Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Heidrun11 vom 27.09.2023, 19:15:17

Ich habe ja schon geschildert, dass ich von den Erzählungen über Flucht- und Kriegserlebnisse meiner aus ihrer Heimat vertriebenen Eltern vieles gar nicht so richtig wahrgenommen habe.
Aber eins weiß ich noch genau: Mein Bruder, Jahrgang 1944, litt viel Hunger. Immer bat er um Brot.
Meine Mutter hatte keins. Die Schokolade, die ihm amerkanischen Soldaten schenkten, wollte er nicht.
Sie war ihm unbekannt.
Und dies ist ihm bis heute erinnerlich.

aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf pschroed vom 25.09.2023, 18:34:14

Leider ist Herrn Bahr`s  Zeit leider um.

Ja leider.
Dem ist wohl so, keiner ist unsterblich.

Aber was Egon Bahr gesagt hat, war nur eine geschichtlich belegbare Banalität mit einer die Zeiten überspannenden Wahrheit : jeder, jedes Volk, jedes Land denkt an sich und die Verteidigung bzw. Durchsetzung seiner Interessen zuerst, nicht an die 'Beglückung' anderer aus reiner philanthropischer Selbstlosigkeit. 

Nur wenn diese Interessen gleichlaufend sind, entstehend keine Spannungen.

Ist das nicht der Fall, kommt es zum Spannungsaufbau, dann zur  Entladung, zum Übersprung,  oder aber eben - und das könnte man die in Vergesseheit geratene hohe Kunst der (internationalen) Politik und Diplomatie bezeichnen -  zum behutsamen Versuch, solche gegenpoligen Ladungen, rechtzeitig zu erkennen und zu entspannen.

Bahr/Brandt hatten - und ich bezeichne die beiden und die sie unterstütznde Entourage als einen Glücksfall der Geschichte - das Format dazu.

Heute fehlt es m.E. an solchen Persönlichkeiten, die die Aussage von Bahr (und seiner Vorgänger im Geiste) verstanden haben und deshalb fähig wären, den Aufbau von Spannungen rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern, dass sie sich explosionsartig entladen.

Es gibt keine "neue Fakten", die einen Bahr heute seine Meinung ändern liessen.

Der Ausbruch des Ukraine Kriegs ist doch der beste Beweis,  wohin es führen kann, wenn man so tut, als ob es um 'Menschlichkeit und Demokratie', nicht aber um das Interesse der Ausdehnung bzw. der Verteidigung eigener Macht-und Herrschaftseinflüsse  ginge.

Russland hatte schon immer seinen Platz als 'Großmacht' in Europa. Auch wenn das heute in Vergesseheit geraten zu sein scheint. Es will sich diesen Platz nicht streitig machen lassen (Obama: unbedeutende Regionalmacht !).

Seit seinem (Wieder-) Auftauchen an der Ostgrenze des damaligen Europa vor über 500 Jahren (man nahm wegen der Türkengefahr seinerzeit Russland in den Kreis der westeuropäischen Mächte auf) über die weltbeherrschende europäische Pentarchie (5 Herrscherhäuser: England, Deutschland, Frankreich, Österreich und Russland) bis zum Dualismus der beiden Großmächte (USA - Russland), der aus Sicht der USA mit dem Bankrott der UdSSR 190/91 sein Ende fand: immer war Russland mit von der Partie und es ist Russlands Interesse (wer wollte ihm das verdenken ?), auch weiterhin zu den Großen  zu gehören.

Der misslungene Besetzungsversuch der Ukraine durch Russland ist doch nicht von heute auf morgen vom Himmel gefallen, sondern die von vielen vorhergesagte Folge dieses Interessenskonflikts, und des damit verbundenen Versuchs einer der Dualmächte, Russland aus seiner historischen Rolle in Europa herauszudrängen, es zu 'missionieren', damit es in seinem ("westlichen")  Sinne  'demokratisch' und "menschenrechtstreu" werde.

Die Frage, ob das auch im Interesse der russischen Herrscher und ihres Machtapparates war, wurde nicht gestellt.
Ob aus  Geschichtsvergessenheit oder aus 'westlicher' Hybris heraus oder beidem, sei dahingestellt.

