Internationale Politik FRANKREICH: Terroralarm

Karl
Karl
Administrator

Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 08.01.2015, 19:17:26
@ Mareike,

vielleicht sollte ich noch erläutern, warum ich diese Karikatur in der Berliner Morgenpost nicht gut finde. Natürlich kann ich den Zeichner und seine Emotionen bei der Herstellung seines Werkes verstehen. Wen übermannt angesichts der Brutalität des Verbrechens in Paris nicht der Zorn und die Wut. Wir dürfen uns davon aber nicht leiten lassen. Wut und Empörung für sich alleine wären schlechte Ratgeber, wir brauchen einen kühlen Kopf, wenn wir nicht wollen, dass das beabsichtigte Werk der Terroristen, die Destabilisierung unserer Gesellschaft, gelingt.

In Frankreich wurden heute muslimische Einrichtungen beschossen. Das darf nicht die Antwort auf diesen Terrorakt sein. Fratzenhafte Karikaturen wie in der Berliner Morgenpost, die mich tatsächlich an entstellende Darstellungen angeblich jüdischer Gesichtszüge im Stürmer erinnert haben, schüren Vorurteile und Hass. Sie bedienen die primitiven Bauchgefühle und behindern den kühlen Kopf, der nicht mehr erkennen kann, was jetzt wirklich Not täte: Solidarisierung der Demokraten und entschiedenes Eintreten für unser Grundgesetz.

Karl
Lilac
Lilac
Mitglied

Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von Lilac
als Antwort auf adam vom 08.01.2015, 12:26:50

Das Thema ist komplex, z.B. könnte ich für meinen Teil prima ohne derartige Satire leben...
adam
geschrieben von adam


Nach seitenlangen Lesen fand ich endlich eine Aussage, die sich mit meiner Meinung deckt.
Warum muss man immer wieder reizen und sticheln? Wir alle wissen, wie explosiv so etwas sein kann.
Ich finde es unverschämt, sich über eine andere Religion lustig zu machen. Jeder weiß, dass es im Islam verboten ist, den Propheten abzubilden. Warum können wir das nicht berücksichtigen?

Nun hat man die Quittung und es bleibt die Frage: war es das Wert?

Für mich liegt die Pressefreiheit nicht im Abdrucken von dümmlichen Karikaturen.

Lilac
lupus
lupus
Mitglied

Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von lupus
als Antwort auf Lilac vom 08.01.2015, 19:31:33
Vielleicht sollten wir oder unsere Kinder und Enkel lieber aus Vorsicht ein paar Suren auswendig lernen.
Man kann doch nie wissen wie es kommt.

lupus

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Karl
Karl
Administrator

Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von Karl
als Antwort auf lupus vom 08.01.2015, 19:55:07
@ lupus,

Dein Kommentar ist nicht gerade hilfreich.

Wichtiger ist da schon folgende Meldung: Nach Anschlag auf 'Charlie Hebdo': Deutsche Muslime planen Kundgebung gegen den Terror

Karl
Emmalotta
Emmalotta
Mitglied

Re: Der grauenhafte Anschlag in Paris
geschrieben von Emmalotta
als Antwort auf Lilac vom 08.01.2015, 19:31:33
Lilac spricht mir aus dem Herzen, Karl stimme ich zu - auch ich empfinde die Islam-Karikaturen als extrem provozierend, obwohl ich keine Muslima bin. In Frieden zusammen leben können Menschen doch nur, wenn sie ein Mindestmaß an Respekt für den jeweils anderen aufbringen.

Und Verantwortung bei dem, was man im Namen der Pressefreiheit tut: Ich las, dass der getötete Chefredakteur nach dem ersten Brandanschlag auf sein Blatt sinngemäß gesagt haben soll, er wolle lieber aufrecht sterben, als nachgeben. Aber darf er das auch für all seine Mitarbeiter so entscheiden, die nun mit ihm sterben mussten?

