Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Anna842 vom 03.09.2023, 11:13:44

ich bin es gewohnt, politische Systeme zu analysieren

Ja Anna, so sollte es ja auich sein. Informieren, analysieren, dann die Beurteilung bzw. Meinungsbildung. Diese Bemühen reflektieren m.E. auch Deinen Beiträge.

Ich selbst tue mich schwer bei der Analyse der beiden Länder. Einfache gegenseitige Vorwürfe : du bist Faschist, nein, nicht ich , du bist faschistisch tragen ja nicht, wie überhaupt der Vorwurf des Faschismus nicht trägt, der aus dem Revoltieren gegen eine unfreie bürgerliche Herrschaft sich nährt.
Ich halte die, meist gedankenlose, Verwendung des Schlagwort-Begriffs eher für eine bagatellisierende Verharmlosung von extremem Rechtsnationalismus.

Mangels Information, besonders 'neutraler', vermag ich mir auch kein Urteil zu bilden, ob z.B. die Ukraine sich in den Jahren seit der Unabhängigkeit in einen funktionierenden liberal-demokratischen Staat nach westlichen Vorstellungen entwickelt hat,  oder ob mehrheitlich nicht ein Denken/Verhalten wie zu SSR Zeiten vorhanden ist, natürlich durch Patriotismus/Nationalismus umgepolt.
Man wird nuin mal nicht von heute auf morgen Demokrat, wenn man jahrzehntelang in einer Scheindemokratie sozialisiert wurde.

Amerikanische Militärausbilder, die die ukrainischen Offiziere auf modernes Militärmanagement nach NATO Standards trimmen sollen, berichten wie schwer, ja oft unmöglich,  es ist, das alte 'sowjetische' Denken aus den Köpfen derer zu kriegen, die  noch vor gar nicht so langer Zeit so ausgebildet wurden, wie es in Warschauerpakt Staaten üblich war.

Parlamentarische Wahlen machen ja aus einem Land noch keine überzeugende Demokratie. Das haben wir in der Weimarer Republik gesehen, das sieht man heute noch in Teilbereichen z.B. in Polen, Ungarn, oder auch in vielen Ländern Afrikas, denen das Etikett "westlich-demokratisch" angeklebt wurde,  um weiter business as usual betreibven zu können.

Alles korrekt gewählte Regierungen und dennoch keine astreinen Demokraten, eher in der Wolle gefärbte patriotischen Nationalisten, die sich auf die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung stützen können.



 
Edita
Edita
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf pschroed vom 03.09.2023, 12:13:12

Lieber Phil, Menschen ohne Gefühlsbremse, auch Psychopathen genannt, oder auch „Menschen mit Persönlichkeitsstörungen“, machen weniger als fünf Prozent der Bevölkerung aus, aber sind für mehr als 70 Prozent der schweren Verbrechen verantwortlich! 



Edita

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf pschroed vom 03.09.2023, 12:13:12
Nein, Phil, ich sehe es anders. Sein Verhalten ist " normal ", also
nicht pathologisch im eigentlichen sinne.
Und genau das ist das Erschreckende, wie normal diese Täter sind.

Hier wurde kurz der Holocaust erwähnt. Einige kurze Anmerkungen:
Hannah Arendt reiste seinerzeit nach Jerusalem, um über den Prozess
gegen A.Eichmann zu berichten.
Ich weiß nicht, was sie sich vorgestellt hat? Einem Monster zu begegnen??
Sie war entsetzt darüber, wie normal dieser Massenmörder war.
Sie fand erst keinerlei Erklärung für dieses Phänomen.
Dann prägte sie den Satz von der " Banalität des Bösen ".
Traf zwar auf Eichmann nicht zu, aber egal, stimmte für etliche andere.

Weiter oben war von den Nachkommen der Opfer die Rede.
Das Traumata weitergegeben werden können.
Das ist richtig.
Nur da gibt es ein weiteres Phänomen. Es gab auch die Seite der
Täter, die unvorstellbare Grausamkeiten begangen haben, aber
unbeschadet daraus hervor gingen.
Wie kann das sein??

