Internationale Politik Folteropfer Julian Assange
Man muss nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen.
In jeder Diskussion zeigen sich Charaktereigenschaften des Diskutanten.
Herr Assange war ein Whistleblower, genau wie Chelsea Manning oder Edward Snowden, der natürlich wegen seiner Recherchen und Aufdeckung von riesigen Schweinereien inhaftiert wurde (teilweise in Isolationshaft, was der Folter gleichkommt, ich hatte schon einen Link davon eingesetzt). Fest steht, dass er ein politischer Gefangener war, auch Amnesty International und andere MR-Organisatinen haben sich für seine Freilassung eingesetzt.
Er hat mit seinen Veröffentlichungen leider auch Menschen in Gefahr gebracht das wird ihm von vielen übel genommen. Das mag sein, sicher war er kein Engel, aber das ist noch lange kein Grund, ihn mit der Todesstrafe oder lebenslanger Haft zu bedrohen.
Dass er sich deshalb in die Botschaften von Staaten geflüchtet hat, die den westlichen Staaten nicht wohlgesonnen sind, das u. a. machen ihm auch einige zum Vorwurf.
Wenn man verfolgt, wie die Dinge gelaufen sind, dann kann man zu der Auffassung kommen, dass ihm nicht viel andere Wahl blieb, auch wenn das nicht jede/r so sieht.
Niemand von uns weiß genau, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, deshalb sollte man vorsichtig sein mit den Schuldzuweisungen.
Und was die Vorwürfe betrifft, die ich eben erwähnt habe, so gibt es dazu ein interessantes Interview mit Günter Wallraff, ich stelle es mal ein: Günter Wallraff zur Freilassung von Wikileaks-Gründer: „Assange wurde erpresst“
Zitat:
„Tragischerweise ist durch den öffentlichen Fokus auf die US-Verbrechen ein Lagerdenken entstanden, so dass sich viele falsche Freunde Assange und Wikileaks bemächtigt haben: Darunter Menschen, die der Demokratie als solcher misstrauen, demonstrierten für ihn. Er wurde von vielen instrumentalisiert, zum Teil auch missbraucht, ohne sich wehren zu können. Assange galt plötzlich als russlandnah – dabei hat Wikileaks geheime Daten aus Russland genauso veröffentlicht wie von Scientology oder den Aufständen in Tibet, illegale Geschäfte der Schweizer Privatbank Julius Bär oder das geheime Folter-Handbuch des Gefangenenlagers Guantanamo Bay.“
Zunächst freue ich mich darüber, dass hier über Ansichten gestritten wird und versucht wird, diese mit Fakten zu hinterlegen.
Karl, ich befasse mich seit vielen Jahren mit dem Thema und naturgemäss habe ich mir dann eine eigene Meinung gebildet, die auf den Informationen basiert, die mir zugänglich waren und sind.Ich selber habe keine eigenen Erkenntnisse, sondern nur den verlinkten Artikel, der hier zur Debatte steht, gelesen. Darin wird eindeutig geschrieben, dass das Verfahren wegen Vergewaltigung aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde! Ich hatte immer vermutet, dass es allein aus politischen Gründen eröffnet wurde.
Ich persönlich halte Assange für einen mutigen Menschen, der wichtige Informationen bekannt gemacht hat. Er hat für seinen Mut einen hohen Preis bezahlt und ich gönne ihm nun etwas Ruhe in seiner Heimat.
Karl
Ich weiss nicht, ob ich solche Menschen als mutig bezeichne - da kommen sicherlich diverse Komponenten zusammen, auch Selbstüberschätzung, Narzissmus und auch eine Portion Grössenwahn.
Ja, es stimmt, er musste sehr dafür büssen - aber aufgrund der Rechtsstaaten, in welchen dies stattgefunden hat,überlebte er und wurde auch nicht gefoltert (obwohl dies behauptet wird). Er konnte zwei Kinder zeugen und eine Ehe eingehen.
