Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

silhouette
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Re: Günter Grass macht den Mund auf…
geschrieben von silhouette
als Antwort auf senhora vom 05.04.2012, 12:16:37
Prima Kronzeuge, senhora!
Und danke für deinen link, der mir zeigt, dass man daraus auch das zitieren kann, was von denen argumentiert wurde, die hier wieder mit den üblichen Plattitüden niedergebügelt werden. Bevor ich mich aus diesem Hauen und Stechen verabschiede, zitiere ich Primor aus deinem link, wenn's recht ist:

.................
Ja, aber Günter Grass schätzt den Konflikt mit dem Iran falsch ein. Er versteht nicht, worum es hier geht. Israel ist der einzige Staat auf Erden, der offen mit Vernichtung bedroht wird – und zwar von der iranischen Führung. Diese Leute könnten nicht nur selbst Atomwaffen bauen wollen, sondern sie dann auch an Terrororganisationen weitergeben. Damit geriete die Situation für Israel völlig außer Kontrolle.

(FRrage des Interviewers)Würde Israel – wie Grass mit seinen Erstschlags-Ausführungen suggeriert – Atomwaffen gegen den Iran einsetzen?

(Antowrt) Niemals! In den Diskussionen ist auch keine Rede davon, den Iran zu vernichten. Es geht immer nur um die Atomanlagen.

(Frage)Ließe sich der Iran durch Angriffe von seinen Plänen abbringen?

(Antwort) Nein, das glaube ich nicht. Für Waffen und Rüstung fehlt keinem Staat das Geld, geht es seiner Wirtschaft und seiner Bevölkerung auch noch so schlecht. Und die Mehrheit der Iraner mag das Regime hassen, aber fast alle unterstützen die Atompläne. Das ist für sie eine Frage der nationalen Ehre. Mit Angriffen könnte man viel Schaden anrichten, aber den Iran nicht vom Ziel abbringen.


Kleiner Service, für diejenigen, die nicht gerne den kompletten und darum erst authentischen Text lesen.

Bittesehr..........
Mitglied_81b4260
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Re: Nochmals nachdenken über Günter Grass und die Nebeneffekte...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 05.04.2012, 12:30:24
Adam, ich revidiere meine Beurteilung "Getroffene Hunde bellen, ob sie nicht beißen werden, wird sich herausstellen," zu "Stich ins Wespennest". Die wütenden Reaktionen lassen erahnen, in wie weit der moralisch hinlänglich vorbereitete "Präventations"krieg bereits akzeptiert wird.

Ich würde mir eine ähnlich heftige Reaktion aller Seiten auf die rechte Szene wünschen.

Nun, Karl Kraus, offensichlich in deutschen Landen ein eher Unbekannter, da ich hier im St. noch nie Reaktionen auf Hinweise auf sein geniales Werk "Die letzten Tage der Menschheit" erhielt, konnte dieses erst nach dem ersten Weltkrieg veröffentlichen - wobei selbst dann Reaktionen ähnlich wie diese hier weitverbreitet waren.

miriam
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Re: Nochmals nachdenken über Günter Grass und die Nebeneffekte...
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.04.2012, 12:46:06
Nun, Karl Kraus, offensichlich in deutschen Landen ein eher Unbekannter, da ich hier im St. noch nie Reaktionen auf Hinweise auf sein geniales Werk "Die letzten Tage der Menschheit" erhielt, konnte dieses erst nach dem ersten Weltkrieg veröffentlichen - wobei selbst dann Reaktionen ähnlich wie diese hier weitverbreitet waren.


Es empfiehlt sich immer, erst zu recherchieren - und danach erst zu behaupten.

Zitat von Miriam:

"Zum Traumreich des Prinzen von Theben, gehörten aber auch andere Persönlichkeiten der Zeit, nicht nur der blaue Reiter, auch Ruben genannt.
Wir treffen da auf Dalai Lama oder Cardinal, und dieser ist kein anderer als Karl Kraus, dann noch Franz Werfel, den sie Prinz von Prag nennt, Troubador oder Riese – alias Oskar Kokoschka, Schwarze Leopardin – wie die Dichterin Tilla Durieux, die große Schauspielerin nennt.
Am besten gefällt mir aber Gieselheer, der Barbar, hinter diesem Namen versteckt sich Gottfried Benn."

Ende des Zitats.

Wer mehr darüber wissen möchte, sollte einfach "Miriam" und "Karl Kraus" eingeben. Und nicht über die hohe Trefferzahl, staunen.

Vielleicht noch etwas worüber man nachdenken kann: dass es Günter Grass nicht so sehr mit der Wahrheit hat, sollte eigentlich nicht Schule machen.