Das ist auch bei den zahlreichen Tätern der kath. Kirchen oder
der Odenwaldschule zu sehen. Jene, die es taten, waren ohne
Reue und ohne Schaden, während etliche Opfer der Odenwaldschule,
sich das Leben nahmen.

Ich habe das jetzt mal etwas ausführlicher dargestellt.
Die, die Gräueltaten begehen, sind " normal " und gehen unbeschadet
daraus hervor, so, wie die Folterer, in all den zahlreichen Folterkeller
dieser Welt.
Von daher wäre es mir lieber, Putin weniger zu dämonisieren, damit
machen wir es uns zu einfach.
Putin, das Monster, muss vor Gericht und alles wird gut.
Nein, bestimmt nicht.
Und das wissen die meisten hier auch.

Anna

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Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf aixois vom 03.09.2023, 12:27:20
Ja, aixois, ich sehe es ähnlich. Auch ich bin sehr vorsichtig mit
dem Begriff " Faschismus ", zumal es innerhalb dieses Begriffes
große Unterschiede gibt.
Für mich die schlimmste Art, war der Deutsche Faschismus.

Nach der Auflösung der UdSSR und der Unabhängigkeit etlicher
Staaten, gab es bei allen mehr oder weniger große Probleme im
Aufbau einer Demokratie. Natürlich auch in der RF, die zunächst
GUS hieß.
Aber zurück zur Ukraine. Ab 1991 gab es zum ersten Mal einen
Nationalstaat Ukraine. 
Es gab keine Vorerfahrungen. Als Nation zusammen zu wachsen,
war ein schwieriger Prozess, zumal ca. 20 % der Bevölkerung
russische Ukrainer waren.
Ein Spannungsfeld.
Dann einen demokratischen Rechtstaat aufbauen, eine Art 
Marktwirtschaft.
Eine Mammutaufgabe für diesen jungen Staat.

Trotz mehrfacher Anfrage, sind sie nicht in die EU gekommen.
Die EU hatte schwerwiegende Gründe, sie abzuweisen.
Aber, wenn du mich fragst: Ich hätte es besser gefunden, wenn
sie aufgenommen worden wären.
Es wäre ihnen einiges erspart geblieben.

Anna
Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Anna842 vom 03.09.2023, 10:10:57
Ja, Tina, so ist es.
Ich war bereits damals geschockt, als die Kiewer Regierung
ein Ausreiseverbot für alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren
erließ. Bis 60 !!
Ich habe damals überlegt, wann es das jemals gegeben hat.
Mir fiel nix ein.
Natürlich hauen viele junge Männer ab.
Auf beiden Seiten.
Das wurde hier im thread schon öfter belegt.
Auf beiden Seiten.

Und wenn man sich z,B, mal damit befasst, wie das politische-
gesellschaftliche System innerhalb der Ukraine z.B. 2010 oder
noch früher, aussah, wird erschreckende Parallelen zu der RF 
vorfinden. die waren sich ähnlicher als eine glauben mag.

Aber wer hat sich damals schon für die Ukraine interessiert.
Außer, wenn sich in dem dortigen Parlament mal wieder recht
heftig geprügelt worden ist.
Ich bin es gewohnt, mich mit der Vorgeschichte zu befassen.
Auf beiden Seiten.
Auf der russischen, als auch auf der ukrainischen.
Wird aber hier eher nicht geduldet.

Der tapfere Held Selenskyi und der Schlächter Putin.
Alles nur auf zwei Männer heruntergebrochen.
Jetzt soll Putin traumatisiert sein und deswegen wird er
zum Schlächter.
Putin wird hier öfter psychologisiert. Es ist falsch, diese Ebene
zu betreten.

