Internationale Politik Es ist Krieg in Europa
Hab ich mir es doch gedacht, daß die Geschichte mit der angeblichen Verhinderung des Westens über einen Waffenstillstand, einen gewaltigen Pferdefuß aufweist!
„Ein Artikel der Berliner Zeitungvon Anfang Februar darüber wird tausendfach auf Twitter (hier, hier, hier und hier), Facebook und Telegramgeteilt. Der gemeinsame Tenor der Beiträge in Sozialen Netzwerken: Der Westen habe einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine verhindert, der zum Greifen nahe gewesen sei. Auch der österreichische Blog Exxpress.atsieht in Bennetts Aussagen bestätigt, für einige Nato-Staaten stünde „der Kampf gegen Putin“ an oberster Stelle, egal, was dabei mit der Ukraine passiere. Deshalb hätten sie „sämtliche Friedensbemühungen“ blockiert.
Auf Twitter schrieb der ehemalige israelische Ministerpräsident am 6. Februar nach Reaktionen auf das Interview: Es sei unklar, ob ein Abkommen realistisch gewesen sei. „Zu diesem Zeitpunkt sah ich die Wahrscheinlichkeit bei ungefähr 50 Prozent.“ Unklar sei zudem, ob ein solches Übereinkommen überhaupt wünschenswert gewesen sei. Schon in dem vielzitierten Interview machte Bennett das deutlich: „Damals habe ich gedacht, das Richtige wäre ein Waffenstillstand. Jetzt bin ich unsicher. Vielleicht hätte man damit den Schurken zu schnell belohnt, vielleicht hätte es eine falsche Botschaft an andere Länder gesendet“.
Doch offenbar haben das nicht alle gehört und gelesen. Der Artikel der Berliner Zeitung greift als Aufhänger eine Aussage Bennetts auf, die sich bei 3:00:32 im Interview findet und auf Youtube irreführend untertitelt ist.
Wir haben das Video einer hebräischen Muttersprachlerin geschickt und um eine Übersetzung gebeten. Sie schrieb uns, die korrekte Übersetzung sei nicht „blockieren“ , sondern „stoppen“ oder „einstellen“. Das konnten wir mit Online-Übersetzungs-Toolsbestätigen. Es gehe nicht um ein aktives, aggressives Handeln, schrieb uns die Übersetzerin, sondern um ein eher passives. Auch Business Insider kommt zu dem Schluss, dass die Übersetzung fehlerhaft ist.
Am 27. Februar 2022 stimmte die Ukraine Verhandlungen zu, die Russland zuvor vorgeschlagen hatte. Einen Tag später begannen die Gespräche an der Grenze zu Belarus: Die Ukraine forderte einen „sofortigen Waffenstillstand“ und den „Rückzug aller russischen Truppen“, Russland eine „Entnazifizierung“ und „Entmilitarisierung“ der Ukraine und die Anerkennung der Annexion der Krim. Am 29. März trafen sich die Verhandler dann in Istanbul, die ukrainische Seite legte einen 10-Punkte-Plan vor. Laut diesem Plan würde sich die Ukraine zur Neutralität verpflichten und auf den Beitritt zu jeglichen Militärbündnissen, wie der Nato, verzichten.
Gegenüber dem italienischen Regierungschef Mario Draghi soll Putin am Tag nach dem Treffen in Istanbul in einem Telefonat gesagt haben, die Zeit sei noch nicht reif für eine Waffenruhe oder ein Treffen mit Wolodymyr Selenskyj.
Hat der Westen einen Waffenstillstand in der Ukraine „blockiert“? Interview mit Naftali Bennett irreführend untertitelt
Edita
"soll gesagt haben" - ist nicht "hat gesagt".
Ich kenne auch die Zeitungsmeldungen, alle, die ich las, im Datum vor der BT-Antwort erschienen.
