Internationale Politik Es müßte doch möglich sein, auch über aufgeladete Themen zu schreiben.... ein guter Kommentar zum...

Das Problem an dieser Geschichte lag zum Zeitpunkt der Ausseinandersetzung im naiven Glauben von Bundesrat Hans-Rudolf Merz, dass er unangekündigt einfach nach Tripolis fliegen, mit Gadhafi reden und mit den beiden Geiseln heimfliegen könne. Er wurde aber nicht einmal vorgelassen, konnte nur mit einem Untergebenen reden und musste unverrichter Dinge wieder nach Hause fliegen.

Bei einem bisschen mehr Kenntnis arabischer Gepflogenheiten hätte er diesen Affront vermeiden müssen. Wozu haben denn die Länder Diplomaten, die mit solchen Situationen vertraut sind?

Nun kam die Gegenreaktion und sofort wieder das Kontra bis zum jetzt zum erklärten Dschihad nach der Einreisesperre für Libyer.

Trotzdem scheint sich leise eine Entspannung anzubahnen , denn der betroffene Sohn Gadhafis besuchte die jetzt im Gefängnis einsitzende Geisel, und die beiden Männer führten ein offenes Gespräch.

Nun bleibt nur zu hoffen, dass das nun nicht lauthals als Erfolg eines EU-Protestes verkündet wird - obwohl der mit Sicherheit mit aller Diplomatie ausgesprochen wurde - ,denn dann käme unweigerlich die Retourkutsche.
Gadhafi kämpft im eigenen Land darum, sein Gesicht zu wahren. Das kann er aber nur, wenn er sich in der Form der Mentalität seines Volkes als "grosszügig" zeigen kann.

Deshalb nehme ich an, dass Max Göldi bald nach Hause kommen wird und auch der Hickhack endlich den Abschluss findet.

Luchs

Es wäre wirklich zu wünschen, wenn es zu einer Übereinkunft käme! Und es stimmt, dass die Schweiz hier der Schwächere ist, wenn sie es ernst mit der Freilassung der Geisel meint. Wenn auch viele Schweizer für Gleichbehandlung sind, wäre es vielleicht doch besser gewesen, den Hannibal diplomatisch zu behandeln und stillschweigend außer Landes zu bringen.
Im Interview kam ja zum Ausdruck, dass es Gaddafi um die Familienehre geht und dass er "ganz echt beleidigt ist".
Wichtig und richtig fand ich besonders diesen Abschnitt im Interview:

Hottinger: Ich würde sagen, in den islamischen Ländern gibt es keine Angst vor den Christen, sondern nur eine Angst vor den Imperialisten. Und die ist sehr begründet. Für Europa gibt es diese Vermischung zwischen Islam und Politik und die Europäer können sich nicht damit abfinden, weil sie seit der Aufklärung bemüht sind, die Religion von Herrschaft und Macht zu trennen. Das sind eben die Charakteristiken verschiedener Kulturen, die nicht ganz zueinander passen. Es wird daran gearbeitet, dafür Kompromisse zu finden und es muss auch von Seiten des Islams eine Entwicklung stattfinden dahin, Macht und Religion besser zu trennen, als man das bisher getan hat.

Clara

...ohne in die Niederungen der menschl. Verhaltensweisen zu verfallen.

Deshalb möchte ich zum Verständnis der für mich und manche andere doch eher unverständlichen Situation dieses Interview einstellen.

Hallo Mart.

Den von dir eingestellten Artikel habe ich gelesen. Er ist lesenswert. Danke!

Arnold Hottinger: „seitens Islam müsste eine Entwicklung dahingehend stattfinden, Macht und Religion besser zu trennen.“

M.M, nach die beste Lösungsmöglichkeit für alle Länder, Staat und Religion zu trennen. Menschen/Länder sollten nicht wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Religion bewertet oder verunglimpft werden. Politik ist ein anderes Thema und sollte nicht von einer Religion beeinflusst oder abhängig sein.

