem 10-20 tote Körper.
Nur diese Körper sind in die Statistik der Ertrunkenen im Mittelmeer eingeflossen. Dann erhält man eine Zahl wie 1500 oder auch mal 3000 pro Jahr. Eine sehr geschönte Zahl, so makaber das auch klingen mag. Die Dunkelziffer ist brutal.
Theoretisch müssen wir die 3000 mindestens mal 10 nehmen.
Quelle geschrieben von Edita
Dann ist das ja noch schlimmer und es bringt nichts.
Also doch sofort vor Ort und alle retten, nicht nur die bezahlen können und trotzdem sterben.
Kann Lebensrettung falsch sein?
So die Frage im Threadtitel.
Von welcher Lebensrettung ist denn die Rede? Wo fangen wir damit an?
Bei den Menschen, die auf der Flucht im Meer ertrinken?
Bei den Menschen, die auf Rettungsbooten sitzen?
Bei den Menschen, die am Strand auf ihr Rettungsboot warten?
Bei den Menschen, die auf ihrem Fluchtweg Richtung Rettungsboot verdursten/verhungern/zu Tode gequält werden?
Bei den Menschen, die nicht mehr die Kraft
/die Möglichkeit haben, sich auf den Weg zu machen?
Wie nahe am Tod und wie nahe an "unserer" Landesgrenze muss sich ein Mensch befinden, um die Frage nach der Richtigkeit seiner Lebensrettung zu erörtern?
Und was soll eigentlich eine derart allgemein gehaltene Formulierung bewirken?
Es ist doch ganz einfach und überschaubar mit den Zahlen, da muß man nicht hochrechnen, das müssen nur Leute, die sich wissenschaftlich und soziologisch mit Bevölkerungszuwachs, vorhandenen oder nicht vorhandenen Ressourcen und was alles damit zusammenhängt, was notwendig ist, was man unbedingt unternehmen muß und auf was man alles achten muß, usw.!
Ende 2017 waren 68.5 Mio. weltweit auf der Flucht, und davon leben mittlerweile in den 28 Ländern der EU 2,3 Mio, und das wiederum sind 0,45 % der Gesamtbevölkerung der EU!
511,8 Mio. Menschen müssen sich von 2,3 Mio. Menschen "bedroht" fühlen, oder Deutschland mit seinen knapp 83 Mio. von den jetzt in den letzten 4 Jahren zusammengekommenen 1,56 Mio. Flüchtlingen?
NEIN - Gottseidank nicht, denn die große Mehrheit der Deutschen ist weiterhin bereit, Schutzsuchenden zu helfen. Solidarität und Humanität sind Werte der Mehrheitsgesellschaft. Viele Deutsche leben noch immer die "Willkommenskultur", das zeigen die unzähligen Ehrenamtlichen jeden Tag! Eine repräsentative Umfrage der ZEIT zeigte erst kürzlich, dass die Gesellschaft "in ihrer großen Mehrheit weltoffen ist, tolerant und liberal". 71 Prozent geben an, dass Flüchtlinge für sie zum "Wir" in Deutschland gehören.
Dieses WIR geht aber leider so oft unter in diesem lärmenden Gezeter von Wahlkampfstrategen, die den Rechtspopulisten das Wasser abgraben möchten! Genau der falsche Weg!!!
Edita
Diese Fragen gehen mir auch seit einiger Zeit durch den Kopf.
Vor einigen Jahren beschloss Italien die Operation Mare Nostrum.
Es wurden 100.000 Menschen gerettet und nach Europa gebracht. 728 Schlepper wurden festgenommen, Sieben Schlepperschiffe beschlagnahmt.
Italien mahnte immer wieder eine gesamteuropäische Verteilung der Lasten bei der Rettung und Unterbringung von Flüchtlingen an.
Kritik an der Operation
Die Oppositionspartei Lega Nord hatte im April 2014 das Ende des Marine-Einsatzes gefordert. Begründet wurde diese Forderung damit, dass eine Aussicht auf Rettung den Flüchtlingsstrom ansteigen lasse. Eine weitere Begründung waren die Kosten der Operation.
