Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Moai
Moai
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Moai
als Antwort auf aixois vom 24.03.2022, 18:54:46
Ich verstehe unter 'Hingucken' nicht, zu warten bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, um dann zu erkennen, was alle sehen, dass man vorher hätte aufpassen  müssen, damit es nicht zuum Sturz kommt.

Die Bemühungen um einen Waffenstillstand und eine 'gewaltfreie Lösung' des Konflikts ( das ist Minsk !) als verständnisvolles 'Hingucken' zu interpretieren, pervertiert m.E. - fast schon zynisch - den präventiven Charakter des 'Hinguckens' (man wartet doch nicht bis ein Kind, um das man sich nie recht gekümmert hat, bis es gewalttätig und straffällig geworden ist), das ja eben verhindern soll, dass es zu offenen Aggressionsausbrüchen kommt.

War es dennb nicht so, dass man sich (nicht nur insgeheim) gefreut hat, dass das Haus der  Russen , von dem man schon immer wusste, dass es schlecht gebaut und rissig war , krachend eingestürzt ist.

Einige wollten anfangs zu Hilfe eilen, wurden aber schnell zurückgepfiffen: geschieht denen doch recht, jetzt müssen sie endlich dafür bezahlen, für ihre Überheblichkeit , ihre Arroganz,  ihre Rumkommandierei und Ausnutzung ihrer Nachbarn,  sollen doch sehen, wie sie allein damit zurecht kommen, sind ja selber schuld. Und kümmerte sich umso mehr um die Hilfe beim Umbau und der Modernisierung der Häuser der Nachbarn.

Was man konkret hätte tun können. ? Sich freuen, dass endlich der Kalte Krieg für alle zu Ende ist, dass man sich daran machen kann, den Ost - West Gegensatz aufzulösen, gute Beziehungen aufzubauen, die alten Nachkriegsstrukturen zu schleifen und zeitgemäßere zu ersetzen.

Und jetzt sind auch einmal die Frager dran: was ist eigentlich daran so schwer zu verstehen ?

Es sei denn, man sieht weiterhin im 'Russen', den "Russen", der er schon immer war und - so der Eindruck heute- auch immer bleiben wird : zaristisch- diktatorisch, autoritätsgläubig, mit dem Rechtstaat und besonders den Menschenrechten und  der Würde des Einzelnen auf Kriegsfuss stehend, mordend, hinterhältig, verschlagen,korrupt, unehrlich, aggressiv, nur auf den eigenen Vorteil aus, usw. usw.
Von den despotischen Zaren, über Lenin zum grausamen Stalin und seinen ihm nachfolgenden Vassallen bis hin zur "Bestie" Putin, alle aus dem gfleichen Holz geschnitzt ....

Wenn das so sein sollte,  dann bleibt das Böse immer das zu bekämpfende Böse, von dem man sich in der Tat besser fernhält, besser nicht 'hinguckt', sich schützen muss, wie vor dem Wolf im Märchen oder besser dem gefährlichen Bären , der vom Westen her als Symbol für Russland  geschaffen wurde und heute auch von Russland selbst akzeptiert ist, ja von Putin selbst verwendet wird:

" [ Russland als Symbol ]  ...ist ein Bär, der seine Taiga verteidigt. Sehen Sie, wenn wir die Analogie fortführen, so kommt mir selbst manchmal der Gedanke, dass es vielleicht am besten wäre, wenn unser Bär nur still dasitzen würde. Vielleicht sollte er damit aufhören, Ferkel und Eber durch die Taiga zu jagen, und stattdessen damit anfangen sich von Beeren und Honig zu ernähren. Vielleicht würde er dann in Ruhe gelassen werden.
Aber Nein, würde er nicht! Weil sie immer versuchen werden, ihn in Ketten zu legen. Sobald es geglückt ist, ihn in Ketten zu legen, werden sie ihm seine Zähne und Klauen ausreißen. […] Und dann, wenn alle Zähne und Klauen ausgerissen sind, wird der Bär vollkommen nutzlos sein. Vielleicht werden sie ihn ausstopfen und das war’s.“
Wladimir Putin, 10. Jahrespressekonferenz,18.12.2014

Man sieht, Putin - und spätestens da hätte man hingucken müssen (!)  - nimmt, auf der Suche nach einer neuen (alten)  Identität -   angstvoll, fast paranoid, die historischen Sorgen um den Russischen Bären aus der nachrevolutionären Zeit der 1920-er wieder auf (Angst vor der animalisch-'bärenhaften'  Aggressivität der roten Bolschewiki) und scheint sie ganz offensichtlich zu teilen : die Angst des 'Bären' vor der ständigen Gefahr einer Einflussnahme von außen, die auf externen, Russland - fremden Interessen basiert, mit der Absicht , das unberechenbare Raubtier fremdbestimmt zu domestizieren , zu zähmen oder besser noch,  es in Ketten zu legen.

