Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Nordlicht 55
Nordlicht 55
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf JuergenS vom 23.07.2023, 19:18:37
eintrocknen ist genau so eine Floskel wie einfrieren, stoppen, aufhören.

Letzteres ist sicher wichtig, das wichtigste, egal wie, nicht egal wann. SOFORT.
Danke @ JuergenS!

Ich hatte das Wort "eintrocknen" anders verortet. Aber dann sind wir uns einig... 😉

Katja
Juro
Juro
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Juro

Louis Dreyfus schließt sich dem weltweiten Exodus der Getreidehändler aus Russland an
Reuters
3. April 20233:45 GMT+2Aktualisiert vor 4 Monaten

MOSKAU, 3. April (Reuters) - Die Louis Dreyfus Company wird den Export von russischem Getreide ab dem 1. Juli einstellen, teilte der Konzern am Montag mit und schloss sich damit anderen globalen Händlern an, die ihre Aktivitäten im größten Weizenexportland der Welt einstellen.
Die meisten internationalen Getreidehändler haben nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine im vergangenen Jahr neue Investitionen in Russland gestoppt, aber weiterhin russischen Weizen verschifft.
"Die Louis Dreyfus Company (LDC) wird die Getreideexporte aus Russland ab dem 1. Juli 2023 einstellen, da die Herausforderungen beim Getreideexport im Land weiter zunehmen, und prüft auch Optionen für die Übertragung an neue Eigentümer ihres bestehenden russischen Geschäfts und ihrer Getreideanlagen", so LDC in einer Erklärung.
https://www.reuters.com/markets/commodities/louis-dreyfus-stop-exporting-russian-grain-july-1-2023-04-03/

Ein weiterer Player auf dem russischen Exportmarkt - Cargill

Das 1865 gegründete Unternehmen befasst sich mit dem Handel von Lebens- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen. Mit einem Jahresumsatz von knapp 165 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2021/22 zählt Cargill zu den weltweit größten Unternehmen und ist die größte nicht börsennotierte Gesellschaft in den Vereinigten Staaten. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Cargill

Cargill ist so stark, dass es keine Börse braucht um zu handeln. Sie wissen über alle Preise, Erntevoraussagen, Anbauoptionen weltweit differenziert bescheid und können ihre Handlungsoptionen autark bestimmen. Cargill hat sich früh in den russischen Markt "eingekauft" und regelte große Teile des russischen Imports von Getreide aus den USA. Ab 1991 gibt es eine offizielle Niederlassung in Russland. Bis 2020 wandelte sich das Geschäft vom Verkauf nach Russland zum Exporteur russischen Getreides in alle Welt.

Cargill Russland ist ein Zweig von Cargill, der Lebensmittel wie Ölsaaten, Geflügel, Sirupe, Weizen, Stärke, spezielle Lebensmittelzutaten und Tierfutter herstellt und vermarktet. Das Unternehmen ist auch im Handel mit Ölsaaten und Getreide tätig. Cargill Russland beschäftigt derzeit rund 2.500 Mitarbeiter in Russland. 1991 eröffnete das Unternehmen sein erstes Büro in Moskau. Im Dezember 2005 beschäftigte das Unternehmen 1.306 Mitarbeiter, von denen über 99 Prozent russische Staatsangehörige waren. [ein]
https://en.wikipedia.org/wiki/Cargill_Russia#:~:text=Cargill%20Russia%20is%20a%20branch%20of%20Cargill%20that,Russia%20presently%20has%20around%202%2C500%20employees%20in%20Russia.

Eigendarstellung: Cargill ist ein internationaler Hersteller und Vermarkter von Lebensmitteln, landwirtschaftlichen, finanziellen und industriellen Produkten und Dienstleistungen. Unser 1865 gegründetes Unternehmen in Privatbesitz beschäftigt 150.000 Mitarbeiter in 70 Ländern.
Cargill begann 1964 mit der Lieferung von Getreide an die UdSSR. Im Jahr 1991 wurde eine Cargill-Niederlassung in Moskau, Russland, eröffnet, was zu einer verbesserten Geschäftstätigkeit in russischen Regionen führte.
https://www.cargill.ru/en/about-cargill
In Russland umfassen unsere Aktivitäten in der landwirtschaftlichen Lieferkette:Verarbeitung und Vertrieb von Getreide und Ölsaaten für den Inlands- und Exportmarkt 


