Internationale Politik Es ist Krieg in Europa
Lieber @aixois,
danke für deine ausführliche Antwort. Ich erkenne Deine Motivation an. Ich selber war lebenslang ein Verfechter pazifistischer Positionen und gebe zu, dass ich meine Meinung aufgrund des brutalen Überfalls auf die Ukraine geändert habe.
Deine Meinung ist wertvoll und anzuerkennen. Viele Menschen denken so und dieses Denken übt Druck in Richtung Frieden aus, was ja zu begrüßen ist.
Aber vielleicht entwickelst Du auch ein wenig Verständnis für die Gegenposition. M. E. ist es wohlfeil nach Butscha den Ukrainern zu empfehlen, sich doch bitte schön mit einer russischen Besatzung abzufinden. Ich kann sehr, sehr gut verstehen, dass sehr viele das nicht wollen, gerade weil sie leben möchten. Dabei bedeutet leben eben mehr als einfach nur zu vegetieren.
Frieden muss das Ziel sein, aber doch nicht um jeden Preis. Die Ukraine hat die Chance eine gute Verhandlungsposition zu erreichen und dabei verdient sie m. E. die volle Unterstützung - auch durch Waffenlieferungen.
Karl
Das hast Du vor ein paar Monaten schon einmal geschrieben aixois, ich glaube mit dem Beisatz "lieber rot als tot". Und ich habe geantwortet, dass man es mit diesem Vorgehen den Kindern, der nächsten Generation überhelfen würde, sich vom russischen Diktat zu befreien, wenn das überhaupt möglich ist. Keine schöne Hinterlassenschaft.(...) Ich sehe nur zwei Optionen, zu versuchen, die Russen , wenn es sein muss bis zum letzten Mann kämpfend, aus dem Land zu jagen, oder das Opfer zu bringen, ihre Forderungen zumindest temporär zu akzeptieren, soweit das möglich ist. Als Preis für mein Überleben quasi, ein Überleben, das es mir möglich macht, die "rote Herrschaft" in kleinen Schritten abzumildern und über die Zeit abzuschaffen, entweder à la DDR (friedliche 'revolution') oder durch reziproke Assimilation, d.h. beide Seiten erkennen, dass es sich lohnt, man Wohlstand schaffen kann, wenn man miteinander auskommt. Was ja in SSR Zeiten durchaus möglich war, nicht zuletzt, weil die Sprachen und Kulturen sich nicht total fremd sind.
Auch Putin kann nicht neben jeden Ukrainer einen Soldaten zum Aufpassen rund um die Uhr abstellen. (...)
geschrieben von aixois
Und dann ist mMn die aktuelle Situation zwischen Russland und Ukraine überhaupt nicht mit der DDR vergleichbar und das Miteinanderauskommen - zwischen russischer Besetzung und ukrainischer Bevölkerung? - kann ich mir derzeit überhaupt nicht vorstellen.
Was ich mir wünsche ist ein Waffenstillstand und nicht endlose Waffenlieferungen, der ist zwar nicht in Sicht, aber es gibt hinter den Kulissen Geheimverhandlungen, ganz sicher und darauf setze ich meine ganze Hoffnung.
@JuergenSHallo @Karl
wenn man mit einem Diktator verhandeln muss, dann ist nur zu hoffen, dass dies aus einer starken Position heraus geschehen kann, sonst wird keine Gnade zu erwarten sein.
Deshalb kämpft die Ukraine. Nach Äußerungen von Selenskyj gehe ich davon aus, dass er weiß, dass am Ende Kompromisse gemacht werden müssen, aber Kompromisse, mit denen die Ukraine leben kann, wird es nur geben, wenn sie mit ihrer Gegenwehr erfolgreich ist.
Karl
Erfolgreiche Gegenwehr bedeutet ja in diesem Fall, dass alle Streitkräfte der Russen wieder außerhalb der Ukraine wären, auch der Krim. Das wäre natürlich gut, beendet es den Überfall???
Worüber sollte dann verhandelt werden? Über Reparationszahlungen von Russland an die Ukraine? Über künftige gegenseitige Sicherheitsmaßnahmen? Das wäre sinnvoll, aber Putin würde nicht als Verlierer zu Verhandlungen antreten. Einzige Hoffnung er wäre inzwischen abgelöst.
Bei einer sich klar abzeichnenden Niederlage würde Putin aus meiner Sicht einen „kleinen“ strategischen Atomanschlag veranlassen.
Einige meinen Putin sei verrückt, ich denke er ist es nicht, sondern ein schlimmer sehr böser, grausamer, egoistischer Mensch. Um zu Morden ist es keine Voraussetzung verrückt zu sein.
Die Zeit bis Jahresende wäre es gut und wichtig mit Verhandlungen zu beginnen. Da hätte Putin noch die Möglichkeit einen Abzug der Truppen als eigene Entscheidung zu verkaufen, egal mit welchen Erklärungen.
Egal wie widersinnig es scheint, man sollte Putin eine kleine Möglichkeit einräumen vor seinem eigenen Volk nicht als Verlierer dazustehen, sonst gibt es mit ihm keine Verhandlungen.