Ich bin Journalistin und ich weiß aus langjähriger Berufserfahrung, dass es bei dem, was man druckt, vorrangig um die Auflage/Quote geht. Natürlich sind Meinungsfreiheit und Pressefreiheit ein hohes Gut, das unbedingt verteidigt werden muss. Aber auch die Pressefreiheit hat ebenso wie die Meinungsfreiheit Grenzen und darf nicht ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer rücksichtslos ausgeübt werden.

Ich habe auch ein Problem mit der - in vielen Kommentaren spürbaren - "Überlegenheit" der Christen gegenüber dem Islam: Haben wir die Glaubenskriege im Namen des Christentums wirklich überwunden? Es ist noch gar nicht so lange her, dass Christen in Nordirland gebrandschatzt und gemordet haben, im Namen der Religion. Also machen wir doch bitte nicht den Grad unserer Zivilisation an der Konfessionszugehörigkeit fest!

Wichtiger, als Religionen gegeneinander auszuspielen, scheint mir, die Mechanismen zu erkennen und zu bekämpfen, die zu all dem Grauen führen: Die Front National bekommt Auftrieb durch diese Tat? Nein - es ist andersherum: solche "Politik" macht Migranten zu Extremisten. Gleiches gilt für die vielen unsäglichen -gidas und die AfD, die sich gerade mit den -gidas verbrüdern möchte: nur Stunden nach diesem grauenhaften Attentat. Dagegen sollten und müssten wir alle aufstehen!!

Emma
Edita
Edita
Mitglied

Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von Edita
Warum machen alle das nun so kompliziert ? Der einfachste Weg ist doch, daß Europa und seine Mitgliedstaaten endlich die Quelle, aus der der Djihadismus gespeist wird, dichtmacht! Man sieht doch wieder an den zwei radikalisierten Brüdern und deren Verwandtem, was sie bisher in ihrem leben für Chancen hatten, nämlich keine, als Kinder schon früh die Eltern verloren, diverse Heimaufenthalte, Schulabbrüche, Straßenleben, keine Bildung im Kopf, folglich auch nicht im Herzen, das ideale Opfer für jegliche Radikalisierung, egal ob in der Politik oder Religion, wenn dem nicht schnellstens Einhalt geboten wird, dann gnade uns Gott!
Mich ärgert das offizielle Rumgeeiere der Politiker gerade kolossal, dieser gnadenlose brutale Mord hat im Grunde mit Politik und Religion nichts zu tun, sondern ausschließlich mit schamlosester Erpressung um Macht zu erlangen, so zeigen diese Kopfschlächter ihren dummen Gefolgsleuten, daß sie ,obwohl sie kaum ihren Namen schreiben können, " die Welt erzittern lassen können !"
Politiker und Wirtschaftskonzerne müssen den Menschen Chancen zum Leben geben, viel zu viele Menschen, hauptsächlich jüngere, vegetieren bloß, in unserem schönen Europa!

Edita

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Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von Gerdd
als Antwort auf dutchweepee vom 08.01.2015, 18:59:53
Linktipp: Christlicher Fundamentalismus ist nicht besser als islamischer

Danke für diesen Link!
Fundamentalismus

Jeder (religiöse) Fundalismus ist von Übel!
Wann haben Politiker den Mut, öffentlich zu bekunden, daß ALLES dem Grundgesetz unterstellt ist, z.B. keine "Sondergerichtsbarkeit/interne Gerichtsbarkeit" mehr zuzulassen usw.
Terror ist in jeder Form schrecklich!!!
Der furchtbare Terror in Frankreich und die vielen Toten machen uns stumm. Die subtileren Schritte vorher, haben wir übersehen/überhört!
Gerdd
Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Lilac vom 08.01.2015, 19:31:33
lilac,

ich stimme dir voll zu. man weiß doch, daß solche zeichnungen
völlig extrem sind - man weiß auch, daß diejenigen, die die
religion anhimmeln, extrem bereit sind, dafür zu sterben und
auch vor anschlägen nicht zurückschrecken.

