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Internationale Politik Flüchtlingsdrama vor Lampedusa

myrja
myrja
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von myrja
als Antwort auf silhouette vom 05.10.2013, 12:29:13
Stichwort "Hilfe zur Selbsthilfe": Hier fällt mir eine erfolgreiche Initiative ein, die diese Formulierung in ihre Stiftungsziele geschrieben hat. Bedauerlicherweise gab es im Laufe der Jahre Reibungsflächen mit anderen Ambitionen, oder waren es Profilneurosen? Jedenfalls durfte aufgrund von ein paar gezielt gestreuten Schmähungen ab sofort die Organisation in Frage gestellt und der Gründer, inzwischen alt und ziemlich wehrlos, dem Spott preisgegeben werden.

.....


Du meinst sicherlich die von Karlheinz Böhm gegründete Stiftung "Menschen für Menschen".

Diese Art von Hilfe schwebt mir vor. Ich halte Hilfe zur Selbsthilfe für die einzige Art, dass die Armut auf Dauer zumindest reduziert werden kann.

Leider wäre dies aber nur in Gebieten möglich, in denen keine Bürger-, Religions- oder Stammeskriege geführt werden oder Diktaturen herrschen. Aber es wäre ein Anfang und würde die Flüchtlingszahl sicherlich reduzieren.

Solange immer nur Geld in die Länder gepumpt werden über die Politik, solange verschwinden diese Gelder in unbekannten Quellen und kommen so gut wie nie dort an, wo sie gebraucht werden.

Und solange die Zustände in den armen und kriegsgebeutelten Ländern so sind wie sie sind, sind wir reichen Europäer aus Menschlichkeit dazu verpflichtet, diesen armen Menschen ein Leben hier bei uns in Frieden und ohne Hungersnot zu verschaffen!

Die ewigen Verweise darauf, dass unsere Politiker die Politiker dort ins Gebet nehmen sollten, machen dort keinen Armen satt oder schützen die Bürger vor dem Tod.

Myrja
nerida
nerida
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von nerida
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.10.2013, 10:21:42
[quote][color=blue]Nun, zwingen kann man die Leute natürlich nicht.
Aber es erhebt sich dann zwangsläufig die Frage, warum sie hier 'aufschlagen'?
Also muss doch an unserem System etwas besser (wenn auch nicht perfekt) sein. Und das kann man anderen durchaus vorleben und empfehlen. Schön wenn sie annehmen, Pech wenn sie ablehnen (salopp). Ablehnen berechtigt sie dann aber auch nicht, hier 'einzufallen'. Ihre Probleme müssen sie an Ort und Stelle selber lösen, vielleicht mit Hilfe erfahrener Beispiele (die zB den 30-jährigen Krieg schon hinter sich haben). Eine Lösung wäre Geburtenbeschränkung.


wenn ich soetwas lese, dann treibt es mir die Tränen in die Augen.

Ich wollte es hier eigentlich garnicht erwähnen, aber ich bin persönlich sehr involviert was Afrika betrifft.
Da gibt es diese Gegend mitten im afrikanischen Busch in Gambia mit all seinen Bewohnern - das Land des Kunta Kinte.
Diese Leute, die da leben sind mir inzwischen so vertraut, obwohl ich sie noch nie persönlich kennengelernt habe. Ich kenne viele ihrer Probleme und vor allem ihrer Lebensart - ich hoffe, dass ich es noch schaffe doch noch dahin zu kommen.
Mein Enkel, der sein Studium unterbrochen hat um für ein paar Monate an einem Entwicklungsprojekt mitzuarbeiten, der verlängert immer wieder seinen Aufenthalt dort und wir zu Hause nehmen durch Mails, viele Filme über Facebook an seiner Mitarbeit, seinem Team und dem Leben mit seinen afrikanischen Freunden mit Begeisterung teil.
Bis vor kurzen hatten sie noch keinen Strom - aber jetzt wurden Sonnenkollektoren installiert, die auf abenteuerlichen Wegen von engagierten Privatleuten quer durch Afrika nach Gambia transportiert wurden. Die sind für eine kleine Klinik gedacht und den angeschlossenen Kindergarten.

