Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Hilferuf aus Gaza. Schaut nicht weg!

Internationale Politik Hilferuf aus Gaza. Schaut nicht weg!

EhemaligesMitglied44
EhemaligesMitglied44
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Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von EhemaligesMitglied44
Um was geht es hier eigentlich? Um Aussagen von Grosser und wie diese auszulegen sind?
Um Grums mit Wortspielerei oder um den Krieg in Gaza?
Wenn ich das so verfolge kann ich nur den Kopf schütteln.
Jeder weiss es besser jeder will besser sein!
Der Kern des Themas steht doch längst hinten an.
Holger
justus39
justus39
Mitglied

Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von justus39
als Antwort auf Karl vom 03.08.2014, 22:23:49
Damit hat er seinem Anliegen aber keinen guten Dienst erwiesen.

Es wird immer auch von vielen ernst genommen, dann stimmen ihm die zu, gegen die es gerichtet war und er hat die gegen sich, denen er beipflichten wollte.

Aber das gönne ich ihm.

justus
eka231246
eka231246
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Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von eka231246
als Antwort auf Karl vom 03.08.2014, 18:46:37
Grosser ist in Israel auch bei vielen Palästinensern sehr umstritten. Weil er vielleicht Misstände aufdecken kann und er sie anspricht. Trotzdem ändert sich nichts.

Ich persönlich kenne Grosser von Vorträgen und Diskussionsrunden als hervorragenden Redner und Prakmatiker, der die Dinge beim Namen nennt. Einer der angstfrei Kritik äußert und sich nicht scheut selbst massive Kritik einzustecken. Antisemitistisch haben wir seine Weltanschaulichen Äußerungen nie empfunden. Das alles, auch, wenn man nicht der gleichen Meinung ist auf die Goldwaage zu legen, finde ich absurd. Bieten doch diese Aufsätze und Reden für jeden genug Stoff um über das himmelschreiende Unrecht, was zur Zeit an Menschen in Israel geschieht, nachzudenken!!

Stellvertretend für den Durchschnitt der deutschen Bürger erlebt man hier im ST das beste Beispiel. Unterschiedliche Meinungen regen zum Gespräch und nachdenken an. Persönliche Empfindlichkeiten (sachlich vorgebracht) sind aus meiner Sicht legitim und sie zu äußern auch!

LG Eka

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Karl
Karl
Administrator

Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von Karl
Es gibt von Martin Lejeune einen neuen Bericht. Da es nur noch ein Hotel in Gaza mit Internetverbindung gibt, meistens nur von außen über Gaza berichtet wird und kaum von innen, hier sein Text, der es verdient gelesen zu werden.
Die Massaker in Gaza gehen weiter unter den Augen der Weltöffentlichkeit

Sonntag, der 3. August 2014

Heute wurde schon wieder eine Schule bombardiert, diesmal in Rafah. Wie viele Tote es gab, kann noch niemand mit Sicherheit sagen, da viele Tote noch unter den Trümmern der Schule begraben liegen. Seit drei Tagen wird in Rafah bombardiert, die ganze Stadt ist eine Todeszone. Als ich Maher vorschlage nach Rafah zu fahren, meint er, er brauche mich auch in den nächsten Tagen noch lebend, da mit weiteren israelischen Angriffen, Zerstörungen und Flüchtlingen zu rechnen ist. Schon jetzt hat Maher in seinem Haus 62 Menschen aufgenommen, die von der Front im Norden und Süden des Gazastreifens ins Zentrum von Gaza Stadt geflohen sind. Wir leben jetzt zu 72 in einem kleinen Haus, in dem vor dem Krieg zehn Menschen lebten.

Maher und Mitarbeiter der Hilfsorganisation “Islamic Relief” haben sich vier Prioritäten gesetzt, um einem Teil der 200.000 Vertriebenen Nothilfe zu leisten. Priorität hat, die Binnenvertriebenen mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen sowie die gesundheitliche und hygienische Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Maher fährt den ganzen Tag mit dem Auto hin und her, um für die Flüchtlinge die benötigte Versorgung heranzuschaffen. Die Vertriebenen sind einfache Leute, die keine Ersparnisse haben, um in einem Hotel zu wohnen, und keine Verwandten in Gaza Stadt haben, bei denen sie unterkommen könnten.

Seit der heftigen Bombardierung unseres Viertels in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli (siehe meinen Text “Horrortage und -nächte in Gaza” vom 29. Juli) haben wir keinen Strom, kein Wasser und kein Internet und Telefon mehr. Das einzige Elektrizitätskraftwerk des Gazastreifens wurde bombardiert ebenso wie einige Wohnhäuser in unserer Straße. Dabei kippten Strommasten um und wurden Telefonleitungen gekappt. Seit dem Morgen des 29. Juli sucht Maher nach Leuten, die unsere Telefonleitungen reparieren können. Aber die Mitarbeiter der Telefongesellschaft sind nicht aufzutreiben und als Laie kann man viel improvisieren, aber kein kaputtes Telekommunikationsnetz reparieren.