muss man denn ewig das messer in die wunde legen und es auch noch
drehen?

niemand hat es wohl gern, in der öffentlichkeit ausgelacht zu
werden. etwas anderes wollen die karrikaturisten ja gar nicht
erreichen.

haben die denn alle seit der sache in dänemark nicht dazugelernt?

heute sagte man im tv, daß das blatt nun statt in einer auflage von
70.000 in einer neuen auflage von 1 mio erscheinen soll.

was soll das alles???

gibt es denn für die zeichner gar keine anderen spannenden
themen, wo sie sich kritisch mit auseinandersetzen können, ohne
sich und ihre mitarbeiter extrem zu gefährden?

ich möchte jedenfalls NICHT mitarbeiter einer solchen redaktion
sein.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Der grauenhafte Anschlag in Paris
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Emmalotta vom 08.01.2015, 20:07:07
[i]"Ich habe auch ein Problem mit der - in vielen Kommentaren spürbaren - "Überlegenheit" der Christen gegenüber dem Islam: Haben wir die Glaubenskriege im Namen des Christentums wirklich überwunden?"
Emmalotta


Wie viele Christen gibt es denn heute noch in Europa? Wer von "christlichem" Abendland spricht, das gegen die Islamisierung verteidigt werden muss, soll zur Kenntnis nehmen, dass im Land Sachsen 80% der Menschen nicht getauft sind. Die Anteil der Muslime in Sachsen liegt bei verschwindenden 0,5%. Wesentlich höher ist der Anteil engagierter Christen wohl auch nicht. Bei einer solchen Betrachtung werden banale Kulturgüter wie Christstollen, vielleicht auch der deutsche Schäferhund mit christlicher Kultur gleich gesetzt.

Woraus speist sich die Überlegenheit der "Christen" gegenüber dem Islam, die du in vielen Kommentaren durchschimmern siehst? Ist es der Einfluss der Kirchen auf die offizielle Politik gegenüber den islamischen Ländern? Wo wäre sie spürbar: in der Außenpolitk oder Wirtschaftspolitik, in den Handelsbeziehungen ...? Oder ist es die Überlegenheit der westlichen technischen Zivilisation mit ihren Produkten der Hochtechnologie und der Kulturindustrie, die weltweit die letzten Jahrzehnte als Trendsetter diente? Wie hoch ist der Anteil christlicher Werte in den modernen Automobilen, in der Techik des Internets, in modernen Flugzeugen, in unserer Kraftwerken? Die technische Zivilisation hat in Europa ihre Ursprünge. Verkörpert sie deshalb schon die Werte der Bergpredigt?

Deine Frage, ob wir wir die Glaubenskriege im Namen des Christentums wirklich überwunden haben, lässt sich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Es gibt sie aus Mangel an echten Christen nicht mehr. Vielleicht. Es gibt aber weiter Glaubenskriege aus ideologischen/weltanschaulichen Gründen. Der Nord-Irland-Konflikt war eher in sozialer und politischer Konflikt als ein religiöser. Die Religion diente nur als Folie.

Das Ende der Religonskriege in Europa sah den Aufstieg des fürstlichen Absolutismus, eine Folge der wirtschaftlichen, psychischen und politischen Erschöpfung. Erst durch die Festigung der herrscherlichen Souveränität im Innern gegenüber den Ständen wurde die Einfluss der Religion in den politischen Angelegenheiten sekundär. Wir nennen das Säkularisierung. Beseitigt wurde der Einfluss der Religion nicht, denn die absolutne Herrscher waren immmer noch Herrscher von Gottes Gnaden. Krieg wurden für König Gott und Vaterland geführt. Die Religion diente als Stütze des Systems.

Einzig Frankreich schaffte es zu Beginn des letzten Jahrhunderts die vollstädnige institurtionelle Trennung von Kriche und Staat durchzusetzen (1905 0der 1906).