Ich stelle hier einfach mal ein Link ein

und bitte den Spendenaufruf in diesem Fall zu übersehen.

es sind simpel erscheinende Aktionen, vor allem kein teueres Hightech.
Es werden jetzt auch spezielle Pflanzen angebaut (Moringabäume) die kultiviert werden und das reichlich vorhandene aber bakterienverseuchte Wasser reinigen können aber noch vielfältig anders verwertbar sind.
Das ist ein Wissen das vorhanden war und jetzt mit etwas Unterstützung wieder angewendet werden kann.

Natürlich wollen auch hier viele der Jungen nach Europa und das halte ich auch für normal. In die Welt hinaus wollen auch unsere JungenLeute.
Ich denke, dass man diesen Menschen eine gute Ausbildung zukommen lassen müsste, Handwerksberufe oder Studium, aber mit der Verpflichtung dass sie wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren.

Ich schrieb weiter oben von der kleinen Klinik, die im Busch errichtet wurde. Das ist eine Klinik ohne Ärzte, denn die sind dort viel zu teuer, man behilft sich da mit Krankenschwestern und sonstigen med. Personal.

Wenn ich die Afrikanischen Gesichter sehe dann denke ich an Joe Cockers "with a little help from my friends" und diesen Leuten da gehört mein ganzer Respekt und Zuneigung.
Karl
Karl
Administrator

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von Karl
als Antwort auf silhouette vom 05.10.2013, 12:29:13
Die Schleuserbanden, die syrische Flüchtlinge aus dem Land bringen, verlangen pro Kopf 5000 bis 10000 Euro.
Diese nun von unserer Regierung kriminalisierten Leute nannte man zu DDR-Zeiten Fluchthelfer. So ändert sich die Perspektive. Ich habe im TV Berichte von syrischen Flüchtlingen gehört, die sich sehr lobend über ihre Fluchthelfer alias "Schleuser" geäußert haben.

Zurück zu den Afrikaflüchtlingen. Hilfe vor Ort tut Not, Abschreckung durch Ertrinkenlassen ist keine (menschliche) Lösung. Der Hinweis auf den neuen Kolonialismus durch China oder Russland entlässt Europa nicht aus der historisch gewachsenen Verantwortung.

Karl

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adam
adam
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 05.10.2013, 13:15:27
Auch Fässer ohne Boden müssen diskutiert werden.

Was Indien und China betrifft sollte erwähnt werden, daß diese Länder schon mit Afrika Handel trieben und auch dort ansässige Vertreter hatten als die Europäer noch nicht ahnten, daß Afrika ein Kontinent ist. Wer schon mal in Mombassa war, kann davon berichten. Europa hat kein Vorrecht auf Afrika.

--

adam
luchs35
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 05.10.2013, 13:32:19
Das ist richtig, Adam, ich kenne diese Geschichte und auch, wie schwer es Chinesen und Inder hatten, sich in Afrika zu verwurzeln- übrigens bis heute!

Aber heute sehen diese Länder das nicht mehr als "Auswanderungsgebiet" für Chinesen und Inder aus den damaligen Hungerländern, sondern kommen, um das Land auszubeuten - mit Hilfe der bestechlichen Potentaten und nur in Gebieten, wo "was zu holen" ist.

Vorrecht auf Afrika hat Afrika , also weder China, Indien, Russland oder Europa etc. Und genau hier liegt die Crux. Wer die Rechte zur Ausbeutung der Bodenschätze erwirbt und sei es durch kurrupte Staatsoberhäupter, herrscht auch über die Menschen, die dort unter widrigsten Umständen arbeiten müssen.

Wo also ansetzen?

Luchs
adam
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 05.10.2013, 13:51:01
Wichtig ist der richtige Türöffner. Und das sind nicht selten Waffen. Das darf ja auch nicht sein. Oder Kredite ohne Sicherheiten. Wer gibt die in Europa?

Hilft Europa bei der Ressourcenausbeute, ist es Ausbeuter. Liefert es Patroullienboote, kungelt es mit Regimen. Gibt es Kredite, ist der Vorwurf der Bestechung auf dem Tisch. Mahnt es Menschenrechte an, ist das Bevormundung. Macht es Vorschläge für Handhabungen, gleich welcher Art, ist das Überheblichkeit und Rassismus. Macht es nichts, ist das die Schande Europas.

