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Internationale Politik Flüchtlingsdrama vor Lampedusa

nostalgie
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf silhouette vom 08.10.2013, 13:00:32
Afrika ist in meinen Augen kein sterbender Kontinent. Er behergergt viele Bodenschätze, die noch nicht gehoben sind.
Vielleicht könnte man sagen: Afrika blutet aus, weil die Starken das Land verlassen und sich lieber in die soziale Hängematte Europa
legen oder uns mit Drogen zu schütten. Schaut mal an Bahnhöfen, wer da die Drogen unters Volk bringt, und sie machen auch vor Kindern nicht halt.
Das dürfte dann eher der Grund für den Untergang Afrikas sein.
So sehe ich das zumindest.
silhouette
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von silhouette
als Antwort auf nostalgie vom 08.10.2013, 13:07:46
Afrika ist in meinen Augen kein sterbender Kontinent. Er behergergt viele Bodenschätze, die noch nicht gehoben sind.

Wenn die Chinesen sie sich dann geholt haben und das Öl angesichts der in China nachgefragten Mengen zur Neige geht, werden sie merken, dass die Bodenschätze nicht nachwachsen. Und dann? Zugegeben, das dauert noch ein paar Jahrzehnte.

Aber das hier ist Gegenwart:

China und Indien stellen die größten Investoren in den Abbau der Rohstoffe auf dem vom Kolonialismus gezeichneten Kontinent dar. Sie investieren jährlich Milliarden, um die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen voranzutreiben. Diese Investitionen werden jedoch immer kritischer beobachtet, da das Geld häufig an gewalttätige Regime beziehungsweise in den Waffenhandel fließt. Eine wirkliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage wird so also leider nie erreicht werden, da letzten Endes immer wieder die Spirale der Gewalt genährt wird. Den ausländischen Investoren ist dies in der Regel egal, solange die Nachfrage an Rohstoffen ausreichend gedeckt werden kann. Kritisch zu betrachten sind in diesem Zusammenhang auch die Bedingungen, unter denen die Rohstoffe abgebaut werden. Die Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen entsprechen in der Regel nicht den hohen Standards der großen Industrienationen. Eine Möglichkeit sich zu wehren haben die Arbeiter jedoch nicht. Sie benötigen die Arbeit, um Ihre Familien ernähren zu können.

Interessant auch Aussagen von Überlebenden der verheerenden letzten Bootsfahrt, dass sie vorher eine Zeitlang in Libyen gearbeitet haben, unter Bedingungen, die sehr gut mit Sklavenarbeit vergleichbar sind, Schläge und dgl. nicht ausgeschlossen.

Was bietet dagegen Europa? Hoffentlich genug Taschentücher für die Zuschauer bei den diversen, im Fernsehen zelebrierten Schwatzbuden, die dazu jetzt veranstaltet werden.
nostalgie
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf silhouette vom 08.10.2013, 13:23:56
Dann wäre doch China und Indien in der Pflicht, und nicht Europa?

Ich finde es ziemlich mies, alles Leid der Welt den Europäern, und spezifisch Deutschland, in die Schuhe schieben zu wollen.
Wir müssen uns abschotten, sonst werden wir überrollt und ganz Europa gerät mit in diesen Abwärtsstrudel. Auf dem Landwege ist das schon geschehen, und auf dem Seeweg muß es noch geschehen.

Ich überlege gerade, was wohl aus Deutschland geworden wäre, wenn alle arbeitsfähigen und starken Menschen das Land nach dem Krieg verlassen hätten?

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pilli
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von pilli
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 12:35:00
...Interessant war auch der Journalist, der zusammen mit einem Kameramann für 10 000 Euro Überfahrtsgeld direkt auf einem dieser grausamen Schaluppen mit den Flüchtlingen reden konnte. Jeder hatte etwa 900 Euro bezahlt ( also keine 10 000 ), die von den zurückbleibenden Familien dieser Menschen buchstäblich zusammengekratzt wurden. Die meisten hatten schon monatelange
Wüstendurchquerungen hinter sich, dann noch einmal lange Wartezeiten, bis endlich ein Schiffsplatz frei war. Die "Schiffe" konnten nicht einmal vorher angesehen werden, erst mit Zubringerbooten wurden sie nachts zum eigentlichen Überfahrtsschiff gebracht. Da gab es etliche , die umkehrten, aber das Geld war weg.

