Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Elbling
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Elbling
als Antwort auf Juro vom 10.09.2023, 13:27:55
so wie alles Kultur ist, was der Mensch baut, plant, besingt, isst, trinkt, wie er heizt, seine Lebensmittel züchtet und anbaut, ist alles was der Mensch denkt, als geistige Betrachtung der Welt von sich gibt Ideologie. Deine hier geäußerten Standpunkte tendieren scharf in Richtung Nihilismus. Obwohl dein Denkansatz lauteren Motiven entspringt.
@Juro, "...baut, plant, besingt, isst, trinkt, wie er heizt, seine Lebensmittel züchtet und anbaut.." sind m.M. nach ideologiefreie Dinge, denn jeder der es macht braucht dazu keine Ideologie, oder Weltanschauung - nur den Willen es zu machen.

Aber jede Betrachtung der Vorgänge in der Welt sind 'reine Ideologie'. Wenn man den Krieg beseitigen möchte ist die Ideologie störend, denn sie impliziert die Parteinahme für eine Seite der Konfliktparteien. Und genau das ist wieder der Stolperstock für jede Friedensbemühung.
Wer den Frieden vermitteln möchte muss sher genau und sehr explizit die Anforderungen der Neutralität erfüllen. Der kleinste Fehler und alles ist für 'umsonst'.

Mit Nihilismus hat es überhaupt nichts zu tun, es ist die Einsicht in die Erfordernisse. Alle Probleme der Menschheit hat ihren Ursprung in der Ideologie - man sucht schuldige und bemerkt nicht das man selber der Schuldige ist.
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Rosi65 vom 10.09.2023, 14:16:19

Aus dem Wunsch der Wissenschaft, bes. nach dem Entstehen neuer 'Demokratien' im Gefolge des Zusammenbruchs des Sowjetreichs,  Demokratien vergleichen zu können   möglichst durch empirisch feststellbare Kriterien, entwickelte sich der  "Demokratie - Index", als ein Grobraster basierend auf den westlichen Vorstellungen wie eine Demokratie idealerweise funktionieren sollte.

Wer bestimmt, was die gültigen normativen Basiselemente einer Demokratie sind ?

Leiten sie sich nicht hauptsächlich aus dem Kulturraum und dem Verständnis der abendländischen "Aufklärung"  her  ?  Sind die überkommenen traditionellen Erwartungen an Partizpationsrechte in Gabun oder Bangladesh etwa die gleichen wie in der Schweiz oder in Österreich ?

Warum wird in zunehmendem Masse von der Krise unserer Demokratie gesprochen, wenn sie doch gut funktioniert und vollständig ist.

Von I.Blühdorn stammt der Begriff einer nur "simulativen Demokratie", als einem prozesshaft ablaufenden Erosionsgeschehen, das demokratische Werte und Ideale aushöhlt,  ohne sie dabei allerdings sichtbar zu beschädigen, d.h. die Demokratie scheint auf den ersten Blick formal wie geschmiert zu funktionieren und  überlebensfähig zu sein.
Wegen der zunehmenden Komplexität der politischen Herausforderungen nehmen die Akteure die Möglichkeiten der  Subsysteme (Partizipation, Kontrolle, unabhängige Repräsentanten usw.) nicht mehr wahr, richten sich bequem in ihren Ecken ein, ohne den anderen groß zu stören.
Nicht - Wähler sind so gesehen perfekte Anhänger der Demokratie, alles läuft doch wie immer, wozu dann wählen ?
Für eine funktionierende Demokratie reicht es wenn die Hälfte der Wähler gar nicht wählen (Landtagswahlen/Kommunalwahlen) gehen ?
 
Man stelle sich daher vor, man hätte alles was es braucht für eine Demokratie, aber keiner will richtig mitmachen ? Wie groß ist das Interesse an Kontrolle (z.B. Rundfunkräte) oder an der Teilnahme an für die Demokratie wichtigen Institutionen ?
Nehmen die Mitgliederzahlen der Parteien, der Gewerkschaften, der Kirchen usw. zu oder als Zeichen einer funktioiernden Demokratie etwa nicht doch ab ?  Ohne starke Korporationen, wie kann der einzelne Bürger dann demokratisch aktiv sein.

Will sagen: Demokratie ist nicht gleich Demokratie, worauf es ankommt,  ist das Ergebnis und die Zustimmung der Bevölkerung.

Interessant ist auch, dass die Demokratie des weltweiten "Demokratie-Flaggschiffs" USA nicht als eine vollständige, sondern 'unvollständige' eingeschätzt wurde. Besser scheinen (simulieren = simulativ s.o. ) als sein ? 

Wurden nicht auch zur Verbreitung dieses Demokratieverständnisses Kriege geführt, von außen "regime change" Anstrengungen unternommen , geurteilt, wie sich andere Länder gefälligst zu verhalten hätten ?
Wurde nicht der Bongoclan in Gabun jahrzehntelang demokratisch im Wettstreit mehrerer  Parteien wiedergewählt und galt Gabun daher nicht als eine für Afrika beispielhafte 'Demokratie' ?

