Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

ingo
ingo
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ingo
als Antwort auf Rispe vom 09.07.2024, 11:43:47
Mach' aber bitte kein "Cross-Posting"!
Nordlicht 55
Nordlicht 55
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf olga64 vom 08.07.2024, 17:38:25
 

Es ging mir um die Aussage Olgas, dass irgendwann in diesem Russland nur noch alte Menschen leben werden, weil die Jungen, gut ausgebildeten allesamt flüchten werden...
Und ja, vielleicht hätte sie (in abgeschwächter Form) sogar Recht - wenn man diese Menschen denn lassen würde..
Aber, gleichgültig wohin sie kommen, werden ihnen ausschließlich Steine in den Weg gelegt.
In den Schengenraum flüchten nur Wenige, was mit fehlenden Fluchtwegen "zu uns" und der sehr restriktiven Visavergabe der EU Länder zu tun hat.
Die Wenigen, die es dann doch mit Touristenvisum schaffen, werden kaum unterstützt.
Z.b. in Deutschland gibt es für diese Menschen kaum Hilfe und nach Ablauf des Touristenvisums müssen sie wieder gehen.

Ich habe dafür kein Verständnis! 
Da wünschen wir uns, dass sich möglichst viele Russen von Putins Politik abwenden - und wenn sie es dann tun, werden sie in jeder Form abgelehnt aus dem einzigen Grund : 
Weil sie Russen sind!


Katja
Da scheinen grosse Missverständnisse und auch Unkenntnis über die Einreisemöglichkeiten von Russen in die EU oder andere REgionen auf unserer Welt vorzuherrschen:

Zum einen hat Russland die Ukraine angegriffen - es war nicht umgekehrt. Und deshalb sind Russen auch nur bedingt Kriegsflüchtlinge, im besten Falle Deserteure, wenn sie der Wehrpflicht ihres Kriegsherrn entfliehen wollen. Die meisten gingen bisher ins Nachbarland Georgien. Aber dort fürchtet man auch die Rache Putins,die der dann vermutlich mit dem Argument verkaufen würde: "in Georgien leben zu viele Russen, man muss ihnen helfen - und weitere Annexionsbemühungen des unersättlichen Putin folgen könnten". Ein schlimmes Vorzeichen ist aktuell bereits,dass die Wünsche der jungen Bevölkerung Georgiens ignoriert werden, die Bestandteil der EU werden wollen. Soeben wurden dieGesetze in Georgien verschärft, was umgekehrt einen Stop über die Aufnahmeverhandlungen Georgiens in die EU derzeit stoppen lässt.

Es gibt aber sicherlich Möglichkeiten für junge, gut ausgebildete Russen - hauptsächlich aus dem IT-Bereich- wo internationale Firmen ihre eigenen Beziehungen spielen lassen und somit solchen Menschen Einreisevisa ermöglichen. Diese hängen dann mutmasslich an dem jeweiligen Arbeitgeber und gelten auch nur so lange, wie so ein gwünschter Russe in diesem Unternehmen arbeitet. Verlässt er dieses, verliert er auch eine solche temporäre Aufenthaltsgenehmigung.

Es ist m.W. nur bedingt eine Abwendung von Putins Politik, wenn aus verständlichen Gründen diese jungen Menschen das Land verlassen. Theoretisch wünschenwert wäre sicherlich, dass die Menschen in Russland ihre Bereitschaft zeigen, Putins Handlungen und Grausamkeiten ein Ende aufzuzeigen. Will heissen,dass das russische Volk sich laut und deutlich äussert, dass es damit nicht mehr einverstanden ist - denn am Ende wird das Volk sowieso dafür in Regress genommen und haftbar gemacht werden. Den Präsidenten wird es vermutlich aus vielen Gründen nicht mehr direkt treffen.
Aber das ist gefährlich und kann mit dem Tode enden, wenn schon Demonstranten, die ein leeres Blatt Papier in die Luft halten,verhaftet werden und viele andere, unbegreifliche staatliche Massnahmen ergriffen werden.

Ich bin auch verunsichert, wenn Sie solche pauschalen Vorwürfe (gegen unsere westlichen LÄnder aber weniger gegen Putin) hier darlegen, weil ich nirgendwo erkennen kann, welche Beweise Ihnen vorliegen.
Eine Tatsache betrifft ja nun mal die gesamte EU,dass sich die Bevölkerung dieses Staatenverbundes strikt weigert, noch mehr Geflüchtete aufzunehmen - und dazu gehören natürlich auch die,die vor Putins Krieg fliehen, der nicht in ihrem eigenen Land, sondern im unschuldigen Nachbarland stattfindet.
Diese Unterscheidung sollten Sie bitte schon bedenken. Olga
@ Olga,