Unter europäischen Politikern ist ebenfalls die Ansicht verbreitet, dass die Operation ein zusätzlicher Anreiz für Flüchtlinge war, das Risiko der Überfahrt einzugehen. Weiterhin hätte der Einsatz Schleppern ihre Tätigkeit erleichtert, denn sie konnten Flüchtlinge in nicht seetüchtigen Booten auf die Reise schicken.
Die weitere Entwicklung in Italien und in Europa spricht Bände: Ein Erstarken der Rechtspopulisten.
Aus diesem Grund ist die Threadfrage irreführend.
Es wird immer schwieriger Rettung und Schutz zu bieten, wenn ein Großteil der Bevölkerung in Europa mit den praktizierten Maßnahmen nicht mehr einverstanden ist.
Weltweit leiden viele Menschen und sie sterben elendig wegen Hungersnot, Ausbeutung, menschenunwürdige Zustände. Zuviel zum Aufzählen.
Nicht überall kann geholfen werden aber dennoch kann man sagen: Hilfe vor Ort ist die sinnvollste Hilfe.
Und da muss und darf auch an die Verantwortung der jungen, gesunden Männer und Frauen in den jeweiligen Ländern appelliert werden, sich für mehr Menschlichkeit im eigenen Land zu engagieren.
Ja, warum steigen Frauen und Kinder wohl nicht über einen 6 Meter hohen Stacheldrahtzaun?
Ich kann nur noch den Kopf schütteln über so manche unüberlegten, dummen und (ja, natürlich rassistischen) Bemerkungen hier. Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann? Uuuuui, da kommt er, der Bullemann. Ich glaub's einfach nicht, bin ich hier im falschen Film?
Und offenbar macht sich kaum jemand (außer Phil. und Edita) mal Gedanken darüber, welche Verzweiflung wohl hinter den jungen Männern steckt, die so etwas todesmutig wagen in dem Wissen, dass sie auch im Gefängnis landen können, wenn sie nicht dabei umkommen oder schwer verletzt werden.
Danke, Phil. für den Auszug von Ai und dein Mitgefühl diesen Menschen gegenüber! Ich bin immer wieder aufs Neue entsetzt über die Unfähigkeit von Menschen, die saturiert im Wohlstand leben, sich in die Situation von denen, die ein erbärmliches Leben haben, hineinzuversetzen.
Hallo Hobbyradler
Migranten stürmen Zaun mit Flammenwerfern
Vielleicht wollten sie auch nur spielen?
Die Gewaltbereitschaft mancher Migranten wird von einigen immer noch mit Ausländerfeindlichkeit, AFD oder Rechts Zugehörigkeit gegen die verteidigt, die sie erwähnen.
Für mich beschreibt der Artikel in Wirklichkeit eine Art Krieg. Ich hoffe Frontex, oder die Landespolizei oder Miltär lässt diesen Landfriedensbruch nicht weiter zu.
https://www.n-tv.de/politik/Migranten-stuermen-Zaun-mit-Flammenwerfern-article20547290.html
Als ich das gestern oder vorgestern las, wollte ich nichts dazu schreiben, um kein weiteres Öl ins Feuer zu schütten. Wenn ich aber lese wie die Kriminalität von möglichen Migranten klein geredet wird, sollten sich ihre Verteidiger doch mal zu diesem Überfall äußern.
Ciao
Hobbyradler
"Menschenwürde" beinhaltet sowohl die Voraussetzung, Rechte zu besitzen als auch die Verpflichtung, grundlegende Rechte anderer zu achten, ist somit eine wechselseitige Verpflichtung.
Wer mit Flammenwerfern kommt, hat aus meiner Sicht das Recht auf Achtung und Schutz verwirkt.
Gruß
Mareike
Ingo*, diese Frage war der Titel der im Eingangsbeitrag verlinkten Veranstaltung, die den Anlass zu diesem Thread gab. Georg Albiez, der Schiffsarzt von Lifeline, dessen Kapitän jetzt auf Malta angeklagt ist, hat in Merzhausen einen Vortrag gehalten, den wir besucht haben.RE: Kann Lebensrettung falsch sein?
geschrieben von ingo* vor 8 Stunden
als Antwort auf karl vom 27.07.2018, 11:46:53
Was für eine (menschenverachtende) Frage?
