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Internationale Politik Flüchtlingsdrama vor Lampedusa

hafel
hafel
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von hafel
als Antwort auf myrja vom 08.10.2013, 09:29:30
Das ist mir alles zu einseitig, was Du da schreibst. Es ist eben sehr leicht und Beifall erhaschend, die Alleinschuld an der Situation in Afrika Deutschland und Europa zu geben.

Zunächst ist der Begriff "Afrika" in diesem Zusammenhang schon falsch, denn geht es nicht ganz Afrika schlecht. Es gibt da auch Länder denen es gut geht. Hier sollte man/frau schon etwas differenzieren.

Natürlich haben wir in Europa auch eine Teilschuld, keine Frage. Ich erwähne da nur die bekloppte Landwirdschaftspolitik, die Fischereigesetze, die Du schon richtig genannt hast. Das ist aber nicht das ausschließliche Problem. Es gibt da sehr viele Parameter und Stellschrauben.

Europa hat zwar eine Mitschuld am Klimawandel aber auch hier nicht ausschließlich. Es gibt größere Dreckverschmutzer! Hier sind die afrikanischen Länder durch mangelnde Indistrialisierung Opfer und nicht Täter.

An den Dürrekatastrophen und klimatischen Unwettern, die ganze Ernten vernichten, kann Deutschland nix. Und für die politischen Katastrophen, Diktaturen, Korruptionen auch nix. Gerade hier würde es doch einen Aufschrei geben wollte man das von außen (was dann nur militärisch geht) ändern. Kindersoldaten, Massenvergewaltigungen und und.

Es gibt also sehr viele Stellschrauben die verändert werden müssen, um den betroffenen Ländern ein erträgliches Leben zu ermöglichen. Gewiss muss unserer Entwicklungspolitik geändert werden, aber das ist eben nur ein Parameter.

Es ist zwar leicht dahin geschrieben, dass wir in Deutschland und Europa an allem Elend der Welt Schuld haben, trifft aber rein sachlich gesehen nicht zu. Die Ursachen haben vielfältige Gründe. Auch können wir nicht die ganze Welt retten.

Hafel
Edita
Edita
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von Edita
als Antwort auf hafel vom 08.10.2013, 10:19:32

Es gibt also sehr viele Stellschrauben die verändert werden müssen, um den betroffenen Ländern ein erträgliches Leben zu ermöglichen. Gewiss muss unserer Entwicklungspolitik geändert werden, aber das ist eben nur ein Parameter.
Hafel


Aber, diese eine Stellschraube " Fischfangablöse für 67 Millo. EURO " könnte den einheimischen Fischern schon das nackte Leben retten, weil sie sich dann nämlich nicht auf die Flucht begeben würden oder müßten!
Das ist ja nur ein Beispiel für verfehlte Europapolitik, es gibt ja noch zig davon, und nicht vorstellbar ist, wenn man dann noch die jeweiligen eigenen " Fehler " der betroffenen Länder aufdecken und ausmerzen könnte, z.B. Korruption, Missbrauch und Diebstahl von Entwicklungshilfe usw., wie relativ " unbeschwert " die Bevölkerung dort leben könnte!
Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf myrja vom 08.10.2013, 09:29:30
Die Einheimischen dort dürfen in den Fabriken arbeiten für einen Hungerlohn und evtl. einem Liter Trinkwasser gratis pro Tag und Familie.


Darum habe ich ja die Frage gestellt, wie diese Summe für die halsbrecherische Überfahrt
zusammenkommt.
Nicht um Dich zu ärgern, sondern weil ich es etwas genauer wissen wollte.

So denke ich, wenn eine Familie, Vater, Mutter und acht Kinder
Ersparnisse von 3000 Dollar hat, nicht zusammengesammelt, gehört sie doch zu
den etwas besser gestellten Menschen.
Suche mal eine Familie gleicher Größe in unseren Landen, die auch solche Ersparnisse hat.
Wobei man es dann noch umrechnen muss auf unsere wirtschaftlichen Verhältnisse.
Das habe ich ja noch nicht getan.

Ich will hier gar nichts beweisen, querulieren oder stänkern.
Ich will mich einfach nur informieren, wer zu uns kommt.
Mir ist es klar, dass es auch ärmere Schichten sind.
Darum habe ich gestern weiter gegoogled und ein paar, nicht viele, Angaben gefunden.

Warum darf man sich nicht informieren, Fragen stellen, sich mit dem Thema befassen,
ohne gleich auf Widerstand zu stoßen und an den Rand gestellt zu werden.

Ich finde auch die latente Drohung/Anmerkung von gestern bzgl. "dann kommen sie mit Rachegedanken o.ä." nicht sehr förderlich.
Daraus erklärt sich vielleicht auch, warum "Rechte" sich im Aufwind sehen.