ich staune nicht zum ersten Mal, wie leicht es Ihnen fällt, die eigenen vorherigen Aussagen genau ins Gegenteil zu verändern, wenn das für Sie "angenehmer" erscheint... 😅
Hatten Sie den Traum geäußert, dass nur noch ein paar alte Menschen in Russland bleiben werden und sich die Jungen neue Existenzen außerhalb Russlands aufbauen werden - oder ich?! 😉
Ich denke, in diesem Moment gab es Ihrerseits eine Menge Unkenntnis bzgl. der Schwierigkeiten, die auf solche jungen Menschen warten, wenn sie sich gegen Putins Krieg entscheiden. Viele hatten das bereits direkt nach dem Überfall auf die Ukraine 2022 getan.
Ihre Antwort an mich lese ich als eine einzige Rechtfertigung von Kollektivbestrafung und pauschaler Verurteilung und Abwertung russischer Menschen - einfach, weil sie Russen sind...
Ein Artikel der TAZ aus dem Jahr 2022 drückt haargenau meine Meinung zu diesem Thema aus:

https://taz.de/Aufnahme-russischer-Deserteure/!5880272/

"Es ist zynisch. Anders kann man das Verhalten der russischen Anrainerstaaten Lettland, Litauen und Finnland nicht erklären. Denn kaum hat Wladimir Putin es geschafft, mit seinem kriegstreiberischen Wahnsinn wenigstens Teile der eigenen Bevölkerung gegen sich aufzubringen, kaum packen – endlich, endlich – Hunderte, nein Tausende Rus­s:in­nen ihre Koffer, um das Land zu verlassen, um der Zwangsrekrutierung für diesen mörderischen Angriffskrieg zu entgehen, um Njet zu sagen zu Putins Krieg, da schlagen ihnen die Nachbarstaaten die Tür vor der Nase zu. Deserteure? Kommen hier nicht rein!"

Sie können das richtig finden - ich persönlich finde es grundfalsch!
Wir erhärten damit Putins Propaganda im eigenen Land.

Mich erinnert dieses Thema an das Chanson " Le Deserteur" von Boris Vian, einst von Herrn Biermann ins Deutsche übersetzt:

 „Bevor die Hähne kräh’n / Verrammel ich die Türen / Ich will mein Leben spüren / Und mach’ mich auf den Weg“, „Mon­sieur le President / Ihr seid für’s Blutvergießen? / Allez! Lasst Eures fließen / Das wär ’ne gute Tat!“

Katja

 
pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf lupus vom 09.07.2024, 12:09:40
Nimm bitte zur Kenntnis, daß es hier im Forum auch Menschen gibt, die eine Meinung haben ohne sie der Welt mitzuteilen. Manchmal habe ich den Eindruck, daß so mancher hier sich das zu Herzen nehmen sollte.
Boeuf
Neben vielen Schreibern habe ich diesem Beitrag auch zugestimmt, glaube jedoch dass entsprechen meiner Erfahrung der Hinweis in einigen Fällen nur in den Wind gesprochen ist.
lupus
Was will man machen, Lupus, mein Vierbeiner gehorcht mir auch nicht immer 😉Phil.

Ich habe das Wort "Hiweis" korrigiert "Hinweis"

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Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf pschroed vom 09.07.2024, 08:16:57
Persönlich finde ich die Anteilnahme an dem schrecklichen Tötungsakt  (Bombardierung eines Kinder-Krankenhauses mit Marschflugkörper)  vom Kriegsverbrecher Putin in der Ukraine sehr bescheiden hier im Forum. Ist aber ok,. Phil.

 

Lieber Phil,

vielleicht ist das so, weil es sprachlos macht. MIR jedenfalls geht es so. Ich finde wirklich keine passenden Worte mehr, um Abscheu, Ekel und Widerwillen gegenüber Putin auszudrücken...

LG

DW
lupus
lupus
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von lupus
als Antwort auf pschroed vom 09.07.2024, 12:47:59

Ich bin kein Hundenarr und halte es schon für sehr eigenartig die nicht folgsamen Reaktionen eines Hundes mit den Meinungsäußerungen im Forum zu vergleichen.

Wer meinst du gibt hier die zu befolgenden Kommandos und wer wurde hier nicht durchdringend konsequent abgerichtet?

lupus

Danke für die Einfügung des fehlenden Buchstabens

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Boeuf vom 09.07.2024, 08:38:00
Nimm bitte zur Kenntnis, daß es hier im Forum auch Menschen gibt, die eine Meinung haben ohne sie der Welt mitzuteilen. Manchmal habe ich den Eindruck, daß so mancher hier sich das zu Herzen nehmen sollte.
Boeuf
Ja, lieber Boeuf,

das ist so. Manche Dinge machen einfach fassungslos. Ich konnte nach dem Oktober-Massaker in Israel auch tagelang kaum etwas sagen. Das hat mit Fassungs- und Sprachlosigkeit zu tun.

LG

DW

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pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Der-Waldler vom 09.07.2024, 13:06:27

Danke DW, es tut mir leid dass ich den Satz in einer Emotionsphase geschrieben habe,  ohne weitere Überlegung. Phil.

aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 09.07.2024, 12:43:27

Mich erinnert dieses Thema an das Chanson " Le Deserteur" von Boris Vian

Wahrscheinlich hatte ich es schon mal geschrieben : dieses Chanson, zur Desertion auffordernd, war in Frankreich unter das Verdikt der Zensur (Radio + gedruckt) gefallen, 8 Jahre lang (1954-1962). Rekruten in Algerien, die das Lied summten oder verbreiteten,  wurden für mehrere Wochen 'ins Loch' gesteckt.