Das auch nur zur Information, ist eigentlich OT, aber dennoch indirekt Teil einer Kriegslogik, wenn es nämlich darum geht, wer die bessere Demokratie hat bzw. wer von wem welche Demokratie bei sich einführen sollte. So wird es erneut Aufgabe der neu im Aufbaubegriffenen zivilmilitärischen Einheiten der EU sein, in Staaten Westafrikas zu intervnieren, um intervenieren, um Demokratie, Sichrheit und Wohlstand zu generieren. Das hat zwar bisher schon nicht geklappt, aber man kann das Feld ja nicht den chinesischen oder russischen 'Demokratien' überlassen.

Juro
Juro
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Juro
als Antwort auf Edita vom 10.09.2023, 13:46:33

Dann sind wir uns ja einig.
Juro


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Juro
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Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Juro
als Antwort auf Elbling vom 10.09.2023, 16:05:14

Elbling, mit den Anforderungen an Moderatoren hast du mich ja überzeugt.

Wir brauchen auch keine Ideologie der Rechtfertigung des Tötens und des Raubens.
Aber wir brauchen eine übergreifende Moral des friedlichen Umgangs miteinander. Doch damit sind wir schon in einer Ideologie, denn Moral ist Teil der Weltanschauung.

Juro

Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf pschroed vom 09.09.2023, 17:49:22


So wie ich mein Sohn erzogen habe ohne Patrotismus, Fahne usw. auch ohne Wehrdienst, sie wollen und können nicht auf junge Väter oder Frauen wie sie sind schiessen. Das würde auch auf viele junge Deutsche zutreffen. 
 
Zum Thema Verweigerung hier ein ruhiges, nachdenkliches Lied eines sächsischen Poeten:
 
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Juro vom 10.09.2023, 17:56:28

Aber wir brauchen eine übergreifende Moral des friedlichen Umgangs miteinander. Doch damit sind wir schon in einer Ideologie, denn Moral ist Teil der Weltanschauung.

So einen Versuch (es gab auch andere) stellt die Projektidee von Hans Küng (kath. Theologe)  dar, das er 1990 in einem Bändchen "Weltethos" zusammengefasst hat und das seither weltweit Verbreitung und Anhänger gefunden (Parlament der Weltreligionen) hat. stiftung weltethos

" Wir verpflichten uns auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit, des Respekts, der Gerechtigkeit und des Friedens. Wir werden keine anderen Menschen unterdrücken, schädigen, foltern, gar töten und auf Gewalt als Mittel zum Austrag von Differenzen verzichten."

Das hat auch die Russisch orthodoxe Kirche unterschrieben.

Wer, wenn nicht die 'Ideologien' der Weltkirchen, Glaubensgemeinschaften, die Milliarden von Menschen Werte vermitteln , sollten diese 'Kultur' von 5 moralischen Grundwerten ( Menschlichkeit und Gegenseitigkeit - sog. Goldene Regel, Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Gleichberechtigung & Partnerschaft,  ökologische Verantwortung)  vermittlen können.

„Ohne einen minimalen Grundkonsens bezüglich bestimmter Werte, Normen und Haltungen ist weder in einer kleineren noch in einer größeren Gemeinschaft ein menschenwürdiges Zusammenleben möglich. Ohne einen solchen Grundkonsens, der immer neu im Dialog zu finden ist, kann auch eine moderne Demokratie nicht funktionieren.“

An einer "übergreifenden Moral",  am Wissen um das richtige Verhalten, Denken und Handeln  fehlt es nicht, wohl aber an dem Grundkonsens, sprich den Menschen,  die sich derartiger Moral gemäß doch eigentlich bewegen sollten.

Da Menschen, das eine sagen und hochheilig versprechen, aber das andere, das Gegenteil davontun, braucht es eine Instanz, die das Friedensethos durchsetzt. Die gibt es in Form der UN, die aber einem Geschworenengericht gleicht, bei dem der zu Verurteilende mit in der Jury sitzt und selbst über seine Verurteilung bestimmen kann.
 
Die Institution UN als weltliche Einrichtung  zur Friedensschaffung-/sicherung funktioniert nicht. Nicht funktionieren tut aber auch das Projekt Weltethos,  das hauptsächlich auf religiös-ethische Traditionen rekurriert und sich von daher sogar als umfassendes  "Menschheitsethos" versteht.
Die Weltethos-Erklärung richtet sich nämlich an religiöse wie nichtreligiöse Menschen.

Selbstverständlich wird jeder - auch hier im Forum - von sich behaupten, Frieden zu wollen. Aber wenn es dann um die Mittel geht, da ist es spätestens mit dem "Grundkonsens" aus. Vor die Frage gestellt, nach dem gültigen Ethos,  antworten die Kirchen vielstimming und drücken sich um eine eindeutige Antwort und bvrabbeln was von "Dilemma" - in der Tat sehr hilfreich für einen der nach Werte - Orientierung sucht.

