Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

hafel
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Re: Ein Gespräch mit Günter Grass
geschrieben von hafel
als Antwort auf lars vom 07.04.2012, 13:49:28
@ Lars: „Warum hat überhaupt Israel Atomwaffen und Iran nicht, naiv gefragt?


Das war in der Tat eine sehr naive Frage. Dir scheint entgangen zu sein, dass seit der Gründung von Israel die Nachbarschaft ihren Nachbarn gerne „ins Meer gejagt“ hätte (das mal ganz Human ausgedrückt).

Der „Kalte Krieg“, mit beiderseitiger Hochrüstung, hat uns vor einem Atomkrieg verschont. Das wird leider immer wieder vergessen. Jetzt sind die Supermächte wenigstens soweit ihre Waffen offen zu legen und zu reduzieren. Wenig, aber besser als nichts tun.

Ich bin ebenso ein Gegner dieser Teufelswaffe. Nur so lange Despoten andere Staaten mit Waffen drohen, werden sich die Bedrohten dagegen schützen. Das tun wir, durch die NATO auch. "Blauäugigkeit" kann hier die totale Vernichtung bedeuten,.

Hafel
adam
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Re: Ein Gespräch mit Günter Grass
geschrieben von adam
als Antwort auf margit vom 07.04.2012, 11:29:50
wer versucht einen Krieg gegen den Iran zu rechtfertigen? Bisher höre und lese ich nur von einem möglichen Angriff gegen die Nuklearanlagen des Iran, in denen die Anreicherung von Uran betrieben wird und wo der Logik zufolge die Bombe entwickelt oder gebaut wird. Das wäre zwar militärische Gewalt, aber noch lange kein Krieg.


Lieber Klaus,

vielleicht hilft ein Beispiel weiter?
Wenn bei uns eine ausländische Macht mit ähnlicher Begründung unser Kernforschungszentrum bei Karlsruhe mit militärischer Gewalt zerstören würde, wie würden wir das benennen?

Margit
geschrieben von adam


Margit,

das steht doch gar nicht zur Debatte. Weder hat die Bundesrepublik Atomwaffen, noch entwickelt sie welche, noch steht sie im Verdacht das zu tun. Natürlich hat sie das, unter dem Schutzschirm der Nato auch nicht nötig, aber wenn eine internationale Kommission in Karlsruhe nachprüfen wollte, bin ich mir sicher, daß sie das tun dürfte.

Beim Iran sieht die Lage ganz anders aus. Der Iran führt Krieg in Pakistan (Schia gegen Sunna, Religionskrieg), in Afghanistan (Unterstützung der Taliban gegen die Nato), in Syrien (an der Seite des Assadregimes), im Libanon (an der Seite der Hisbollah gegen Israel) und gemeinsam mit der Hamas ebenfalls gegen Israel. Weitehin ist er verfeindet mit den arabischen Ölstaaten um Saudi-Arabien und steht im Verdacht, an der A-Bombe zu bauen. Darauf, was der CIA bekannt gibt und warum, gebe ich nichts. Aber mir ist klar, daß der Iran versuchen kann, Einfluß auf das arabische Öl zu erlangen. Was das bedeuten würde, ist klar. Haben die Mullahs oder Ahmadinedschad die Bombe, könnte das nur unter katstrophalen Folgen verhindert werden.

Hier nochmal die Gründe, die zum Verdacht gegen den Iran führen:

- Er entwickelt und testet Trägerraketen mit Hilfe von Nordkorea -
- Er hat das Angebot Russlands ausgeschlagen, dort sein Uran, für die friedliche Nutzung, anreichern zu lassen -
- er verweigert die Kontrolle der entsprechenden Anlagen -
- er droht Israel mit Vernichtung -

Im Zusammenhang mit den Kriegen, die Iran führt und seinen offensichtlichen Hegemonieinteressen in Nah- und Mittelost, auch im Zusammenhang mit der Schia, ergibt sich für mich ein klares Bild. In diesem Zusammenhang ist es immer wieder wichtig zu erwähnen, daß auch Saudi-Arabien angekündigt hat, atomar aufzurüsten, sollte es dem Iran gelingen.

Bin ich dafür, daß die iranischen Anlagen, in denen aller Wahrscheinlichkeit nukleare Waffen entwickelt werden, zerstört werden? Um das für mich zu entscheiden, sollte ich wissen, wie Russland, Pakistan, Indien und China dazu stehen. Die USA sind noch dagegen. Was die atomare Bewaffnung der Region anbelangt, war die Büchse der Pandora schon zu weit geöffnet. Mit einer Atommacht Iran ahne ich apokalyptischen Folgen. Als Verantwortlicher wollte ich meine Frage nicht beantworten müssen.