Aufgrund der besonderen geschichtlichen Beziehungen, die so keine anderes Land aufweisen kann (z.B. Deutsche als Zarin, Beteiligung am Sturz des Zarenreiches durch die Förderung der Revolution durch die Expedition Lenins nach Russland, Sonderfrieden von Rapallo, Hitler - Stalin Pakt, Befreiung von der  Nazidiktatur, Ermöglichung der Wiedervereinigung durch Gorbatschow, Russisch Kenntnisse in Teilen der Bevölkerung), hätte es an Deutschland gelegen , und läge es noch,  diesen (immer geringer werdenden) Vorteil zu nutzen, mehr und anders 'hinzugucken', um eine Rolle als  Mediator wahrzunehmen. Mit Putin ist das wohl nicht mehr möglich, zumal es an erfahrenen 'Bärenbändigen' mangelt.

Ich  sehe  auf weiter Flur keinen, schon gar nicht im Auswärtigen Amt, auch nicht unter den einst 'friedfertigen' Grünen. AFD scheidet aus wie auch die Linken, von den Liberalen und Christ-Konservativen gar nicht zu reden.

Höchstens noch in der SPD ein paar isolierte Sprengsel, selbst eher Gebändigte,  als 'Bändiger'.

Naiv ist es zu glauben, nur die beiden könnten, ganz allein als eigenständige Staaten, einen Kompromiss aushandeln. Ohne Druck, ohne Unterstützung Dritter, die dann später auch Sicherheitsgarantien geben müssten, läuft da gar nichts.
Aber können die USA da unbefangen 'hingucken', ohne jeglichen geopolitischen Hintergedanken ?


aixois
 
Ich denke der Zeitpunkt des Hinguckens ist verpasst und ein Moderator weit und breit nicht in Sicht …

Emily Harding, stellvertr. Direktorin des Programms f. internationale Sicherheit der USA, befürchtet, dass der Ukraine-Krieg für 10 Jahre anhalten könnte. Diese Vision sei die wahrscheinlichste Art und Weise, dass die Ukraine siegreich aus dem Konflikt mit Russland hervorkommen könne.

Unabdingbar hierfür wäre die weitere Unterstützung durch die NATO-Staaten.

Ich halte diese Vision keineswegs für völlig abwegig. Je länger von außen immer neue Ressourcen und Geld in einen Krieg hineinfließen, je länger dauert er.

Wer will das verantworten ? 



 
oldsmobilefan
oldsmobilefan
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von oldsmobilefan

Wie müssen sich eigntlich die afganischen Ortskräfte fühlen, die für Deutschland gearbeitet haben sich aber immer noch in Afghanistan verstecken müssen, weil Deutschland sie nicht herausholt, wenn sie sehen welche Mühe wir uns geben, die Ucrainer Schutz zu geben und ins Land rein holen. Diese Afganen haben uns geholfen aber es sind Menschen, die hinter die Ucrainer zurückstehen und in der Ansicht deutcher Politiker weniger wert sind.

Fialka
Fialka
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Fialka
als Antwort auf hobbyradler vom 23.03.2022, 18:14:05

Genau deswegen ängstigen sich die baltischen Länder, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien davor, dass die Ukraine nur der Anfang war in Putins Plänen.
 
Hallo @Fialka

die von dir aufgezählten Länder sind in der Nato.

Die müssen nicht von der Ukraine geschützt werden. Die wären aber im Krieg wenn es nach der Führung der Ukraine und dem Botschafter ginge. Wohin sollten dann eure Menschen fliehen?

Es tut mir eigentlich leid so zu argumentieren, doch was du geschrieben hattest, die Ukraine schützt Europa,  trifft einfach nicht zu. Die Wahrheit ist, Europa unterstützt die Ukraine.