Die "Hart aber Fair-Sendung" hat sehr viele neue Fragen hinterlassen, aber das Bild von Europa, das zum Empfang von Menschen nur eine Rose auf deren Särge legt, war erschütternd...
geschrieben von luchs


danke für die erwähnung der tatsächlichen kosten für die flucht, genannt in der sendung; damit nicht weiter schamlos im angesicht der tragödie spekuliert werden kann.

erneut habe ich die sendung als wiederholung heute morgen gesehen und möchte mich dem kommentar einer zuschauerin anschliessen, die grosse scham empfand, welches elend auch weiterhin geschehen wird. scham über die zu erwartenden strafen für die flüchtlinge, die überlebt; aber alles verloren haben. scham, dass die hoffnung für so viele sich zerschlagen hat auf ein zu erwartendes und endlich angstfreies leben. hoffnungen, die in keiner statistik erfasst sind!

sendung hart aber fair

Elias Bierdel

ehemaliger Vorsitzender von „Cap Anamur“ und langjähriger ARD-Reporter

...Der Journalist kämpft seit vielen Jahren für Menschenrechte und ist entsetzt: Die Verantwortung für diese Tragödie trägt vor allem die deutsche Politik. Denn das mächtigste Land Europas ist ein Zuchtmeister der Abschottung. Zum Preis von tausenden Toten...
geschrieben von wdr


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pilli
luchs35
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hafel vom 08.10.2013, 13:07:05
Auffallend scheint mir, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge aus Ländern kommt, in denen der chinesische Einfluss nicht oder nur wenig vorhanden ist (Luchs).

Hier liest sich das aber so:
Trotz der Lebensgefahren wagen immer wieder Hunderte Flüchtlinge aus Nigeria und Sudan, aus Libyen und Uganda den Weg über das Mittelmeer
Ähnliches steht auch bei Ärzte ohne Grenzen.
geschrieben von Silhouette:


@ Sil: Von Libyen abgesehen, wo die Ursache zur Flucht eine andere ist, schau Dir doch die Karte noch einmal an. Das sind doch genau die Staaten (zusätzlich noch Somalia und Eritrea), wo China kein oder nur minimalstes Interesse zeigt. Von nur positivem chinesischem Einfluss habe ich übrigens nichts gesagt, da gibt es auch eine absolut negative Seite, nämlich die Einfuhr chinesischer Güter, die jene der afrikanischen Länder vom Markt trennen. Aber leider ist es bei uns noch immer ein Tabu, eine Entwicklung ganz nüchtern zu betrachten, wenn es um ein kommunistisches Land geht. Und es ist nun einmal so, dass in afrikanische Staaten Milliarden Euro Entwicklungshilfe aus Europa reingeflossen sind, ohne Grundlegendes zu verändern.

Und da gehört auch dazu, was Edita betreffs Mauretanien sagt. 67 Mia. Euro fließen an die Regierung, womit dann den Mauretanieren eine Lebensgrundlage, die Fischrei, "abgekauft" wird. Wo fließen aber die 67 Mia. hin? Heute wird darüber abgestimmt, aber ich zweifle nicht, dass dieser "Deal" von der EU gutgeheißen wird.

@Hafel, dass Europa nicht der Weltretter sein kann, musst Du mir nicht verklickern. Das geht einfach gar nicht. Aber Europa hat durch seine frühere koloniale Aufteilung und ihre späteren Folgen eine große Mitverantwortung, das kannst Du kaum übersehen.

Und dass Flüchtlinge aus dem einen verarmten afrikanischen Land nicht einfach ins besser gestellte afrikanische Land überwechseln können, hat ebenfalls nicht selten den Grund, der durch die koloniale Trennung verursacht wurde und in vielen Kämpfen Hass auslöste.

Afrika muss sich seiner Identität erst bewusst werden, um für sich selbst in eigener Verantwortung handeln zu können.

Und das wäre jede Hilfe aus Europa wert, die nicht in die Taschen korrupter Politiker fließt.
Eine schnelle Lösung kann ich aber auch nicht anbieten. Und so lange werden Afrikaner im Mittelmeer ihr Ende finden.

Luchs
nostalgie
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 14:45:28
Die Kosten scheinen doch sehr unterschiedlich zu sein.

4000 Euro kostet die Fahrt nach Marokko, sagt Johnson, 6000 Euro inklusive Überfahrt nach Spanien. Die Nigerianer hätten das Geschäft fest im Griff. Frauen hätten es leichter, findet Johnson. Mit der nicht unerheblichen Einschränkung, dass sie ihre Schulden in spanischen Bordellen abarbeiten müssen.

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luchs35
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von luchs35
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 14:45:28
Korrektur: Natürlich sollte es 67 Mio/ Millionen Euro betr. Fischereiabkommen mit Mauretanien heißen !