Anna

 
Liebe Anna,

unabhängig, dass dieser Angriffskrieg von Putin ein Verbrechen ist, was verurteilt werden muss, was auch hier jeden Tag zu Recht gemacht wird, sollte man auch über die Vorgeschichten reden. Auch, wenn dieser Krieg mit nichts zu rechtfertigten ist.

Die Vorgeschichten sind wichtig, denn sie können Auslöser von Kriegen
werden. Und wenn man zukünftig Kriege verhindern will, muss man schon im Vorfeld (Vorgeschichte) reagieren, also deeskalieren und nicht provozieren. 2008 haben wichtige Politiker in den USA, habe die Namen nicht parat, nachdem die USA (Busch ) die Ukraine immer wieder zur Nato eingeladen haben, obwohl sie es damals nicht wollten, dass, das einen Krieg zur Folge haben wird, wenn man sich nicht von dieser Strategie öffentlich abwendet und sich dafür ausspricht, dass die Ukraine neutral bleiben soll. Es wurde also gewarnt. Der Krieg hätte also verhindert werden können. So sagen es diese Experten.
Tina


Gregor Gysi fasst die Vorgeschichte im Bundestag (Video) zusammen, bringt es auf den Punkt. Und mit dieser Meinung ist er nicht allein, sie kann man auch von Politikern, Militärs aus den USA hören.
 


Der Westen muss die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands auf der Krim anerkennen - wie das übrigens auch US-Außenminister Kerry erkannt hat. Es muss ein Status für die Krim gefunden werden, mit dem die Ukraine, Russland und wir leben können. Russland garantiert werden, dass die Ukraine nicht Mitglied der NATO wird.

Die Perspektive der Ukraine liegt in einer Brückenfunktion zwischen EU und Russland. Es muss in der Ukraine ein Prozess der Verständigung und Versöhnung zwischen Ost und West eingeleitet werden - vielleicht über einen föderalen oder konföderalen Status, vielleicht auch über zwei Präsidenten.

Was ich der EU und der NATO vorwerfe: Bis heute ist kein Verhältnis zu Russland gesucht und gefunden worden, das muss sich jetzt gründlich ändern. Sicherheit in Europa gibt es weder ohne noch gegen Russland, sondern nur mit Russland.( "Genau das hat auch Egon Bahr u auch Genscher geäußert, weil sie weit geblickt haben. Und bei all dem, muss man Putin weder als Freund haben, noch unterstützen.")  Und wenn die Krise eines Tages überwunden ist, könnte ein Vorteil darin bestehen, dass das Völkerrecht endlich wieder von allen Seiten respektiert wird."


 
Edita
Edita
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita

Um vor der für 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere unpopuläre Mobilmachung zu vermeiden, wirbt Putin nach britischen Angaben nun Ausländer an, Migranten aus Zentralasien sowie Menschen in Nachbarländern als Soldaten für den Krieg gegen die Ukraine.
Es gibt mindestens sechs Millionen Migranten aus Zentralasien in Russland, die der Kreml vermutlich als potenzielle Rekruten ansieht, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. 

Mit hohen Anzahlungen und Löhnen Moskau wirbt wohl Migranten als Soldaten an 



Edita


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Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Edita vom 03.09.2023, 12:28:53
" Während des Völkermordes 1994 in Ruanda wurden innerhalb von
13 Wochen bis zu einer Millionen Menschen getötet. Obwohl die Täter
ausschließlich zu den Hutu und die Opfer zum größten Teil zu den Tutsi
zählten, waren es nicht nur ethnische Spannungen zwischen beiden
Volksgruppen, sondern eine privilegierte Gruppe in Kigali fürchtete ihre
Entmachtung und initiierte den Massenmord. "

Aus dem Buch: " Kein Zeuge darf überleben. Der Genozid in Ruanda. "
                            Alison Des Forges. Hamburger Editions Vlg. 2002.

Nein, wenn man das Buch liest, welches sehr dezidiert den Verlauf
wiedergibt, kann nicht mehr gesagt werden, dass diese Täter allesamt
oder überwiegend, eine " Persönlichkeitsstörung " hatten.

