Internationale Politik Es ist Krieg in Europa
Ich denke auch, dass es in unserer Nachkriegsgeneration sehr unterschiedlich war, wie und wann jemand politisiert wurde (viele wurden es auch nie, insbesondere eine damalige Frauengeneration, die sich zuerst den strengen Vätern und dann Ehemännern angeglichen haben, von denen auch eine "Aufklärung" usw. erfolgte.
ich war ungefähr 6 Jahre alt, besuchte die Volksschule und dann kamen zu uns nach Hause geheimnisvolle Männer; es wurde das Hitlerbild hervorgeholt (ich wusste damals nicht, wer darauf abgebildet war - und es erklärte mir auch niemand). Die Männer verschwinden dann in einem der wenigen Zimmer, die unsere Wohnung hatten, sangen irgendwelche Kampflieder usw.
Mir wurde unter Androhung von Strafen gesagt, ich dürfe niemanden von diesen Dingen erzählen - auch nicht in der Schule.
Das machte mich natürllich sehr neugierig und eine Tante hatte ich, die meine Fragen zumindest ein wenig beantwortete.
Als ich dann auf das Gymnasium kam, waren dort andere, jüngere LehrerInnen, ähnlich verunsichert wie ihre SchülerInnen. Aber wir wurden auch im Fach Geschichte allmählich informiert, zumal ein Besuch des KZ Dachau auf dem Programm stand.
Und so ging es weiter und hörte nie wieder auf in meinem politischen Leben.
Als ich dann meine Au-Pair Zeit in Frankreich und GB absolvierte, erfuhr ich ebenfalls vieles aus der Sicht der betroffenen Völker und später dann an der Uni in München mit Gleichgesinnten.
Mein Vater starb als ich 15 Jahre alt war - was wäre wohl in ihm vorgegangen, wenn er länger gelebt hätte und er sich mit seiner Tochter (und auch später mit seinem Sohn, meinem Bruder) hätte politisch auseinandersetzen müssen?
Vermutlich wäre er wie all die Nazis, die nie etwas gesehen oder gehört haben, dafür viel zu feige gewesen.
Unsere Mutter war jedenfalls nie dazu bereit, diese Rolle bei uns Kindern zu erfüllen.
Aber Politik ist für mich ein Lebensthema geworden und das wird sicher auch so bleiben. Olga
Vorab: ich bezweifle nicht was du geschrieben hast!
Aber Edita, andere Menschen haben nun mal andere Erfahrungen als Du. Wie ich mehrfach schrieb, war ich z.B. sehr früh mit Politik konfrontiert, bei uns zu Hause war das DAS Thema. Immer. Und ich erinnere, dass ich während der Kubakrise (da war ich 10) schreckliche Angst hatte, dass es zum Weltkrieg kommen könnte. Mit 10!
Allerdings spielte die Politik in meinen Spielen mit den Spielkameraden keine Rolle. Ich wusste nicht, wer von deren Väter Nazis waren, Sozialisten, Kommunisten usw. Und das war zwischen uns allen auch kein Thema. Aber was sich in mir, in meiner Familie tat, das war etwas anderes. Und dass andere Menschen andere Erfahrungen haben, spreche ich denen nicht ab.
DW
Wenn du mit 10 Jahren Angst vor einem Weltkrieg hast, dann kommen diese Gedanken ja nicht aus dir selbst, sondern du hast die Gefühle von deinen Gesprächspartnern übernommen ... das kann ich auch sagen ohne an eurem Tisch gesessen zu haben.
Deine Eltern hätten genauso in eine andere Richtung denken und reden können ... dann hättest du eben diese Angst nicht entwickelt.
Ein 10-jähriger Mensch ist natürlich zu einem analytischen Denken fähig, keine Frage, aber bei so komplexen Dingen orientiert er sich an einer Meinungsführerschaft ... das sind im Regelfall die Eltern, ältere Geschwister oder eben andere Autoritäten in der engeren oder weiteren Familie.
MarkusXP
Hast du eigentlich eine Ahnung, was dieses Wort bedeutet.
Solche Leute wie dich, die habe ich kennen gelernt.
Die mir gesagt haben, dass das, was ich da sage, gar nicht stimmen kann.
Die mir sagen, dass ich mir alles nur einbilde.
Die mir sagen, dass das gar nicht passiert ist und ich mir alles nur
einrede.