Ciao
Hobbyradler
"..ein Überleben, das es mir möglich macht, die "rote Herrschaft" in kleinen Schritten abzumildern und über die Zeit abzuschaffen, entweder à la DDR (friedliche 'revolution') oder durch reziproke Assimilation.."
@aixois, Das Problem ist nicht das wie unter 'Fremdherrschaft' zu überleben - eher ob Du überhaupt die Chance hast zu leben, denn vegitieren ist kein Leben. Und für eine 'friedlliche Revolution' braucht es einen wenigstens kurzen schwachen Moment des Diktators. Die DDR hatte Glück das Moskau damals "mit heruntergelassener Hose" gerade dastand. Es hätte auch wie Prag oder Warschau enden können.
Findest Du es dann immer noch eine Option..?
Freiheit bedeutet nicht 'Ponnyhof und Streicheleinheiten', Freiheit muss man auch zu schützen wissen. Sonst hat man sie schneller verloren wie es einem lieb ist.
Meine Meinung ist eine Hoffnung, aber nicht wertvoll, offensichtlich, aber wieviele echte DEmokratien gibt es noch auf der WElt?
Und auch der Westen verbündet sich ja weiterhin mit Diktaturen oder Scheindemokratien, und hört endlich auch, so zu tun, als seid ihr alle keine inaktiven Laien oder Amateure, nur weil ihr irgendwo irgendwas lest.
Putin ist der Schlüssel und er ist käuflich wie jeder Staat, weils um Geld geht und Macht und die Vermeidung von Hochrüstung der ganzen Welt, statt um Rettung der WElt wegen der Klimakatastrophe und der armen Länder.
...
Nein @hobbyradler,
erfolgreiche Gegenwehr muss keinesfalls bedeuten, dass die Krim bereits erobert ist, erfolgreich kann es auch sein, wenn so etwas drohen würde.
Karl
Auch wenn ihr ihr alle drauf setzt, dass die Ukraine, klinisch rein den Krieg gewinnen muß, mich prägte nach dem Krieg "Wolfgang Borchert" mit seinem Stück: "Draußen vor der Tür"
"Im Zentrum der Handlung steht der deutsche Kriegsheimkehrer Beckmann, dem es nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft nicht gelingt, sich wieder ins Zivilleben einzugliedern. Während er noch durch die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs geprägt ist, haben seine Mitmenschen die Vergangenheit längst verdrängt. Auf den Stationen seiner Suche nach einem Platz in der Nachkriegsgesellschaft richtet Beckmann Forderungen nach Moral und Verantwortung an verschiedene Personentypen, Gott und den Tod. Am Ende bleibt er von der Gesellschaft ausgeschlossen und erhält auf seine Fragen keine Antwort."
Aber plagt euch ruhig weiter, irgendwelche ideellen Fahnen zu schwenken.
Wieviele der jetzigen Kriegsteilnehmer werden diesmal am Abgrund stehen, nicht nur Russen, Belarussen und Ukrainer?
Ich bin ein wenig ans Haus gefesselt und habe mich hier durch das Thema gelesen - nicht alles, aber das wichtigste. Was mir auffällt ist die Tonart, die sich hier aber vor allem auch in den Medien geändert hat. Bei Fragen nach den Hintergründen oder dem Auslöser für diesen Krieg heisst es eigentlich immer nur: Putin ist der Verbecher, der wolle das so von Anfang an..usw. Und dann erschrickt mich die oft geradezu fanatische Bejubelung nach noch mehr Waffen für die Urkaine und jeder, der daggen st, wird als Agent der Russen, AdF Anhänger , Dummkopf oder schlimmeres bezeichnet.
Dabei solle man sich einmal ein altes Video aus dem Jah 2016 der ARD-Sendung Panorama ansehen und vor allem anhören: wie sehr kritisch man damals vor 7 Jahren im öffentlich rechtlichen TV war und ganz deutliche Warnungen zur Russland Politik der EU und NATO. Heute dagegen stimmt der gleiche Sender ins Kriegsgebrüll mit ein, keine Spur mehr einer hinterfragenden oder kritischen Berichterstattung. Fällt das nur mir auf oder könnte da nicht die Ursache vielleicht dochauch liegen?
Ich bin nicht ans Haus gefesselt und deshalb haben wir heute einen tollen Ausflug ins Land der Murcianos. Weil jetzt schon Nebensaison und unser Ausflugsziel ohnehin kein Touristenspot ist, sind wir mit einer Gruppe Spanier ins Gespräch gekommen. Die Differenzieren sehr wohl und hatten auch keine Scheu ihre Gedanken frei zu äußern. Generell sind alle gegen Krieg - Punkt. Aber niemand verteufelte Russland, im Gegenteil alle waren der Meinung, dass es so kommen musste. W. Putin habe lange gewarnt, ansonsten war es unisono, niemand äußerte Angst, dass Russland Europa überfallen könnte.
Ich habe jetzt lediglich Antworten wiedergegeben - Angst jedoch habe ich auch nicht.
Schuldzuweisungen sind überflüssig, weil nicht umstritten, aber jeder einzelne Mensch ist es wert, rausgehalten zu werden, allen voran alle Kinder!!!