Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

adam
adam
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.04.2012, 10:40:07
Makaber?
Falls überhaupt mit A-Waffen 'gespielt' würde, dann würde nur ein Erstschlag einen Sinn ergeben.


Makaber, aber wohl nur allzu richtig, ist der schon ältere Satz: Wer den Erstschlag führt, stirbt als Zweiter.

--

adam

miriam
miriam
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von miriam
als Antwort auf adam vom 09.04.2012, 10:32:58
Klar und präzise ausgedrückt - Adam!

Ich stelle mir eher die Frage, warum hier einige (und nicht sehr wenige!) so sehr zu den Missverständnissen tendieren, die rund um das so genannte Gedicht, entstanden sind.

Nochmals: in Israel nimmt man dieses Grass viel gelassener. Natürlich mit der Ausnahme der Shas-Partei - die aber für die Geschichte Israels eine geringe bzw. vorübergehende Bedeutung hat.
Netanjahu musste einfach eine Koalition eingehen, um die Regierung bilden zu können.

Ich finde es eher peinlich, wie der Nobelpreisträger immer wieder ein Stückchen Gedicht erklären bzw. revidieren muss.

Miriam

Übrigens wird Grass in Israel von der Mehrheit, nicht als Nazi abgestempelt.
Das Besuchsverbot kommt ja von einem Minister, der Mitglied der Shas-Partei ist.
Marija
Marija
Mitglied

Re: Günter Grass macht den Mund auf… „mit letzter Tinte“:
geschrieben von Marija
als Antwort auf pippa vom 09.04.2012, 10:56:40
Ich finde das "Gedicht" von G. Grass nicht besonders gelungen, aber niemals würde ich in ihm einen Nazi sehen.

Auch die braune Uniform seiner Jugend kann ich ihm wegen meiner Altersmilde nachsehen. (In meiner Jugend hätte ich das nicht gekonnt.)

Ich nehme ihm wirklich ab, dass er sich um den Weltfrieden sorgt, und dass er eine Diskussion anschieben wollte, was ihm ja auch gelungen ist.

Sogar das von ihm angesprochene "Schweigen" kann ich nachvollziehen, denn auch ich habe noch nie Israel öffentlich kritisiert, weil ich immer davon ausging, dass mir als Deutsche dieses nicht zusteht, obwohl ich die israelische Politik, seitdem sie auf radikale Randgruppen angewiesen ist, sehr oft für gefährlich und auch grenzwertig halte und die Siedlungspolitik schon gleich gar nicht mehr nachvollziehen kann.

Auch die deutschen Waffenlieferungen in ein Krisengebiet - und Israel ist ja wohl eines - halte ich für absolut falsch .

Eigentlich kann ich Grass nur vorhalten, das er nicht alle Staaten genannt hat, die den Weltfrieden gefährden, wie zB Indien und Pakistan.


Pippa,

dafür zolle ich dir Respekt.

Marija

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justus39
justus39
Mitglied

Re: Günter Grass macht den Mund auf… „mit letzter Tinte“:
geschrieben von justus39
als Antwort auf rolf † vom 09.04.2012, 10:52:11
Worin unterscheiden sich die Auswirkungen des Erstschlages von denen einer Zerstörung der Nuklearanlagen?
geschrieben von rolf


So habe ich die Bezeichnung Erstschlag auch gedeutet.
Selbst wenn man mit herkömmlichen Raketen Aufbereitungsanlagen und Reaktoren zerstört würde das doch meiner Meinung nach ein Atomares Inferno zur Folge haben, welches einen Atomaren Angriff gleich käme.

Doro79
Doro79
Mitglied

Re: Günter Grass macht den Mund auf… „mit letzter Tinte“:
geschrieben von Doro79
als Antwort auf pippa vom 09.04.2012, 10:56:40
Pippa, Sie haben völlig recht! Es ist erlaubt, an anderen Staaten Kritik zu üben, wir tun das weltweit jeden Tag! Grass hat sich immer politisch engagiert und geäußert; ich sehe in seinen Sätzen keinen Antisemitismus, er stachelt nicht zur Hetze oder Vernichtung an. Dass Iran dies tut, hätte er getrost stärker ansprechen können.
Seine Veröffentlichung als Gedicht zu bezeichnen, ist ziemlich verfehlt; es finden sich ja noch nicht einmal durchgehende Versmaße, die ein Gedicht ebenfalls ausmachen!
Doro
sysiphus
sysiphus
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf justus39 vom 09.04.2012, 10:02:20
"Er hat allerdings mit diesem Gedicht ungeahnte Wirkungen und Reaktionen erzielt. Vielleicht kommt doch nun die Wreltöffentlichkeit etwas zum Nachdenken." justus

Es waren für Herrn Grass sicherlich keine ungeahnten Reaktionen, aber welche ungeahnten Wirkungen hat Grass mit diesem "Gedocht" erzielt? Etwas Nachdenken kam ja bereits bei Grass, weil er leider nicht Vorhergedacht hat. Nun soll die Weltöffentlichkeit zum Nachdenken kommen. Deutsche Überheblichkeit? Die Weltöffentlichkeit hat wohl wichtigeres zu tun. Das Grasssche Gedicht-Geschwafel hat bestimmt nicht den Rang einer weltbewegenden Meldung.

sysiphus...