Deine Bedenken bezüglich des Ausnutzens der Grenzen der Pressefreiheit teile ich. Wenn Karikaturen/Bilder die Gefühle anderer Menschen verletzen, wären Überlegungen angebracht: Muss wirklich alles aus den Rohren raus, was andere provoziert? Sind Menschen, lesende Menschen, nur noch durch Provokationen erreichbar? Wo ist die Grenze zwischen rationaler Kritik (die in eine Beurteilung mündet) und Provokation? Charlie Hebdo hat wirklich grenzwertig gearbeitet: Dazu diente das sprechende Geschlechtsteil des/eines Staatspräsidenten. So was schafft Quote und Anerkennung des Mutes bei der geschmacklichen Grenzüberschreitung. Die Krone der Pressefreiheit winkt.

Der Angriff auf die Redaktion und die Morde haben hohe Symbolkraft. Diese Aktion ist bewusst geplant und passt in das Strategieschema der Al Quaida: actio - reactio. Die Reaktion auf das Massaker soll nach der Vorstellung der Täter eine Veränderung durch eine Überreaktion bewirken. Die große Zahl der friedlichen Muslime soll unter Generalverdaxcht gestellt werden und die Gesellschaft gespalten werden. Genau davor warnen maßgebliche Politiker.

Nächste Woche erscheint Charlie Hebdo in einer Auflage von 1 Million. Normale Auflage 60 000.
nerida
nerida
Mitglied

Re: Muslimverbände entsetzt über "barbarischen Akt"
geschrieben von nerida
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.01.2015, 21:43:18
lilac,

ich stimme dir voll zu. man weiß doch, daß solche zeichnungen
völlig extrem sind - man weiß auch, daß diejenigen, die die
religion anhimmeln, extrem bereit sind, dafür zu sterben und
auch vor anschlägen nicht zurückschrecken.
geschrieben von karin2

und deshalb hat man gefälligst zu kuschen und Missstände einfach unter den Teppich kehren?

Satire hat im Grunde die gleiche Aufgabe wie früher die Hofnarren - das waren die, die Wahrheiten verzerrt und mit Komik äußen durften, ohne gleich geköpft, aufgehängt oder gevierteilt zu werden.
Dann müsste man ja auch Karnevalszüge verbieten.

Dann kannst Du sicher auch nichts mit dem Ausspruch des getöteten Chefredakteurs des Satieremagazins anfangen , wie " ..ich sterbe lieber aufrecht, als auf knien..."

Im Grunde ist es entsetzlich, dass so ein Massaker stattfinden musste, dass es zu der Erkenntnis kam " je suis charlie" und ich kann mich nur wundern, das gerade die, die bisher konstant den Dialog über das Zusammenleben mit fremden Kulturen verweigert haben, nun in vorderster Front stehen und ein Schild mit "je suis charlie" hochhalten.

Möglicherweise kann man jetzt ohne die üblichen Diffamierungen über Ängste und Problemlösungen sprechen - die Hoffnung stirbt immer zuletzt.

Ich habe das Privileg, dass ich moslemische Kollegen hatte, die als Sozialarbeiter, Psychologen, Streetworker und Pädagogen tätig waren und sind.
Dass meine Kinder und Enkel weltweit muslimische Freunde haben, die sie als Sportler, im Medienbereich, an der Uni und in der Kunstszene kennengelernt haben. Dass hier die Religion und Nationalität zwar geachtet wird, aber im Zusammenleben keinerlei Bedeutung hat und diese Leute durch ihr Verhalten auch keine Probleme mit ihrer Umwelt haben. Das sind alles Leute, die so wertvoll für unser Land sind, die aber auch hier angekommen sind.

Das sind auch Leute, die wissen, dass man mit abgedroschenen Lippenbekenntnissen, Sonntagspredigten und Kalenderspruchphrasen und scheinheiligen Toleranzgehabe mehr trennt als verbindet.

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