Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

adam
adam
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 11.04.2012, 08:43:27
Nein Karl,

die Geschichte von der unbewältigten Vergangenheit lasse ich mir nicht mehr auftischen. Ich habe Israel schon kritisiert, da gab es dieses Forum noch nicht.

Wenn Du meine Beiträge gelesen hast, hast Du auch die Kritik an Netanjau gelesen. Allerdings lasse ich die Diskussion um den Iran nicht auf eine alleinige Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran minimieren, weil es einfach nicht stimmt. Derzeit wird in Sachen Iran bestimmt mehr in Syrien entschieden als in Jerusalem.

Was Israel unternimmt, weiß ich natürlich nicht. Ein Alleingang gegen Teheran wäre für Israel als auch für die Weltpolitik eine schlimme Sache und würde nur dem Regime in Teharan nützen und denen, die Israel das Existenzrecht absprechen. Da hoffe ich, daß Obama seine Macht ausspielt und Netanjahu die Konsequenzen klarmacht. Auch die deutsche Staatsräson Israel gegenüber hat Grenzen. Im Übrigen höre ich seit Tagen nichts wirklich Lautes mehr aus Jerusalem.

Die Presse heute ist interessant im Zusammenhang mit Syrien und Iran

welt-online.....G8-Außenminister beraten über Syrien und Iran (Annan spricht mit Iran über Ende der Gewalt in Syrien).

Focus-online.....Gemischte Signale aus Teheran vor Atomgesprächen

Und wie Grass mit seinem Gedicht lag, sagt dies:

N-TV.......Iran lobt Grass: Kritik an Israel für Einreiseverbot

--

adam





Karl
Karl
Administrator

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 11.04.2012, 09:12:37
@ adam,

ich stimme mit Dir überein, dass die Entwicklung in Syrien von großer strategischer Bedeutung auch für den Konflikt mit dem Iran ist. Möglicherweise wird der Bürgerkrieg deshalb auch von außen befeuert. Sollte die gemäßigte sunnitische Abteilung der Rebellen siegen und nicht Al Qaida, würde sich die Situation für Israel verbessern, der Einfluss des Irans würde zurück gedrängt. Aber auch die Türkei würde mehr Gewicht in der Region erlangen.

Ob die syrische Bevölkerung einen Nutzen davon tragen wird? Sicherlich nicht in allen Teilen. Die Christen dort sehen dem Fall des Assad-Regimes mit großer Sorge entgegen, denn sie hatten große Freiräume, die verschwinden könnten.


Karl
adam
adam
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 11.04.2012, 09:31:47
Meiner Meinung nach wurde in Syrien die Bevölkerung aus den gleichen Gründen ins Feuer geschickt wie in Libyen. Es sollte ein Machtwechsel zugunsten der Sunna vollzogen werden. In Syrien kommt hinzu, daß den Hegemonieplänen des Regimes aus Teheran ein Riegel vorgeschoben wird.

Inzwischen steht Ahmadinedschad mit seinen Plänen allein da. Russland stellt sich gegen Assad und die Türkei hat das schon schon vor Monaten getan. Gegen Assad bedeutet gegen Teheran. Zwischen Pakistan und Indien fanden Spitzengespräche statt. Sicher haben sie über ihre bilateralen Streitigkeiten gesprochen, noch sicherer aber über den Iran und dessen Vormachtansprüche. In Pakistan und Afghanistan leben die ultraorthodox-sunnitischen Patschtunen, erklärte Gegner der Schia aus Teheran.

Wenn alles gut ausgeht im Streit mit dem iranischen Regime, werden die Pläne Ahmadinedschads durchkreutzt und der Iran kann zwar seine Hegemonieansprüche nicht verwirklichen, aber sich in einigen Jahren in der Weltgemeinschaft wiederfinden. In Syrien wird vielleicht das Ende von Ahmadinedschad eingeläutet. Er hat die Wahl, es auf die Spitze zu treiben und riskiert die Bombardierung seiner Atomanlagen oder er hört auf, nukleare Waffen zu entwickeln oder so zu tun als ob. Entweder der Iran wird weiter isoliert und der innenpolitische Druck auf das iranische Regime wächst, weil es der Bevölkerung aufgrund des Embargos schlecht geht oder Ahmadinedschad gibt außenpolitisch nach, was innenpolitischen Gesichtsverlust bedeutet und Machtverlust. Seine Zeit könnte abgelaufen sein.