Wenigstens die Europäer hätten sich aber diese Frage stellen müssen: welchen Platz wollen sie eigentlich in einer neuen Weltordnung einnehmen, nach dem Ende des klassischen Dualismus und dem Aufscheinen Chinas und eines möglicherweise 'blockfreien Südens' ?

Ein transatlantisches Anhängsel bis zum Ural, profitierende Trittbrettfahrer auf einem Zug, den andere lenken ?
Oder eine "Großmacht Europa" mit eigenständigen Interessen als Teil einer globalen "Tetrarchie" (Viererherrschaft : USA - China - Europa - blockfreier Süden) ?

Ich kann mich natürlich täuschen, aber wenn ich Bahr recht mitbekommen habe, wie er gedacht, was er gesagt/geschrieben hat, dann hätte er diese "Fakten", diese historischen Umbrüche nicht nur gesehen, sondern auch verstanden und entsprechend gehandelt.

Von Bahr ist bekannt, dass er Befürworter eines eigenen (west-europäischen)  Weges war, der europäische und nationale Interessen beim Namen nennen sollte, auch wenn es den USA nicht immer gefallen würde (Schröders Nein zur direkten Beteiligung am völkerrechtswidrigen amerikanischen Angriff auf den Irak mit dem Ziel des - letztlich missratenen - régime change) .

Warum die imperiale Politik der (damaligen Bush) US Regierung kritisieren, statt die eigenen Interessen klar zu definieren und dann einen eigenen Weg gehen ? So hatte Bahr gefragt.

Welcher EU Europäer würde es wagen,  heute so zu denken wie Bahr damals ? Man überlässt solches  "Denken" eher  lieber den neuen Rechten - was für mich offensichtliches Politikversagen der Demokraten und Anhänger der Rechtstaatsverteidiger ist,  mit ungewissen, mir starkes Unbehagen bereitenden,  Perspektiven.

Das Denken derer, die damals,  vor einem halben Jahrhundert, die auf Entspannungspolitik bedachten, strategisch klug und vorausaschauend denkenden Politiker  Bahr/Brandt gehässig als 'Vaterlandsverräter' verschrien haben (ich sehe sie noch deutlich vor mir, diese Gegner besonders die ewig gestrigen Erzkonservativen von der CSU/CDU ...),  scheint überlebt zu haben, scheint sich überraschenderweise recht schnell revitalisieren zu können.

Ob's am Geschichtsuntericht (aus der Vergangenheit nichts odewr nur das Falsche gelernt) liegt ? Beim Geschichtslehrer  Höcke (AfD)  könnte man auf die Idee kommen, aber bei all  den anderen ?
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Alkmar vom 27.09.2023, 18:54:34

Soll man sich jetzt sich freuen oder bedauern, dass nicht alle "wissend daherkommen wollende" Aussagen zum internationalen Völkerrecht professorales Niveau haben ?

Wagner Leute sind möglicherweise Mörder, aber im Sinne des geltenden Strafrechts. Da sie keinen Kombattanten Status haben, fallen sie eben nicht unter das internationale Kriegsrecht. Da kannst Du Dich kugeln und rugeln,soviel Du willst.

Übrigens, Blackwater Kämpfer waren in den USA wegen Mord (im Irak) in den USA verurteilt worden (nach US Recht). Trump hat sie begnadigt und freigelassen.


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aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.09.2023, 19:32:29

Wenn hier schon von amerikanischer Schokolade (OT, aber wenigstens Nachkriegs- Europa) die Rede ist: meine Schwester mochte sie sehr, was mir indirekt auch sehr gut getan haben muss, denn hätten die GIs meiner Schwester keine Schokoriegel gegeben unter der Auflage, jetzt aber schnell mit dem deutlich riechenden Baby-Aixois nach Hause zu gehen zum Windelwechseln, dann wäre ich womöglich noch heute 'wund'.

Dem von mir später geäußerten Verdacht, meine Schwester habe mich 'instrumentalisiert' und sei bewusst,  mit einem windelvollen Baby im Kinderwagen, an den Lagerzaun der Amis gegangen, hat meine Schwester nie widersprochen, eher verschmitzt gegrinst ...

olga64
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 27.09.2023, 19:55:48

Viele, auch deutsche PolitikerInnen, kamen erst in sehr hohem Alter oder nach ihrem Tod zu Ehren. Vorher hatten sie noch viel Gelegenheit, umfangreiche Bücher über ihr Wirken und Tun zu verfassen, die dann hoffentlich auch viele Leute kauften und einige sogar gelesen haben.