Wir können nicht alles, was nicht in unser Menschenbild hinein passt,
als eine Art " Störung der Persönlichkeit " deklarieren.

Anna
RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 03.09.2023, 12:13:12
...
Ich weiß nicht was Putin passiert ist
...
geschrieben von pschroed
Seiner MafiaBande ging das Schutzgeld aus.
Und er als GrandFather muss für Nachschub sorgen.
Er dachte (wusste?) halt, dass die halbe Ukraine-Mafia ihn dabei unterstützen würde, eischl des Knallers aus WeißRussland, Lukaschenko.
Hat aber nicht erwartet, dass die mittlerweile sich (etwas) veränderte Ukraine nicht mitziehen mochte.

Machte Putin&Co sich jetzt vom Acker, dann wäre/ist die GESAMTE Bande tot - falls sie nur daran denken würde. Das erfuhr schon Prigoschin.

Russ kann nur mit MafiaMethoden exisitieren; es wäre mit 'normalen Zuständen' nach ein-zwei Monaten komplett am Ende. Dann folgte ganz sicher ein Stalin auf einen Lenin. Ohshit.
Die Situation ist viel heisser/brisanter für alle, als der 'läppische' Einmarsch in die Ukraine.

Unter dem Gesichtspunkt einfach zu verstehen.
Und ja, ich weiß aus eigener Erfahrung wovon ich schreibe.
Edita
Edita
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf Anna842 vom 03.09.2023, 13:56:36

Werden Institutionen, Firmen, soziale Einrichtungen, Staaten mehrheitlich von seelisch kranken Personen bestimmt und geführt, dann nehmen Gewalttaten und Terror nicht nur ihren Lauf, dann kehren sich auch die rechtlichen Verhältnisse um. Diktatoren, Massenmörder und Folterer haben dann das Recht auf ihrer Seite. Ihr Terror wird nicht nur als notwendig, sondern als Wohltat, sogar für die Opfer, hingestellt. Und die Opfer werden beschuldigt, die eigentlichen Täter zu sein.
Und genau das geschieht mit der Ukraine! 



Edita

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Tina1
als Antwort auf Anna842 vom 03.09.2023, 10:10:57

Liebe Anne,

was mich auch schon länger stört ist, also schon vor diesem schrecklichen Krieg, dass der Westen, allen voran die USA, sich immer als die absoluten "Guten" hinstellen wollen. Das "Böse" gibt es immer nur auf der anderen Seite. Nur die "Guten"  sind sie bei weitem nicht, darüber gibt es genug Berichte, Informationen. Man muss nur an das US-Gefängnis Guantanamo, dass es inzwischen seit 20 Jahren gibt, erinnern. Noch immer befinden sich 39 Häftlinge dort. Die meisten von ihnen wurden schwer gefoltert, berichtet der Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck. Darüber gibt es Videos, wo man sieht wie grausam gefoltert wird, wie die Menschen entmenschlicht wurden, man hat sie wie Tiere behandelt , oft nackt und unter Qualen und Demütigung. Es gibt Berichte, das man Versuche gemacht hat, die man aus Naziaufzeichungen über Folter und Versuche genommen hat, und das unter Aufsicht von Ärzten. Vor 20 Jahren entstand das US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba. Und es gibt Foltergefängnisse der USA, ausgelagert, in der Welt verstreut. 

Man muss nur an den Fall Julian Assange denken, an die vielen unschuldigen Drohnen-Toten.
Was Kriege u Regime-Chance betrifft, bringt es die Anstalt über Satire sehr gut rüber. Das muss man gesehen haben, es wurde gut recherchiert, denn sie arbeiten mit Fakten. Und damit wird gezeigt, was auch falsches berichtet wurde. Die Darstellung der Akteure selber, ist genial, kann nicht besser gemacht werden. 
Tina

 

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