Ironie der Geschichte: als das Lied im Mai 1954 erstmals öffentlich aufgeführt wurde, erfuhren die Zuhörer beim Hinausgehen aus dm Konzertsaal, dass Frankreich in Indochina die Schlacht von Dien Bien Phu (unter großen Verlusten) verloren hatte.

Brach danach aber die Zeit der 'westlichen Wertegemeinschaft an' oder bestand sie schon vorher, nur dass eben Desertion eine Schandtat, Verrat am Vaterland und an den 'Kameraden' war, eben alles andere als ein "Wert" ?

Zur Erinnerung: Witwen von SS- Schergen erhielten die volle Beamtenpension, nicht so die Witwen von (verbeamteten) Deserteuren, die bis Mitte der 1990-er auf eine Korrektur warten mussten (die meisten waren inzwischen) verstorben.
Deutsche, die bei feindlichen Partisanen gegen die SS Truppen kämpften, wurden bis 2009 als 'Kriegsverräter', also als Verbrecher,  eingestuft. Wertegemeinschaft eben.
 

aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Nordlicht 55 vom 09.07.2024, 12:43:27

 

Mich erinnert dieses Thema an das Chanson " Le Deserteur" von Boris Vian
Wahrscheinlich hatte ich es schon mal geschrieben : dieses Chanson, zur Desertion auffordernd, war in Frankreich unter das Verdikt der Zensur (Radio + gedruckt) gefallen, 8 Jahre lang (1954-1962). Rekruten in Algerien, die das Lied summten oder verbreiteten,  wurden für mehrere Wochen 'ins Loch' gesteckt.

Ironie der Geschichte: als das Lied im Mai 1954 erstmals öffentlich aufgeführt wurde, erfuhren die Zuhörer beim Hinausgehen aus dm Konzertsaal, dass Frankreich in Indochina die Schlacht von Dien Bien Phu (unter großen Verlusten) verloren hatte.

Vian musste seinen Text ändern, sonst hätte er keinen Interpreten gefunden. Ursprünglich hiess es in etwa "wenn ihre Häscher mir nachstellen, ich bin bewaffnet. Und ich werde auf sie schiessen." Vian war zum militanten, nicht  naiven,  Pazifisten geworden.

Brach danach aber die Zeit der 'westlichen Wertegemeinschaft an' oder bestand sie schon vorher, nur dass eben Desertion eine Schandtat, Verrat am Vaterland und an den 'Kameraden' war, eben alles andere als ein "Wert" ?

Das gilt weitgehend auch heute noch und bildet  m.M. auch den Hintergrund, warum russische Deserteure oder KdVs keinen Anspruch auf ein Bleiberecht haben bzw. extrem hohe Hürden zu überwinden haben, um etwas Hoffnung auf eine erfolgreiches Asylbewerbung zu haben.

Wie forderte noch gleich der Bundestag am 27 .04.2022 die Bundesregierung auf ?

Sie solle "an russische Soldaten den Appell zu richten, die Waffen niederzulegen und darauf hinzuweisen, dass ihnen der Weg ins deutsche und europäische Asylverfahren offensteht". 
( Punkt 31 - BT Drucksache 20/1550)

Zur Erinnerung: Witwen von SS- Schergen erhielten die volle Beamtenpension, nicht so die Witwen von (verbeamteten) Deserteuren, die bis Mitte der 1990-er auf eine Korrektur warten mussten (die meisten waren inzwischen) verstorben.
Deutsche, die bei feindlichen Partisanen gegen die SS Truppen kämpften, wurden bis 2009 als 'Kriegsverräter', also als Verbrecher,  eingestuft.
Wertegemeinschaft eben.
 
Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf aixois vom 09.07.2024, 12:07:58

Täglich fordern bewaffnete Konflikte (derzeit über  300)   global rund 2500 Menschenleben, darunter viele Kinder.
Kein Aufschrei.
Es fehlt die 'persönliche' Betroffenheit ('Was gehen mich diese Streitereien an ? ' ).
 

Lieber aixois, es kann aber auch sein, dass "man" die Nachrichten über das alles, über das Leiden, über das Sterben,  einfach nicht mehr ertragen kann?! Ich muss gestehen, dass ich zunehmend "dicht" mache, weil es mich in Depressionen treibt, weil ich merke, es macht mich krank, im wirklichen Sinn des Wortes: krank!

Nutzt das irgendwem? Nein, aber es schadet mir. Man mag mich für schwach halten, man mag mir entgegenhalten: Die Leidenden, Sterbenden müssen das auch ertragen. Das muss man mir nicht entgegen halten, das sage ich mir selbst. Jeden Tag. Und dennoch halte ich es kaum aus.

LG

DW

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