Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Frau Baerbock als Aussenministerin.

Internationale Politik Frau Baerbock als Aussenministerin.

aixois
aixois
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von aixois
als Antwort auf werderanerin vom 16.09.2023, 10:36:16

Liebe Kristine, ich habe überhaupt kein Problem, wenn Du schreibst, wie Du die Aussenministerin einschätzt und beobachtest.
Im Gegenteil, ich lese Deine Kommentare mit Interesse.

Ich habe eben - aus eigener Anschauung  und Erfahrung - eine andere Vorstellung von dem, was (von mir aus 'klassische') Diplomatie ist,  und wie diese klug und umsichtig als politisches Instrument eingesetzt werden sollte.

Dabei spielt es keine Rolle, welchen Geschlechts der/die AmtsträgerIN des Außenamts ist, auch wenn diese Unterstellung (wohl mangels valider Sach-Argumente) immer wieder hervorgekramt wird.

Neugierig oder interessiert zu sein - von mir aus auch gewollt 'unkonventionell' - oder 'innovativ' aufzutreten, mag ja bei vielen gut 'rüberkommen'.

Worauf es mir ankommt, sind die Ergebnisse besonders in den Bereichen, die wirklich Priorität haben.

Was wurde erreicht, haben sich die Beziehungen zu Deutschland verbessert, ist ein eigenes Interessenprofil erkennbar, dessen was Deutschland will (Deutschlands Rolle in der Welt) , welche Beiträge werden erbracht , um die großen internationalen Herausforderungen zu beherrschen ?
Globale Überhitzung, Neuaufteilung der geostrategischen Einflußzonen -neue Weltordnung, gerechte Behandlung der Länder des 'globalen Südens'  usw. usw.

Um beim Beispiel ihres 10-Tage Trips in die Staaten zu bleiben : was die Aussenministerin  erreichen will , ist mir nicht bekannt.
Zum "Ausloten der politischen Positionen" einiger Republikaner  sollten die sehr fundierten Berichte der Deutschen Botschaft völlig ausreichen, zumal  sie den neuen Botschafter in Washington, nicht nur als Grünen-Parteifreund, sondern auch als Staatssekretär gut kennt und schätzt. 
Tägliche Depeschen und regelmäßige detaillierte Hintergrundpapiere, die auch Einschätzungen der politischen Hauptakteure enthalten enthalten mehr Informationen, als selbst durch persönlichen Kontakt erfahren werden kann.
Vermutungen, was der Zweck der Reise ist,   lassen sich erst so langsam aus  Pressemitteilungen,Kommentaren usw. ableiten.
Andererseits, wer interessiert sich schon groß für Außenpolitik. Hauptsache, die Medien berichten mit stimmigen Bildern darüber.

Für mich mischt sie sich derzeit in den Präsidenten-Wahlkampf ein, indem sie versucht, den Republikanern auszureden einen alten oder neuen Trump zu wählen.
Als weiteres, damit verbundenes Ziel, sehe ich - für die Ukraine sprechend - ihre Bitte besonders an die Republikaner,   die amerikanische Unterstützungsleistungen für die Ukraine nicht zu kürzen, sondern mindestens auf dem aktuellen Niveau beizubehalten.

Wäre ich Republikaner oder gar Trump (😱) , dann würde ich mein Verhalten bestimmt nicht danach ausrichten oder ändern, was eine junge Aussenministerin sagt, die zwar überzeugte Transatlantikerin ist (Blinken: Annalena sagt genau das, was ich auch sage), aber eben auch eine Unterstützerin der Demokraten, keine Freundin der Republikaner ist.
Trump, wird das nicht vergessen und -sollte er Präsident werden - sich entsprechend verhalten. Ich vermute mal, nicht zum Vorteil Deutschlands.

Dass Frau Baerbock Mitglied der Neo-'Grünen' Partei ist und folglich die Position dieser gewendeten Partei (z.B.in Sachen Ukraine-Krieg) vertritt, kann ihr nicht persönlich zum Vorwurf gemacht werden , auch wenn ich erwartet hätte, dass die Chefdiplomatin mehr den ausgleichenden Gegenpart (friedliche Lösung) zum Verteidigungsminister (Frieden durch Sieg an der Waffenfront)  abgegeben hätte, statt den anzustrebenden Ruin der Atommacht Russland mit der wir im Krieg sind , zu propagieren.

Aber die 'Häutung' der Grünen ist ein anderes , leider trauriges , Thema.



 

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf aixois vom 16.09.2023, 13:21:08

Ja, lieber aixois..., da hat jeder seine Ansichten, ganz sicher , aber das eben ist auch gut so. Nur so kann man auch sachlich diskutieren, andere Meinungen aufnehmen, verarbeiten, einfließen lassen, das macht für mich einen guten Diskurs aus. 

