Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

Internationale Politik Günter Grass macht den Mund auf... »mit letzter Tinte«:

justus39
justus39
Mitglied

Re: Wolfgang Herles - Literaturexperte des ZDF
geschrieben von justus39
als Antwort auf miriam vom 04.04.2012, 23:37:14
Mit wenigen Ausnahmen - was aus meiner Sicht betreffend dieses Forum sehr zu bedauern ist - entspricht die Meinung hier nicht derjenigen der meisten im Lande, über das Spätwerk des Literaturnobelpreisträgers.


Mirijam,
dann ließ doch bitte mal die Leserkommentare in der RP und in der SZ und betrachte auch die Bewertungen in der RP




Karl
Karl
Administrator

Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von Karl
als Antwort auf justus39 vom 04.04.2012, 23:59:55
Der Vorwurf des Antisemitismus an Grass, der gegen einen Angriffskrieg argumentiert, ist perfide und pervers. Grass kommt das große Verdienst zu, auf sein Ansehen in der Bundesrepublik zu pfeifen und das publikumswirksam auszusprechen, was notwendig war. Natürlich wird er denunziert werden, aber andererseits wird sein "Gedicht" eine große Wirkung entfalten, das macht schon das Geschrei der Getroffenen deutlich.

Grass hat die Regierungspolitik Israels und Deutschlands kritisiert und das mit Worten, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig lassen. Grass hat sich nicht gegen die israelische Bevölkerung, noch gegen Juden gewandt. Er hat einen Angriffskrieg ein Verbrechen genannt und das ist gut so.

Ich habe Ähnliches wie Grass hier auch schon geschrieben, aber natürlich wesentlich weniger publikumswirksam, weshalb ich ihm sehr dankbar bin.

Ich habe aber auch den Thread begonnen Tolle Initiative junger Israelis, denn wir haben Verbündete auch in Israel und ebenso im Iran will das Volk keinen Krieg.

Karl
Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 05.04.2012, 06:59:48
Getroffene Hunde bellen. Aber ob bellende Hunde tatsächlich nicht beißen, wird sich herausstellen.

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Marija
Marija
Mitglied

Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von Marija
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.04.2012, 07:41:54
Es gibt auch andere Stimmen über Grass und seine 69 Zeilen:

So sagte der israelische Historiker Tom Segev im Deutschlandradio Kultur: „Er ist kein Antisemit, er ist nicht anti-israelisch.“

mart1, : dito
Karl : dito

Marija
Re: Grass ist ein mutiger Mann
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 05.04.2012, 06:59:48
Der Vorwurf des Antisemitismus an Grass, der gegen einen Angriffskrieg argumentiert, ist perfide und pervers.

Ich habe aber auch den Thread begonnen Tolle Initiative junger Israelis, denn wir haben Verbündete auch in Israel und ebenso im Iran will das Volk keinen Krieg.

Karl
geschrieben von karl


Ich habe Fragen.
Zuerst zum zweiten Satz.
In Israel haben wir "nur" Verbündete ? Im Iran "das ganze Volk" ?
Worauf begründest Du diese Feststellungen ?
Ist das repräsentativ erfragt worden oder könnte es auch umgekehrt genannt werden ?

Zum ersten Satz.
Was ist ein Angriffskrieg.
Genügt dazu auch schon eine Rakete ?
Ich sehe eine Seite, die die andere auslöschen will, aber (noch) nicht das Mittel hat.
Die ander Seite hat das Mittel, setzt es (noch) nicht ein.
Wer hindert beide Seiten, aufzuhören sich gegenseitig zu verunsichern ?

Und ganz zum Schluß mal allgemein.
Ab wann ist etwas eine Meinung und wann ist es perfide und pervers.
Die Frage hängt ganz eng mit Angriffskrieg und Angriffsdrohung zusammen.

Was die Kontrollen der Atomanlagen betrifft, bin ich Deiner Meinung.
Was die Teile beider Völker betrifft, die sich gegenseitig akzeptieren, ebenfalls.
Aber nur junge Menschen ?
Als 2009 der Gazakrieg andauerte, gab es sowas auch.
Das wurde publiziert, auch hier.

nordstern


sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Günter Grass macht den Mund auf… „mit letzter Tinte“:
geschrieben von sittingbull
meine haltung zu den massenmorden der deutschen an der jüdischen bervölkerung , dürfte hinlänglich bekannt sein .
und nein ...
ich bin kein "antisemit" , wenn ich die aktuelle politik des staates israel für , zumindest ,
abenteuerlich halte .
auch , wenn es z.t. die falschen claqueure auf den plan ruft ...
hier hat grass schlicht und einfach recht .



neo - totalitarismus



sitting bull

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miriam
miriam
Mitglied

Re: Was hat eigentlich Tom Segev in seinem Interview gesagt?
geschrieben von miriam
Eigentlich besteht hier schon seit längerer Zeit die Angewohnnheit, sich nur einen oder einige Sätze aus einem Text herauszupicken - also den Teil, auf dem eigentlich antworten kann.

Deswegen meine Entscheidung, Euch die Gelegenheit zu geben, das ganze Interview mit dem Historiker Tom Segev zu lesen.

In eigener Sache: es war mein Fehler, nochmals hier im Forum zu schreiben.
Zu einem Dialog mit unterschiedlichen Standpunkten, bin ich ja immer bereit.
Nicht aber zum abfangen von zum Teil Killerphrasen, mancher die es besser wissen, auch wenn sie Israel nicht kennen.

Miriam
adam
adam
Mitglied

Re: Grass ist ein Schriftsteller
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 05.04.2012, 06:59:48
Der Vorwurf des Antisemitismus an Grass, der gegen einen Angriffskrieg argumentiert, ist perfide und pervers.
geschrieben von karl

Getroffene Hunde bellen.