Um wieder Strom im Haus zu haben, hat Maher sich auf die Suche nach einem Generator gemacht. Da alle 1,8 Millionen Menschen im Gazastreifen derzeit keinen Strom haben, ist es nicht gerade einfach, jetzt einen Generator aufzutreiben. Irgendwie hat er es aber geschafft und anschließend an einer Tankstelle Benzin in Kanister und Wasserflaschen gefüllt. Er kennt den Besitzer der Tankstelle und hat dort anschreiben lassen. Jetzt knattert der Generator und ich kann wieder Texte zu Hause schreiben. Versenden muß ich meine Texte aber weiterhin aus dem Restaurant eines Hotels, dem einzigen Ort mit Internet im Gazastreifen.

Auf unserem Balkon und auf unserem Hof stapeln sich die Mülltüten, weil seit Beginn des Krieges am 8. Juli keine Müllabfuhr mehr kommt. Der Müll stinkt und weiße Würmer krabbeln von einer Tüte in die andere. Es ist einfach nur eklig. Aber wohin mit dem Müll?

Zumindest in unserem Viertel bin ich inzwischen schon bekannt als “der deutsche Journalist”, der seit zwei Wochen Interviews führt mit Überlebenden und Augenzeugen von Bombardierungen auf Zivilisten und mutmaßliche Kriegsverbrechen dokumentiert. Aufgrund der mangelhaften Stromversorgung kann ich leider nicht umgehend alle Interviews transkribieren, übersetzen und veröffentlichen. Aber seid versichert, ich arbeite daran. Wir verbringen so viel Zeit damit, unser Überleben zu sichern, den Mangel zu beheben, ums Überleben zu kämpfen, daß ich nicht so produktiv sein kann, wie ich mir dies wünschte.

Ich habe einen Händler interviewt, dessen Söhne Mohammed und Husam in seinem Lieferwagen bombardiert wurden und sofort tot waren. Ich habe mit dem Inhaber eines kleinen Lebensmittelgeschäftes gesprochen, dessen zwei Kleinkinder auf dem Dach des Hauses Ball spielten und von F16-Kampffugzeugen bombardiert wurden. Beide waren sofort tot. Es ist nur zwei Väter von vielen, die in diesen Tagen um ihre ermordeten Kinder weinen. Und die Welt schaut zu. Ohne dagegen vorzugehen. Niemand steht in den Menschen von Gaza bei. Sie werden abgeschlachtet in ihrem Freiluftgefängnis, dem sie nicht entrinnen können.

Wann immer wir mit dem Auto zu bombardierten Wohnhäusern und öffentlichen Einrichtungen im Gazastreifen unterwegs sind, wann immer wir in die Flüchtlingslager fahren, ist der Tod unser ständiger Begleiter. Überall kann plötzlich und ohne Vorwarnung bombardiert werden, auch fahrende Autos werden von Raketen getroffen. Wir sehen die ausgebrannten Autos am Straßenrand. Sobald ich es schaffe, lade ich die Fotos hoch.

Gestern nacht wurde die Shafi Moschee in Gaza Stadt, die 8000 Betenden Platz bietet, sieben oder acht Mal, die Angaben von Augenzeugen sind unterschiedlich, von F16-Kampfjetzs bombardiert. Das Gotteshaus, ein Gemeindesaal, eine Bibliothek und ein Sportplatz wurden verwüstet und fehlen nun. Auch wurde der Bürgermeister von Beit Lakhia und seine Familie in ihrem Wohnhaus bombardiert und getötet. Dies ist ein Krieg gegen die Zivilisten, auf die Infrastruktur des Gazastreifens und gegen die wichtigen Funktionsträger der öffentlichen Hand. Das sagen die Menschen in Gaza, das sage ich.

Ein Mädchen, das in die dritte Klasse geht, wohnt im Haus neben der Shafi Moschee und wurde bei den Angriffen verletzt. Sie ist verstört und traurig. Sie sagt zu mir: “Alle Israelis [die uns so etwas an tun, Anmerkung des Autors] mögen in der Hölle schmoren.” Das Interview mit dem Mädchen habe ich gefilmt, auf YouTube hochgeladen und auf meinem Tumblr-Blog verlinkt. Eine deutsche Übersetzung kommt am Ende des Videos.