Da haben heutige PolitikerInnen ja auch noch hohe Chancen, dass ihre Ehre mit fortschreitendem Alter wieder hergestellt wird. Solange das nicht darin mündet, dass im Nachhinein Hitler, Stalin, Putin und solche Verbrecher zu Ehren kommen ,soll mir das alles recht sein. Olga

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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf aixois vom 27.09.2023, 20:12:54
😁

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olga64
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 27.09.2023, 20:12:54

Ich hatte mein Einzelerlebnis und vermutlich eine meiner ersten Erinnerungen als ich ca 4 Jahre alt war. Ic h begegnete als kleines Mädchen einem sehr, sehr grossen, dunkelhäutigen und lachenden Amerikaner mit weissen Zähnen, der mit Schokolade zu schenken versuchte, die ich ihm allerdings wieder entgegenspuckte, weil ich so etwas nicht kannte.
Dann durfte ich die Schürze meines Kleides so gestalten,d ass darin Kaugummis, weitere Schokolade und auch eine Stange Pall Mall (Zigaretten) für den Daddy Platz fanden.
So marschierte ich nach Hause und erzeugte ziemlichen Jubel, obwohl in meiner 'Familie sich die Aversion gegen die Kriegs-Sieger und Besatzungsmächte bis zum Tode meiner Eltern standhaft festhielt. Olga

pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed

Die Kreml Terroristen bleiben bei ihren Forderungen.
Die Ukraine sollte auf die von den Russischen Vasallen Gebiete besetzte Gebiete verzichten.
Das lehnt die Ukraine entschieden ab, es geht um millionen von ukrainischen Bürger wo ihre Identität verlieren würden.  Phil.



QUELLE ZEIT

Russland bleibt laut Lawrow bereit für Gespräche
Russland ist nach Aussagen von Außenminister Sergej Lawrow weiterhin unter bestimmten Bedingungen bereit, Abkommen über die Ukraine abzuschließen. "Unsere Position bleibt dieselbe: Wir sind bereit, Abkommen zu treffen, vorausgesetzt, dass die aktuelle Situation vor Ort berücksichtigt wird", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass Lawrow in einem am frühen Morgen veröffentlichten Interview. Darüber hinaus müssten die Sicherheitsinteressen Russlands beachtet werden, darunter die Notwendigkeit, "die Schaffung eines feindlichen Nazi-Regimes in der Nähe der russischen Grenzen zu verhindern".

Lawrow hatte laut Tass bereits gesagt, je länger die Ukraine Gespräche mit Russland verzögere, desto schwieriger werde eine Einigung. Die Regierung in Moskau besteht vor möglichen Verhandlungen unter anderem darauf, dass die Ukraine auf ihre von russischen Truppen besetzten Gebiete verzichtet. Das lehnt die Ukraine entschieden ab.

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Juro vom 27.09.2023, 14:30:44
Hallo,

weil der Begriff Freiheit fiel nur ein Gedanke dazu:
Die Freiheit des einen muss auch immer die Freiheit des anderen beinhalten.
Zur Freiheit gehört Verantwortung. Der Mensch ist per Definition ein Wesen, das Verantwortung übernimmt, sein Handeln reflektiert – und nachdenkt, bevor er etwas tut. Freiheit und Verantwortung gehören deshalb zusammen, weil die Freiheit nie grenzenlos ist. „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“, hat der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) einmal gesagt. Der Dichter Matthias Claudius (1740-1815) formuliert es so: „Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet.“
...
Und: Konsens und Kompromiss stärken den Zusammenhalt.
https://www.aerztinnenbund.de/Freiheit_heisst_Verantwortung.3400.0.2.html
Juro
geschrieben von Juro
Die Freiheit – ein Thema, viel älter als wir @Juro 

Leicht ist es darüber zu philosophieren - siehe oben 
und relativ schnell kommt es zu Gewalt und Krieg

Ich schätze meine relative Freiheit mehr als vieles andere.
Wie frei kann der Mensch in einer Demokratie sein? Wie frei kann der Mensch in einer Autokratie oder Diktatur sein?