Aber bei allem, wofür er kämpfte - hat sich die Welt wirklich wirklich zum Guten geändert, bzw. wollte er dies überhaupt oder war sein eigenes Motiv nicht doch überlagert, viel Aufmerksamkeit zu erhalten und dadurch auch beteiligte, andere Menschen in grosse Gefahr zu bringen?
Befindet sich diese Welt auch trotz dieser vorliegenden Informationen nicht an einem gefährlichen Wendepunkt - der manchmal unaufhaltbar erscheint?
Ich hoffe für ihn und seine Familie,d ass er daraus auch gelernt hat und zukünftig ein gutes Leben führen zu können im Kreise dieser Menschen, die ihn seit Jahren unterstützt haben. Olga
Guten Morgen Rispe,
in deinem Beitrag #11839662 versuchst du, das Bild von Assange zu objektivieren und einer ehrlichen Betrachtung zu öffnen. Das finde ich sehr unterstützenswert, zumal hier "keine einseitige Betrachtung" angemahnt wird, sondern eine transparente Darstellung. Auch die üblichen Verunglimpfungen pauschaler Art gegen ihn mahnst du an, die Teil einer Beschmutzungskampagne gegen diejenigen ist, die unabhängig aufdecken wollen. Berichtet er über Hintergründe der Politik in Russland, ist er ein Guter, deckt er die Hintergründe der amerikanischen Politik auf, ist er ein Verräter. Das war eine der Stimmungen zu seiner Person. Und dann war er gleich ein "Putinfreund" usw.
So lange Anzeigen vor dem Internationalen Gerichtshof der UNO wirkungslos bleiben, und vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (außerhalb der UNO) von deren Nicht-Mitgliedern USA und Russland nicht beachtet werden, von den USA sogar mit Strafverfolgung der Kläger bedroht werden, braucht es solche Menschen wie Assange. Dem 2009 gebildeten (Inner)Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte des Europarates muss Russland auch nicht mehr folgen, weil seine Mitgliedschaft im Europarat zunächst von Russland selbst und dann auch vom Europarat aufgekündigt worden ist. Die USA sind ohnehin kein Mitglied.
UN-Organe und -Beschlüsse werden seit Jahren zunehmend ignoriert.
Es wäre wirklich an der Zeit, die Autorität der UNO zu stärken und ihren Organen sowie Beschlüssen mehr Geltung zu verschaffen. Dazu müssen aber die Schattenmachenschaften hinter der veröffentlichten Politik transparent gemacht werden.
Für mich ist Assange ein mutiger Mensch.
Juro
Ich habe gestern mal „für Spaß“ die ersten Seiten dieses Threads gelesen.
Sehr interessant, sie setzen da an, wo sich Assange in Belmarsh in einer Isolationshaft befindet, deshalb wurden viele Links dazu eingesetzt, auch zu der sogenannten „weißen Folter“, so wird eine psychische Folter genannt, weil sie keine Spuren hinterlässt.
Eine Isolationshaft kann zum Wahnsinn führen, der Mensch verliert jedes Gefühl für Raum und Zeit und ist irgendwann völlig desorientiert, was bei Assange auch zwischenzeitlich der Fall war. Der UNO-Beauftragte Nils Melzer hat deutlich darauf hingewiesen, dass das Folter ist, s. mein Link von vorher.
Hier nochmal ein anderer Artikel aus dieser Zeit: Julian Assange in Isolationshaft: Warum hilft kein EU-Land dem Wikileaks-Gründer?
Einfach nochmal zurückgehen auf die ersten Seiten dieses Threads, da findet man das alles. Auch dass die Positionen sich nicht verändert haben, damals habe ich noch unter meinem früheren Namen Marina genauso argumentiert wie heute.
Und mich wird niemand überzeugen, dass Whistleblower Verbrecher und nicht schützenswert sind.
Ich habe beim Stöbern einen interessanten Brief von Transparency International an Frau Baerbock von 2022 gefunden, auch hier wird der Schutz von Whistleblowern auf Seite 2 angemahnt, hier der Link, lohnt sich zu lesen: Freilassung von Julian Assange / Hinweisgeberschutz in Deutschland