--

adam


Medea
Medea
Mitglied

Re: Günter Grass macht den Mund auf… „mit letzter Tinte“:
geschrieben von Medea
Im heutigen General-Anzeiger (Bonn) lese ich im
Kommentar von Alexander Marinos:

Seinem sogenannten Gedicht ..... fehlt die
Dichtung. Es ist literarisch wertlos und politisch
verkommen. Die Medien, die Grass dann in
Fernsehinterviews gezielt mit dem Nazibegriff
"gleichgeschaltet" zu diffamieren versuchte, haben
ganz unabgestimmt gleichgeschaltet und das
Offenkundige beim Namen genannt: Der Nobelpreisträger
hat sich "mit letzter Tinte" demontiert.



M.



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Marija
Marija
Mitglied

Re: Über dem Gedankenaustausch
geschrieben von Marija
als Antwort auf miriam vom 07.04.2012, 13:28:13
Daraus schließe ich Marija - dass du Kontakte nur zu den Leuten pflegst, die deine Meinung teilen.

Ist das nicht sehr einschränkend und öde - all diese Menschen die dir zunicken?

Unter Gedankenaustausch verstehe ich etwas ganz anderes.

Miriam

Lieber Hafel - danke erneut für die Klarheit deiner Beiträge



Na, miriam,

das ist ganz schlechter Stil.

Da hast du jetzt eine sophistische Auslegungs-Ohrfeige ausgeteilt, so empfinde ich das.

Habe ich eine falsche Frage gestellt?
Was machst du anders als ich ?

Ich reise heute ab,
und habe dort keinen PC, so einfach ist das.
Klatsch mir ruhig auch noch auf die andere Seite, Miriam.

Ich wünsche dir Frohe Ostern.


Marija
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Grossmann und sein Abtraum
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.04.2012, 08:47:26
Hier geht es zu einem Artikel vom 8.März 2012 in der Zeitung "The Nation", geschrieben von L. Derfner, der die Positionen vonDavid Grossman wiedergibt.

[i]"In seinem ersten öffentlichen Statement zum Konflikt mit dem Iran sagte David Grossman, der führende Schriftsteller der letzten Generation und die lauteste Stimme des moralischen Gewissens seines Landes, gegenüber The Nation, dass er Gegner eines Angriffs auf die Islamische Republik durch Israel oder die USA sei, da die zu erwartenden Folgen noch beängstigender seien als die Folgen eines Atombomben herstellenden Iran.... "
[/indent]
Hier ist ein (der?) ein paar Tage später in der faz veröffentlichter Kommentar von Grossman persönlich.


(Falls bereits jemand auf eine der beiden Quellen hingewiesen hat, entschuldige ich mich; aber doppelt gepostet ist bei dieser Brisanz des Themas kein Fehler).
sysiphus
sysiphus
Mitglied

Re: Günter Grass hat nicht den Mund aufgemacht in eigener Sache...
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf sysiphus vom 07.04.2012, 11:35:30
Nachtrag zu meinem Beitrag vom 07.04.2012

WIKIPEDIA:

Als Bitburg-Kontroverse wurde in den Medien ein Ereignis benannt, bei dem am 5. Mai 1985 US-Präsident Ronald Reagan gemeinsam mit Bundeskanzler Helmut Kohl Kränze an der Gedenkstätte des KZ Bergen-Belsen bei Celle und auf dem Soldatenfriedhof „Kolmeshöhe“ in Bitburg niederlegte. Am Besuch in Bitburg entspann sich in der Öffentlichkeit eine Debatte, da in Bitburg neben deutschen Wehrmachtsangehörigen auch Angehörige der Waffen-SS beerdigt sind.

Günter Grass machte seine Ablehnung gegen den Besuch eines Bitburger Soldatenfriedhofs durch den damaligen Bundeskanzler Kohl und den amerikanischen Präsidenten Reagan deutlich. Er warf Helmut Kohl "Geschichtsklitterung“ vor und wandte sich gegen das Ausstellen von "Unschuldszeugnissen“.

