Internationale Politik Frankreich wählt links

Zaunkönigin
Zaunkönigin
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Zaunkönigin
als Antwort auf Lenova46 vom 08.07.2024, 14:28:00
Frankreich feiert.

 

das Eine schließt das Andere nicht aus.
Lenova46
Lenova46
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Lenova46

Was ist gerechter? Mehrheitswahlsystem oder Verhältniswahlrecht?
Im Endeffekt halte ich das Verhältniswahlrecht für gerechter. Dadurch werden mehr Stimmen berücksichtigt.


"Der Reiz des Mehrheitswahlsystems liegt eigentlich darin, dass es zwar die Stimmen nicht so gerecht abbildet, wie das Verhältniswahlrecht, aber dafür eine klaren Wahlsieger bestimmt. Dieser hat einen Regierungsauftrag und kann an seinen Erfolgen und politischen Entscheidungen später eindeutig bewertet werden, da er keine Kompromisse in einer Koalition eingehen muss. Doch in Frankreich ist genau das nicht eingetreten. Keines der Bündnisse kann eine absolute Mehrheit auf sich vereinen. Es wird also auch hier eine Koalition nötig sein, um eine Regierungsmehrheit zu erlangen.
Ob das System als gerecht empfunden werde, basiere zum Großteil auf der jeweiligen Tradition, sagt Behnke. Meist gäben die Menschen in Umfragen an, das System gerecht zu finden, das derzeit gelte. Allerdings können Systeme auch geändert werden: In Frankreich hat Francois Mitterrand einmal das Verhältniswahlrecht eingeführt, als er nicht daran glaubte, eine Mehrheit zu bekommen; das Wahlrecht wurde danach aber wieder geändert.
Dass der RN nach diesem Ergebnis nun für ein Verhältniswahlrecht werben wird, glaubt Behnke nicht. „Nur das Mehrheitswahlrecht birgt die Chance, mit 35 Prozent eine absolute Mehrheit zu bekommen.“ Dass der RN im Verhältniswahlrecht mehr als 50 Prozent der Stimmen einfahren würde, sei unwahrscheinlich – denn große Teile der Gesellschaft wollten offenbar eine Regierung Le Pen verhindern."

Frankreich: Wie das Mehrheitswahlrecht den RN benachteiligt (faz.net)

Elbling
Elbling
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Elbling
als Antwort auf Lenova46 vom 08.07.2024, 15:09:51

..das müssen die Franzosen entscheiden und nicht wir..!


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Jan Dal
Jan Dal
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Jan Dal
als Antwort auf Lenova46 vom 08.07.2024, 15:09:51
Was ist gerechter? Mehrheitswahlsystem oder Verhältniswahlrecht?
Im Endeffekt halte ich das Verhältniswahlrecht für gerechter. Dadurch werden mehr Stimmen berücksichtigt.


"Der Reiz des Mehrheitswahlsystems liegt eigentlich darin, dass es zwar die Stimmen nicht so gerecht abbildet, wie das Verhältniswahlrecht, aber dafür eine klaren Wahlsieger bestimmt. 
Während meiner Zeit in GB empfand ich das Mehrheitswahlrecht (wie im anglo-amerikanischen Raum üblich ) als ungerecht. Das Ergebnis ignoriert defacto die prozentuale Mehrheit und reflektiert demzufolge nicht vollumfänglich des Wählers Willen. 

Mittlerweile überzeugen mich aber eher die Defizite der Verhältniswahl. Die Hälfte der Parlamentarier für den Bundestag werden über Listenplätze gewählt, zumeist belegt mit Politikern, die parteiintern nominiert werden. Das öffnet m.E. Raum für eine große Anzahl von weitgehend unbekannten, gesichtslosen Personen,  mit der Möglichkeit, über 'Beziehungen' auf die begehrten vorderen Plätze der Liste zu gelangen. Der Wähler kann lediglich die Namen zur Kenntnis nehmen, gewählt wurden diese Personen nicht von ihm. Ist das gerecht(fertigt)? 

Beim Mehrheitswahlrecht steht dem Wähler eine Auswahl lokal aktiver Politiker zur Verfügung. Er/sie kennen diese Leute, sie sind bekannte oder neue Gesichter, die sich dem Wahlvolk mitsamt Nähe und Programm vorstellen. Die Wahl ist direkt, unkompliziert, es gibt keine Überhangsmandate und der Wähler hat ein ihm bekanntes Gesicht gewählt. Ist das nicht gerechter? 