Es geht mir hier auch nicht um Mann/Frau oder was auch immer..., ich habe den Eindruck, dass Frau Baerbock ein Ziel vor Augen hat...jetzt könnte man natürlich spekulieren..., die Zeiten sind schwierig genug, komplex dazu, sodass EIN Ziel kaum ausreicht..., wohl sind es mehrere.

Danke für deinen sehr guten und informativen Betrag, das genau gefällt mir bei dir, nie provozierend, immer fundiert und gut geschrieben. 

Kristine

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf pschroed vom 16.09.2023, 11:35:15

Ihr Mut, ihre Unermüdlichkeit ist unbestritten, dennoch müßte, manche gähnen jetzt, die Ministerin auch Russland des öfteren anfliegen, sorry, das hat Vorrang, egal wer grad der Zar ist.
Ansonsten teile ich vieles was hier geschrieben wurde.

Meine Meinung, die niemand teilen muß. 


Anzeige

pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von pschroed
als Antwort auf JuergenS vom 16.09.2023, 14:26:21

Sie ist eben die DE Aussenministerin , da können wir uns drehen wie wir wollen, demokratisch gewählt, leider zu einem Zeitpunkt wo der Kriegsverbrecher Putin die Diplomatie zerstört hat. Wer würde es besser tun Lindner, Kühnert, Esken, Habeck, Hofreiter, Klingbeil,   usw. ?

Alle relativ junge Politiker, ausser Kubicky 😉
Ich finde sie macht das gut, warten wir mal ihre Rede vor der UN Vollversammlung ab. 
Phil. Nur pschroeds Meinung.
 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 16.09.2023, 13:21:08

Ich habe eben - aus eigener Anschauung  und Erfahrung - eine andere Vorstellung von dem, was (von mir aus 'klassische') Diplomatie ist,  und wie diese klug und umsichtig als politisches Instrument eingesetzt werden sollte.

Dabei spielt es keine Rolle, welchen Geschlechts der/die AmtsträgerIN des Außenamts ist, auch wenn diese Unterstellung (wohl mangels valider Sach-Argumente) immer wieder hervorgekramt wird.


Worauf es mir ankommt, sind die Ergebnisse besonders in den Bereichen, die wirklich Priorität haben.


Für mich mischt sie sich derzeit in den Präsidenten-Wahlkampf ein, indem sie versucht, den Republikanern auszureden einen alten oder neuen Trump zu wählen.


 
Mir fällt zur Causa Baerbock der Satz ein: Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen: sie bekommen auch nichts (Simone de Beauvoir).

Es fällt ja auf und ist sogar verständlich,dass insbesondere ältere Männer sich etwas schwer damit tun, wenn sie Frauen nicht mehr dazu bewegen können, sich in deren ihnen von Männern zugeteilten Kompetenzrahmen zu bewegen: also möglichst zurückhaltend, demütig in Küche und Kinderzimmer. Und bei Fragen erklärt ER den Frauen dann schon, wie man die Welt regieren sollte (unter Verdrängung all des jahrtausendealten Unsinns, den dieses Geschlecht federführend bis heute so anstellt).

Aber zu der Bemerkung, was jemand unter klassische Demokratie fällt, kann man aus gegebenem Anlass heute wieder mal an Frau Karin Kneissl erinnern, ehemals Aussenministerin von Österreich unter der Kanzlerschaft von Sebastian Kurz (der ebenfalls mittlerweile sehr differenziert betrachtet werden muss).

Frau Kneissl lud zu ihrer Hochzeit anno 2018 auch Herrn Putin ein, welcher auch kam (und ihr übrigens ca 50.000 Euro teure Saphirohrringe als Gastgeschenk mitbrachte.
Sie dankte es ihm mit einem Hofknicks (so wie er vor langer Zeit von Frauen gegenüber den Habsburger Herrschern dargeboten wurde). Dieses Bild ging um die ganze Welt und hat der westlichen politischen Karriere der Frau Kneissl sehr geschadet.
Aber jetzt naht Hilfe aus Russland: Putin bietet ihr einen Job im staatsnahen russischen Thinktank mit dem Namen "Gorki", ein Institut, das die geopolitischen Interessen Russlands erforschen soll.
Und man kann davon ausgehen, dass auch hier Putin gut bezahlen wird - macht er bei anderen Abgeworbenen ja ähnlich.

Dafür wird sie nach St. Petersburg umziehen (ihre Pferde sind schon vorher dorthin gereist über den Umweg Syrien, wo Putin ja ebenfalls Krieg führt).
Frau Kneissl war zwei Jahre in Österreich Aussenministerin - machte aber mehr Schlagzeilen im ausserpolitischen Bereich und dies bis heute.
Auch die Ehe,die damals gefeiert wurde, ist längst auf einer Streitbasis wieder geschieden worden und die Ohrringe musste sie auch an den österreichischen Staat geben, obwohl sie länger juristisch dafür kämpfte, sie behalten zu dürfen.