Die mir sagen, ich wolle damit andere nur schlecht machen.
Die mir sagen, ich würde nix als Lügen erzählen.
Ich kenne solche Leute wie dich, Edita.
Zu meinem Glück gab es in meinem Leben nicht nur solche.
Es gab etliche, die mir geglaubt haben, auch wenn es unvorstellbar
war.
Du hast keine Ahnung.
Danke fürs Triggern. Findest du wohl klasse von dir!
Anna
Also gut, Du hast mich überredet, bei mit zuhause wurden wir immer raus geschickt, wenn andere Leute zu uns kamen, wir durften nicht dabei sein, wenn "die Erwachsenen sich unterhielten"!Hat doch was, wenn Dich das triggert, Deine Wutschleuse zu öffnen, aber auch dann nehme ich Dir nicht ab, daß Du als Kind unter 12 Jahren irgend etwas von Politik registriert hast, auch keine Wahlplakate, und dann noch mit 4 Jahren!
Wir haben in Dortmund als Kinder jede Menge Spiele auf der Straße gespielt, haben im Wäldchen in Gebüschen Buden gebaut, usw.
Manchmal ist irgendwo ein Fenster aufgegangen und Leute baten irgend etwas einzukaufen, meistens aber Juno, Red Rock oder Overstolz!
Der Krieg war nur insofern noch zu spüren, als das in vielen Wohnungen die Männer fehlten, aber darüber habe ich mir erst viele, viele Jahre später Gedanken gemacht, als Kind hatte ich das so akzeptiert und mit nichts Bösem in Verbindung gebracht!
Edita
Aber Edita, andere Menschen haben nun mal andere Erfahrungen als Du. Wie ich mehrfach schrieb, war ich z.B. sehr früh mit Politik konfrontiert, bei uns zu Hause war das DAS Thema. Immer. Und ich erinnere, dass ich während der Kubakrise (da war ich 10) schreckliche Angst hatte, dass es zum Weltkrieg kommen könnte. Mit 10!
Allerdings spielte die Politik in meinen Spielen mit den Spielkameraden keine Rolle. Ich wusste nicht, wer von deren Väter Nazis waren, Sozialisten, Kommunisten usw. Und das war zwischen uns allen auch kein Thema. Aber was sich in mir, in meiner Familie tat, das war etwas anderes. Und dass andere Menschen andere Erfahrungen haben, spreche ich denen nicht ab.
DW
Und ich habe auch nie "politisierte" Kinder kennengelernt!
Aber ....... da bin ich wohl im Irrtum, aber was mich trotzdem stört ist, daß Anna immer alles so derbe verallgemeinert, so wie Anna es beschreibt mag es in ihrer Umgebung so gewesen sein, aber nicht im gesamten Westen!
Edita
Lieber DW , ich lebe in Bayern, aber zum einen lebe ich in einer Parkwohnanlage, wieder etwas abseits von Strassen und sonstigen Lärm, zum anderen nehme ich die Wahlplakate vermutlich nicht mehr wahr, auch da ich nicht mehr üviel unterwegs bin, Gehbehinderung ist der Grund.Ich glaube auch, dass unsere Kindheit so frei von Politik war, liegt daran, dass wir auch sonst, z. B. in der Schule oder bei Freizeitaktivitäten mit politischer Propaganda verschont blieben.
Das mag auch daran liegen, @Granka, wie das Elternhaus in dieser Hinsicht orientiert war. Meine Familie war während der Nazizeit als Antifaschisten verfolgt und hatte "Gestapoerfahrungen". Diese Erfahrungen waren nie weg, sie waren in unserer Familie immer präsent, meine Kindheit war dadurch sehr geprägt. Glaub mir, ich beneide Menschen, denen das in ihrer Kindheit erspart blieb. Ich hätte gern drauf verzichtet.
Andererseits wurde ich dadurch aber auch für Rechtsextremes sehr sensibilisiert, spätestens seit den 1968ern würde ich mich einen politischen Menschen nennen.
Lebst Du in Bayern oder Hessen? Also hier in Bayern sind ja am Sonntag Wahlen, und an jedem dritten Baum, an jeder zweiten Laterne, auf jedem freien Platz hängen Plakate, dem kann man hier nicht entgehen. Leider.
LG
DW
Siehst du, deine Kindheit hatte ihre Prägungen, meine auch, meine Mutter verlor durch Stalin ihre ganze Familie, hat Deportation, Vertreibung und Flucht erlebt.