Ciao
Hobbyradler
Hallo @hobbyradler

auch mir tut es leid,  mit Behauptungen von Experten auf dem Gebiet zu argumentieren. 😉

"Die Ukraine verteidigt heute tatsächlich Europa. Wenn sich Russland die Ukraine unterwerfen sollte, ändert sich das komplette Machtgefüge. Etwa im Ostseeraum. Die Bündnisfreiheit Finnlands und Schwedens würde infrage stehen, das heißt, die beiden Länder müssten mit erheblichem Widerstand Moskaus rechnen, wenn sie der Nato beitreten wollten. Auch die Region des Schwarzen Meeres wäre dem russischen Einfluss ausgeliefert. Russland könnte sehr wirkungsvoll ganz Europa destabilisieren. Die liberale Demokratie würde als Ordnung in Europa und global erheblich an Attraktivität einbüßen."
Quelle

"Die müssen nicht von der Ukraine geschützt werden. Die wären aber im Krieg wenn es nach der Führung der Ukraine und dem Botschafter ginge. Wohin sollten dann eure Menschen fliehen?" - schriebst Du.  Schon gut, schon gut, Du hast immer recht und sollst es behalten.

 

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Edita
Edita
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf oldsmobilefan vom 24.03.2022, 20:04:27

Weil deutsche Politiker von Bevölkerungsteilen auch massiv unter Druck gesetzt wurden, denn in deren Augen sind Moslems mit deutscher Kultur nicht vereinbar, sie gehörten einfach nicht zu Deutschland!
Es werden diese Bevölkerungsteile ja auch in schöner Regelmäßigkeit bei Laune gehalten, indem offizielle Stimmen immer wieder betonen, daß ukrainische Flüchtlinge leichter zu "händeln" seien, als Flüchtlinge aus Nah-Ost oder Aftika!

Vermutlich sind es die gleichen Bevölkerungsteile, die jetzt auch unentwegt vor dem angeblichen extremen Nationalismus der Ukrainer "warnen"!

Komisch nur, wenn es bei uns um extremen Nationalismus geht, dann warnen diese Teile nicht!

Edita
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Michiko
als Antwort auf hobbyradler vom 24.03.2022, 19:41:21
Hallo axois,
(...)
Eigentlich hast du nichts Unbekanntes geschrieben.
Konkret, wo und wann hätte wer was tun müssen um diesen Krieg zu verhindern?
Die Vergleiche oder Beispiele bis zur Zarenzeit bringen niemandem etwas.

Im Augenblick findet der Überfall von Putin auf die Ukraine statt.
 
Tatsächlich nutzen die geschichtlichen Rückblicke nichts, das sehe ich auch so. Denn dann hätte man 1953, 1956 und 1968 auch schon stutzig werden müssen, als die Sowjetunion ihren Machtbereich erhalten wollte, indem sie Reform- und Demokratiebemühungen ihrer Nachbarn zunichte machte. Doch da war man weit entfernt von dem Gedanken, besonders nach der kurzen Ära Gorbatschow, dass so ein völkerrechtswidriger Überfall wie aktuell auf die Ukraine jemals stattfinden würde. Ist es ein Fehler, wenn alle Welt annahm, mit Handel und Wandel könnte man trotz unterschiedlicher Gesellschaftsformen miteinander auskommen? Tatsache ist, Putin hat Russland in die Zeiten des kalten Krieges zurück katapultiert. Heute bei den drei Gipfeln Nato, EU und G7 waren sich alle Teilnehmer selten einig in ihrem weiteren Vorgehen. Nur den Menschen in der Ukraine nützt das wenig, Putin spielt auf Zeit und jeden Tag sterben Menschen, auch russische Soldaten, was ihm wahrscheinlich auch egal ist, von den Flüchtlingsströmen ganz abgesehen.
sammy
sammy
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von sammy
als Antwort auf Fialka vom 24.03.2022, 20:23:29

 
"Die Ukraine verteidigt heute tatsächlich Europa. Wenn sich Russland die Ukraine unterwerfen sollte, ändert sich das komplette Machtgefüge. Etwa im Ostseeraum. Die Bündnisfreiheit Finnlands und Schwedens würde infrage stehen, das heißt, die beiden Länder müssten mit erheblichem Widerstand Moskaus rechnen, wenn sie der Nato beitreten wollten. Auch die Region des Schwarzen Meeres wäre dem russischen Einfluss ausgeliefert. Russland könnte sehr wirkungsvoll ganz Europa destabilisieren. Die liberale Demokratie würde als Ordnung in Europa und global erheblich an Attraktivität einbüßen."
Quelle
 
