Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Griechenland hat nichts dazugelernt

Internationale Politik Griechenland hat nichts dazugelernt

ingo
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Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von ingo
Zur Erinnerung: Die griechische Regierung hat €uro-Europa jahrelang beschissen (anders kann man es nicht nennen)Bilanzen manipuliert und sich in die Pleite geritten. Vor einem Jahr hat die EU Geld und Bürgschaften bis zum "Geht nicht mehr" reingepumpt; die Regierung hat markige Reden gehalten und die Bevölkerung hat den Ernst der Lage nicht erkannt, hat gestreikt und ist auf die Strasse gegangen. Und heute? Im Grunde nicht einen Meter weiter, als vor einem Jahr. Die Finanzminister werden ein verdammt schweres Wochenende haben, und die These von Olaf Henkel, den Euro zweitzuteilen, bekommt Gewicht. Ich kann mich ihm mittlerweile anschliessen. Griechenland scheint uns wirtschaftlich in einen Abgrund zu ziehen.
http://www.welt.de/wirtschaft/article13358017/Ist-Griechenland-ueberhaupt-noch-zu-retten.html
Wer noch mehr Informationen zum Wochenende lesen mag: http://www.welt.de/wirtschaft/article13357616/Geheimtreffen-der-Finanzminister-nach-Euroabsturz.html
schorsch
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ingo vom 07.05.2011, 13:03:49
Es war skeptischen Bürgern zum Vornherein klar, dass es in der Eurofamily einige Kinder geben würde, die nur die Schokolade essen, aber die heissen Kartoffeln den "Dummen" überlassen würden.

Nun ist der Euro etabliert, die Völker haben sich darauf eingestellt, die bösen Kinder bedienen sich weiterhin mit den besten Stücken des Kuchens. Die anderen aber haben zugestimmt und müssen nun Zähne knirschend die Knochen abnagen.
JuergenS
JuergenS
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von JuergenS
KLingt ganz schön schadenfroh, schorsch. Die Schweiz ist nicht in der EU, grinst sich einen ab, so kann man es auch machen.

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Karl
Karl
Administrator

Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von Karl
als Antwort auf schorsch vom 07.05.2011, 16:11:58
@ schorsch,

seit wann hat ein Kuchen Knochen? Ich glaube, wir Deutschen zahlen nicht nur am meisten, wir profitieren auch am meisten vom Euro. Die Schuldzinsen werden an deutsche Banken gezahlt. Der Exportüberschuss in die EU-Staaten spricht zudem eine eindeutige Sprache.

Karl vom iPhone unterwegs
hafel
hafel
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von hafel
"seit wann hat ein Kuchen Knochen" ?


Wohl Hundekuchen könnte hier gemeint sein?

Hafel
ingo
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von ingo
als Antwort auf Karl vom 07.05.2011, 19:21:25
Schorsch's Antwort ist sicher sehr lakonisch; aber meinst Du, dass Deutschland (zumindest heimlich) eigentlich froh über Griechenlands Verhalten sein müßte? Die "Nummer" mit den deutschen Profiten aus dem Euro wird immer wieder behauptet. Das mag ja auch stimmen; nur: Zahlen habe ich bisher noch nie gelesen. Wenn es diese Euro-Profite gibt, fließen sie nur in die Taschen der Aktionäre, und der deutsche Steuerzahler muss berappen....Aber das wissen wir ja alle.

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Carla21
Carla21
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von Carla21
als Antwort auf schorsch vom 07.05.2011, 16:11:58
Ein Sündenfall gebiert den nächsten.

Ja, dumm bleibt dumm und letztlich denkt Dumm, dass nur noch Gewalt hilft, anstatt gleich die richtigen Maßnahmen (hier Verträge) zu wählen. Aber die kaum jemanden bewusste Kopplung von Wiedervereinigung und
Einführung des Euros erklärt evtl. manches.

Auf Dauer (an Schorsch gerichtet) jedoch muss auch jemand, der einmal A gesagt hat, nicht für alle Zukunft dabei bleiben. Ein Vertrag, der theoretisch 2 gleichstarke Parteien voraussetzt, kann entweder nur mit Gewalt durchgesetzt werden (in der Wirtschaft wird von Mono- oder Oligopolen gesprochen) oder der Vertrag ist untauglich, wenn er z. B. die eine Seite zwingt, dauerhaft für die Untugenden der anderen Seite zu haften. Die Argumentation, dass der nehmende Staat mit der Kreditgewährung gezwungen wird, harte Einsparungen vorzunehmen, verfängt nicht, weil - nicht ganz zu Unrecht behauptet - damit dann die "Wirtschaft" im Nehmerland abgewürgt wird.

Griechenland jetzt am langen Stock verhungern zu lassen, würde die deutschen Banken treffen. Das ist der eigentliche Grund des Weiterverbleibs Deutschlands in der alten EU. Überhaupt ist die EU nur im Interesse der Wirtschaft geschaffen worden. Solange die Mär geglaubt bzw. der Beweis in den Augen der Wähler tatsächlich erbracht wird, dass es dem Durchschnittsbürger nur gutgeht, wenn die Wirtschaft überproportional profitiert, so lange wird sich nichts ändern.

