Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Hilferuf aus Gaza. Schaut nicht weg!

Internationale Politik Hilferuf aus Gaza. Schaut nicht weg!

clara
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Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 04.08.2014, 16:40:22
Es wird auf ERden nie eine Gerechtigkeit geben - schon deshalb, weil jeder darunter was anderes versteht und immer eigene Perspektiven umgesetzt haben möchte.
Auch die bedauernswerten Menschen in Gaza müssen verstehen, dass nicht jeder in Tel Aviv ein schönes Leben führt, wenn Hunderte von RAketen aus GAza dieses Leben mehr und mehr in die Bunker verlagern. Es ist wieder mal Krieg in dieser Krisenregion - und so lange die Kontrahenten nicht bereit sind, zusammen zu verhandeln und einen paktikablen Ausweg zu suchen und zu finden, wird sich dort auf länger Zeite nie etwas ändern. Olga

Alles ist schrecklich! Wobei es für die palästinensische Bevölkerung so gut wie keine Bunker gibt. Die Gründe dafür sind auch in der Hamas zu sehen, was bei differenzierter Sichtweise nicht verschwiegen werden sollte, ohne einseitig zu sein.
Die Berichte des hier vorgestellten Kriegsberichterstatters Martin Lejeune in Gaza haben Seltenheitswert, im großen und ganzen berichten unsere deutschen Medien (noch) ziemlich einseitig und nicht vor Ort, was sich hoffentlich einmal ändern wird.

http://www.newsroom.de/news/detail/$IWCOJTLTLRKO/kriegsreporter_martin_lejeune_in_gaza_wir_kmpfen_um_unser_berleben

Er schreibt darin, Zitat: "Es gibt keinen Schutz, keine Luftschutzkeller, keine Bunker. Es gibt keinen sicheren Ort in Gaza. Ich habe auch immer noch keine schusssichere Weste und noch keinen Helm, aber die würden auch nicht helfen, wenn man von den Raketen der F16-Mehrkampffleugzeuge getroffen wird."

Sie haben Recht, Olga, dass sich ohne Einsicht auf beiden Seiten nichts ändern wird. Diese Erkenntnis vieler Menschen in aller Welt, auch bei den zwei leidenden Völkern, ohne eine konkrete und absehbare Möglichkeit oder den Willen der dort Herrschenden, den Zustand zu ändern, zeigt auch die ganze Hilflosigkeit in diesem Drama.

Clara
adam
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Mitglied

Re: Hilferuf aus Gaza. Schaut nicht weg!
geschrieben von adam
als Antwort auf Crimmscher vom 05.08.2014, 12:26:38
Kauf Dir doch mal einen DDR-Globus mit anhängender Sowjetunion. Dann bist Du beschäftigt mit Deinem Weltbild.

Aber laß die Leute hier zum Thema diskutieren.

--

adam
Karl
Karl
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Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 05.08.2014, 11:46:35
Lieber carlos1,

ich bin Dir zu großem Dank verpflichtet, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, die Quintessenz dieser Vorlesung zu übersetzen. Du hast sie getroffen. Es zeigt die Dimension der Probleme und die Motivation der derzeitigen israelischen Regierung.

Es ist ein weiter Weg zur Gerechtigkeit, aber Menschen wie Miko Peled, die nicht nationalistisch verblendet nur die Interessen einer Seite sehen, sind ein Hoffnungsschimmer.

Karl

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Crimmscher
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Re: Hilferuf aus Gaza. Schaut nicht weg!
geschrieben von Crimmscher
als Antwort auf adam vom 05.08.2014, 12:33:24
DDR Globus ist gut!
Das ist so doch so ein rundes Ding mit Griff für Anfänger, worauf geschrieben steht, hier geht's zum Osten.

Crimmscher
Karl
Karl
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Waffenruhe! Gaza ein Trümmerfeld
geschrieben von Karl
Gaza-Stadt, am Dienstag, dem 5. August 2014

Es ist ruhiger geworden im Gazastreifen seit heute morgen. Die Drohnen kreisen zwar noch über unser Viertel, stören Mahers Mittagsschlaf, aber es wird nicht mehr bombardiert. "Gott sei Dank finden wir jetzt, nach den vier Wochen der ständigen Explosionen um uns herum endlich wieder etwas Ruhe", sagt Ahmad, 16, der in unserer Straße wohnt. Ruhe, endlich etwas lang ersehnte Ruhe vor Bomben und Raketen, um zumindest für drei Tage so etwas wie den Anschein eines normalen Alltags leben zu können. "Ich kann endlich wieder meine Freunde treffen", freut sich Ahmad, 16, der die Feuerpause nutzt, um auf der Straße vor unserem Haus mit diesen Freunden Fußball zu spielen.