Die meisten BT-Antworten lauten:
"Der Bundesregierung liegen keine eigenen, über Medienberichte hinausgehenden Erkenntnisse im Sinne der Fragestellungen vor. Der Inhalt vertraulicher Gespräche zwischen anderen Staaten liegt im Übrigen nicht im Verantwortungsbereich der Bundesregierung."
Es gibt keine eindeutige Antwort, warum es zu keinem Abschluss kam - nur Vermutungen und eine etwas "ahnungslose" oder wenig informierte Bundesregierung.
Danke Edita. Phil.
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Wir haben das Video einer hebräischen Muttersprachlerin geschickt und um eine Übersetzung gebeten. Sie schrieb uns, die korrekte Übersetzung sei nicht „blockieren“ , sondern „stoppen“ oder „einstellen“. Das konnten wir mit Online-Übersetzungs-Toolsbestätigen. Es gehe nicht um ein aktives, aggressives Handeln, schrieb uns die Übersetzerin, sondern um ein eher passives. Auch Business Insider kommt zu dem Schluss, dass die Übersetzung fehlerhaft ist.
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Ist in dieser brisanten Angelegenheit die unterschiedliche Bedeutung der Worte tatsächlich so groß.
Mag sein, dass die Bedeutung von jedem unterschiedlich gesehen werden kann.
Blockieren - Wir geben keine Zustimmung (zu was auch immer das Thema war)
Stoppen - jetzt ist Schluss. Für uns werden die Verhandlungen zumindest vorübergehend ausgesetzt.
Einstellen - jetzt ist Schluss. Von uns werden die Verhandlungen eingestellt.
Ciao
Hobbyradler
Der Wille der ukrainischen Bürger ist zu Respektieren und maßgebend. Phil.
QUELLE ZEIT
In einer Umfrage in der Ukraine hat sich eine große Mehrheit gegen Kompromisse mit Russland ausgesprochen, um Frieden zu erreichen. Laut den Ergebnissen zweier renommierter Institute sind mehr als 90 Prozent der rund 2.000 Befragten gegen Gebietsabtretungen. Knapp 74 Prozent schließen einen Verzicht auf den Beitritt zur Nato aus. Eine Reduzierung der Truppenstärke der Armee zu Friedenszeiten lehnten 80 Prozent ab.
Die Niederlande wollen die Ukraine bei der Räumung von Landminen unterstützen. Dafür stellen sie tausend Ladegeräte für die Minenräumung zur Verfügung. Das kündigte die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren an.
- Bei Angriffen der russischen Artillerie in zwei Dörfern nahe der ukrainischen Kleinstadt Lyman sind drei Menschen getötet worden.
- Das ukrainische Energiesystem wurde durch die massiven russischen Luftangriffe schwer beschädigt – das Land ist noch abhängiger von seinen alternden Atomkraftwerken geworden. Der britische Energieminister Grant Shapps kündigte bei einem Besuch in Kiew nun eine Exportfinanzierung in Höhe von 192 Millionen Pfund für Kernbrennstoff für ukrainische Atomkraftwerke an.
Am 17.4.22 hat Draghi gesagt:
"Italiens Ministerpräsident Mario Draghi ist ernüchtert von den diplomatischen Versuchen, Kremlchef Wladimir Putin zu einem Waffenstillstand im Ukrainekrieg zu überzeugen. »Ich fange an zu denken, dass diejenigen recht haben, die sagen: Es ist sinnlos, mit ihm zu reden, man verliert nur Zeit«, sagte der Regierungschef in einem Interview der Tageszeitung »Corriere della Sera«.
Draghi hatte vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mit Putin telefoniert und auch danach noch einmal. »Wir hatten uns darauf verständigt, uns ein paar Tage später noch mal zu sprechen. Und dann kam der Horror von Butscha«, so Draghi in der Osterausgabe der italienischen Tageszeitung .