 
Lenova46
Lenova46
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf Elbling vom 08.07.2024, 15:52:20
..das müssen die Franzosen entscheiden und nicht wir..!
Gut, dass du darüber geschrieben hast. Sonst hätte ja etwas Bedeutendes gefehlt.

Es muss sich ja nicht jedermann über das Mehrheits- oder Verhältniswahlrecht Gedanken machen.
Lenova46
Lenova46
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf Jan Dal vom 08.07.2024, 15:55:27

Ideal ist das deutsche Wahlrecht mit mehr oder weniger ausgeprägter Verhältniswahl nicht. 
Überhangmandate halte ich nicht für gut.

Auf der anderen Seite ist eine reine Personenwahl und keine Parteienwahl auch nicht so optimal. 

 


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olga64
olga64
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von olga64
als Antwort auf Lenova46 vom 08.07.2024, 16:03:28
Ideal ist das deutsche Wahlrecht mit mehr oder weniger ausgeprägter Verhältniswahl nicht. 
Überhangmandate halte ich nicht für gut.

Auf der anderen Seite ist eine reine Personenwahl und keine Parteienwahl auch nicht so optimal. 

 
Viele Wählende verstehen die unterschiedlichen Wahlsysteme gar nicht, auch weil sie oft zu kompliziert sind. ABer ich finde es de facto immer noch am besten, überhaupt wählen zu können und sich nicht auf solche Manipulationen wie in Russland, dem Iran, China usw einlassen zu müssen, wo Ergebnisse schon lange vorher feststehen.

Ich kann nur sagen: Viva la France - merci!
Es hat meine persönliche Hoffnung wieder ein wenig bestärkt,d ass evtl .auch in den USA nicht dieser Tölpel Trump gewählt wird.
Und man kann den Populisten und rechten Faschisten frohgemut zurufen, dass es so leicht nicht ist, demokratisch geübte Staaten und Völker mit diesem Ungeist aus der trüben Flasche der Verganagenheit umstimmen zu wollen.
Am Wochenende wurde im deutschen TV je ein Interview mit Herrn Chrupalla und Frau Weidel gehalten. Trotz der Tatsache, dass diese deutsche Schmuddelpartei sogar von Le Pen nicht mehr erwünscht sind, waren sie optimistisch auch in Bezug auf die französischen Wahlen - falsch getippt!

Für Macron wird es jetzt schwierig, eine neue Regierung zu bilden. In der linken Gruppe befindet sich mit höchsten Werten Monsieur Melanchon,d er sich vermutlich nicht abbringen lassen wird, Präsident des Parlaments zu werden.
Und auch die RN hat natürlich beachtliche Zugewinne von 89 Sitzen auf fast 150 Sitzen.

Dazwischen Macron, den viele Franzosen auch loswerden wollen. Ein Glück, dass jetzt in Frankreich die olympischen Spiele bevorstehen,die solche politischen Prozesse sicher blockieren werden.
ABer dann muss Macron eine Entscheidung treffen und wie wird die aussehen?
In einem Jahr Neuwahlen? Dann nicht nur des Parlaments, sondern auch vorgezogene des Präsidenten - also für sich selbst? Olga
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Anna842
Wer wurde denn in Frankreich genau gewählt unter dem sehr
schnell zusammengestellten " Linksbündnis " ?

Unter anderem einer, der schon seit Jahren an die Macht will.
Jean-Luc Mèlenchon.
Mit dem Sieg seines linken Wahlbündnisses bei der Parlamentswahl
ist er seinem Ziel sehr nahe gekommen.
Noch am Wahlabend erhob er Anspruch auf eine Regierungsbildung
für sein Wahlbündnis.

Er kann als eine Art " extremistischer Linksradikaler " bezeichnet werden.
Will raus aus der NATO, versteht sich gut mit  " Putin " und will von 
daher eine Neuausrichtung der französisch-russischen Beziehungen,
bestimmte Veränderungen der französischen Verfassung.

Gegen ihn wirkt Sahra Wagenknecht und BSW harmlos.

Auch ich finde es erfreulich, dass Le Pen nicht die absolute Mehrheit,
die sie angestrebt hat, bekommen hat.
Aber sie hat dennoch enorm an Stimmen und Sitze im Parlament
hinzu gewonnen. 
Das hat mich erschreckt, dass sie weiteren Zulauf haben.