Luchs
silhouette
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von silhouette
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 14:45:28
Auffallend scheint mir, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge aus Ländern kommt, in denen der chinesische Einfluss nicht oder nur wenig vorhanden ist (Luchs).
Luchs

Luchs, Wenn China laut deiner Karte in zwei von mir zitierten Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge, nämlich dem Sudan und Nigeria, hohe und sehr hohe Summen investiert, dann sehe ich darin einen Widerspruch zu deiner Aussage. Denn wer viel investiert, hat auch viel Einfluss, oder nicht? Wie "toll" der dann in Wirklichkeit aussieht, geht ja aus meinem letzten link hervor (den mit dem langen, verlinkten blauen Text). Vielleicht war das der Grund für das Missverständnis?

Libyen habe ich deswegen erwähnt, weil es den Schwarzafrikanern als Zwischenstation dient, wo sie u.U. viele Monate bleiben, bevor sie einen Platz auf einem Boot erhalten. Ich meinte Libyen nicht als Land, aus dem Libyer flüchten.
hafel
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von hafel
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 14:45:28
@ Luchsi:

Deutschland war ja nun nicht gerade der große Raubritter der Kolonialisierung. Das hielt sich in Grenzen, bei Betrachtung anderer europäischer Staaten. Aber Du schriebst ja auch von Europa und nicht von Deutschland.

Natürlich wechseln Menschen in bessere Verhältnisse. Ich bin auch 1956 als 17jähriger aus der DDR abgehauen, da mir das System gestunken hat.

Das afrikanische Problem ist aber nicht nur alleine ein Wirtschaftsproblem, sondern auch ein religiöses Desaster. Schaue Dir nur Syrien und Ägypten an. Uneinsichtigkeit auf beiden Seiten, dass man fast geneigt ist - wenn nicht unschuldige Menschenschicksale dahinter stehen würden, zu sagen: "schießt das unter euch selber aus". Ein Eingreifen (nur militärisch möglich) ist ein Gedanke, dem ich nicht zustimmen kann. Hass auf allen Seiten und auch Hass auf diejenigen, denen es besser geht. Da gibt es auch hier Beispiele. Religion endet eben oft in Uneinsichtigkeit.

Ich gebe Dir vollkommen Recht, dass unsere Entwicklungshilfe neu geordnet werden muss. Da war Minister Dirk Niebel nicht gerade eine Koryphäe. Er agiere zu wenig im Sinne der Entwicklung der Dritte Welt-Länder, sondern vor allem im Sinne deutscher Wirtschaftsunternehmen. So ist die FDP eben. Das hätte man/frau auch bei seiner Ernennung vorher wissen können.

Es ist eben nicht einfach Entwicklungshilfe zu leisten, die an der richtigen Stelle ankommen soll. Wenn das so einfach wäre, würde es auch gemacht werden, da bin ich mir sicher. Solange korrupte Politiker da an der Macht sind, ist jeder Cent raus geschmissenes Geld, so hart es dann auch die Bevölkerung trifft.

hafel
luchs35
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von luchs35
als Antwort auf pilli vom 08.10.2013, 14:40:49
Pilli,das, was der Journalist auf diesem Schiff als allgemeiner Schlepperpreis von 900 Euro feststellte, könnte bei einem andern Schlepper oder anderem Ablegehafen schon wieder ein ganz anderer sein. Da werden die Spekulationen also weitergehen.

Aber bezüglich der Ausage einer Mailschreiberin, die sich schämte, dass sie es nicht mal schaffe, sich selbst ein wenig einzuschränken und sich deshalb mitschuldig fühle, zeigte doch,dass den meisten Menschen dieses Leid "unter die Haut" geht.

Aber was mich besonders berührte war Wolfgang Niedeckens Sicht auf die Werte unserer Gesellschaft, die im Mittelmehr mit ertrinken, wenn Hilfeleistung unter Strafe gestellt wird. Er fragte, was er seinen Kindern denn noch an Werten vermitteln solle angesichts dieser Gesetzgebung in Europa.

Europa könnte auch auf seine alten, weisen Männer hören. Zum Beispiel auf Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano. Der erinnerte am Donnerstag daran, dass Gesetze den Grundprinzipien von Menschlichkeit und Solidarität entsprechen müssten. "Wir hoffen, dass die EU Notiz davon nimmt, dass es nicht nur ein italienisches, sondern ein europäisches Drama ist." Bundespräsident Joachim Gauck sagte: "Wegzuschauen und sie hineinsegeln zu lassen in einen vorhersehbaren Tod missachtet unsere europäischen Werte."
geschrieben von "Zeit" online:


Luchs

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