Neulich las ich irgendwo eine Eloge auf die historisch zu nennende Politik von Bahr/Brandt, die Entspannung dadurch erreichte, dass sie 'Land für Frieden' aushandelten, d.h.mit den Ostverträgen verzichteten sie auf viel "deutsches Territorium" - gegen den heftigsten (und in weiten Teilen, hochgradig unfairen ) Widerstand aus der CDSU. Entschudligt hat sie sich m.W. dafür bis heute nicht. Sonnt sich aber gerne in den Erfolgen der damsl so genannten 'neuen Ostpolitik'.

Als dieser Ansatz aufkam in der aktuellen Diskussion - Land für Frieden - war der Aufschrei groß und ist es heute noch. Undenkbar. Aber dann sollte auch die Frage erlaubt sein nach dem Wert menschlichen Lebens, wieviele Leben entsprechen wieviel km² Territorium ?  Gibt es da eine rote Linie ? Gibt es ein 'genug ist genug' oder gilt das "Kämpfen bis zum letzten Mann" - Prinzip.

So eine häretische, aber offene und klare Frage zu stellen,  ist politically not correct und ruft entsprechende Reaktionen hervor. Reaktionen, weil die Frage sehr 'unbequem' ist und zeigt, dass die Gleichung "Leben für Frieden" eben auch auch keine Lösung darstellt, und mehr 'Leben' nicht mehr 'Frieden' bringt, schon gar nicht, wenn der Gegener eine atomare Grossmacht ist.

Das wird aber niemand zugeben wollen, der die Lösung in  einer Perpetuierung des brutalen, unmenschlichen, grausamen  Krieges  durch  dauerhafte Waffenlieferungen sieht, bis zum Ausbluten des Feindes in deer Hoffnung, dass es nicht der Freund ist, der sich zuerst erschöpft. Wissen die Waffeneinsetzer wie (endlos) es weiter gehen soll ?
Ist die ganze Kraftmeierei im Grunde nicht doch auch Ausdruck von verzweifelter Hoffnungslosigkeit, von "nicht weiter wissen ", von Angst, wie man vom Tiger, den man so stolz reitet,  wieder runterkommt ?

Als ich vor einem Jahr wagte, mich als Anhänger eines "lieber rot als tot" zu outen, wurde ich verhackstückt. Aber die Hunderttausende von Opfern gehen nicht auf mein Prinzip zurück, das kann keiner behaupten. Die lauten Stimmen von damals, sind aber weniger und jedenfalls etwas leiser geworden.

Nur wenn man glaubt, wie es unsere Aussenminisiterin tut und die Frage stellt, was das für ein Frieden ist , wenn man unter russischer Besetzung leben muss? Wo man  jeden Tag die Sorge hat, dass man kaltblütig ermordet, vergewaltigt oder als Kind verschleppt wird", (zitiert nach Tagesspiegel Februar 2023)  dann wäre auch ich dabei und würde zur Waffe greifen.

 


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pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 10.09.2023, 19:59:19

Wie schon geschrieben, mein Sohn wurde nicht erzogen um andere zu töten genau wie es bestimmt viele junge Ukrainer nicht wurden kein normal denkender Mensch konnte sich das vorstellen dass die Kremlterroristen so aus der Rolle fallen würden. Nein eine militärische Gehirnwäsche hat er nicht erhalten auch nicht von mir.
Anders die armen Kinder in RU wo aus Karton hergestellte Panzer im Schulhof ideologisch vorbereitet werden Krieg als normal zu empfinden.
Schreckliche Tyrannen wo sowas befehlen.

Die Ukraine hatte keine Wahl sie muss sich verteidigen, glaube mir wenn ein Putin Vasall oder wer auch immer,  in unserem Umfeld in Frieden lebende Familien überfallen würde, ich würde auch zum Gewehr greifen.  Phil.

Phryne
Phryne
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Phryne
Wenn wir über unsere Kinder schreiben dürfen wir aber eine Tatsache nicht
unerwähnt lassen.
 
Sie waren und sind vereinzelt auch heute noch Computer Kinder.
Theoretisch haben sie seit den Neunzigern auf alles geballert, was sich bewegt hat.
Obs von uns nicht gern gesehen wurde oder nicht.
 
Es wurde vor Jahren mal geschrieben: Jeder Spieler ist so gut wie ein ausgebildeter Soldat !
 
Manchen hat das spielerische Ballern gelangt. Einige wollten das Gefühl der Macht real erleben. Andere liefen Amok.

V.G.
Phryne
Karl
Karl
Administrator

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Karl
als Antwort auf aixois vom 10.09.2023, 20:26:55

Nun lieber @aixois, lieber rot als tot ist doch eine sehr individuelle Entscheidung und Respekt verdient auch die individuelle Gegenposition.
Ich würde jetzt die Menschen, die sich gegen die Vergewaltigung ihrer politischen Ziele stemmen und sich wehren, nicht noch vor dem Aggressor moralisch verurteilen.

Ich kann politisch auch gar kein rot erkennen, nur Blut. Was also tun?

Karl
 

Karl
Karl
Administrator

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Karl
als Antwort auf Phryne vom 10.09.2023, 21:41:04

@phryne,

ich bin persönlich auch überzeugt, dass Ballerspiele nicht das sind, was Kindern gelehrt werden sollte. Zur Friedenserziehung tragen sie nicht bei.

Karl


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