Ich ziehe die Freiheit in der Demokratie eindeutig vor. Dass sie mit Verantwortung verbunden ist, passt mir ganz gut.
Für mich lautet die Frage eher: Wie viel Freiheit ist möglich und nicht, mit wie wenig Freiheit kann ich oder können meine Mitmenschen, gerade noch zurecht kommen.

Allerdings würde mich auch die relative Unfreiheit einer Diktatur, nicht von der Verantwortung für mein Handeln entbinden!

Die pers. Verantwortung bleibt immer, oder siehst du das anders?

WurzelFluegel
 
Granka
Granka
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Granka
als Antwort auf pschroed vom 28.09.2023, 08:24:57
Die Kreml Terroristen bleiben bei ihren Forderungen.
Die Ukraine sollte auf die von den Russischen Vasallen Gebiete besetzte Gebiete verzichten.
Das lehnt die Ukraine entschieden ab, es geht um millionen von ukrainischen Bürger wo ihre Identität verlieren würden.  Phil.



QUELLE ZEIT
Russland bleibt laut Lawrow bereit für Gespräche
Russland ist nach Aussagen von Außenminister Sergej Lawrow weiterhin unter bestimmten Bedingungen bereit, Abkommen über die Ukraine abzuschließen. "Unsere Position bleibt dieselbe: Wir sind bereit, Abkommen zu treffen, vorausgesetzt, dass die aktuelle Situation vor Ort berücksichtigt wird", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass Lawrow in einem am frühen Morgen veröffentlichten Interview. Darüber hinaus müssten die Sicherheitsinteressen Russlands beachtet werden, darunter die Notwendigkeit, "die Schaffung eines feindlichen Nazi-Regimes in der Nähe der russischen Grenzen zu verhindern".

Lawrow hatte laut Tass bereits gesagt, je länger die Ukraine Gespräche mit Russland verzögere, desto schwieriger werde eine Einigung. Die Regierung in Moskau besteht vor möglichen Verhandlungen unter anderem darauf, dass die Ukraine auf ihre von russischen Truppen besetzten Gebiete verzichtet. Das lehnt die Ukraine entschieden ab.
Lieber Phil, die Sendung Markus Lanz mit Tatiania Kiel und Olivia Kortes ergänzt deinen Beitrag.

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-26-september-2023-100.html

Ich hatte danach einen Klos im Hals, von Klitschkos Erzählungen über den Krieg und über die verschleppten Kinder, die Tatiana Kiel versucht zu finden und zurück zu bringen. Es wurden Videos aus Russland mit den Kinder gezeigt, die emotionslos ihren vorgegebenen Text versucht haben aufzusagen, die Kinder kommen in Camps, d. sind Umerziehungslager und nur bis dahin hat T. Kiel mit ihrer Organisation die Möglichkeit, sie zurück in die Ukraine zu bringen, alle  sind lt. T. Kiel  tief traumatisiert und die Dunkelziffer der verschleppten Kinder schätzen sie auf ca. 700.000.

Ich habe mich geschämt, dass die GroKo unter Merkel, statt nach Annektion der Krim, zu handeln und damit den Krieg zu verhindern, nämlich Putin mit Europa seine Grenzen zu aufzuzeigen, lieber russisches, billiges Gas gekauft hat, weil sie die Atomkraftwerke abgeschaltet hatten. Hat er auch angesprochen, der Ampel Regierung dankt er sehr für die Unterstützung
 (hat etwas länger gedauert).​​​​​

Und was Klitschko persönlich anbelangt, ja er hat auch gekämpft und  wenn er an die Front einberufen wird, geht er, nicht um "zu sterben, sondern um zu leben, im Sport wie im Krieg zählt Ausdauer" und "Putin wird sich an der Ukraine verschlucken" sie werden  nicht aufgeben und Verhandlungen?  "mit wem und über was, Lawrow, Putin? beides Lügner. "

War für mich beeindruckend und ich mag jetzt noch viel weniger die verholene Sympathie für Putin lesen, genauso wenig die ewigen Relativierungen,  die versuchen dem Westen offen oder durch die Hintertüre die Schuld an Putins Krieg und imperialistischen Grössenwahn zu geben.

Ich hoffe für die Ukraine auf ein baldiges Ende des Krieges. 

Granka, die nicht mehr mit diskutieren mag und kann. 
 

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