Unter den namentlich genannten Toten auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg befinden sich 43 Soldaten, die eindeutig der Waffen-SS zugeordnet werden können, darunter ein Offizier (ein 23-jähriger Untersturmführer, der niedrigste Offiziersdienstgrad) und neun Unteroffiziere. Bei den übrigen SS-Männern handelt es sich überwiegend um Wehrpflichtige im Alter von 17 bis 19 Jahren.

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Günter Grass und der Faktencheck.
geschrieben von miriam
Diese Peinlichkeit hätte sich Grass leicht ersparen können: nach diesem Paukenschlag-mit-Gedicht, folgt nun der Faktencheck. Und Grass möchte Einiges revidieren – doch dieses Einige, macht ja den Kern der Aussage aus.

Dass man in einem von persönlichen Gefühlen betonten Gedicht, also in der Lyrik noch etwas umschreibt – dagegen wäre ja nichts einzuwenden.
Man hat sich zu sehr geöffnet, man hat das Gefühl, dass das Gedicht zu sehr ins Intime geht – dann kann man es ja gut verstehen, wenn ein Poet sich etwas zurücknehmen möchte...

Das vorliegende Gedicht (welches ja eigentlich keines ist), gehört aber nicht zu dieser Kategorie.
Nein - es beruht auf Fakten – auf schlecht oder gar nicht recherchierten Fakten – und jetzt möchte Grass Einiges revidieren.
Warum, frage ich mich, fand der Faktencheck nicht als Erster statt?

Und warum haben so manche auch hier applaudiert – ohne sich an dieses falsch Recherchierte zu stören?

War es nun Hochhuth, der spät aber doch eine Initialzündung bei Grass ausgelöst hat?
Hochhuth wendet sich an Günter Grass und sagt: "Du bleibst SS-Mann".

Und jetzt, da der Faktencheck erfolgt ist und der Schriftsteller sein Gedicht gerne revidieren möchte – wird hier weiterhin diese erste Fassung so sehr bejaht und unkritisch angenommen?

Nochmals: es handelt sich dabei nicht um reine Lyrik. Dafür sollte man eigentlich eher die Loreley lesen

Miriam
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Günter Grass macht den Mund auf...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
günter grass sagt, wie's ist. dass die mächtigen israels, derzeit die vom netanjahu-regime, mit ihrer auf krieg gebürsteten politik eine gefahr für den frieden sind, weiß jeder. selbst die im offiziellen deutschland wissen das. nur, im offiziellen schuldkultigen deutschland darf das nicht öffentlich gesagt werden. tut es einer doch, wie jetzt grass, wird die antisemitismus-karte (ersatzweise die nazi- oder ss- oder auschwitz-karte) gezogen. - in absurder art und weise fällt jetzt rolf hochhuth über grass her. der, grass, sei der ewige ss-mann, sagt hochhuth. im offiziellen deutschland wird das gerne aufgenommen. im inoffiziellen deutschland, also unter vier oder sechs augen, schämt man sich für hochhuths ausfall.

--
Wolfgang
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Günter Grass und der Faktencheck.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 07.04.2012, 16:36:24
Miriam,
Die höheren Autorität auf die du dich berufst ist mir suspekt. Ein glühender Irving-Verteidiger sollte sich in diesem Diskurs besser zurückhalten.

PS:

Könntest du bitte den Faktencheck, auf den du dich berufst, hier anführen?

Karl
Karl
Administrator

Re: Günter Grass und der Faktencheck.
geschrieben von Karl
als Antwort auf miriam vom 07.04.2012, 16:36:24
Und jetzt, da der Faktencheck erfolgt ist und der Schriftsteller sein Gedicht gerne revidieren möchte – wird hier weiterhin diese erste Fassung so sehr bejaht und unkritisch angenommen?
So weit wie ich es verstehe, bedauert Grass in der Sache nichts, sondern er bedauert, dass er pauschal von Israel gesprochen hat und nicht konkret von der Regierung Netanjahu.

Aber wird nicht auch immer verkürzt von "dem Iran" geschrieben? Bei keinem anderen Land muss so penibel auf jedes Wort geachtet werden wie bei "Israel". Der Grund ist der, dass ein automatischer Schutzreflex für die israelische Politik aufgebaut worden ist, so dass jede Kritik an Israel gleichgesetzt wird mit Antisemitismus - und welcher geschichtsbewusste Mensch möchte schon mit solch einem furchtbaren Label beklebt werden? Ich halte diese Instrumentalisierung des Holocausts für durchaus nicht immer edle Zwecke für eine Schande.

Karl

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