Fußballspielen, eine der normalsten Tätigkeiten auf dieser Welt, war nicht mehr möglich im nicht mehr normalen Leben der 1,8 Millionen Palästinenser im Gazastreifen seitdem die Bombardierung Gazas zu Luft, zu Boden und zu See am 7. Juli begann. Fußballspielen, das war auf einmal etwas Lebensgefährliches geworden, weil man dafür auf die Straße gehen mußte und weil jeder, der sich auf der Straße bewegt, von den Aufklärungsdrohnen der israelischen Luftwaffen eventuell mit Kämpfern der Hamas verwechselt werden könnte. Natürlich versehentlich, wie israelische Armeesprecher nicht müde werden zu betonen. Und obwohl es sich nur um Fußballspielende Knaben handelt. So geschehen Mitte Juli als Bakr, 9, und seine drei Cousins, Ahed, 10, Zakariya, 10, und Mohammad, 11, vor einem mit Journalisten voll besetzten Hotel in Gaza-Stadt von den Bomben der israelischen Streitkräfte getötet wurden während sie am Strand Fußball spielten. "Spätestens seit diesem Vorfall hat die israelische Armee in meinen Augen ihre Unschuld verloren", kommentiert ein eigentlich bis dahin als "pro-Israelisch" bekannter Journalist, der kurz zuvor noch selber mit den Jungs Fußball mitgespielt hatte und die Bombardierung von der Terrasse seines Hotels mit eigenen Augen mitverfolgte. Jetzt, heute aber ist Fußballspielen wieder möglich für die Kinder des Gazastreifens, zumindest für die Kinder, die hier in Gaza-Stadt wohnen. Die 600.000 Binnenvertriebenen jedoch nutzen die Zeit des Rückzugs der israelischen Armee, um in ihre Häuser im zuvor heftig umkämpften Norden und Süden des Gazastreifens zurückzukehren. Dort angekommen schauen sie fassungslos auf das, was von ihren Häusern noch übrig geblieben ist. Zumeist ist es nicht mehr als ein zerfetztes Kleidungsstück, das zwischen den Trümmern feststeckend im Wind hin- und herweht. Trümmer. Trümmer, überall Trümmer, wohin man schaut. Überall liegen Trümmer. Man traut sich ob dieses Anblickes nicht mehr weiter zu atmen. Es zerbricht einem das Herz. Shijaiya, Bureij, Khan Yunis, Rafah, Beit Hanoun, Beit Lakhiya, Nuseirat. Das waren einmal Städte im Gazastreifen, in denen Menschen in Fabriken und in Behörden arbeiteten, in denen Kinder zur Schule gingen. Städte, in denen Menschen in ihren Häusern wohnten. Städte, in denen gläubige Muslime fünf Mal am Tag zum Beten in ihre Moscheen gingen. Das war das Leben von 1,8 Millionen Menschen im Gazastreifen vor dem 7. Juli. Es war kein gutes Leben, denn sie leiden seit acht Jahren unter einem Embargo durch die Staaten Ägypten und Israel. Aber es war ein Leben zumindest mit Wasser, Strom und Telefon. Das alles gibt es nicht mehr seit der totalen Bombardierung des Gazastreifens in der Nacht von dem 28. auf den 29. Juli, als das einzige Elektrizitätskraftwerk des Gazastreifens bombardiert wurde, das Finanzministerium, viele Moscheen, Wohnhäuser und Geschäfte. Eigentlich so wie in jeder Nacht in Gaza zwischen dem 7. Juli und dem 5. August. Nur in dieser Nacht massiv heftiger als sonst. Shijaiya, Bureij, Khan Yunis, Rafah, Beit Hanoun, Beit Lakhiya, Nuseirat. Das waren vor dem 7. Juli Städte, in denen man mehr schlecht als recht leben konnte, aber in denen man zumindest Leben konnte. Jetzt ist in Shijaiya, Bureij, Khan Yunis, Rafah, Beit Hanoun, Beit Lakhiya und Nuseirat kein Leben mehr möglich. Die zivile Infrastruktur dieser Städte ist durch die israelischen Streitkräfte komplett zerstört worden, Straßen sind nicht mehr befahrbar, Brunnen verschüttet, Schulen bombardiert, Strommasten umgekippt. Strommasten, durch die ohnehin kein Strom fließt, solange kein neues Kraftwerk gebaut werden kann.