In Deutschland mussten sie erst mal an und zurecht kommen, Politik spielte da noch keine Rolle, es gab genug Probleme im Alltag.
Rechtsexztremismus lehnte ich, vermutlich auch die Eltern ab, beide 40 bzw. 50 Jahre tot, sonst hätten sie nicht SPD gewählt. Was die Rechsextremen generell betrifft, im Hinblick auf unsere deutsche Vergangenheit dürfte diese Partei niemand wählen.
Ehrlich, unbeschwert war meine Kindheit ganz sicher nicht, aber ich bin froh, dass meine/unsere Kindheit nicht auch noch politisiert wurde und ich mit dem Wahlalter die Partei wählen konnte, die für mich die Richtige war.
Granka
NEIN - es macht mir keinen Spaß, es ärgert mich!
Ich schrieb gerade an den Waldler .......
"Also gut, Du hast mich überredet, bei mit zuhause wurden wir immer raus geschickt, wenn andere Leute zu uns kamen, wir durften nicht dabei sein, wenn "die Erwachsenen sich unterhielten"!
Und ich habe auch nie "politisierte" Kinder kennengelernt!
Aber ....... da bin ich wohl im Irrtum, aber was mich trotzdem stört ist, daß Anna immer alles so derbe verallgemeinert, so wie Anna es beschreibt mag es in ihrer Umgebung so gewesen sein, aber nicht im gesamten Westen!"
Edita
Ich kann mich tatsächlich auch daran erinnern, dass der Kommunismus in meiner Kindheit als eine Ideologe des Bösen dargestellt wurde, aber Angst hatte ich deswegen nicht. Ich erinnere mich an jemanden, von dem bekannt war, dass er Kommunist war und dass man das verschweigen müsse, weil er sonst Probleme bekäme.
Diese, man kann schon sagen, Hetze gegen Andersdenkende, war in der Adenauer-Republik tatsächlich weit verbreitet, und später habe ich erkannt, dass das nicht richtig war, denn gerade Kommunisten waren oft die anständigsten Menschen unter Hitler, weil sie sich dieser Ideologe verweigerten.
Man sollte auch nicht vergessen, dass viele von ihnen unter seinem Regime inhaftiert und umgebracht wurden.
Die Verbindung vom jetzigen Russland und von Putin zu denen oder umgekehrt gefällt mir nicht.
Diese sind nicht vergleichbar, Putins Verbrechen sind und bleiben Verbrechen, Punkt.
Damals das war eine andere Zeit mit anderen Akteuren, die nichts mit dem, was heute passiert, zu tun haben.
Ich bin sehr dafür, hier nicht alles miteinander zu vermischen, sonst wird es nur chaotisch, am Ende weiß niemand mehr, was richtig und falsch ist, zumal niemand von uns die Geschichte der Befreiung des NS-Staats von den Amerikanern und Russen selbst bewusst erlebt hat.
Da gibt es nun die wildesten Theorien, ich bin zu wenig informiert, um zu entscheiden, welche richtig ist, in der Schule wurde dieses Thema bei uns noch totgeschwiegen.
Und ich glaube, dass auch von den Diskutierenden hier niemand so ein/e Kenner*in dieser Geschichte ist, dass er oder sie die Wahrheit gepachtet hätte.
Was jetzt passiert, das sehen wir, darüber können wir uns Gedanken machen und urteilen.
Diese ganzen Vermischungen führen zu nichts.
Ich habe nie geschrieben, dass es in der gesamten BRD so war.
Mir reicht es!
Anna
Ja, sicher, lieber Markus, das habe ich auch nicht abgestritten. Aber dennoch sind das meine Erfahrungen! Unabhängig davon, wer sie da verursacht und geleitet hat. Und dass es meine Erfahrungen sind, lasse ich mir nicht nehmen. Sie zu akzeptieren und als Teil von mir anzunehmen, hat mich einige Stunden Lehranalyse gekostet.
Liebe @olga64,
danke für Ihren sehr offenen Bericht.
LG
DW
" mag es so sein " nette Umschreibung.Du schriebst exakt " wir im Westen ", und das ist genau genommen noch mehr als die gesamte BRD!
Ich habe nie geschrieben, dass es in der gesamten BRD so war.
Mir reicht es!
Anna
Edita