Landwirtschaft
Als einer der weltweit führenden Händler von Getreide und Ölsaaten verbindet Cargill Produzenten und Anwender von Getreide und Ölsaaten auf der ganzen Welt. Wir sind weltweit integriert, um Getreide und Ölsaaten wie Weizen, Mais, Ölsaaten, Gerste und Sorghum sowie Pflanzenöle und -mehle zu beschaffen, zu lagern, zu handeln, zu verarbeiten und zu vertreiben. Wir verfügen über eine breite globale Präsenz in den Bereichen Herkunft, Versand und Verarbeitung von Getreide, bieten eine Reihe von Dienstleistungen für Landwirte und Risikomanagementlösungen an und verfügen über umfangreiche Expertise im Umgang mit identitätserhaltenden und differenzierten Produkten.
In Russland umfassen unsere Aktivitäten in der landwirtschaftlichen Lieferkette:

  • Verarbeitung und Vertrieb von Getreide und Ölsaaten für den Inlands- und Exportmarkt

Wir helfen unseren Partnern, erfolgreich zu sein
Unser Team hat einen stolzen Ruf für die Verarbeitung von Getreide und Ölsaaten, die von den Bauern des Landes produziert werden. Wir arbeiten hart daran, die Geschäfte unserer Partner erfolgreicher zu machen, und bieten den Produzenten praktische Unterstützung, einschließlich finanzieller Lösungen und fachkundiger Beratung.
Unsere Fähigkeiten und Ressourcen
Unser Hauptsitz in Krasnodar, im Südwesten des Landes, wird durch umfangreiche Ressourcen und Einrichtungen in den wichtigsten Produktionsregionen unterstützt. Wir besitzen ein Flussterminal, das den Export und Transit von Getreide aus verschiedenen Gebieten Russlands und Kasachstans abwickelt. Wir arbeiten direkt mit Getreide- und Ölsaatenproduzenten zusammen, um Produkte sowohl für den Inlands- als auch für den Exportmarkt zu liefern.
Wir exportieren russisches Getreide aus Häfen am Schwarzen Meer und am Asowschen Meer.
Immer darauf bedacht, zukünftige Marktbedürfnisse zu antizipieren, haben wir unsere Verarbeitungsaktivitäten mit unserer neuen Brechanlage im Bezirk Nowoanninskij in Wolgograd erweitert. Wir kaufen Sonnenblumenöl für die weitere Raffination in unserer Raffinerie, Abfüll- und Verpackungsanlage in Efremov.
https://www.cargill.ru/en/agriculture

 

Die meisten internationalen Getreidehändler haben seit dem letzten Jahr nach Moskaus Einmarsch in der Ukraine keine neuen Investitionen mehr in Russland getätigt, exportieren aber weiterhin russischen Weizen.

  • "Die Einstellung der Exportaktivitäten auf dem russischen Markt wird keine Auswirkungen auf das Volumen der inländischen Getreidelieferungen ins Ausland haben. Die Vermögenswerte des Unternehmens für den Getreideexport werden unabhängig davon, wer sie verwaltet, weiter betrieben", teilte das Landwirtschaftsministerium gegenüber Reuters mit.

Vittera
Darüber hinaus plant der Getreidehändler Vittera, der zum Schweizer Bergbau- und Handelsriesen Glencore gehört, den Getreidehandel in Russland einzustellen, berichtete Bloomberg News unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.
Ein Sprecher von Vittera lehnte eine Stellungnahme ab, sagte aber, dass eine Erklärung zu einem späteren Zeitpunkt abgegeben werden würde.

Nach Angaben der Wirtschaftszeitung RBC wird Cargill in der Exportsaison 2022-23 2,2 Millionen Tonnen russisches Getreide exportieren, was etwa 4% der gesamten russischen Getreideexporte entspricht.

Klingt erst mal nicht viel, aber die Dauer und der Umfang des Rückzuges in der Diversität des Leistungsangebotes machen die Bedeutung für den Agrarsektor Russlands aus.