"Wie lange wird es dauern, bis ihr all die Trümmer, all den Schutt weggeräumt haben werdet", frage ich Maher. "Wohin überhaupt sollen wir denn die Trümmer und den Schutt karren?", entgegnet er mir entgeistert. "Wir haben gar keine freien Flächen im Gazastreifen dafür und auch nicht genug Bagger und Lastwagen, um alles einzusammeln." Dort, wo die meisten Trümmer liegen, in Shijaiya, Bureij, Khan Yunis, Rafah, Beit Hanoun, Beit Lakhiya und Nuseirat, aber auch in vielen anderen Orten des Gazastreifens, dort schaffen heute die Menschen mit ihren eigenen Händen die Trümmer beiseite, ohne Werkzeug, ohne Schaufeln, ohne Handschuhe. Es hat 36 Grad Celsius und der Schweiß vermischt sich mit dem Staub des Schuttes auf ihrer Haut zu einem trockenen Schlamm.

Die Menschen versuchen sich einen Weg zu bahnen durch die Trümmer, um das Ausmaß der gewaltigen Zerstörung zu begreifen und um irgendwie, irgendwann mit einem Neuanfang zu beginnen. "Neu anfangen wofür?", fragt mich Maher, als ich von ihm wissen will, wie lange der Neuanfang dauern werde unter den Bedingungen des Embargos. Durch das Embargo können Zement, Bausteine und Ziegel nur durch Schmugglertunnel in den Gazastreifen kommen. Schmugglertunnel, die jetzt laut Aussagen der israelischen Armeesprecher alle zerstört worden seien. "Wofür sollen wir neuanfangen?", fragt mich Maher müde, dem wie allen hier in Gaza die Erschöpfung infolge schlafloser Bombennächte anzusehen ist. "Damit uns die Israelis in zwei Jahren wieder alles kaputt bombardieren können? Ich habe jetzt schon drei furchtbare Kriege erlebt in den letzten fünf Jahren in Gaza", sagt Maher. "Und jeder Krieg war schlimmer als der vorherige. Und dieses Jahr, das waren die heftigsten Bombardierungen, die ich jemals in meinem Leben erlebt habe. Uns fehlt in diesen ersten Stunden des Verschnaufens noch die Kraft, an den Wiederaufbau zu glauben", erklärt Maher. "Und ohne ein Ende des Embargos und ohne internationalen Druck auf Israel, mit diesen Angriffen auf unsere zivile Infrastruktur aufzuhören, wird ein Wiederaufbau uns auch nicht gelingen", konstertiert Maher.

Zu ähnlichen Einschätzungen wie Maher kommt auch der Gouverneur von Gaza, Abdallah al-Frangi, mit dem ich seit meiner Ankunft im Gazstreifen am 22. Juli im regelmäßigen Kontakt stehe. Al-Frangi ist seit dem 7. Juli Gouverneur von Gaza, seit dem Tag an dem die Bombardierung des Gazastreifens begann. Al-Frangi sagt: "Ich bin nach wie vor sehr erschüttert über das katastrophale Ausmaß der Zerstörungen", so al-Frangi. "Das palästinensische Volk darf man jetzt nicht im Stich lassen bei seinen schweren Bemühungen für den Wiederaufbau. Wir haben über 600.000 Obachlose im Gazastreifen durch die großen Zerstörungen. Wir müssen mit der internationalen Gemeinschaft einen Weg finden aus diesem Desaster." Quelle
geschrieben von Martin Lejeune


Als Information aus erster Hand.