........nun Fialka, Du schreibst hier aber auch  nur Vermutungen und nicht Fakten.
Leider sind mittlerweile, seit dem fürchterlichen Kriegsbeginn, unzählige "Experten" mit noch mehr Expertisen unterwegs.....👎

sammy

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Fialka
Fialka
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Fialka
als Antwort auf sammy vom 24.03.2022, 20:56:54
"Die Ukraine verteidigt heute tatsächlich Europa. Wenn sich Russland die Ukraine unterwerfen sollte, ändert sich das komplette Machtgefüge. Etwa im Ostseeraum. Die Bündnisfreiheit Finnlands und Schwedens würde infrage stehen, das heißt, die beiden Länder müssten mit erheblichem Widerstand Moskaus rechnen, wenn sie der Nato beitreten wollten. Auch die Region des Schwarzen Meeres wäre dem russischen Einfluss ausgeliefert. Russland könnte sehr wirkungsvoll ganz Europa destabilisieren. Die liberale Demokratie würde als Ordnung in Europa und global erheblich an Attraktivität einbüßen."
Quelle
 
........nun Fialka, Du schreibst hier aber auch  nur Vermutungen und nicht Fakten.
Leider sind mittlerweile, seit dem fürchterlichen Kriegsbeginn, unzählige "Experten" mit noch mehr Expertisen unterwegs.....👎

sammy
@sammy

Welch ein Glück, dass wir Dich hier als Experten haben!
Fialka
Fialka
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Fialka
als Antwort auf Edita vom 24.03.2022, 20:45:02


Vermutlich sind es die gleichen Bevölkerungsteile, die jetzt auch unentwegt vor dem angeblichen extremen Nationalismus der Ukrainer "warnen"!

Komisch nur, wenn es bei uns um extremen Nationalismus geht, dann warnen diese Teile nicht!

Edita
Wohl wahr, Edita.

Immer wieder komme ich darauf zurück, dass der Inhaber eines ganz kleinen türkischen Lebensmittelladens bei mir um die Ecke erschossen wurde. Es waren ca. 10 solche "Hinrichtungen" insgesamt. Die Polizei vermutete dahinter Racheakte aus dem familiären Umfeld, machte den Hinterbliebenen das Leben zur Hölle. Bis sich herausstellte, dass die NSU für all diese Meuchelmorde verantwortlich war. Da musste die NSU aus Thüringen nach München kommen, um einen völlig unbedeutenden Türken zu erschießen. Einfach so, weil er ein Türke war.

Bis heute ist nicht geklärt, wer im Verwaltungsapparat von Polizei, Verfassungsschutz usw. die Aktivitäten der NSU deckte. Dort liegt die eigentliche Wurzel des Skandals.
RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf oldsmobilefan vom 24.03.2022, 20:04:27
Wie müssen sich eigntlich die afganischen Ortskräfte fühlen, die für Deutschland gearbeitet haben sich aber immer noch in Afghanistan verstecken müssen, weil Deutschland sie nicht herausholt, wenn sie sehen welche Mühe wir uns geben, die Ucrainer Schutz zu geben und ins Land rein holen. Diese Afganen haben uns geholfen aber es sind Menschen, die hinter die Ucrainer zurückstehen und in der Ansicht deutcher Politiker weniger wert sind.
geschrieben von oldsmobilefan

Es sind nur noch wenige Flüge von Ortskräften von Afghanistan nach Deutschland geplant. 
Fialka
Fialka
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Fialka
als Antwort auf hobbyradler vom 24.03.2022, 19:41:21
Hallo axois,

du schreibst an mich? Da versuche ich zumindest eine kleine Antwort. Meine Frage war an Mareike gerichtet.

Eigentlich hast du nichts Unbekanntes geschrieben.
Konkret, wo und wann hätte wer was tun müssen um diesen Krieg zu verhindern?
Die Vergleiche oder Beispiele bis zur Zarenzeit bringen niemandem etwas.

Im Augenblick findet der Überfall von Putin auf die Ukraine statt.

Ciao
Hobbyradler
 
Richtig, und jetzt ist eine neue Eskalationsstufe errreicht. Erste konkrete Hinweise Bericht: Russland bereitet Einsatz von Chemiewaffen vor .

Na denn! Chemische Aerosole kennen keine politischen Grenzen. Sie greifen um sich. Genau das ist ein Grund, weswegen sämtliche Gremien sich derzeit ständig versammeln um sich gegenseitig abzustimmen.

Kommt ein solches Aerosölchen in Nato-Staaten wegen ungünstiger Windrichtung geflogen. Was dann? Handelt es sich bereits um einen militärischen Angriff auf zumindest einen der Nato-Staaten?

Was bin ich froh, dass ich ein völlig unbedeutendes Persönchen bin, von dem, im Gegensatz zu Euch, die Weltgeschichte nicht abhängt. 😁

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