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silhouette
silhouette
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von silhouette
als Antwort auf miriam vom 09.04.2012, 10:58:10
Hallo Miriam,
ich weiß nicht, wie ge-wichtig die Shaspartei tatsächlich ist, rechnerisch, innerhalb der Knessed, sicherlich nicht. Damit erschölpft sich aber ihr Einfluss nicht. Heute morgen kam im SPON (die sind sehr fleißig im Sammeln von Stellungnahmen, Hut ab!) eine Stellungnahme von Moshe Zimmermann, einem israelischen Historiker, dessen Eltern mal Hamburger waren.

Ich reiße einfach einmal ein paar knackige Sätze heraus, vielleicht macht sich der/die eine oder andere die Mühe, den ganzen Text zu lesen, es lohnt sich. Für mich ist das die gescheiteste Analyse zum heutigen Stand des Disputs.

(Das Einreiseverbot)...ist eine politische Maßnahme, die überhaupt keinen praktischen Effekt haben wird. Grass ist 84 Jahre alt und er will sowieso nicht nach Israel kommen. Das hat er schon vor 40 Jahren entschieden, als er bei einem Besuch im Land mit Tomaten beworfen wurde.

Aber noch aus einem anderen - viel beunruhigenderen Grund - ist das Einreiseverbot gegen Grass absurd. Es ist nicht die Aufgabe der israelischen Politik sich über Aussagen von Künstlern und Schriftstellern zu beschweren und sie als Rechtfertigung für politische Maßnahmen zu missbrauchen. Es ist der Versuch von Zensur -

Die Haltung des Innenministers ist aber leider nicht untypisch für Israel. Israel igelt sich ein, reduziert sich auf das Gefühl, von Feinden umzingelt zu sein. Und gegen die Feinde, so die Regierungsdoktrin, muss man sich wehren, es muss eine "zionistische Antwort" auf die "Antisemiten" geben. Das ist ein israelischer Automatismus - die ständige Suche nach einer Bestätigung dafür, dass die ganze Welt gegen uns ist, hat wieder einmal Erfolg.

Natürlich ist Grass kein rabiater Antisemit, der Juden vertreiben oder ermorden will. Antisemitismus aber ist vielschichtiger. Und Grass benutzt Bilder und Mythen, die antisemitisch angehaucht sind. Die Art und Weise, wie er Israel pauschalisiert, erinnert an die Art und Weise wie Juden pauschalisiert wurden und werden.

Zu seinem Gedicht "Was gesagt werden muss" hätte auch sehr gut die Überschrift gepasst: "Israel ist unser Unglück". Im "Antisemitismusstreit" 1879 hat der Berliner Historiker Heinrich von Treitschke den Satz "Die Juden sind unser Unglück" verkündet. Dieser Satz stand später stets auf der Titelseite des "Stürmers". Grass bewegt sich auf sehr gefährlichem Terrain. Das muss eben gesagt werden, aber im Rahmen einer zivilisierten Gelehrtendiskussion. Als Grund für politische Maßnahmen darf es jedoch nicht missbraucht werden.


Moshe Zimmermann in SPON
adam
adam
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von adam
als Antwort auf miriam vom 09.04.2012, 10:58:10
Ich stelle mir eher die Frage, warum hier einige (und nicht sehr wenige!) so sehr zu den Missverständnissen tendieren, die rund um das so genannte Gedicht, entstanden sind.


Das mag hier so erscheinen miriam. Was ich den Medien entnehme, ist die überwiegende Mehrheit, auch der Intellektuellen, nicht der Meinung von Günter Grass.

--

adam

hafel
hafel
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von hafel
als Antwort auf miriam vom 09.04.2012, 10:58:10
@ miriam: "Ich finde es eher peinlich, wie der Nobelpreisträger immer wieder ein Stückchen Gedicht erklären bzw. revidieren muss."



Das sehe ich auch so. Irgendwie erinnert mich das ständige Korrigieren, an Wulff und Guttenberg.


Hafel
Marija
Marija
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von Marija

Es war ein richtiges Wort

Grass hat die Friedensbewegung hoffentlich gestärkt .


Zitat :
Auf den traditionellen Ostermärschen ist vielfache Unterstützung für Günter Grass laut geworden. Es gebe kein Recht auf Präventivkriege und Erstschläge, betonte die bundesweite Informationsstelle Ostermarsch am Ostersonntag in Frankfurt am Main. Viele Redner bei Ostermarsch-Kundgebungen hätten dies betont. "Was Grass angestoßen hat, kann nicht als antisemitisch unter den Teppich gekehrt werden", erklärte der Sprecher der Informationsstelle, Willi van Ooyen. "Es war ein richtiges Wort von Grass", sagte er zu dem umstrittenen Gedicht, in dem Grass Israel eine Gefährdung des Weltfriedens vorgeworfen hatte."


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