Das möchte ich nämlich nicht erleben.

Hier wird leider immer sofort mit Schaum vor dem Mund geschrieben,
wenn man Fragen hat und nicht gleich "Ja Ja" schreibt.
Dann kann ich es ja gleich bleiben lassen.
Das wäre auch das Beste.
Dieses Hickhack geht mir langsam auf den Keks.
Selbst mir beim Lesen.
Was wird denn dazu erst der Stammtischler sagen, wenn der es liest.
So sieht das aus.

nordstern

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sammy
sammy
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von sammy
als Antwort auf Edita vom 08.10.2013, 09:41:20
Außerdem verheimlichen sie ihre " Bilanzen ", mit Sicherheit, damit ihnen niemand auf die krummen Schliche kommt!

nun Edita, ich will mich zwar nicht zum Fürsprecher des "Roten Kreuzes" machen, aber pauschale negative Äußerungen werden nun mal der Sache auch nicht gerecht. So fern man(n)/frau will wird sich bei ALLEM etwas negatives finden lassen, aber in der Summe gesehen, sollte man die positiven Dinge doch auch wahrnehmen...

DRK-Jahrbuch-Bilanz

sammy
hafel
hafel
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von hafel
als Antwort auf Edita vom 08.10.2013, 10:39:00
Richtig Edita,

das habe ich ja auch geschrieben, dass die Fischfangquote EINE Stellschraube ist. Würden wir diese Schraube sofort verändern, wäre den Fischern vor Ort in Afrika geholfen, aber die Flucht nach Europa NICHT gestoppt. Es sind ja in Afrika nicht alles Fischer.

Ich bin ja auch der Meinung, dass wir in Europa einiges verändern müssen. Nur wird die Flucht vor Gewalt, Terror, Korruption, Vergewaltigungen und und deshalb nicht gestoppt. Die Ursache liegt in den Systemen die wir nicht (so einfach) ändern können.

Hafel
Edita
Edita
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von Edita
als Antwort auf sammy vom 08.10.2013, 10:54:16

nun Edita, ich will mich zwar nicht zum Fürsprecher des "Roten Kreuzes" machen, aber pauschale negative Äußerungen werden nun mal der Sache auch nicht gerecht. So fern man(n)/frau will wird sich bei ALLEM etwas negatives finden lassen, aber in der Summe gesehen, sollte man die positiven Dinge doch auch wahrnehmen...

DRK-Jahrbuch-Bilanz

sammy


Auszug aus Wikipedia : Finanzen

" Finanzierung

Die Leistungen des DRK werden im ideellen Bereich durch 300.000 freiwillige Helfer und im Bereich refinanzierter Leistungen durch 110.000 Mitarbeiter erbracht. Durch den föderalen Aufbau des DRK – alle 520 Kreisverbände, die Landesverbände, und der Bundesverband sind rechtlich selbstständig, arbeiten jedoch mit Satzungen, die Kontrollen und in besonderen Fällen Eingriffe der jeweils oberen Ebene ermöglichen. Aus diesem Grund existiert keine zusammengefasste Bilanz, aus der alle wichtigen Zahlen sofort erkennbar sind. Ab einer bestimmten Größenordnung der Umsatzerlöse ist die Untergliederung zur Prüfung durch den Wirtschaftsprüfer verpflichtet. Die Jahresabschlüsse müssen in jedem Fall bei dem Aufsicht führenden Verband (Landes- oder Bundesverband) eingereicht werden. Aufgrund der gesetzlichen Veröffentlichungspflichten können die Bilanzen der DRK-GmbHs, einschließlich der Blutspendedienste, im elektronischen Bundesanzeiger direkt eingesehen werden.

Die Umsatzerlöse der Blutspendedienste betragen ca. 500 Millionen Euro (siehe Bundesanzeiger), der erzielte Umsatz der DRK-Rettungsdienste beträgt bundesweit mehr als 700 Millionen Euro.[9]. Die Gesamtumsätze werden auf ca. 4,5 Mrd. Euro geschätzt. "

Fettgedruckt von mir!

Edita

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luchs35
luchs35
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hafel vom 08.10.2013, 10:59:04
In "Hart aber fair" gestern Abend wurde nur mal so kurz am Rande der chinesische Einfluss in Afrika erwähnt, das in das Vakuum Europas in diesen Kontinent hineingestoßen ist. Hier einmal die Karte der afrikanischen Länder, in denen sich China nicht nur die ressourcenreichen "Gustostückchen" herausgeholt hat, sondern eben auch mit breiten Investitionen viel zum Aufbau der Infrastrukturen und wirtschaftlichem Austausch beiträgt.