Juro
teri
teri
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von teri
als Antwort auf Granka vom 24.07.2023, 08:46:30

@granka, dein Anmeldedatum ist mir vollkommen wurscht. Nur - deine Beiträge sprechen für sich.....

Ende vom OT

teri


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aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Juro vom 24.07.2023, 11:26:43

Nun ich denke mal, die Big Five des Weltgetreidehandels, und besonders Cargill, werden wissen, wie man Vertriebsketten schöpferisch so gestaltet, dass mit ein paar Böglein und Umwegen die Vermarktung und die Handelsmargen im gewohnten Lot bleiben.

Kann Zeit brauchen, aber man ist ja flexibel und findig... kann aber etwas teurer werden, i.e. Russland muss Abstriche beim Verkaufspreis hinnehmen - oder eben seinen Weizen den ärmsten Ländern schenken, dann entfallen wenigstens für diese Cargos die Versicherungsprämien (?) und auch das SWIFT Bezahlungsproblem. In welchen Mägen das Getreide (bzw. Mehl) dann letztendlich landet, ist eine andere Frage.

Muss ja nicht auf jedem Korn ein Pickerl "Cargill, made in Russia" kleben und die Cargill Fegen werden in Russland weiter so fegen, wie sie es schon immer taten, egal, wie der offizielle Eigentümer jeweils heisst. Oligarchen gibt's genug, die neuen werden die alten sein.Und auch Ersatzteile, werden ihren Weg in die ex-Cargill Maschinen finden, nur halt auf Umwegen. Kostet mehr Zeit und daher auch mehr Geld.

Trotz aller hochministeriellen Unkenrufe über den durch das  unterbrochene Getreideabkommen verursachten Welthunger, sollte die Frage nach der Preisgestaltung nicht vergessen werden.
Die Getreidernten waren global in den letzten Jahren gut. Es fehlt nicht am Getreide, Getreide ist genug da so auch jüngst, der WEF* Direktor Deutschland).
Das Problem ist der Preis, den die Ärmsten nicht mehr bezahlen können und der auch den WEF seine Aufkäufe an Getreide fast halbieren lässt. Seine Mittel sind begrenzt, sein Budget wird nur unzureichend erhöht ( Defizit 2023: ca. 22 Milliarden $)

Mehr als 70 % des Weltgetreidehandels werden von den 4 - 5 (ABCD + China; C = Cargill; D= Dreyfus) "Großen" bestimmt, auch der Preis, der zumindest aktuell weit größeren Einfluss auf den Welthunger hat, als das Getreideangebot.

So ganz am Rande (und weil z.T. OT) : warum gibt es eigentlich keine globale, nicht privat kontrollierte "Getreide-Bufferstocks" (Vorratslager, die Überschussmengen vom Markt nehmen und preiskontrollierend wirken), so dass der Spekulation mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln endlich ein Riegel vorgeschoben wird?

Antwort: Der 'Markt'  wird es schon richten und wer ein Großer auf dem Markt ist (too big to loose), dem geht  man nicht an die Wäsche !

WEF = WFP = FAM = Welternährungsfonds, dessen Hauptlieferanten/Geberländer  neben den USA , DE und die EU sind, nicht Russland, nicht die Ukraine. Einige Milliarden $ "donations" mehr,  könnten mehr ausrichten gegen den Welthunger, als teuere Lieferungen aus dem Schwarzen Meer, die ohnehin zu einem sehr großen Teil in den Mägen von Masttieren, aber nicht in denen der Ärmsten und Hungernden landen.

Rosi65
Rosi65
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Rosi65
als Antwort auf aixois vom 24.07.2023, 13:56:43

Hallo aixois,

laut einer Dokumentation von MIGHTY EART wurde Cargill ja auch zum schlimmsten Unternehmen der Welt erklärt. „Cargill setzt die Welt dafür ein, dass das Unternehmen gedeiht.“

https://www.mightyearth.org/cargillreportgerman

Rosi65

JuergenS
JuergenS
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von JuergenS

Ich halte den Daumen, dass endlich eine Wende in Sicht ist im Überfall der Ukraine, denn China ist der Welt größter Getreideinteressent aus der Kriegs-Region, addiert man das zu den wichtigsten Märkten der Produktherstellungen Chinas für die NATO-Staaten, dann müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn außer Putin noch ein Staat auf der Welt an diesem Krieg interessiert bleibt, oder?