Karl
Re: Waffenruhe! Gaza ein Trümmerfeld
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 05.08.2014, 15:22:29
Für die Menschen in Gaza ist ein Waffenstillstand schon mal eine Erholungsphase, aber wie wir wissen ist ein Waffenstillstand ein brüchiges Gebilde. Ich hoffe für beide Seiten dass an einer möglichen Lösung gearbeitet wird (obwohl ich mir eine Lösung nicht so recht vorstellen kann, außer man siedelt die Palästinenser komplett um und erklärt den Gaza Streifen und Westjordanland zum Niemandsland). Ich möchte kein Vermittler sein in dieser tödlichen Situation.

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Crimmscher
Crimmscher
Mitglied

Re: Waffenruhe! Gaza ein Trümmerfeld
geschrieben von Crimmscher
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.08.2014, 15:40:58
Warten wir mal ab!

Irgendwann klärt sich dieser Konflikt von selbst.

Crimmscher
olga64
olga64
Mitglied

Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 05.08.2014, 12:32:30
Er schreibt darin, Zitat: [i]"Es gibt keinen Schutz, keine Luftschutzkeller, keine Bunker.

Clara


Die fehlenden Bunker und Luftschutzkeller sollte man schon differenziert sehen: es gab bis vor kurzem ein gigantisches Tunnel-Netz; dort hätten - rein rechnerisch - sicher alle 1.5 Millionen Einwohner von Gaza Platz gefunden, wenn die Hamas sie denn dorthin evakuiert hätte. Diese Tunnels waren ursprünglich dafür vorgesehen, Hunderte oder Tausende von Hamas-Kriegern auf israelischen Boden zu bringen. Dort sollten sie so viele Israelis kidnappen wie möglich, sie retournieren nach Gaza, um sie dann öffentlich hinzurichten.
Seltsam ist, dass Israel erst jetzt die Tunnels in einer grossen Aktion zerstörte - vermutlich gibt es immer noch welche, mit denen die Hamas ihr mörderisches Spiel weiter betreiben kann.
Auch sämtliche Gelder, die die Hamas in den letzten Jahren "bunkerte", wurden nicht für die BEvölkerung, sondern zum Waffenkauf investiert. Und zu so einer Gruppe soll irgendwer auf dieser Welt VErtrauen fassen? Diesen Leuten irgendetwas glauben - also eine Grundlage für eine Verhandlung und BEsserung manifestieren? Olga
nerida
nerida
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Re: Waffenruhe! Gaza ein Trümmerfeld
geschrieben von nerida
ich bin in einer Stadt aufgewachsen, die nach dem Krieg größten Teils zerstört war.
Mein Schulweg in eine der wenigen nicht komplett zerstörten Schulen war lang und führte durch Straßen mit endlosen Reihen von Ruinen.

Abends hörte ich die Erzählungen der Erwachsenen über die Bombennächte und die unendliche Angst in in den Luftschutzkellern. Wie zwei kleine Mädchen tagelang mit ihrer verbrannten Mutter, in eine Decke gewickelt, halb wahnsinnig durch die Straßen irrten. Die Geschichten von Flucht, Tod und unendlichen Leid.

Das hat mich geprägt und mein Kredo war ein heiliges "nie wieder" und eine tiefe Sehnsucht nach Frieden weltweit.

Meine Ideale waren auch nie die Freiheitskämpfer mit der Waffe in der Hand, sondern Ghandi, Martin Luther King und Nelson Mandela.

Solche Führer wünsche ich den Palästinensern - eine Gestalt die sie durch ein Meer aus Hass, Revanchismus, Hetze Gier und unendliche Dummheit führt.
olga64
olga64
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Re: Waffenruhe! Gaza ein Trümmerfeld
geschrieben von olga64
als Antwort auf nerida vom 05.08.2014, 16:37:52
Ja, Nerida das ist ein guter aber auch frommer Wunsch,der sich wohl nie oder sehr spät mal erfüllen wird. So dicht gesät mit irgendwelchen Messias ist diese Welt ja leider nicht.
Ich kann auch nachvollziehen, wie Sie die Erzählungen ihrer Verwandten zum 2. Weltkrieg aufgewühlt haben - aber sicher haben Sie bald erkannt, dass die Deutschen die Verursacher dieses grausamen Gemetzels waren und ihre Rechnung präsentiert erhielten. Somit dürften in unserer Generation die Erzählungen unserer Altvorderen immer als subjektiv eingestuft werden - ich habe als ich dann erwachsener wurde, diese immer mit grossem Misstrauen beurteilt. Olga

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