Arnold Hottinger: „ich glaube nicht, dass Europa bereit ist, Gaddafi hart zu konfrontieren im Interesse der Schweiz!“ Das glaube ich auch nicht. Meine Heimat wird den „richtigen Gang einlegen“, das hoffe ich!

Ich sorge mich darüber, dass in der Schweiz die Partei der „Extrem-Rechten“ es immer wieder versucht, das Volk (siehe Minarettverbotabstimmung) gegen Minderheiten aufzuhetzen, um die daraus folgernde Angst für ihre Machenschaften auszunutzen. Und ich sorge mich darüber, dass viele Schweizer dies noch nicht begriffen haben. Die Zeiten von Wilhelm Tell sind vorbei

Arnold Hottinger sagt: „es habe keinen Sinn Muskeln zu zeigen, wenn die eigenen Muskeln schwächer sind, als die Muskeln des Anderen“. Er sagt das aber, weil Libyen einen Schweizer als Geisel hat – nur deswegen wohlgemerkt!

Durch den Kriegsschrei von Gaddafi ist dieses leidige Thema wieder auf dem Tisch. Das Abstimmungsergebnis einer inneren Angelegenheit der Schweiz gilt als Grund „vordergründig“; hintergründig geht es um die Ehre der Gadaffi-Familie wegen der Genfer-Affäre vom 15. Juli 2008. Eine verzwickte Geschichte, die nicht hätte passieren dürfen.
Und ausgerechnet „in der Stadt der Diplomaten“! Verstehe das wer will!?!

Nun reagieren die Schweizer Muslime! Sie protestieren gegen Gadaffi: „Fass unser Land nicht an“!
Heute am 6. März 2010 findet in Bern auf dem Helvetiaplatz von 14 bis 16 Uhr eine Demo statt.

Ch-Muslime protestieren gegen Gaddafi


Das Leben ist ja so voller Überraschungen, ich staune immer wieder !

Gruss Hisun

Sehr interessant was du da schreibst hisum!
Betreffend Minarett Verbot solltest du die die Ablehnung endlich akzeptieren, und nicht alles der SVP zuschieben, meinst du doch diese Partei? Ich selber bin parteilos, aber jede Partei hat gute und schlechte Ideen.
Der Fehler war, dass das Foto mit den Handschellen fotografiert wurde von Hanibal, sein Vater hat das mitbekommen , hätte ich auch nicht gerne.
Obschon der Sohn von Gaddafi die Strafe verdient hat, weil er seine Angestellten in Genf misshandelt hat!

Als Hanibal Gaddafi in Genf verhaftet wurde, hatte er keinen Diplomatenstatus. Darf/muss man denn in solchen Fällen die Einen gleicher behandeln als die Anderen, nämlich jene, bei denen man keine Repressalien eines irren aber mächtigen Vaters gewärtigen muss?

Aber dass da Fotos von Gaddafi jun in Handschellen der Presse zugespielt wurden, offenbar von einem Polizisten, der sich einen fetten Batzen davon erhoffte, ist nicht akzeptabel. Dieser Polizist gehört bestraft.

Ja, in diesem Fall muss man ein Fragezeichen setzen. Im Grunde müssen Alle gleich behandelt werden, zumal, wie Du sagst, diplomatische Immunität für Hannibal nicht bestand.
Bei der Unberechenbarkeit Gaddafis hätte die Schweiz aber mit solch überzogenen Reaktionen rechnen können. Es gab auch in Deutschland schon einige Entführungsfälle - meistens ging's um Geld - bei denen um der Opfer willen unkonventionell gehandelt und nicht gleich an die große Glocke gehängt wurde. Ich finde das gut, so bald es um unschuldige Menschen geht. (Der Fall Mogadishu damals war ja von einem anderen Kaliber, da ging es um Bedrohung des Staates, wenn's stimmt!).
Was Du über die Polizei schreibst, sehe ich auch so.

Clara

"Der Fall Mogadishu"

Ich wünschte mir manchmal eine solch effiziente Eingriffsgruppe, wie Deutschland damals in die Wüste schickte, um erpresserischen Despoten das Fürchten zu lehren.....