Es bleibt schwierig.

--

adam

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Mitglied_5ccaf87
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.10.2013, 12:41:18
Und wer macht einen anderen Vorschlag, außer über Ausbeuterei und Drangsalierung zu lamentieren?

Ich hätte einen! Die unsägliche und noch immer noch hintergründig vorhandene Diskussion "Deutschland schafft sich ab" unter Strafe zu stellen. Das Deutsche Reich bzw. Deutschland ist seit seiner Gründung ein Vielvölkerstaat. Erinnern wir uns nur an die Reichsgründung der Germanen: de.wikipedia.org: Germanen - Kriege und germanische Reichsbildungen

Da wird lamentiert das in Deutschland die Menschen nicht einmal für die Rente ihrer Altvorderen sorgen können. Welche Gründe dazu führen ist in anderen Threads bis zum Erbrechen diskutiert worden. Hier wäre die Möglichkeit der Bevölkerungspyramide wieder eine funktionierende Form zu geben.

Wir werden nicht verhindern können, das die Mitteleuropäer sich in 300 bis 400 Jahren mit schrägen Augenlidern gegenseitig ansehen und eine dunkle Hautfarbe besitzen. Wir können höchstens noch darüber diskutieren, wie dieser Vorgang ohne Widersprüche von statten geht.

Wir können aber auch dafür sorgen, das die wissenschaftlich-technische Revolution alle die Völker erreicht, die es wünschen. Ohne Kriege, ohne Vorbedingungen und ohne Vorbehalte! Utopie? Nein. Wir sind es unseren Urenkeln schuldig. Je schneller wir uns entscheiden, desto problemloser wird die Vermischung der Völker und die Beseitigung der Armut in der Welt von statten gehen.
sammy
sammy
Mitglied

Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von sammy
als Antwort auf Karl vom 05.10.2013, 13:25:35
Zurück zu den Afrikaflüchtlingen. Hilfe vor Ort tut Not, Abschreckung durch Ertrinkenlassen ist keine (menschliche) Lösung. Der Hinweis auf den neuen Kolonialismus durch China oder Russland entlässt Europa nicht aus der historisch gewachsenen Verantwortung.
geschrieben von karl

Forderungen in der Hinsicht unterschreiben hier wohl alle, aber bis jetzt habe ich noch keine realistischen Lösungsansätze lesen können.....
Wie schrieben sinngemäß "luchs35" und "adam" , die Problematik ist so umfangreich und die Lösung kann nur in einer "Allianz der Verantwortungsbewussten" liegen.

sammy
Mitglied_5ccaf87
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Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 05.10.2013, 13:25:35
Diese nun von unserer Regierung kriminalisierten Leute nannte man zu DDR-Zeiten Fluchthelfer.
geschrieben von karl

Richtig, sie waren Helden und werden heute noch gefeiert. Auch DDR-Flüchtlinge wurden erfroren und erstickt aus den präparierten PKW-Unterböden geholt. So ändern sich die Zeiten.
Re: Flüchtlingsdrama vor Lampedusa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.10.2013, 14:52:17
"Wir können aber auch dafür sorgen, das die wissenschaftlich-technische Revolution alle die Völker erreicht, die es wünschen. Ohne Kriege, ohne Vorbedingungen und ohne Vorbehalte! Utopie? Nein. Wir sind es unseren Urenkeln schuldig. Je schneller wir uns entscheiden, desto problemloser wird die Vermischung der Völker und die Beseitigung der Armut in der Welt von statten gehen."


Einer deiner besten Beiträge!

Es wird allerdings mindestens genauso schwierig, wie das Umsetzten der Ideen der großen Philosophen in die Praxis.

Es bedeutet u.a., dass WIR unseren Wohlstand, unsere gewohnte Lebensqualität ... in großem Umfang abspecken müssten, was für eine große Mehrheit ein völliges Umdenken in wesentlichen Grundfragen bedeuten würde.
Ein solches Umdenken dauert Jahrzehnte- vielleicht Jahrhunderte und das nicht nur für uns, sondern für ALLE.
Mit schneller Entscheidung, wie du es ansprichst, ist da wohl nicht zu rechnen.

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