"Die Menschen, die jetzt in Tel Aviv oder in Eilat am Strand liegen, in den Cafés sitzen und lachen, in der Disco tanzen, die jetzt im Paradies leben, die werden am Jüngsten Tag in die Hölle kommen. Die Menschen, die jetzt in Gaza Tagein Tagaus zu Wasser, zu Boden, zu Luft bombardiert werden, die sich in ihren Wohnungen verbarrikadieren, nicht mehr das Tageslicht sehen, kein Strom, kein Wasser und kein Brot mehr haben, die Menschen in Gaza, die die Hölle auf Erden erleben, die werden am Jüngsten Tag ins Paradies kommen", sagt Maher. Quelle
geschrieben von Martin Lejeune


Der Glaube, der alle Religionen vereint und der aussagt, dass es eine ausgleichende Gerechtigkeit gebe, ist zwar eine nützliche Überlebenshilfe im Elend, aber leider nur eine Illusion. Gerechtigkeit gilt es hier auf Erden herzustellen.

Karl
justus39
justus39
Mitglied

Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von justus39
als Antwort auf Karl vom 04.08.2014, 08:44:28
Der Glaube, der alle Religionen vereint und der aussagt, dass es eine ausgleichende Gerechtigkeit gebe, ist zwar eine nützliche Überlebenshilfe im Elend, aber leider nur eine Illusion. Gerechtigkeit gilt es hier auf Erden herzustellen.

Karl
geschrieben von karl

Der gleiche Glaube an eine göttliche Gerechtigkeit hat auch den gläubigen Juden in den Vernichtungslagern auf ihrem letzten Weg Kraft verliehen.

Als Kind und Jugendlicher hat mich das Schicksal der jüdischen Opfer traurig und wütend gemacht und jetzt ist es das der Palästinenser.

Lernt denn die Menschheit nie dazu?

justus
Crimmscher
Crimmscher
Mitglied

Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von Crimmscher
als Antwort auf justus39 vom 04.08.2014, 09:50:39
Die Erfahrung eines relativ langen Lebens sagt mir, dass der Mensch im Kollektiv der Völker, irgendwann seine Schuld zu begleichen hat.
Auf den Einzelnen nimmt das Schicksal bei kollektiven Verbrechen keine Rücksicht.
Er ist Teil des Ganzen.
So wie Deutschland für seine Verbrechen verurteilt wurde, so wird auch Israel als Ganzes eines Tages vor dem Richter stehen.
Es wir dann keiner fragen bist du Christ oder Jude, bist du mitschuldig oder nicht.
Man wird mit gleichem Recht der Unmenschlichkeit abrechnen,
wahrscheinlich durch Richter die genau so grausam sind wie die Grausamen es waren.

Die Apokalypse für den Vorderen Osten einschließlich Israel ist vorprogrammiert.

Crimmscher

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Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
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Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 04.08.2014, 09:50:39
Der gleiche Glaube an eine göttliche Gerechtigkeit hat auch den gläubigen Juden in den Vernichtungslagern auf ihrem letzten Weg Kraft verliehen.

Es gibt keine göttliche Gerechtigkeit, genau so wenig wie es Götter gibt. Es gibt aber das: derstandard.at: Ich habe noch nie so viele Menschenrechtsverletzungen gesehen und diese Feststellung: fr-online.de: Die israelische Apartheid
clara
clara
Mitglied

Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.08.2014, 16:10:29
... dass ich mich seit Jahren für die Palästinenser und gegen Israels verbrecherische Politik einsetze. Und trotzdem bin ich nicht borniert und einseitig genug, um nicht auch die Verbrechen der Hamas zu sehen, tut mir leid. Gerade darin erweist sich doch differenziertes Denken.

Marina, keine Sorge! Wer Deine Beiträge richtig liest, versteht sie auch richtig!
Ich denke bei diesem Thema genau so!

Gruß, Clara
justus39
justus39
Mitglied

Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.08.2014, 10:21:30

Es gibt keine göttliche Gerechtigkeit, genau so wenig wie es Götter gibt.

Es ging mir auch nicht um die Existenz eines Gottes und seine strafende Gerechtigkeit sondern um den Glauben daran.
Dieser Glaube an einen Gott, der die Mörder einmal bestrafen wird, hat einst den gläubigen Juden beim Gang in die Gaskammer ebenso Mut gemacht und Kraft verliehen wie jetzt den Palästinensern bevor sie von israelischen Granaten und Raketen zerstückelt werden.

Der gleiche Gott und der gleiche Glaube an seine Gerechtigkeit, und dennoch keine Einsicht.

justus
olga64
olga64
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Re: Das Sterben geht weiter
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 04.08.2014, 08:44:28
Es wird auf ERden nie eine Gerechtigkeit geben - schon deshalb, weil jeder darunter was anderes versteht und immer eigene Perspektiven umgesetzt haben möchte.
Auch die bedauernswerten Menschen in Gaza müssen verstehen, dass nicht jeder in Tel Aviv ein schönes Leben führt, wenn Hunderte von RAketen aus GAza dieses Leben mehr und mehr in die Bunker verlagern. Es ist wieder mal Krieg in dieser Krisenregion - und so lange die Kontrahenten nicht bereit sind, zusammen zu verhandeln und einen paktikablen Ausweg zu suchen und zu finden, wird sich dort auf länger Zeite nie etwas ändern. Olga

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