Natürlich ist da gehöriger Druck dahinter, denn die Türkei ist ein Natostaat und ganz offensichtlich operieren syrische Rebellen von türkischem Staatsgebiet aus gegen das Assad-Regime.

Ob das so läuft und kommt, weiß ich nicht, aber es verdeutlicht, daß der Irankonflikt nicht in der Hauptsache auf den Nebenschauplatz Israel verlagert werden kann.

--

adam

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carlos1
carlos1
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.04.2012, 07:01:54
"Es ist eine Tatsache, dass eine Antizionistische Einstellung als Antisemitismus interpretiert wird, wobei israelische und best. weltweit agierende jüdische Interessensgemeinschaften federführend agieren." mart1

Hallo mart,
der Zionismus war eine politische Sammlungsbewegung, die unter den Juden die Errichtung eines Staates in Palästina anstrebte. Dieser Staat besteht seit 1948. Er wurde von anderen Staaten anerkannt. Israel ist Mitglied der UNO und hat als solches das Recht aus eigener Staatsraison sein Politik zu gestalten. Die Übernahme der Sprachregelung von Israels Feinden trägt nicht unbedingt zur Sachlichkeit bei.

Die Kritik an Israel ist noch lange kein Antisemitismus. Die Welt, vor allem die westliche, wünscht Frieden in der Region, damit die Ölversorgung nicht gestört wird. Ob die Existenz Israels auf dem Spiel steht, wird von Israel selbst entschieden. Israel ist ein souveräner Staat.

Wie absurd die Sprachregelung "Zionismus" ist, zeigt der die Gruppe Brit Shalom, eine Gruppe von Intellektuellen, großenteils aus Westeuropa, die ausdrücklich die Gründung eines jüdischen Staates ablehnte und für eine Föderation mit den Palästinensern eintrat. Die arabischen Aufstande und Massaker, die wiederholt seit den 20er Jahren und besonders von 1936 bis 1939 die Beziehungen zwischen eingewanderten Juden und Palästinensern verschlechterten, machten die Pläne illusorisch. Hannah Arendt sympathisierte mit der Gruppe, weil sie für das friedliche Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen in Palästina keine Möglichkeit sah.


Marija
Marija
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von Marija
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.04.2012, 07:01:54
mart1
"
Ich finde die Meinung, Grass et al. müßten sich zuerst informieren, um zu denselben Interpretationen wie seine Kritiker zu kommen, nur vordergründig witzig, hintergründig aber durchaus einer Taktik folgend. Sie führt zu dem Krieg, der offensichtlich auf den Agenden von Israel (sprich: israelische Regierung) steht. "

Hervorhebung von mir

--------------------


Zunächst Danke für dein Statement, mart1.
So empfinde ich das auch.

Im Übrigen vermehrt sich bei mir mehr und mehr der Eindruck, den ein altbekannter Spruch formuliert :
"Und willst du nicht mein Bruder sein, dann hau ich dir den Schädel ein !"

Eindruck einer Uninformierten

Marija
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 11.04.2012, 08:43:27
"Zitat von Tages-Anzeiger(Zürich)


Das Kernproblem liegt in der Unfähigkeit der westlichen Politik, Israel dort Einhalt zu gebieten, wo es im Unrecht ist: bei der Besetzung und Besiedelung palästinensischen Territoriums. Diese Unfähigkeit, eine Folge falsch verstandener Loyalität und falscher Konsequenz aus historischer Schuld, gefährdet die Sicherheit der Region nicht weniger als allfällige Kriegspläne von Jerusalem gegen Teheran. Sie sachlich zu erörtern, hat Grass verfehlt. Dass er so viel Beifall bekommt, gibt ihm noch lange nicht recht." Zitat bei Karl

Interessant. Aber wie stellen sich die Schweizer vor, dass die Sicherheit der Region garantiert oder zu ermöglicht wird? Israel ist ein souveräner Staat. Mit Atomwaffen. Bezieht sich die falsch verstandene Loyalität auf Deutschland oder auf den gesamten Westen mit den USA (westliche Politik)? Worin deren historische Schuld gegenüber Israel bestehen soll, die heute einzulösen ist, ist nicht klar.