Sieht so eine klassische Diplomatie aus?
Ich getraue mich heute an dieser Stelle zu sagen, dass solche seltsamen Dinge Frau Baerbock nie passieren würden (inkl. .eines Hofknicks vor einem kriegsführenden Diktators).
Und wenn diese Ministerin nach knapp zwei Jahren Tätigkeit in sehr schwierigen Zeiten noch "keine Ergebnisse" abliefern kann, so ist das positiv zu bewerten - in der Hoffnung, dass es auch mit ihrer Hilfe international wieder besser wird.
Und wenn sich noch mehr internationale Politiker im Rahmen ihrer Möglichkeiten in den US-Wahlkampf einmischen würden - so fände ich das gut. Dann bliebe uns vielleicht ein so grausames Schicksal wie eine Wiederholung Trump als Präsident erspart. Olga
olga64
olga64
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von olga64

Frau Baerbock zeigt wiederum, wie ernst und wichtig sie ihr Amt nimmt und wie mutig sie ist.
Heute reiste sie ins Kriegsgebiet Israel, hielt dort eine - wie ich finde - sehr gute Rede - auch mit Focus auf die Verwandten derer, die von der Terrorgruppe Hamas als Geiseln in diesem Krieg gegen Israel genommen wurden und nun mit sehr unsicherem Ausblick irgendwo in Gaza sitzen und hoffen,dass sie am Leben bleiben werden.
Es ist richtig, wenn unsere Aussenministerin hier explizit Solidarität mit Israel zeigt und damit auch dokumentiert, dass die deutsche Staats-Räson, das Existenzrecht Israels zu garantieren, keine leeren Worte bei Sonntagsreden sein dürfen.
Es muss jetzt sicher mit der Frage an Israel begonnen werden, was diese von uns brauchen und von uns erwarten - und dann sind wir verpflichtet, entsprechend darauf zu reagieren. Olga


Anzeige

EddyPur
EddyPur
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von EddyPur
als Antwort auf pschroed vom 16.09.2023, 14:36:39
"Sie ist eben die DE Aussenministerin , da können wir uns drehen wie wir wollen, demokratisch gewählt, leider zu einem Zeitpunkt wo der Kriegsverbrecher Putin die Diplomatie zerstört hat. Wer würde es besser tun Lindner, Kühnert, Esken, Habeck, Hofreiter, Klingbeil,   usw. ?

Alle relativ junge Politiker, ausser Kubicky 😉
Ich finde sie macht das gut, warten wir mal ihre Rede vor der UN Vollversammlung ab. "
Phil. Nur pschroeds Meinung.


Hallo @pschroed

Dem kann ich nur zustimmen. Für mich ist Sie das Beste, was wir seit Genscher in der Außenpolitik hatten bzw. haben.
Ob noch jemand ihren Vorgänger kennt ?
Den kleinen Heiko in seinem Konfirmationsanzug ?
Ob noch jemand seinen Nachnamen kennt ohne ihn googeln zu müssen ? 😏
LG
tani50
tani50
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von tani50
als Antwort auf JuergenS vom 16.09.2023, 14:26:21

*Mut und Unermüdlichkeit* sind zwar gute Eigenschaften, können aber auch nachteilig sein.
Nachteilig insofern, als gerade Frau Baerbock oftmals ins Fettnäpfchen tritt mit ihrer vorschnellen
Meinung. Ich erinnere an - könnte man so verstehen  😉 - Kriegserklärung an Russland und auch mit
China hat sie sich dummerweise angelegt...
Für das deutsche Volk, das sie ja in der Öffentlichkeit vertritt, ist es manchmal nicht gerade
vorteilhaft, wenn gerade Deutschland sich zu sehr einmischt.
Bisschen mehr *Diplomatie* sollte sie schon an den Tag legen.

OT
Mir macht jetzt  eher Sorge, daß sie oftmals jetzt schlecht und mager aussieht- 
im Verhältnis zu VORHER.


Ich vermute mal, sie nimmt sich z.Zt . zuviel vor, was ja dummerweise auch der Zeit geschuldet ist.
Ruhige Zeiten sehen anders aus. Vielleicht hat sie sich das Amt insgeheim auch anders vorgestellt.

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf tani50 vom 14.10.2023, 13:23:34

Ich möchte noch ergänzen, dass auch mir seit Tagen aufgefallen ist, dass sie sich vieles ganz sicher sehr zu Herzen nimmt und vielleicht auch deswegen ziemlich "schmal" aussieht. 

Es ist ja auch nicht einfach, als Mama das alles sehen zu müssen, wie Kinder abgeschlachtet werden.

Kristine

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Frau Baerbock als Aussenministerin.
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf tani50 vom 14.10.2023, 13:23:34

ich sehe unglückliche Äusserungen als nicht so schädlich an als ihre mangelnden Besuche in Russland, Im Gazastreifen die letzten Jahre, in Aserbeidschan. Sogar Westerwelle war selbstverständlich auch in Gaza als Aussenminister. 


Anzeige