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Marija
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Re: Nochmals nachdenken über Günter Grass und die Nebeneffekte...
geschrieben von Marija


wortlos

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Marija
olga64
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Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von olga64
als Antwort auf Marija vom 05.04.2012, 08:46:04


So sagte der israelische Historiker Tom Segev im Deutschlandradio Kultur: „Er ist kein Antisemit, er ist nicht anti-israelisch.“


Marija


Ich persönlich muss gestehen,d ass ich Herrn Grass nicht persönlich kenne (wohl im Gegensatz zu einigen Diskutanten hier und auch zu dem israelischen Historiker), ich weiss also nicht, ober nun antisemitisch ist oder nicht. Er ist aber seit 50Jahren ein repräsentativer Dichter unseres Landes (im Gegensatz zu Erich Kästner, der dafür schon zu lange tot ist) und hat mit seinen Worten schon viel ausgelöst. Diese Zeit ist vorbei - sein sog. Gedicht erinnert wohl mehr an einen Leserbrief eines alten, etwas gelangweilten Mannes.
Wenn jeder antisemtisch wäre, der Fehler, die auch in Israel - wie auch in anderen Ländern - gemacht werden erwähnt, müsste die Hälfte der israelischen Bevölkerung selbst antisemtisch sein - und das möchte ich doch nicht glauben wollen. Auch dort wird ja seit Monaten gegen vieles demonstriert und gestritten.
Bei manchen Diskutanten hier befürchte ich mal wieder, dass sie Juden (= Religionsbezeichnung) mit Israel/Israelis verwechseln. Olga
miriam
miriam
Mitglied

Re: Grass - ein mutiger Mann?
geschrieben von miriam
als Antwort auf olga64 vom 05.04.2012, 16:28:40


Ich persönlich muss gestehen,d ass ich Herrn Grass nicht persönlich kenne (wohl im Gegensatz zu einigen Diskutanten hier und auch zu dem israelischen Historiker), ich weiss also nicht, ober nun antisemitisch ist oder nicht.


Ja - Frau Olga - immer diese Ungewissheit!
Dies war auch der Fall mit Hitler: wer ihn nicht persönlich kannte, wusste ja nicht ob er nicht etwa antisemitisch sei???

Und dann noch über die repräsentativen Dichter eines Landes:


(im Gegensatz zu Erich Kästner, der dafür schon zu lange tot ist)


Genau! So erging es auch einem gewissen William Shakespeare - ein englischer Schriftsteller der ja auch nicht schlecht schrieb, doch vergessen ist - da er schon viel zu lange tot ist!

Miriam



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olga64
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Mitglied

Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von olga64
als Antwort auf miriam vom 05.04.2012, 17:21:57
Verehrteste - was soll ich aus diesen ziemlich wirren Zeilen lernen? Im Zweifelsfalle - gut, dass wir darüber geschrieben haben. Olga
Karl
Karl
Administrator

Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von Karl
Dies ist wieder einmal ein Thema, an dem sich die Gemüter erhitzen. Es ist brisant, denn es geht um das sensible Thema Israelkritik sowie um nichts Geringeres wie Krieg oder Frieden wegen der aktuelle Situation in Nahost.

Die Emotionen kochen hoch, weil die schreckliche Vergangenheit eben doch noch immer unbewältigt ist und deshalb eine sachliche Diskussion von Fakten fast unmöglich ist.

Ich unterstelle niemandem der Diskutanten Böswilligkeit und ich nehme für mich auch nicht in Anspruch, die Wahrheit gepachtet zu haben. Auf die Situation sind viele Blicke aus unterschiedlichsten Richtungen möglich.

Ich möchte meine Sicht der Dinge erläutern und verständlich machen. Dass ich die Diffamierung von Grass als Antisemit als perfide und pervers bezeichnet habe, hat mir selbst von meiner Frau Kritik eingebracht. "Warum bist Du so emotional?" fragte sie. Ich hätte tatsächlich besser geschrieben, "diese Diffamierung ist perfide und hat System". Ich schrieb allerdings "pervers", weil es mir pervers anmutet, mit der Unterstellung "Antisemit" jede Kritik an der Politik der israelischen Regierung bereits im Vorfeld ersticken zu wollen. Für mich ist die schreckliche Vergangenheit mit dem unfassbaren Holocaust eine Verpflichtung immer und überall für Menschlichkeit und gegen Krieg und Rassismus Stellung zu beziehen. Ich finde es erschreckend, wenn der schlimmstmögliche Vorwurf "Antisemit" als Schutzschild für einen neuen Krieg missbraucht werden soll.