Wenn Du den Titel der Veranstaltung und des Threads nun als menschenverachtend bezeichnest, dann bitte ich Dich deutlich zu machen, was für Dich menschenverachtend ist:
Meinst Du, dass es menschenverachtend ist, dass die Faktenlage es notwendig macht, dass heutzutage solche Fragen gestellt werden müssen?
Oder meinst Du, dass es menschenverachtend ist, dass Georg Albiez seinem Vortrag diesen Titel gegeben hat? Welchen alternativen Titel hättest Du ihm vorgeschlagen?
Du fühlst Dich als Christ beleidigt, dass solche Fragen gestellt werden. Wen hältst Du nun für deine Beleidiger? Denjenigen, der die Behinderung der Lebenssrettung beklagt oder eben doch die Politiker, die eine solch unchristliche Politik machen?
Deinem Restposting entnehme ich die Vermutung, dass Du möglicherweise die Blockierung der Lebensrettung trotz deiner christlichen Einstellung in Kauf nimmt, denn Du malst das Schreckgespenst von bis zu 60 Millionen Flüchtlingen an die Wand. Woher nimmst Du diese Zahlen und mit welcher Absicht verbreitest Du sie?
Karl
Ich denke nicht, dass es darüber keinen Konsens gibt. Also ich stimme Dir zu.Mareike
Wer mit Flammenwerfern kommt, hat aus meiner Sicht das Recht auf Achtung und Schutz verwirkt.
Karl
Hallo Karl,
angeregt durch den AI-Beitrag, den Phil. eingestellt hat, habe ich mal gezielt bei AI nach den Berichten über Libyen gesucht. Es wird ja immer von den Flüchtlingsgegnern behauptet, die NGO-Schiffe wie Lifeline und andere würden mit den Schleppern zusammenarbeiten, was natürlich völliger Unsinn ist, darüber haben ja der Kapitän und auch der von dir genannte Schiffsarzt schon in mehreren Interviews aufgeklärt.
Was aber verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass die libysche Küstenwache mit Schleppern zusammenarbeitet, die gelten dann bei den Flüchtlingsgegnern als die Guten, weil sie der EU die Flüchtlinge vom Leib halten.
Lies doch mal diesen AI-Artikel, der sehr genau über diese Machenschaften aufklärt: EU-Staaten unterstützen systematische Misshandlungen und Ausbeutung zehntausender Menschen in Libyen
Zitat:
EU-Mitgliedsstaaten unterstützen Libyens Innenministerium und die libysche Küstenwache dabei, zehntausende Menschen in dortige Haftzentren zu bringen, wo sie systematisch ausgebeutet und misshandelt werden. Das dokumentiert der neue Amnesty-Bericht „Libya’s dark web of collusion“. Der Bericht zeigt auch, dass Teile der libyschen Küstenwache mit Schleusern zusammenarbeiten.
„Die EU-Mitgliedsstaaten machen sich wissentlich zu Komplizen eines für schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlichen kriminellen Systems. Libysche Sicherheitsbeamte, bewaffnete Gruppen und Schleuser misshandeln und erpressen schutzlose Menschen auf brutalste Weise und schlagen daraus mit Wissen der europäischen Regierungen Profit“, sagt Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty Inter¬national in Deutschland. „Die EU-Staaten handeln verantwortungslos, wenn sie unter den gegebenen Umständen die libysche Küstenwache mit Technik und Experten dabei unterstützen, Menschen auf hoher See aufzugreifen und sie in die systematische Hölle der libyschen Haftzentren zu bringen“, so Beeko. „Wenn es europäischen Regierungen mit den Menschenrechten ernst ist, dürfen sie ihre Zusammenarbeit mit Libyen in der bestehenden Form keinen Tag länger fortsetzen.“
Ansonsten - Natürlich billigt niemand die Gewalt, die am Grenzzaun von Ceuta von den Flüchtlingen ausgegangen ist, das dürfte wohl klar sein. Allerdings kann ich verstehen, dass Verzweiflung zu solchen Taten führen kann, auch wenn ich sie nicht billige.