Da wenig ökonomischer Sachverstand herrschte, weil die schwarz-rote Regierung nicht wirklich etwas von Wirtschaft verstand und auf die Banken hörte, der harte Schnitt versäumt und die Geldgier der Banken damit (am Prinzip, dass die europäischen Banken nicht haften hat sich bis heute grundsätzlich nichts geändert) erneut angeheizte, haften der Staat, d. h. wir alle, und den Banken werden durch dieses Eintreten die Gewinne garantiert, die sie aufgrund der hohen Zinsen erhalten, die sie für ihre Kredite an Griechenland kassieren. Außerdem kauft die Europäische Zentralbank jetzt zunehmend Schuldscheine der Nehmerländer, aber auch das nur zu Lasten der Steuerzahler in den Geberländern.


lars
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von lars
als Antwort auf ingo vom 07.05.2011, 20:11:08
Griechenland hat jahrelang über seine Verhältnisse gelebt, dafür müssen die Steuerzahler die Zeche bezahlen, das tut weh, den oberen 10'000 passiert sicher nichts. Das gescheiteste wäre sicher aus dem Euro auszusteigen, aber das würde den Geldgeber, vor allem Deutschland nicht gefallen, (Banken)! leider ist nun auch die Schweiz betroffen vom schwachen Euro, er sinkt immer mehr gegenüber dem Franken, Gift für unsere Exportwirtschaft.
Zum Glück konnte unsere Nationalbank trotzdem einen Gewinn verbuchen im letzten Jahr.
Ist auch den vielen qualifizierten Gastarbeiter zu verdanken aus dem EU Raum, vor allem Deutsche.
schorsch
schorsch
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von schorsch
als Antwort auf JuergenS vom 07.05.2011, 18:23:40
Ja, grinsen könnten wir. Leider aber hängt auch die Schweiz am Schicksal des Euros; wir bezahlen über den Währungsfonds mehr ein, als einige Länder, die uns das eingebrockt haben.

Und allgemein: Man könnte schon aus dem Euroland ausklicken. Dann müsste man aber wieder eine andere Währung schaffen. Was glaubt ihr, würde das das "Ausbrecherland" kosten?
hugo
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Re: Griechenland hat nichts dazugelernt
geschrieben von hugo
als Antwort auf schorsch vom 08.05.2011, 08:14:57
hallo schorsch,,aus meiner Sicht hat uns Mitteleuropäern die EU jetzt schon sehr viele Vorteile gebracht.

Das unsere Regierungen zu lahmarschig, zu eigensüchtig und zu rückständig wie sie nun mal sind, es nicht zustandebringen kurz und schmerzlos Mehrheitsentscheidungen durchzubringen hat sich schon als sehr mangelhaft erwiesen und wird uns noch viel Ärger bescheren.

Nicht nur der Wegfall der vormaligen "Kleinstaaterei" in Sachen Währung, Zölle, Produktions-, Handelsfreiheit usw bringt uns gegenüber der Weltwirtschaft in Vorteil.

Das bisher nur einige wenige Gemeinsamkeiten geschaffen wurden zeigt wie schwierig der Weg noch sein wird.

Ehe wir mehr gemeinsame für alle nützliche Gesetze, Normen, Verkehrsregeln, technische Vorschriften, Spracheinheit usw durchboxen, wird es noch etwas Gezeter und Gezerre geben, aber das war nicht anders zu erwarten und ist wohl normal.

Noch ist die EU-Verfassung ein schwacher Kompromiss,,jedoch ein Anfang.

Wenn wir jedoch bei wichtigen Zukunftsentscheidungen mitreden oder gar lenkend eingreifen wollen dann doch niemals als Kleinstaat.

Welches Gewicht hat wohl die Schweiz wenn es um weltweite Armutsbekämpfung, Kriminalitätsaufklärung, Umweltfragen, Klimaschutz, Weltmeere schützen, Artenvielfalt-, und Erhaltung (Fangquoten etz.) geht ?

also ich als Einzelperson nutze und genieße diese Freiheiten sehr. Das grenzenlose Grenzenüberschreiten mit nur noch einer Währung in der Tasche, die guten Vergleichsmöglichkeiten, die Warenvielfalt (leider fehlen mir derzeit noch die gewaltigen Frischwareangebote der Türken) aber auch das wird eines Tages kommen.

In den letzten 1500 Jahren gabs fast kein Jahrzehnt ohne Kriege in Europa. Bis auf die schlimme Balkankathastrophe einige Gemetzel wegen der Basken und die Nordirlanddummheiten,,,hat sich da schon sehr viel für die jetzigen Generationen getan und zum Besten entwickelt und kann so weitergehen,,

Meine Kinder und Enkel sind wohl seit Dutzenden von Generationen die ersten welche ohne das die Väter in kriegerische Handlungen gezwungen wurden, ohne das es Vertreibungen, erzwungene Völkerwanderungen, Plünderungen gab, groß geworden,,,schon deshalb lohnt es am Gelingen einer EU weiter zu arbeiten.

ich finde es hervorragend, das reichere Landstriche den ärmeren aushelfen, das länderübergreifende Unterstützungen gewährt werden, das bei lokalen Katastrophen die Gemeinschaft aushilft, das dazu Hilfsfonds gebildet werden (eine Art Versicherung Notstandsvorsorge,,)
sowas kann Flüchtlings-, und vielen anderen Problemen vorbeugen.
Eine EU-weite Gesundheitsvorsorge, Seuchenabwehr, Epidemie Bekämpfung usw sind allemal erfolgreicher und effektiver als bei Klein-, Kleinstaaterei,,

Nach m.M gehen wir viel zu nörgelig, zu leidenschaftslos zu abwartend, zu zwiespältig an das Neue, an die Gestaltung die zukunftsträchtigen Aufgaben heran. Deshalb zieht sich das und zieht und zieht und die Erfolge lassen auf sich warten und die Stimmungsmache wird dadurch nur unnötig künstlich den Pessimisten überlassen.

hugo

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