Die politischen Verhandlungen werden schwierig werden, vermutlich.
Wahrscheinlich geht es erst nach den Olympischen Spielen los.

Wegen der von Jean-Luc Mèlenchon im Jahr 2017 gegründeten
Partei  "  La France Insoumise  "  (Das unbeugsame Frankreich)
hatte sich der französische Holocaustüberlebender Serge Klarsfeld
eher für Le Pen ausgesprochen.

Näheres zu dieser ganzen Problematik gibt es umfangreich im Net.,

Anna
Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Nick42
als Antwort auf Anna842 vom 09.07.2024, 11:22:33
Wer wurde denn in Frankreich genau gewählt unter dem sehr
schnell zusammengestellten " Linksbündnis " ?

Unter anderem einer, der schon seit Jahren an die Macht will.
Jean-Luc Mèlenchon....


...Er kann als eine Art " extremistischer Linksradikaler " bezeichnet werden.
Will raus aus der NATO, versteht sich gut mit  " Putin " und will von 
daher eine Neuausrichtung der französisch-russischen Beziehungen,
bestimmte Veränderungen der französischen Verfassung.

Gegen ihn wirkt Sahra Wagenknecht und BSW harmlos.....

.....Die politischen Verhandlungen werden schwierig werden,...

 
Ich will mich auch auf die vorgezogenen Wahlen zur Nationalversammlung in Frankreich einblenden.

Nach dem schlechten Abschneiden von Macron bei den EU-Wahlen am 9.6.24 dachte ich spontan zuerst, echt clever, was derPräsident macht. Er sagt jetzt seinen Franzosen: Ihr müsst euch entscheiden. Seit ihr jetzt endlich bereit, mich zu unterstützen? Wollt ihr in Zukunft von mir (demokratisch?) regiert werden oder von Faschisten? Es ist dann eure Entscheidung un nicht mehr meine. Es ist dann eure Entscheidung die ihr auch zu verantworten habt!

Für alle, die die weitere Entwicklung der EU, der NATO und der Zusammenhalt des Westens ein Anliegen ist, ist es gerade nochmal gut gegangen. Aber bei näherer Betrachtung wird es jetzt in Frankreich sehr kompliziert und vielschichtig. Niemand hat jetzt eine Mehrheit in Frankreich. Der "Wahlsieger" Linke nicht, die autoritären Faschisten nicht und Macron auch nicht. Das Regieren in Frankreich wird jetzt noch viel schwieriger.

Seit de Gaulle macht in  Frankreich die Verfassung den Präsidenten zu einem mächtigen  Regierungschef, fast wie einen absoluten Monarchen. Und die Parteien der Nationalversammlung hatten wenig Einfluß auf das Regieren. Aber das ist jetzt anders. Die verschiedenen Lager und Parteien müssen jetzt lernen, miteinander demokratisch umzugehen, Kompromisse zu finden und Koalitionen zu bilden. 

Die Zukunft Frankreichs wird jetzt auch daran gemessen, ob Parteien und Lager jetzt dazu bereit und willig sind. Denn wenn es "das Volk", also der Wähler entscheidet, kann es gefährlich werden. Der Wähler ist anfällig für Populisten, kann leicht verführt und getäuscht werden. Vor allem im Zeitalter der sozialen Medien und der Digi-Technik.

Davon wird auch abhängen, ob populistische Faschisten wie Marien Le Pen doch noch an die Macht kommen.

Nick42   

   
Anna842
Anna842
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RE: Frankreich wählt links
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Nick42 vom 09.07.2024, 15:03:38
Ja, Nick, ich kann dem nur zustimmen. Ich hielt es übrigens für
einen Fehler seitens Macron. 
Ich glaube, in Frankreich ist man es überhaupt nicht gewohnt,
in einer Parteienkoalition zu regieren, wenn ich mich recht erinnere
gab es das in Frankreich noch nie.
Und mit dem Präsidenten stimme ich dir auch zu, sehe ich ähnlich.
Er hat in Frankreich teilweise die absolute Macht.
Das haben wir gesehen, als Macron das Rentengesetzt durchgebracht
hat, ohne die Zustimmung der Nationalversammlung.
Am Parlament vorbei.
Das hat mich entsetzt. Dass das möglich ist !

Wir werden es weiter beobachten und das Beste hoffen !!

Anna

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