Karte.Wikipedia)


Auffallend scheint mir, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge aus Ländern kommt, in denen der chinesische Einfluss nicht oder nur wenig vorhanden ist.

Ohne das nun werten zu wollen und ohne Kenntnisse der wirklichen Lage vor Ort, frage ich mich doch, ob Europa nicht eine völlig verfehlte Afrikapolitik verfolgt? Hat Europa /EU nicht zu bereitswillig den Chinesen (aber auch Indien!) Afrika überlassen und Fehlinvestitionen in Entwicklungshilfe in Milliardenhöhe in den Sand gesetzt hat, weil das Geld wohl in die entsprechenden Taschen und an der "Hilfe" vorbei geflossen ist ?

Interessant war auch der Journalist, der zusammen mit einem Kameramann für 10 000 Euro Überfahrtsgeld direkt auf einem dieser grausamen Schaluppen mit den Flüchtlingen reden konnte. Jeder hatte etwa 900 Euro bezahlt ( also keine 10 000 ), die von den zurückbleibenden Familien dieser Menschen buchstäblich zusammengekratzt wurden. Die meisten hatten schon monatelange
Wüstendurchquerungen hinter sich, dann noch einmal lange Wartezeiten, bis endlich ein Schiffsplatz frei war. Die "Schiffe" konnten nicht einmal vorher angesehen werden, erst mit Zubringerbooten wurden sie nachts zum eigentlichen Überfahrtsschiff gebracht. Da gab es etliche , die umkehrten, aber das Geld war weg.

Die "Hart aber Fair-Sendung" hat sehr viele neue Fragen hinterlassen, aber das Bild von Europa, das zum Empfang von Menschen nur eine Rose auf deren Särge legt, war erschütternd.

Luchs
nostalgie
nostalgie
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 12:35:00
Zitat:

Auffallend scheint mir, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge aus Ländern kommt, in denen der chinesische Einfluss nicht oder nur wenig vorhanden ist.

Warum gehen sie dann nicht in den Sudan oder nach Tanzania?
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von silhouette
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 12:35:00
Auffallend scheint mir, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge aus Ländern kommt, in denen der chinesische Einfluss nicht oder nur wenig vorhanden ist.

Hier liest sich das aber so:
Trotz der Lebensgefahren wagen immer wieder Hunderte Flüchtlinge aus Nigeria und Sudan, aus Libyen und Uganda den Weg über das Mittelmeer
Ähnliches steht auch bei Ärzte ohne Grenzen.

Erinnerst du dich? Ein Fass ohne Boden. Oder anders gesagt: Afrika ist groß. Afrika ist ein sterbender Kontinent, und Europa wird die Entwicklung nicht aufhalten können, dazu ist es zu klein, zu wenig einflussreich, weil in sich nicht einig, zu sehr wirtschaftlich abhängig.

Was du über den chinesischen positiven Einfluss schreibst, gilt übrigens auch für Tibet (wenn es denn in Afrika wahr ist - hängt vom "Berichterstatter" ab) . Aber nur ein paar böse Spontis kritisieren den Dalai Lama, der das ganz anders sieht.

Lass es 900 € pro Ticket sein, oder 900 Dollar. Mal 500 ist auch fast eine halbe Million.
hafel
hafel
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von hafel
als Antwort auf luchs35 vom 08.10.2013, 12:35:00
Liebe Luchsi:

ich habe die Sendung gestern "hart aber fair" auch vollständig gesehen, sehe aber dennoch keine Hauptschuld Europas an diesem Dilemma. Was wäre denn Deiner Meinung nach in dieser Angelegenheit von Europa zu machen? Auch alle Ressourcen aufkaufen? Wir leben in einer globalen Welt und werden uns nicht dagegen wehren können, wenn zum Beispiel Russland den Nordpol durch Ölbohrungen "verändert" (sachte formuliert).

Ich wehre mich nur dagegen, dass gerade hier Europa und - auch Deutschland - für alles Übel auf der Welt verantwortlich gemacht wird. Glaube mir Luchsi, wir und auch Europa könnnen die Welt nicht retten und auch nicht besser machen. Unser Beitrag dazu wird immer sehr klein sein.

Solche Ereignisse in Italien sind schrecklich, das steht außer Frage. Emotionale Empfindungen lösen aber nicht das Problem.

Du als ehemalige Journalistin wirst Dir bestimmt auch die Frage gestellt haben, warum die Medien die eine oder andere Sache sehr am kochen halten. Ich möchte keinesfalls die Kathastrophe klein reden, denke aber, dass hier auch sehr gut die Auflage erhöht wird.

Hafel

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