@ Nordstern,

ich denke die Mehrheit der Bevölkerung in Israel wie im Iran möchte keinen Krieg. Es gibt Unterschiede bei der Beurteilung der "iranischen Gefahr". Wenn der iranische Präsident seine verbalen Keulen gegen Israel schleudert, dann ist das zu verurteilen. Er hat allerdings auch darauf hingewiesen, dass die Beseitigung des südafrikanischen Apartheitstaates nicht Südafrika von der Landkarte getilgt hat. Die postulierte Vernichtung Israels ist bereits des öfteren als tendenziöser Übersetzungsfehler gebrandmarkt worden, angesichts der historischen Erfahrungen der Israelis ist es allerdings mehr als verständlich, dass sie hier sensibel reagieren und sich solche Töne nicht gefallen lassen wollen. Mahmud Ahmadinedschad ist mehr als ein Dummkopf, dass er so missverständliche Formulierungen verwendet. Aber ich glaube, es war adam, der einmal schrieb, dass diese Kraftmeierei vor allem innenpolitische Gründe hat. Der Iran würde eine Atombombe, würde er sie denn jemals bauen (der amerikanische Geheimdienst ist sich ja sicher, dass damit noch nicht begonnen wurde), niemals einsetzen; denn dies wäre ja seine eigene sichere Vernichtung. Iraner sind keine Dummköpfe.

Wenn Israel den Iran bombardieren würde, dann hätte dies also allein strategische, machtpolitische Gründe. Die Existenzangst würde m. E. nur vorgeschoben und missbraucht, um endgültig Hegemonialmacht in Nahost zu werden.

Ich habe diese Überzeugung aufgrund der mir zugänglichen Informationen gewonnen. Ich schließe nicht aus, nicht alle Fakten zu kennen. Ich kann das Kriegsgeschrei der westlichen Medien aber nicht nachvollziehen und hoffe, dass Grass noch rechtzeitig eine aufklärende Wirkung entfalten kann.

Karl
olga64
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Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 05.04.2012, 17:32:23
Mehr als der Leserbrief, von ihm Gedicht genannt, des Herrn Grass imponiert mir eine Aktion junger Isreaelis, die via Internet Kontakt zu jungen Iranern aufnehmen und diesen erklären, dass sie nicht gehasst werden, sondern diese Strategien von ihren Heimatländern durchgeführt werden. Diese jungen Israelis (die Gruppe wird anscheinend immer grösser) hofft, das spätestens in der nächsten Generation ein friedvolleres Miteinander auch in dieser Krisengegend möglich ist. Das gefällt mir und das hat m.E. auch - wenn überhaupt möglich - eine Zukunft. Auch bei Grass beschleicht mich der Gedanke, dass alte Männer in der Vergangenheit leben, weil sie keine Zukunft mehr haben. Olga
hafel
hafel
Mitglied

Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von hafel
als Antwort auf Karl vom 05.04.2012, 17:32:23
@ Karl:

Ich kann Deinen Gedankengängen folgen. Was Herr Grass in seinem Gedicht von sich gibt, nennt man freie Meinungsäußerung. Das Recht dazu garantiert unser Grundgesetz. Okay.

Und mehr machen wir hier auch nicht und dazu muss ich niemanden persönlichen kennen und mit ihm ein Bier getrunken haben (das in Richtung Olga).

Bisher erhob sich Grass rechthaberisch als moralische Instanz über die Deutschen.

Bei mir gab es zu Grass einen Knick, als er sich in seinem Buch "Beim Häuten der Zwiebel" bekannte, Mitglied der Waffen SS gewesen zu sein. Seid dem taugt er – zumindest für mich – nicht mehr als das Gewissen der Nation.

Nicht nur Diskutanten hier, sondern auch namhafte Journalisten haben Grass als einen "Antisemiten" bezeichnet. Diese Kritiker sind hier auch alle schon einmal aufgezählt, so dass ich keine Wiederholung schreiben möchte.

Grass war (selbst als Jugendlicher) dumm genug in die SS einzutreten und so frage ich mich, ob er heute klüger ist? Wie alle einseitig denkenden Menschen, sieht Grass die israelische Präventionspolitik problematisch, die iranische Atompolitik erwähnt er nur kaum. Beides kann aber nur in einem Zusammenhang gesehen werden, sonst ist es eine Umkehrung der Tatsachen. Diese einseitige Betrachtung stört mich. Einseitige Betrachtungen führen meist zum Streit. Man muss schon Ursache und Wirkung beachten. Ich teile Deine Meinung, Karl, dass kein Volk an einem Krieg interessiert ist, nur wird das Volk leider selber nicht gefragt.

Die eigentliche Frage ist doch, was macht ein Staat, wenn er ständig mit der vollständigen Vernichtung bedroht wird? Er versucht seine Existenz zu retten. Ohne seine militärische Stärke gäbe es Israel seit den 60 er Jahren nicht mehr. (Einige hätten wohl nichts dagegen).
Diesen Konflikt kann nur der iranische Präsident entschärfen, in dem er Offenheit zu lässt.
Es ist nun mal so, dass man "Maulhelden" alles zu traut. Hitler war auch ein Maulheld.

Hafel

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