Er will die Hoffnung auf einen diplomatischen Ausweg zwar nicht aufgeben und wolle auch Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron weiter unterstützen, der mehrmals und auch lange mit Putin verhandelte. »Aber ich habe den Eindruck, dass der Schrecken des Krieges mit all dem Gemetzel, mit all dem, was den Kindern und Frauen angetan wird, völlig losgelöst ist von den Worten und Telefonaten«, sagte der italienische Regierungschef.
Bisher sei Putins Ziel nicht Frieden gewesen, »sondern der Versuch, den ukrainischen Widerstand zu vernichten und das Land zu besetzen«, so Draghi weiter. Den ukrainischen Widerstand nannte Draghi »heldenhaft«, Waffenlieferungen an die Ukraine bezeichnete er als »richtig«. Qelle
Zitat reader:
"Es gibt keine eindeutige Antwort, warum es zu keinem Abschluss kam - nur Vermutungen und eine etwas "ahnungslose" oder wenig informierte Bundesregierung."
Falsch - Die Bundesregierung macht; Zitat: " Zu den Inhalten vertraulicher Gespräche oder Korrespondenz mit Vertreterinnen und Vertretern ausländischer Regierungen keine Angaben. Derartige Gespräche und Korrespondenzen sind Akte der Staatslenkung und somit unmittelbares Regierungshandeln. Sie unterfallen dem
Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung.
Die Vertraulichkeit von Beratungen auf politischer Ebene ist entscheidend für den Schutz der auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland und damit auch aus Gründen des Staatswohls geboten.
Würden diese unter der Annahme gegenseitiger Vertraulichkeit ausgetauschten Gesprächs- oder Korrespondenzinhalte Dritten bekannt
– dies umfasst auch eine Weitergabe an das Parlament – würden sich die Ge-
sprächspartnerinnen und -partner bei einem zukünftigen Zusammentreffen oder
zugehöriger schriftlicher Kommunikation nicht mehr in gleicher Weise offen
austauschen.
Ein unvoreingenommener Austausch auch auf persönlicher Ebene und die damit verbundene Fortentwicklung der deutschen Außenpolitik wäre
dann nur noch auf langwierigere, weniger erfolgreiche Art und Weise oder im
Einzelfall auch gar nicht mehr möglich." (aus Deinem Link)
Edita
Danke @Edita für diese Klarstellung. Die propagandistisch bewusst verzerrenden Darstellungen anderer hier sind ärgerlich.
Karl
Danke @pschroed,
dieser staatliche Terror gegen die Zivilbevölkerung ist unerträglich. Er ist m. E. geplant und nicht "einfach" Kollateralschaden.
Karl
Danke @Edita für diese Klarstellung. Die propagandistisch bewusst verzerrenden Darstellungen anderer hier sind ärgerlich.Sie sind auch teuflisch, denn "steter Tropfen höhlt den Stein", mit ihnen wird versucht, die Bevölkerung "gegen den Westen" aufzubringen, ich hoffe nur, daß das nicht in all zu viel Fällen gelingt!
Karl
Edita
Das las ich ebenfalls (einmal wurde so oder so geantwortet), aber es ist dennoch nichts Konkretes bezüglich der Fragen und macht für mich bezüglich meiner kurzen persönlichen Einschätzung keinen großen Unterschied. Ich verstehe die Geheimniskrämerei nicht. Läge die Schuld des Abbruchs eindeutig auf Putins Seite, hätte man das sicher eindeutig benannt – aber darüber möchte ich nicht spekulieren.
Es gab öffentliche Zeitungsmeldungen, TV-Berichte – deutsche, amerikanische, u.a. - über die Verhandlungen, das Interview und dennoch hält man sich bedeckt aus Gründen des „Staatswohls“, anstatt Spekulationen aus dem Weg zu räumen und Stellung zu beziehen. Für manche mag das so in Ordnung sein, für mich eher nicht, es ging ja um nichts, das nicht schon bekannt war.
Es gibt keine konkrete Antwort – „Staatswohl“ – gleiches Argument las ich bei Nordstream 2.
Soll sich jeder selbst seine Gedanken über den Inhalt der Links machen.