Politik aus Staatsrasion oder Schuldraison?

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clara
clara
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von clara
als Antwort auf carlos1 vom 11.04.2012, 10:46:17
Deine Fragen finde ich berechtigt, Carlos. Wieso ausgerechnet Günter Grass sicherheitstechnische Dinge sachlich erörtern solle und dieses Ziel verfehlt habe, könnte man den Tagesanzeiger Zürich fragen. Grass ist Schriftsteller und steht in der Tradition seiner Kollegen in Deutschland. Sein Recht ist, zu erinnern, zu mahnen und auf unbequeme Tatsachen hin zu weisen. Zu handeln ist Aufgabe der Politik.

Clara
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf adam vom 11.04.2012, 10:06:42
adam: "In Syrien kommt hinzu, daß den Hegemonieplänen des Regimes aus Teheran ein Riegel vorgeschoben wird."

Wir unterstützen also die sogenannte Opposition in Syrien, um "Teheran" zu bekämpfen? Ich denke, dass es falsch ist, diese sogenannte Opposition zu unterstützen. Immerhin bekommen die ihr Geld und die Waffen von den Saudis, die nun wirklich keine Demokraten sind und trotz Panzerlieferungen kürzlich die Adenauerstiftung und andere westliche Organisationen des Landes verwiesen haben.

Der Westen unterstützt mal wieder Gotteskrieger, um sich hinterher die Augen zu reiben, wenn hunderttausende Zivilisten tot sind, sowie die gesamte Region destabilisiert ist und in Trümmern liegt.

Aber vielleicht ist ja gerade dies das Ziel westlicher Diplomatie?
lars
lars
Mitglied

Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von lars
als Antwort auf dutchweepee vom 11.04.2012, 14:05:20
Bin einmal genau deiner Meinung Dutsch, mit deiner Antwort betreffend Opposition.
Re: "Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Was gesagt werden muss
Eine Parodie

Warum reden sie, reden sie zu lange,
um einen Schriftsteller zu diskreditieren?
Einen Schriftsteller, der einen Staat mahnt
und auf Gefahren hinweist,
die offensichtlich sind und in Planspielen
geübt wurden, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.
Es ist das behauptete Recht
auf Kritik an diesem Staat,
das doch immer in Frage gestellt wird,
sobald es ausgeübt wird.

Das allgemeine Tabuisieren dieser Kritik
empfinde ich als heuchlerische Lüge,
dem sich mein Schweigen nicht unterordnet,
selbst wenn das Verdikt „Antisemitismus“ geläufig ist.
Hieße dieses Land nicht „Israel“,
brauchte sich das Schweigen des Schriftstellers
nicht unterzuordnen,
seine Kritik würde auf Zustimmung stoßen,
denn diese Atommacht gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden,
sie droht mit dem Erstschlag.

So aber, da dieses Land
nach herrschender Meinung
mit anderen Maßstäben zu messen ist,
glauben sie politisch korrekt zu sein,
wenn sie die Gefahr herunterspielen
oder dem anderen Land allein die Schuld zuspielen,
das noch nicht die Möglichkeit dazu hat,
weil es noch gar nicht
über nukleare Waffen verfügt.

Da reden sie und reden sie und reden sie.
Sie unterstellen einem Schriftsteller,
er sei nicht gut informiert,
weil er die Dinge anders sieht als der Mainstream.
Ich aber sage:
Gerade weil er so gut informiert ist,
und immer ein politischer Schriftsteller war,
sieht er die Gefahren deutlich,
deutlicher als die
sich der „political Correctness“ Unterwerfenden.

Er fordert, dass Deutschland
die Waffenlieferungen in diese Region einstellt.
Er fordert den „Verzicht auf Gewalt“ und
„daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.“

Was ist daran falsch, was antisemitisch???
Ich stimme dem Schriftsteller zu:
„Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben
und letztlich auch uns zu helfen.“

Marina

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