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aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Rosi65 vom 24.07.2023, 14:37:11

Hallo Rosi,

ja das ist so und zwar nicht erst seit gestern (gilt in etwa auch für anderen drei Großen, keiner ist da ein braver Chorknabe).

Ich erinnere mich an meinen Einsatz vor Ort - wo es um den Einsatz von (Hybridsorten) Saatgut ging ... gab es nicht mal eine Hybrid Seeds Cargill Firma ???

Wer könnte wohl dem Welthunger und den Ärmsten der Armen besser beikommen : Cargill oder der Weizen aus der Ukraine ?

Von den Ökosystem Schweinereien gar nicht zu reden.
Hat Cargill nicht auch ein Interesse, die umweltbezogenen Anhänge des Mercosur Abkommens zu hintertreiben ?

teri
teri
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von teri
als Antwort auf Rosi65 vom 24.07.2023, 14:37:11
Hallo aixois,

laut einer Dokumentation von MIGHTY EART wurde Cargill ja auch zum schlimmsten Unternehmen der Welt erklärt. „Cargill setzt die Welt dafür ein, dass das Unternehmen gedeiht.“

https://www.mightyearth.org/cargillreportgerman

Rosi65
Vielen, vielen Dank  @Rosi65 für die hochinteressante Url.

Es bleibt zu hoffen, daß sehr viel Menschen hier und auswärts diesen Bericht lesen. Es zeigt auf, wie unsere Welt zerstört wird - und die meisten dabei wegschauen.

teri
Rosi65
Rosi65
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Rosi65
als Antwort auf aixois vom 24.07.2023, 14:44:09

Wer könnte wohl dem Welthunger und den Ärmsten der Armen besser beikommen : Cargill oder der Weizen aus der Ukraine ?
aixois


Da die Ukraine mit über die fruchtbarste Ackerböden weltweit verfügt, wird sie auch als die Kornkammer Europas bezeichnet.
Doch durch den Krieg liegen viele Felder brach, und die Getreide- und Maisernten haben sich halbiert. Ein großer Teil der Ernte, sowie die Infrastruktur der Hafenverschiffungsanlagen, wurden in Odessa durch russische Angriffe zerstört. Was für eine Schande!  Und im Hafen von Mykdajin wird es sicher ähnlich aussehen.
Trotzdem könnte die Ukraine ihr Getreide aber noch reichlich exportieren, wenn man sie nur nicht so massiv daran hindern würde, denn ein großer Teil der Weltbevölkerung ist dringend darauf angewiesen.

Rosi65
olga64
olga64
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 21.07.2023, 22:26:40
Hier bekommt man einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns nach der Aufnahme der Ukraine in die EU erwarten wird. Forderungen und nochmals Forderungen. Man kann nur hoffen, dass wir spätestens dann eine Regierung haben, die das rechte Maß noch kennt.
Tja, Leutnant - bei Ihnen muss "man" zwischen den Zeilen lesen - wenn es um "das rechte Mass" geht. Aber auch dieser in Umfragen nach oben strebenden AFD droht Konkurrenz aus der konservativen Ecke: der von sich stark überzeugte Herr Merz, der unser Land als nächster Kanzler weiblicher und jünger machen möchte, lässt schon seine Fähnchen in Richtung dieser braunen Fascho-Partei wehen und spricht von Zusammenarbeit in Kommunen usw - so geht es ja meist los.
Sogar Herr Brandner von der AFD warnt indirekt vor so einer Anbahnung und meint: "dies sei blanke Verzweiflung der CDU und die würde es dann wieder so machen: rechts blinken und links abbiegen".....
Und auch Herr Söder spricht dagegen - der hätte ja so einen politischen Schmutzfink bei seinem Koalitionspartner und sieht natürlich das Wählerpotential derer für die CSU in Gefahr, die dieses "rechte Mass" nicht akzeptieren würden. Olga
 

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