Beide Vergleiche sind unpassend. Weder besteht die Regierung Israels aus Hunden, noch sind die Kritiker von Grass und des iranischen Regimes unredlich oder gar triebhaft abartig. Sie sind einfach anderer Meinung.

Es geht um die Hegemoniepolitik Irans im nahen und mittleren Osten, es geht um die Sicherung des arabischen Öls und in diesem Zusammenhang darum, wie der Einfluß Irans zurückgedrängt werden kann. Dabei wird es sehr darauf ankommen, welche Machtverhältnisse der syrische Bürgerkrieg hinterläßt und wie lange er noch andauert. Je länger, um so besser für die Gegner Irans und auch Russlands.

Günter Grass konnte sich nie als das moralisches Gewissen Deutschlands etablieren. Dazu fehlte ihm, trotz des Nobelpreises, stets die Präsenz, die politische Neutralität, nicht zuletzt die moralische Integrität und wie er jetzt beweist, auch der politische Überblick. Immer wieder den Rassismus in die Beurteilung von Politik einzuflechten ist, bei entsprechender Argumentation, überflüssig.

--

adam

Robertino
Robertino
Mitglied

Was ist Antisemitismus?
geschrieben von Robertino
Es gibt in der politischen und ideologischen Diskussion Begriffe, die, losgelöst aus dem historischen Kontext (wenn ein solcher vorlag), jede weitere Diskussion, Analyse, Betrachtung und Beurteilung nahezu unmöglich machen.
Dazu gehören etwa Freiheit, Marktwirtschaft, Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus, Terrorismus und etliche Begriffe mehr.
Und dazu gehört auch der Begriff Antisemitismus; hierzulande - eben aufgrund des nationalsozialistischen Massenmordes 1933-1945 - ist dies wohl der schlimmste politische Vorwurf gegenüber Personen, Institutionen und Vertretern der Politik, den man machen kann. Jede weitere Diskussion, eben Analyse, Erklärung etc., erübrigt sich dann bzw. ist unerwünscht, wenn nicht gar verboten, d.h. mit einem Bannstrahl belegt.
Vermutlich setzt sich niemand mit dem politischen Inhalt des Textes von Grass auseinander, sondern alle/s alles plärrt und schreit Antisemitismus auf der öffentlichen Bühne ...
Und eine kritisch-politische Auseinandersetzung, Analyse etc. mit den Strukturen und Gegebenheiten im Nahen Osten, konkret: Iran, Israel etc., ist aufgrund der letztlich ungenauen, unvollständigen, gefilterten etc. kaum möglich. (Letztlich hier auch in Deutschland unerwünscht, hier hat man die Deutungs- und Meinungshoheit der USA und Israel einfach zu übernehmen. Basta!)


Allerdings bleibt unklar, was gegebenenfalls das Antisemitische ist. Denn wer hat die Deutungshoheit über den Begriff Antisemitismus? Wer bestimmt gegebenenfalls, was Antisemitismus ist oder nicht?

Das Fatale scheint auch zu sein, dass offenbar von Deutschland bzw. der deutschen Bevölkerung, der deutschen Politik und Publizistik eine Art "Nibelungetreue" oder soll man schreiben: Uneingeschränkte Zustimmung zu jeder Form israelischer Politik erwartet wird? Generationenlange und generationenübergreifende Folge und Verpflichtung (?) eben aufgrund des Massenmordes?
(Der nationalsozialistische Massenmord war seit 1948 (sic!) nie ein Grund gegen die Zusammenarbeit und Rüstungslieferungen durch bzw. mit deutsche/n Rüstungsfirmen; siehe auch entsprechende Publikationen von Rainer Rilling)
In diesem Zusammenhang auch der Hinweis auf Norman Finkelstein und dessen Bücher.


Eine kritische Auseinandersetzung mit der israelischen Politik
ist eher in Israel selbst, in allen möglichen europäischen Ländern, in den USA, Kanada, in Lateinamerika etc. möglich, nicht aber in Deutschland.


Nur ein Hinweis: Man möge nur einmal über etliche Wochen die beiden jüdischen Zeitungen "Allgemeine jüdische Wochenzeitung" (Deutschland) und "Tacheles" (Schweiz) aufmerksam lesen, um den großen publizistischen und öffentlichen Unterschied in Selbstdarstellung und im Verhältnis zur eben nichtjüdischen Bevölkerung zu erkennen.


Robertino


P.S. Mir ist bewusst, dass diese kritische Überlegung natürlich als antisemitisch ausgelegt wird, was angesichts meiner Herkunft und Biographie nicht einer gewissen Komik entbehrt.

P.P.S. Die öffentlich-politische Tabuisierung bestimmter Themen ist natürlich kein singulär deutsches Phänomen; da kann man fast alle europäischen Länder durchgehen, sie haben alle ihre Tabuthemen ...





adam
adam
Mitglied

Re: Was ist Antisemitismus?
geschrieben von adam
als Antwort auf Robertino vom 05.04.2012, 10:20:49
Meine Güte, wie umständlich und um den heißen Brei rum.

In der Bundesrepublik ist das Bestehen des israelischen Staates Staatsräson und das ist richtig so. Dies beinhaltet eine Verpflichtung gegenüber dem israelischen Volk, aber nicht, blindlings die Vorhaben oder Entscheidungen der israelischen Regierung zu akzeptieren.

Warum also den heißen Brei des Rassismus herbeireden, wenn er nicht da ist? Das gilt auch für Günter Grass.

--

adam

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